'Hitlers Aufstieg' 1929 ff

Es gab damals noch wenig „Demoskopie“.
Und doch sind diese Fragen,
ausser der letzten***),
schon viel gestellt und versucht worden zu beantworten.

Gibt es eine Aufstellung, die man einigermaßen als „gesichert“ betrachten kann, die auf nachfolgende Fragen eingeht und auch zufriedenstellend beantwortet?

  • Waren die Kapitalisten, die Industrie Hitlers Helfer?

  • Waren es die Landwirte und Bauern, die Hitler zum Aufstieg verhalfen?

  • Waren die Arbeiter die Wählerschaft, die Hitler an die Macht verhalfen?

  • War die Anzahl der Intellektuellen, der Akademiker, ja der geistigen Elite ebenfalls hoch, wenn es darum ging der NSDaP an die Macht zu
    verhelden?

  • Waren es Katholiken eher als Protestanten?

  • Und nun eine Frage, die ich noch nie diskutiert gesehen habe:

***)
Waren es die FRAUEN, die überproportional Hitler verehrten und wählten?

Ein paar Sachen konnte ich in Erfahrung bringen:

Es waren in den Universitäten weniger die Professoren, dafür eher die Studenten, die sich für Hitlers NSDAP begesitert haben sollen.

Und was den Bezug zur Wirtschaftskrise betrifft:

1928 hatte die NSDAP noch nur 3 Prozemt der Stimmen erhalten. 1929 schon 18 und 1932 dann 35 %.

Die Korrelatuion „Aufstieg der NSDAP“ und „Wirtschaft“ ist schon offensichtlich… und nicht zufällig!
Oder sieht das jemand anders?

Es gab in der Weimarer Zeit bekanntermaßen viele Parteien, auch extreme… aber eines hatten sie nicht:

Ein Gesicht vorzuweisen, eine charismatische Figur…

auch wenn sich später zeigte, dass hinter dem Gesicht der Satan steckte.

Menschen wählen Gesichter! Verkörperungen ihrer Sehnsüchte und Wünsche, auch auf Kosten der Freiheit, denn Ordnung muss sein… aber das ist jetzt zu philosophisch … http://www.philtalk.de/msg/1053221053-330.htm#330

Wäre nett, Korrekturen und Antworten zu hören.

Danke!
MultiVista

Genosse Stalin, der die Nr. 18 an die Macht brachte. Indem er den schon abgesetzten Thälmann, der war ein Dieb, hatte in die Parteikasse gegriffen, wieder einsetzen liess. Der war der Garant dafür, dass es kein zusammengehen mit der SPD gab, was andere Kräfte in der Partei durchaus wollten. Damit wäre aber Stalins Einfluss bei den Kommunisten nicht mehr in dem Masse durchsetzbar gewesen…

Wallflower

Hallo MultiVista,

  • Waren die Kapitalisten, die Industrie Hitlers Helfer?

Diese Frage habe ich schon vor ein paar Tagen gelesen, ohne zu wissen, was ich darauf antworten sollte.

Nun zählst du da noch etliche weitere Gruppen auf. Das klingt für mich jetzt fast ein wenig so, als wolltest du einen „Schuldigen“ finden.

Ich denke, diese Art der Fragestellung ist nicht zielführend. Außerdem denke ich, dass genau dadurch, dass man die Menschen in Gruppen einteilt (z.B. Juden und „Arier“) und diesen Gruppen dann jeweils andere Eigenschaften zuschreibt, sehr viele Probleme geschaffen werden.

Mag sein, dass du meine Antwort blöd findest, aber sie lautet ganz einfach: Es waren die Nazis, die Hitler an die Macht gebracht haben. Und die gab es eben in der gesamten Gesellschaft: Universitätsprofessoren ebenso wie Studenten, Industrielle ebenso wie einfache Arbeiter. Manche von ihnen waren Nazis, andere nicht.

Übrigens, weil dich das mit den Industriellen so zu interessieren scheint: Also Thyssen unterstützte Hitler.
Andere Unternehmer unterstützten eher ihre jüdischen Mitarbeiter und versetzten sie z.B. ins Ausland. :smile:

  • Waren es die … die Hitler zum Aufstieg
    verhalfen?

Sie alle waren es. Zu viele Menschen fanden den damals gut. Das war das Problem an der Sache. (Ich meine, man wusste ja damals auch noch nicht, was da noch nachkommt und konnte Hitler daher ganz anders sehen als wir ihn heute sehen.)

Die Korrelatuion „Aufstieg der NSDAP“ und „Wirtschaft“ ist
schon offensichtlich… und nicht zufällig!
Oder sieht das jemand anders?

Also ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass nach der Weltwirtschaftskrise einfach nahezu zwangsläufig eine wirtschaftliche Erholung folgen musste, und dass es mit einer anderen Regierung ebenso gekommen wäre.

Schließlich hatten die anderen Länder keinen Hitler und erholten sich deswegen genauso von der WWK.

Schöne Grüße

Petra

Hallo,

Gibt es eine Aufstellung, die man einigermaßen als „gesichert“
betrachten kann, die auf nachfolgende Fragen eingeht und auch
zufriedenstellend beantwortet?

  • Waren die Kapitalisten, die Industrie Hitlers Helfer?

Zunächst einmal - es ist schlicht irreführend, von „die Kapitalisten“ zu sprechen, die Interessen der Großindustrie waren und sind natürlich nicht dieselben wie die des Mittelstandes. Und in der Großindustrie gab es nicht nur Thyssen, da gab es auch genug Leute, die vor sozialistischen Tendenzen Angst hatten - auch wenn Hitler alles versuchte, solche Besorgnisse zu entkräften. Der Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Findustrie_und_… gibt einen mE recht brauchbaren Überblick über den aktuellen Stand der Forschung.

Zu Deinen anderen Fragen - da gibt (natürlich) es ein Standardwerk:

Jürgen W. Falter
Hitlers Wähler
C.H.Beck 1991
ISBN 3406352324 Buch anschauen

Hier: http://www.akens.org/akens/texte/info/26/102.html eine kurze Vorstellung des Buches, die Deine Fragen zumindest teilweise schon beantwortet.

Freundliche Grüße,
Ralf

bullshit
Das ist eine Mischung aus schlichtem Unsinn und Verleumdung.

Die Unterschlagung wurde von John Wittorf begangen (politischer Leiter des Bezirks Wasserkante der KPD), einem Protegé Thälmanns. Der wiederum versuchte die Affäre zu vertuschen, weswegen nach Beschluss des ZK vom 26. September 1928 seine Funktion als Parteivorsitzender bis zu einem Entscheid des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI) ruhte. Richtig ist, dass Stalin für eine Rehabilitierung Thälmanns durch die EKKI (am 6. Oktober 1928) sorgte und in der Folge über Thälmann die sog. ‚Generallinie‘ in der KPD durchsetzte - und für die Entmachtung bzw. den Auschluss von sog. Links- und Rechtsabweichlern (Trotzkisten, „Brandlerianer“, „Versöhnler“) sorgte.

Nicht richtig oder bestenfalls haltlose Spekulation ist es, dass eine Absetzung Thälmanns und ausgebliebene ‚Stalinisierung‘ der KPD Hitlers Machtübernahme verhindert hätte oder auch nur zu einer Einheitsfront mit der SPD geführt hätte. So oder so - den Kommunisten auch noch die Alleinschuld an Hitlers Machtübernahme zuzuweisen, ist mehr als albern.

Lektüre zum Thema:

Hermann Weber, Bernhard H. Bayerlein
Der Thälmann-Skandal
Geheime Korrespondenzen mit Stalin
Aufbau Verlag, 2003
ISBN 3351025491 Buch anschauen

Freundliche Grüße,
Ralf

4 Like

Hallo Multivista,

  • Waren es Katholiken eher als Protestanten?

Das ist mit umgekehrten(!) Vorzeichen eine der wenigen sicheren Wahlanylysen: Katholizismus ging nicht mit NS-Sympathie zusammen. Der massive Wählereinbruch der NSDAP ab 1930 gelang fast ausschließlich in protestantischen Gegenden, zu Lasten der alten bürgerlichen Parteien.

Sehr erhellend ist es, wenn man folgende Karten, z.B. aus dem Putzger, nebeneinander legt:

  • Konfessionsverteilung im Deutschen Reich
  • Stärkste Partei bei den Reichstagswahlen 1928, 1930, 1932

Ergebnis: keine Einbrüche beim (katholischen) Zentrum, Verluste bei der SPD, Verschwinden der Mitte-Rechts-Parteien incl. DNVP. Gerade bei konfessionsverschiedenen Ländern (z.B. Bayerns protestantische Gebiete) ist das augenfällig.

Viele Grüße,
Andreas

Mit "Kapital / isten "

meinte ich v.a. Industrie.
Hugenberg fällt mir fabei ein!

Und was das Tgema Frauen und Hitler betrifft.
Nun ja - die NS-Strategen zielten schon auf die Frauen:

http://einestages.spiegel.de/static/entry/_ich_kuess…

Gruss
MultiVista

Waren es Katholiken eher als Protestanten?

Das ist mit umgekehrten(!) Vorzeichen eine der wenigen
sicheren Wahlanylysen:

Katholizismus ging nicht mit NS-Sympathie zusammen.

Der massive Wählereinbruch der NSDAP ab 1930 gelang fast ausschließlich in protestantischen Gegenden,
zu Lasten der alten bürgerlichen Parteien.

Andreas

Habe ich ehrlich gesagt, nicht ganz verstanden.
Wählereinbruch bei der NSDAP?

Durch Protestanten?

Gruss
MultiVista

‚Hitlers Aufstieg‘ 1929 ff
Und hier fand ich zu Fragen der Konfessionszugehörigkeit und Geschlechterverteilung noch folgendes:

"… die Frage, wie sich die Wählerschaft d. NSDAP nach Berufsgruppen zusammensetzte,
ergibt:¨ die Zusammensetzung war über den ganzen Zeitraum von 1928-1933 erstaunlich konstant

überrepräsentiert die Selbständigen, deren Anteil
sogar zunahm leicht unterrepräsentiert Angestellte u. Beamte ¨ stark unterrepräsentiert d. Arbeiter

Hier bestätigt sich wieder, daß d. NSDAP nicht primär
eine Partei d. radikalisierten Mittelschichten war…

bes. d. „Neue Mittelstand“ tendierte wenig zur NSDAP,
das gilt vor allem für die Angestellten, dagegen zog es
d. Beamten stark zur NSDAP

nimmt man die Selbständigen hinzu, war d. Mittelschichtanteil d. NSDAP dennoch ziemlich groß
er kam vor allem aus d. „alten Mittelstand“
= (protestantische) Händler, Handwerker u. Bauern
[Falter: Hitlers Wähler, u. a. S. 371]

>>> weiteres wichtiges Kriterium kommt hier die
Konfession ins Spiel: alle neueren Studien zeigen, daß d. katholische Milieu bei d. Wahlen gegenüber dem NS
ziemlich immun war [Falter: Hitlers Wähler, S. 186-193; Stögbauer, C.: Measuring the Impact of the
Depression on the Radical Vote in the Weimar Republic, in: Jahrbuch f. Wirtschaftsgeschichte, 2000/2, S. 157-172]

„Protestanten waren im Schnitt doppelt so anfällig gegenüber d. NSDAP wie Katholiken“. [Falter: Hitlers Wähler, S. 177]

>>> Hinsichtlich d. Kriteriums Geschlecht konnte d. Wahlforschung einige Sonderauszählungen auswerten, bei denen d. Geschlecht vermerkt worden war Falter kommt zu dem Schluß, daß d. Frauenanteil unter NSDAP-Wählern zunächst sehr gering war, aber bis 1932 stark zunahm…

(dennoch gelang es d. Partei nicht, „unter d. weiblichen
Wählern noch gar unter den weiblichen Stimmberechtigten,
die gleichen Ausschöpfungsquoten zu erzielen wie unter den Männern“) - Falter: Hitlers Wähler, S. 143)

zitiert aus:

http://www.lrz-muenchen.de/~u51a111/webserver/webdat…

und hier noch:

http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/frauen…

Gruss

MultiVista

Mit "Kapital / isten "

meinte ich v.a. Industrie.
Hugenberg fällt mir fabei ein!

Der war Gründer und (ab 1928) Vorsitzender der DNVP, die 1933 zur Selbstauflösung gezwungen wurde. Die DNVP begünstigte zwar durch die Zusammenarbeit mit der NSDAP in der Agitation gegen den Young-Plan 1929 und in der Harzburger Front 1931 den Aufstieg der NSDAP - aber die DNVP war nicht die „die Industrie“. Hast Du den von mir empfohlenen Wikipedia-Artikel nicht gelesen?

Und was das Tgema Frauen und Hitler betrifft.
Nun ja - die NS-Strategen zielten schon auf die Frauen:

Ja und? Das haben alle Parteien und das tun sie noch heute. Das heisst jedoch nicht, dass die NSDAP gerade bei weiblichen Wählern besonders beliebt gewesen wäre; eben das war nicht der Fall. Was der zweite von mir empfohlene Link besagt und auch das Zitat, das Du selbst weiter unten aus dem von mir empfohlenen Buch bringst.

Gruß,
Ralf

„Satan“ :smile:))
Hallo,

Es gab in der Weimarer Zeit bekanntermaßen viele Parteien,
auch extreme… aber eines hatten sie nicht: [nur die NSDAP]

Ein Gesicht vorzuweisen, eine charismatische Figur…

auch wenn sich später zeigte, dass hinter dem Gesicht der
Satan steckte.

Wie konnte man sich nur so in A.H. täuschen ?!
Satan ist schon ein perfider Trickser!
Kommt als Messias daher,
und dann — verliert er den Krieg.

Nescio

Hallo,

Und hier fand ich …

Das interessiert mich nicht. Wieso fragst du, wenn du sowieso alles selber weißt?

Auf meine Antwort hingegen gehst du überhaupt nicht ein: Deine Art der Fragestellung ist nicht hilfreich, um zu verstehen, wie der NS an die Macht kam.

Petra

"Mag sein, dass du meine Antwort blöd findest, aber sie lautet ganz einfach:

Es waren die Nazis, die Hitler an die Macht gebracht haben. Und die gab es eben in der gesamten Gesellschaft…"

DAS ist ja wohl klar!
Aber wenn Du schreibst „es waren eben die Nazis“ - was soll ich dann davon halten, dass ploetzlich zwischen 1928 - 1933 sich die Zahl deren Wähler so drastisch und rasch erhöht hat??

Die Frage muss doch erlaubt sein (ent-tabuisiert!),
weshalb es so rasch ging - und welche „soziologischen“ Gruppen, Schichten auf diesen Charismatiker Hitler oder Propaganda der NS hereinfielen?
Ich fand es zum Bsp. sehr überraschend, dass angeblich die Katholiken prinzipiell gegen Hitler waren, sich nicht so leicht verführen ließen, aber die Protestanten… dieser Fakt, wenn er denn stimmt, lässt ja weitere Fragen zu - gerade in der aktuell wieder hochgekommenen Diskussion um das Verhältnis des Vatikans zu NS-Deutschland…

Du tust gerade so, als wenn es diese Frage nach Wählergruppen der NSDAP nie gegeben hätte und zudem „verboten“ sei. Wieso sol ich mich nicht dafür interessieren, wo doch heute alles genau hinterfragt wird in den bekannten Sendungen im TV > Wählergruppen der Parteien oder sogar Wählerwanderungen ?

Wem DIESES Thema nicht gefällt, der braucht ja nicht hier eine „moralische“ Polizei spielen, sondern einfacxh das Thema nicht beantworten.

Danke

MultiVista

„… Satan steckte. Wie konnte man sich nur so in A.H. täuschen ? Satan ist schon ein perfider Trickser!
Kommt als Messias daher,und dann — verliert er den Krieg…“

N.

Toll!
Eine geradezu detaillierte Aufschlüsselung der Symphatisanten des NS Regimes…

Dann konkretisiere ich eben für an solche Satanskräfte glaubende Foristen die Frage:

Welche Wählerschichten, Bevölkerungsgruppen verfielen denn Satan besonders und warum??

Aber ich solche Debatten stellen wir lieber in die Rubrik „Esoterik und Religion“…

Wenn ich Moderator wäre, hätte ich Deine Antwort aus der Diskussion entfernt. Nur so meine Meinung…

Hallo MV,
du schriebst bzgl. Hitler,

„…dass hinter dem Gesicht der Satan steckte.“

Das reizte mich zum Persiflieren:

„Wie konnte man sich nur so in A.H. täuschen ?
Satan ist schon ein perfider Trickser!
Kommt als Messias daher, und dann — verliert er den Krieg…“

Darauf du:

Wenn ich Moderator wäre, hätte ich Deine Antwort aus der
Diskussion entfernt.

Also: getroffen?! Ein bisschen wenigstens.
Wenn du meinst, so etwas gehörte

"…in die Rubrik „Esoterik und Religion“…

dann fass’ dir an deine Nase,
denn du hast hier von Hitler=Satan angefangen,
und so etwas kann man, in der hier nötigen Kürze,
nur persiflierend parieren.

Mit teuflischem Gruss :wink:))
Nescio

Mit "Kapital / isten "
meinte ich v.a. Industrie.
Hugenberg fällt mir fabei ein!
der war Gründer und (ab 1928) Vorsitzender der DNVP, die 1933 :zur Selbstauflösung gezwungen wurde. Die DNVP begünstigte…

Ralf

Danke - aber ich hatte diesen wikipedia-Abschnitt im Hinterkopf:

"Hugenberg war ein deutscher
Montan-, Rüstungsindustrie- und Medienunternehmer. Er

gilt als bedeutendster bürgerlicher Wegbereiter des Nationalsozialismus,

mit seinem Hugenberg-Konzern, der die Hälfte der deutschen Presse kontrollierte, trug er mit nationalistischer und antisemitischer Propaganda maßgeblich zur Rechtsentwicklung in der Weimarer Republik bei. (wikipedia)

(nachrichtlich: http://sauber.50webs.com/kapital/index.html)

Gruss
MV

Einverstanden ! ! !

Gruss
MultiVista