Hitlers Wirkung auf das Publikum

Hallo!

Hier schildert Otto von Habsburg-Lothringen, wie er einen Auftritt von Hitler erlebt hat.

„Er war bestimmt ein Zauberer.“ http://www.youtube.com/watch?v=T_FTCOVdpCs 3:30

„Schauen Sie, es war etwas Unheimliches an dem Menschen.  Wenn er hereingekommen ist, hat man immer - jeder Mensch dort hatte das Gefühl, er schaut ihn direkt an.
Ich weiß nicht, wie er’s gemacht hat. Ich hab’s sogar gefühlt: Er schaut mich an.“

 ab 03:49

Hatte Hitler einen „Trick“?

Das hing wohl mit zwei Dingen zusammen: Er hatte etwas hervortretende Augen (Glubschaugen) - und er besaß eine perfekte Verachtung des Publikums. Er sah die Menschen als ihm gehörende Objekte an und schlug deshalb niemals vor Publikum die Augen nieder, wich niemals den Blicken der anderen aus. Er empfand offenbar niemals Scham, Unsicherheit oder Schwäche vor Publikum. Das war einerseits eine Art geistige Behinderung, eine Anomalität, andrerseits aber die Grundlage für seine hypnotisierende und bannende Wirkung.

owt

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Nun, Hitler studierte Posen und Gesichtsausdrücke vor dem Spiegel ein. Ich denke, das förderte sein Auftreten & trug sicher dazu bei, dass seine Auftritte so gewürdigt wurden. Auch wenn man es heute natürlich kaum nachvollziehen kann, was die Menschen an diesem wütenden Männlein fanden. Andererseits kann man sich als Außenstehender bei jedem „Hype“ um einen „Star“ fragen, was finden nur die Fans an dem/der/denen?

Auch wenn man es heute natürlich kaum nachvollziehen kann, was
die Menschen an diesem wütenden Männlein fanden.

Die allgemein bekannten Filmaufnahmen geben da ein irreführendes Bild. Hitlers Auftritte folgten einem genau kalkulierten Programm. Dabei setzte Hitler nicht nur seine schauspielerischen Talente (und seine schauspielerische Grundausbildung durch Paul Devrient) ein, sondern auch seine nicht unerheblichen Talente als Regisseur.

Erst ging es darum, Erwartungen zu schüren und das Publikum mit Vorrednern ‚anzuheizen‘. Hitlers Reden selbst begannen in der Regel durchaus ruhig und sachlich. Es ging zunächst darum, das Publikum ‚in den Griff‘ zu bekommen. Wenn das geschafft war, wurde die emotionale Erregung nach und nach angezogen - und das Publikum dabei mitgezogen. Die erwähnten Filme oder Filmausschnitte zeigen dann die leidenschaftlichen Höhepunkte solcher Reden - die zu diesem Zeitpunkt womöglich bereits seit anderthalb Stunden liefen.

Ohne Vorprogramm und das allmählich sich steigernde ‚Aufpeitschen‘ des Publikums zu kennen, ist die Resonanz in der Tat schwer nachvollziehbar. Aber das ist ein Problem der filmischen verkürzten Darstellung und liegt nicht daran, dass Hitlers Publikum naiver oder leichter verführbar bzw. beeindruckbar gewesen wäre als die Menschen heute.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Danke!

Hallo,

ich würde eher vermuten, dass Hitler aus einem persönlichen Defizit eine höchst fragwürdige Tugend zu machen versuchte, überschattet von seiner Entwurzelung seiner Weltfremdheit und seinem Selbstbetrug, vielleicht durch zu große Auseinandersetzung mit Wünschen als mit Wirklichkeiten.

Es geht wohl nicht um einen „Trick“, sondern um verzerrte Handlungsweisen eines Entindividualisierten und Verängstigten, der in seiner Entwicklungspsychologie viele Brüche und Fehleinschätzungen hatte.

Statt Dialoge und Kontakt auf gleicher Augenhöhe  zu suchen, hat er seine Einsamkeit in Monologen und Ideologien zementiert und hat sich später in seiner selbstgebauten Imagefalle verhäddert, zumal er wohl auch zum Spielball seiner Financiers und Förderer wurde.