Höhenangst im All

Hallo ihr Wissenden
Kann man im All Höhenangst bekommen, oder ist es eine Erdgebundene Phobie?
Danke für eure Antworten.

Hallo Titzi,

vielleicht nicht direkt Höhenangst, da Du ja fast pausenlos in einer sehr engen Blechdose quasi ohne Fenster sitzt. Dafür aber mit Sicherheit ein mulmiges Gefühl: Aufgrund der fehlenden Schwerkraft fühlt es sich permanent so an, als würde man fallen. Stell Dir vor, Du sitzt in einem unendlich weit abstürzenden Fahrstuhl.

Aber nach ein paar Stunden / Tagen solltest Du Dich daran gewöhnt haben - der menschliche Körper kann den Stresszustand der Panik nicht lange aufrechterhalten.

Beste Grüße,
Fabian

Guten Tag,

Meine Gegenfrage ist: Gibt es eine Höhenangst, wenn man einmal eine gewisse Höhe überschritten hat.

Ich persönlich (Segelflieger) kenne Höhenangst, wenn ich auf dem acht Meter hohen Dach unseres Hauses irgendwas machen soll.

Sitze ich in einem Flugzeug, so habe ich eher Bodenangst, d.h. ich fühle mich mit Unterschreiten einer Höhe von ca. 100 Metern über dem Boden deutlich unwohler als in 2000m. Denn dann verkommt die Landschaft da unten zur Spielzeuglandschaft, die keine konkrete Bedrohung ausstrahlt.

Ich denke, dass die meisten Leute, die Flugangst haben, eher durch Turbulenzen und/oder Geräusche verunsichert werden, nicht aber durch die Höhe.

In der ISS denke ich, ist es eher die Platzangst, also das eingesperrt sein. Höhenangst kann ich mir nicht vorstellen.

Viele Grüße
Lumpi

Hallo Lumpi

da hast du vollkommen recht, meine Erfahrung sagt mir das gleiche.

ich bin Ballonfahrer, und stelle immer wieder fest,
ab einer gewissen Höhe, ist bei den meisten die sich vorher wegen Höhenangst etwas unwohl fühlten, die Angst plötzlich wie verflogen.

Gruß Franz

PS: Es wäre auch interessant wenn sich mal einer hier melden würde
der selber mit Höhenangst zu tun hat,
uns sagt, wie oder was er dabei empfindet, also beschreibt wie das mit der Höhenangst überhaupt so vor sich geht und ist,
und vor allen Dingen der nicht nur vom Hörensagen spricht.
Danke im voraus.

Hallo Franz,

PS: Es wäre auch interessant wenn sich mal einer hier melden
würde
der selber mit Höhenangst zu tun hat,
uns sagt, wie oder was er dabei empfindet, also beschreibt wie
das mit der Höhenangst überhaupt so vor sich geht und ist,
und vor allen Dingen der nicht nur vom Hörensagen spricht.

ich selbst habe Höhenangst. Dies betrifft aber nur Situationen, in denen ich etwa durch Tollpatschigkeit hinabfallen könnte (was auch mehr oder weniger berechtigt ist, da ich Koordinationsschwierigkeiten habe).

Beispiele für Situationen, die mir unangenehm sind:
auf Stuhl oder Leiter stehen
über einen geländerlosen Steg gehen
Sessellift oder Fahrgeschäft, bei dem man als kleine Person durchrutschen könnte (bin klein und zierlich)
Balancier-Spielplatzgeräte

Beispiele für problemlose Situationen, die ich auch der Aussicht wegen genieße:
Balkon
Glasfahrstuhl
Fernsehturm
Flugzeug
Kabinenlift
Feuerwehr-Drehleiter auf dem Feuerwehrfest

Ich kenne aber auch Leute mit Höhenangst, die Situationen aus beiden Kategorien nicht mögen, sowie auch solche, die vor allem vor Situationen letzterer Kategorie haben (was sie mit „Angst vor technischen Defekten oder Fehlern des Bedienpersonals“ begründen).

Viele Grüße,
Nina

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Hallo Franz,

ich habe eine Höhenangst, die etwa bei Bordsteinhöhe anfängt. Über so Brücken oder Treppen mit „Gitterstufen“ laufen geht gar nicht, wenn ich dazu gezwungen bin, kann es sein, dass ich danach eine Weile da stehe und mich nicht rühren kann. Beim Fahren im Auto über eine Brücke mache ich die Augen zu und ducke mich (natürlich nur als Beifahrerin…).

Aber: Fliegen macht mir gar nichts. Im „großen“ Passagierflugzeug sowieso nicht, aber auch kleines Motorflugzeug oder Segelflugzeug nicht. Auch nicht beim Start oder bei der Landung - vielleicht, weil es „oben“ so schön ist, dass ich dass ich das andere vergesse?

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich im All keine Höhenangst hätte.

Gruß
Heike

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ich habe eine Höhenangst, die etwa bei Bordsteinhöhe anfängt.

Hallo Heike,

es ist doch schön an jemanden zu geraten der Humor hat,
mit deinem ersten Satz: …bei Bordsteinhöhe anfängt.
mußte ich herzhaft lachen.
So nett hat es mir noch keiner beschrieben.

Über so Brücken oder Treppen mit „Gitterstufen“ laufen geht
gar nicht, wenn ich dazu gezwungen bin, kann es sein, dass ich
danach eine Weile da stehe und mich nicht rühren kann.

Heike das ist der Punkt den ich versteheen möchte.

Was passiert da? fühlst du dich unwohl? flau im Magen? im Kopf?
siehst du verschwommen, fühlst du dich unsicher, oder verkrampft?
verändert sich dein Blutdruck oder erhöht sich dein Herzschlag?

was ist es was dich in dem Moment beunruhigt oder verändert oder auch verängstigt?

versuch es mal zu erklären, es würde mich wirklich mal interessieren.
ich hab schon mehrere runtergeholt, die mit schlotternden knien nicht mehr weiter konnten, aber erklären konnte es keiner.

Ist es Angst, oder warum setzt bei einigen die Körperkontrolle aus?
versuch es mir mal mit deinen Worten zu erklären, was es ist was dich bei der Höhe so stört oder verändert?

Beim Fahren im Auto über eine Brücke mache ich die Augen zu und
ducke mich (natürlich nur als Beifahrerin…).

Der Satz war am besten, ich versuchte mir das eben so vorzustellen, ohne die eingeklammerte Zeile und mich dann auch noch als Beifahrer.

Ich glaub ich komm der Sache schon näher :smile:

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich im All keine Höhenangst
hätte.

Und das ist doch auch nett zu hören,
und ich hoffe von dir hör ich auch noch mal.

Mit einem Lieben Gruß

Franz

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Hallo Franz,

also das ist wirklich schwer zu erklären.
Ich kann dir ein paar Situationen schildern, die ich erlebt habe:

Im Studium - wir waren zu einem Seminar und ausgerechnet meine Kleingruppe fand auf der Dachterrasse eines achtstöckigen Gebäudes statt. Ich habe am Tisch gesessen und mich an der Tischplatte festgeklammert, mein Kopf war ganz leer, von dem, was die anderen diskutierten kriegte ich nichts mit. Ich hatte das Gefühl, wenn ich den Tisch loslasse, zieht es mich irgendwie dazu, über das Geländer nach unten zu springen. Nicht, dass ich irgendeine Absicht gehabt hätte, vom achten Stock zu springen, sondern irgendwie das Gefühl, wenn ich mich nicht ganz darauf konzentriere, mich am Tisch festzuhalten, könnte ich nicht mehr kontrollieren, was ich tue. Ich hab es dann irgendwann fertiggebracht, die anderen zu bitten, dass wir die Kleingruppenarbeit unten auf der Wiese fortsetzen - vorher hatte niemand etwas bemerkt…

Fahrradtour mit Kollegen. Unerwartet kreuzt unser Weg eine kleine Brücke mit diesen Gittern, durch die man nach unten durchgucken kann. Nichts großes, vielleicht fünf Meter lang und 1,50 m in die Tiefe… Erstmal ging ich abrupt in die Bremsen, alle anderen zogen an mir vorbei über die Brücke, ich stand da. Da keiner etwas Besonderes bemerkte und ich auch nicht in der Lage war etwas zu sagen, fuhren sie weiter. Ich musste ja nun irgendwie hinterher. Hab all meinen Mut zusammengenommen, eine Hand ans Geländer, mit der anderen das Fahrrad geschoben, nach oben in den Himmel geguckt und rüber. Auf der anderen Seite stand ich dann da und konnte nicht weiter. Einfach wie erstarrt, konnte auch den anderen nicht zurufen, dass sie warten sollten. Es ging einfach keine Bewegung. Irgendwann merkte einer, dass ich fehle und kam zurück. Wahrscheinlich waren es nur ein paar Minuten, mir kam es ewig vor. Als die Kollegen dann mit mir sprachen ging die Erstarrung langsam weg, bevor ich dann aber wieder aufs Rad konnte, kam erstmal Zittern und Tränen…

Andererseits geht manches, was man kaum glaubt:
Auf einem Abenteuerspielplatz, mein damals vierjähriger Sohn kletterte ratz-fatz auf so einen riesiges Kletter-Dings aus Seilen rauf - bestimmt so 8-10 Meter hoch. Runter ging aber nicht mehr, für die Abstände zwischen den Seilen war er einfach noch zu klein. Was macht man da als Mutter? Selbstverständlich bin ich hochgeklettert und habe ihn runtergeholt. Das ging auch problemlos. Erst als ich wieder unten war, kam das große Schlottern (absolut körperlich gemeint), da brauchte ich dann eine längere Pause…

Man kann damit leben, aber ein Urlaub in den Bergen wäre nichts für mich. Ich sage dazu immer: „Wenn man oben steht, fällt man runter, und wenn man unten steht, fallen sie einem auf den Kopf…“

Liebe Grüße
Heike

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Vielleicht noch ergänzend:

Manchmal kommt es mir so vor, als hätte es was mit dem Gefühl zu tun, dass mit Verlust der „Bodenhaftung“ (= mit den Füßen unmittelbar auf dem tiefsten erkennbaren Punkt stehen) auch die Kontrolle über das eigene Selbst verloren geht…

Gruß
Heike

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ich kenne leider höhenangst auch nur vom höhensagen (ahaha was für ein witz), aber de facto denke ich nicht, dass man das umkreisen des planeten rein menschlich-logisch noch als höhe bezeichnen möchte oder kann, also dass die astronauten höhenangst bekommen könnten, schließe ich aus.
dazu kommt, dass viele der ISS-leute spitzenmäßig in form gebrachte menschen sind, bei denen man das risiko auch psychologisch von vornherein durch untersuchungen ausschließen will (und vermutlich auch kann).
zum „umkreisen“ sei noch folgendes gesagt: höhe ist in userer „mittelgroßen“ welt ja ein sehr vager begriff, prinzipiell sind wir ja auch sehr hoch „über“ der oberfläche der sonne, also ob hier der begriff „höhenangst“ überhaupt noch angebracht ist, ist fraglich.
das meine ich nicht böse, ich überlege mir nur, ab wann es mit der „höhe“ aufhöht (schon wieder ahhaaaa), und man subjektiv nur noch „entfernung“ feststellt.
ich hoffe, das ist halbwegsverständlich.
lg rahmspinat