Auch wenn man es heute natürlich kaum nachvollziehen kann, was
die Menschen an diesem wütenden Männlein fanden.
Die allgemein bekannten Filmaufnahmen geben da ein irreführendes Bild. Hitlers Auftritte folgten einem genau kalkulierten Programm. Dabei setzte Hitler nicht nur seine schauspielerischen Talente (und seine schauspielerische Grundausbildung durch Paul Devrient) ein, sondern auch seine nicht unerheblichen Talente als Regisseur.
Erst ging es darum, Erwartungen zu schüren und das Publikum mit Vorrednern ‚anzuheizen‘. Hitlers Reden selbst begannen in der Regel durchaus ruhig und sachlich. Es ging zunächst darum, das Publikum ‚in den Griff‘ zu bekommen. Wenn das geschafft war, wurde die emotionale Erregung nach und nach angezogen - und das Publikum dabei mitgezogen. Die erwähnten Filme oder Filmausschnitte zeigen dann die leidenschaftlichen Höhepunkte solcher Reden - die zu diesem Zeitpunkt womöglich bereits seit anderthalb Stunden liefen.
Ohne Vorprogramm und das allmählich sich steigernde ‚Aufpeitschen‘ des Publikums zu kennen, ist die Resonanz in der Tat schwer nachvollziehbar. Aber das ist ein Problem der filmischen verkürzten Darstellung und liegt nicht daran, dass Hitlers Publikum naiver oder leichter verführbar bzw. beeindruckbar gewesen wäre als die Menschen heute.
Freundliche Grüße,
Ralf