Hallo,
Bei all dem sollte man im Hinterkopf behalten, dass viele Offiziere
sich mit ‚strategischen Planungen‘ vom Fronteinsatz drückten und
jede Staat damals Angriffspläne gegen jeden seiner Nachbarn in der
Schublade hatte … die Frage war nur immer wie aktuell und detai-
liert sie waren und ob irgendjemand Verantwortliches daran dachte
sie zu realisieren.
Bei der Kriegsplänen diese Östereichers muss man die Entwicklung
seines Geisteszustands berücksichtigen. Er liess es niemals zu,
dass sich eine Stelle der Wehrmacht mit grundsätzlichen Kriegs-
plänen befaste.
Der Plan gegen Polen war in den Grundzügen nach den polnischen
Angriffen Anfang der 20er Jahre entworfen worden.
Mansteins Plan gegen Frankreich wurde nur halbherzig umgesetzt
(kein Linksschwenk der 2. Armee beim Sichelschnitt, Anhalten
der 12. Armee vor Dünkirchen).
Operation Seelöwe war bis zum Einmarsch in Paris nur ein Papier-
tiger und dadurch verlor man rund ein halbes Jahr - was dann
wesentlich zum Scheitern beitrug.
Norwegen, Balkan und Afrika waren hastige und fast planlose
Operationen, die mehr kurzfristig vom Gegner als langfristig
von einem Kriegsplan her stammten.
‚Unternehmen Barbarossa‘ wurde während der Durchführung so oft
vom Führer abgeändert, dass klar wird, dass dieser den Plan nie
verstanden hatte. Zur Erinnerung: Ziel war es ursprünglich die
Wolga als ‚Wintergrenze‘ zu erreichen und eben nicht Kiew, die
Krim und Leningrad unter entscheidendem Zeitverlust einzuschlies-
sen bzw. zu erobern.
Eine Diskussion über den Sommerfeldzug 1942 mit seiner Überdehnung
in den leeren Raum mit all seinen Folgen kann man sich sparen. Mir
ging es nur darum den ‚Wert‘ solcher Pläne aufzuzeigen.
Aufmarsch- und Angriffspläne (…) zum Einmarsch in
Afghanisten zur Vorbereiting derEroberung Indiens.
Wenn man bedenkt, das die Wehrmacht südlich des Don kaum für ein
paar Monate Fuss fassen konnte, und in der Zeit der Nachschub
dorthin immer wieder zusammenbrach, wird klar, wie spekulativ
diese Pläne waren. Mehr als eine Studie eines niederen General-
stabsoffiziers kann es kaum gewesen sein. Die hätte praktisch
jeder mittels guter Landkarten erstellen können, da die Natur
nur 2 mögliche Wege nach Indien läßt: Den Kaiberpass und die
langen, langen Wüstenpisten am persischen Golf entlang - seit
Alexander dem Großen hat sich noch jeder für den Weg über den
Kaiberpass entschieden!
Nebenbei: Man stellte sogar aus Kriegsgefangenen indische Einhei-
ten auf, die der Wehrmacht bei der ‚Befreiung‘ ihrer Heimat helfen
wollten.
http://www.urmila.de/UDG/Biblio/legion.html
Aufmarsch - und Angriffspläne zum Einmarsch in den Iran
Solche Pläne, kann ich wesentlich leichter nachvollziehen. Der
Iran lag schon fast in Reichweite und war ein Verbündeter in Not.
Vorallem aber ein Verbündeter mit Öl *g*
Das heißt, dass der Weltkrieg nach erfolgreichem Russlandfeldzug
weitergegangen wäre.
Das kann nur die Glaskugel sagen. Möglicherweise hätte sich dann
auf diplomatischen Weg eine Lösung ergeben. Am Krieg mit England
und den USA bzw. deren Krieg mit Japan und dessen Krieg in China
hätte sich erstmal nichts geändert.
Fragen: Gab es Aussagen von Hitler, die die Eroberung von
Gebieten über die Sowjetunion hinaus belegen?
Der Spinner hat alles und jedes angekündigt.
Welchen Sinn hätte die Ausweitung der Eroberungen gehabt (reine
Machtgier a la Alexander oder handfeste wirtschaftliche Ziele)?
Indien war damals das ‚Kronjuwel‘ Englands und damit legitimes
Ziel im Krieg mit England. Ob es echte Vorteile gebracht hätte
es zu erobern, sowohl militärisch als auch wirtschaftlich, kann
ich nicht sagen - es waren Lieferungen aus den USA die England
das Durchhalten ermöglichten. Was aus Indien für England (oder
andere englische Kolonien wie Ägypten) kriegswichtig war, würde
mich auch mal interessieren.
Viele Grüße
Jake
P.S.: Irgendeiner hat bestimmt auch schon Landungsbuchten in den
USA oder in Brasilien in deutsche Karten eingetragen …