Hallo Wolfgang,
Hitlers wirklich bevorzugter Komponist war bekanntlich Richard
Wagner.
Nun, man kann sicherlich nicht viel gutes über Hitler sagen, aber: Er hatte einen guten Musikgeschmack!
Und zwar schlichtweg alles von ihm. Hitler war von
Jugend an ein großer Opern-Fan, und die in den Wagner-Opern
angelegten Ideen vom Übermenschentum (z.B. Siegfried-Mythos)
Der Siegfried-Mythos ist ja wohl kaum eine Erfindung Wagners (Völsungen-Sage, Gehörnter Siegfried…). Und der Wagner`sche Siegfried ist zwar ursprünglich Hauptfigur gewesen (Götterdämmerung= Siegfrieds Tod, Siegfried= Der junge Siegfried), aber sicherlich nicht der grandiose Übermensch. Vielmehr ist er ein Idiot! Zwar zu erstaunlichen Taten fähig, ist er letztlich nur ein Spielball zwischen den Konkurrenten Wotan und Alberich (der finstere Hagen ist ihm haushoch überlegen!). Die einzige wirkliche Heldenfigur im Ring ist Brünnhilde!
Was nahezu allen Wagneropern gemeinsam ist, ist nicht Rassismus, sondern das Motiv der Erlösung. Daß er sich dazu häufig germanische Mythen ausgesucht hat, ist doch nicht verwerflich. In gewisser Weise ist ja auch die musikalische Romantik der literarischen verbandelt. Und einen Menschen wie Herder bezeichenet man doch auch nicht als Rassis´ten, weil er beispielsweise Sätze wie „Jede Nation hat ihren Mittelpunkt der Glückseligkeit in sich, wie jede Kugel ihren Schwerpunkt.“
natürlich war Wagner auch ein Antisemit, das ist auch zu verurteilen, nur stand er mit dieser Meinung sicherlich nicht alleine da, was die Sache zwar nicht besser macht, aber relativiert.
bildeten die Keimzelle von Hitlers Vorstellung der natürlichen
Vorherrschaft einer bestimmten Rasse.
In welcher Oper wird denn eine bestimmte Rasse verherrlicht und eine andere verachtet? Im Lohengrin ist einmal von des „Ostens Horden“ die Rede, die bezwungen werden - und das als Anspielung auf den historischen Kontext dieser Oper. Bei den Meistersingern gibt es ein Loblied auf die „heilige deutsche Kunst“, die das Reich auf ewig überdauern soll.
Hitlers Hang zur Oper zeigte sich in seiner Neigung, die im
NS-Regime fehlende echte Kultur durch große Inszenierungen zu
kaschieren. Beim Betrachten der Massenaufmärsche auf den
Reichsparteitagen kann man schon den Gedanken bekommen, das 3.
Reich sei eine einzige schlechte Operninszenierung gewesen.
Eine schreckliche, sicherlich - aber eine schlechte? Funktioniert hat es offensichtlich.
Wegen der engen Verflechtung von Wagners Musik mit dem
Nazi-Reich ist die Aufführung von Wagners Musik in Israel bis
heute verpönt. Versuche dies zu ändern, wie unlängst von
Daniel Barenboim unternommen, lösen heftigste emotionale
Debatten aus. Lies hierzu folgenden Bericht:
http://www.judentum.net/israel/wagner.htm
Dieser Bericht fängt ja auch wieder einmal damit an, daß er sämtliche Vorurteile als fakten aufzählt (auch wenn er später zugegebenermaßen zu einer recht ausgeglichenen Abhandlung wird.).
Zitat:
„Weil seine Musik zum Teil so bombastisch und „germanisch“ klingt (was immer man unter diesem häufig missbrauchten Adjektiv verstehen mag), weil er ausschließlich Opern komponierte, weil sein Werk so tief in der germanischen Mythologie mit ihren Traditionen und Heldentaten wurzelt und weil er so unermüdlich, wortgewaltig und schwülstig seine meist zweifelhaften Ideen über minderwertige Rassen und hehre (germanische) Helden verfochten hat“
Beethoven hat auch z.T. bombastische Musik geschrieben. In der französischen „Grande Opéra“ war Bombasmus Voraussetzung. Wieso zum teufel wird das aber immer nur Wagner angekreidet. Mal davon abgesehen, daß es oftmals einfach genial klingt, wenn ein 180-Mann-Orchester auch mal ausgereizt wird. Natürlich soll das eine Wirkung erzielen (und tut es in der Regel auch), aber im gegensatz zu vielen modernen z.B. Film-Komponisten, die nur auf diese Effekte bauen, hat Wagner durchaus auch grandiose ruhige Teile, die in ihrem Ausdruck die bombastischen oft noch übertreffen (Ende Walküre, Isoldes Liebestod…).
„Ausschließlich Opern“ ist auch Quatsch. Er schrieb auch Ouvertüren (als symphonische Gattung), Kammermusik und Lieder.
„Minderwertige Rassen und germanische Helden“? s.o.!
„Wortgewaltig“ sicherlich. Es war ja gerade der Verdienst Wagners, die Oper zum Gesamtkunstwerk zu stilisieren. Er hat nicht „einfach Musik“ gemacht, sondern ein Gesamtkonzept verfolgt, bei dem alles aus einer Hand kommen mußte, weshalb er die Libretti auch selbst schrieb.
Grüße
L.