Nun, da gehen wir doch, lieber Rainer, als gute Deutsche und Nachkommen der Germanen zurück zu unserem Nationalepos, dem Nibelungenlied.
Dies beginnt ja bekanntlich mit den markigen Versen:
Uns ist in alten maeren wunders vil geseit
von heleden lobebaeren von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten , von weinen und von klagen,
von küener recken strîten, muget ir nu wunder hoeren sagen.
Da hast du die Vorform beider heutigen Hochzeiten.
„Diu hôhe zît“ war ganz einfach die Zeit, in der es „hoch herging“, was ja sowohl eine allgemeine Hochstimmung einer Epoche - also die Blütezeit - als auch die persönliche Hochstimmung - also die Feststimmung - bei der vorteilhaften Eheschließung (Die Braut hat einen reichen Onkel. Und der Schwabe sagt: Besser einen reichen Onkel als eine Tante, die Klavier spielen kann.) meinen kann.
Dazu musst du noch den „hôhen muot“ stellen, der das Wort für die gehobene, feierliche, bis an die Überhelblichkeit grenzende Grundstimmung der hochmittelalterlichen Ritterschaft ist, die sich alle und jeder Einzelne für wahre Heilsbringer a la Parzival und Lohengrin, für Retter und Erlöser und Beschützer der Witwen und Waisen und Jungfrauen hielten, jeder ein Drachentöter und Eroberer weiter Ländereien samt den dazugehörigen Königinnen.
Die „hôhe minne“ und die „hôhe vrouwe“ passen ebenso hierher.
Während die Wendung: Es war höchste Zeit, dass die beiden heirateten! eher weniger gut passt.
Gruß Fritz