Hoheit oder Durchlaucht

Hi,

es ist zwar eigentlich überhaupt nicht mein Thema, aber aus gegebenem Anlaß tauchte die folgende Frage auf, auf die Ihr mir hoffentlich Antwort geben könnt.

Die Anrede „Hoheit“ sei für diejenigen reserviert, die bereits regiert hätten, höre ich. Ansonsten werden Adlige mit „Durchlaucht“ angeredet, heißt es.
Bismarck war außer Reichskanzler zu sein, auch noch Fürst. Gilt das „regieren“ nur für Könige oder auch für die Oberhäupter von Fürstentümern? War Bismarck also auch als „Hoheit“ anzureden oder nur als „Durchlaucht“?

Keineswegs monarchistisch, aber wißbegierig
grüßt
Burkhard

  • Ihro Merkwürden! -

Hallo,
vielleicht hilft Dir das:
http://home.foni.net/~adelsforschung/faq.htm#a
Da gibt es einen Abschnitt ueber Anreden.
Schoenen Gruss,
Gnlwth

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Gnlwth,

vielen Dank für den informativen Link. Leider steht nur an einer Stelle etwas über Durchlaucht:

„…weil häufig nicht nur jede Familie, sondern gelegentlich auch einzelne Familienmitglieder andere Anredeformen haben. So ist zum Beispiel die korrekte Anrede für den Chef des Fürstenhauses v. Quadt-Wykradt-Isny „Durchlaucht“, die nachgeborenen Geschiwster aber sollten mit „Erlaucht“ angesprochen werden. Auch hier gilt, daß man nicht jedes dritte Wort mit „Durchlaucht“ beginnen muß.“

Nett ist aber auch, dass zu den Grundpfeilern adeligen Denkens die „Anerkennung der positiven Rolle des Humors in der Gesellschaft“ gehört…

Liebe Grüße
Burkhard

Hoheit , lat. Celsitudo, frz. Altesse, engl. Highness, Titel fürstl. Personen, im 17. Jahrh. der Kinder und nächsten Verwandten von Kaisern und Königen und der Fürsten, die Anspruch auf eine Krone erhoben. Nach Auflösung des Deutschen Reichs (1806) nannten sich die von deutschen Königen abstammenden Prinzen und Prinzessinnen, die Großherzöge und der Kurfürst von Hessen Königliche H. Die Prinzen und Prinzessinnen des kaiserl. Hofes führten den Titel Königliche H. , der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reiches (seit 1871) Kaiserliche H. Die Prinzen der großherzogl. Häuser Baden und Hessen nahmen das Prädikat Großherzogliche H. an. Der Titel besteht seit 1919 offiziell nicht mehr.

Durchlaucht [‚durchleuchtet‘, Übersetzung von lat. illustris], dem lat. Serenitas und Serenissimus nachgebildeter Titel, wurde den got. und fränkischen Königen beigelegt. Im Heil. Röm. Reich Deutscher Nation erhielten 1375 die Kurfürsten von Kaiser Karl IV. die Beifügung Durchlauchtig ; seit Leopold I. wurde sie auch an Württemberg und altfürstl. Personen vergeben. Als später das Prädikat allgemeiner wurde, erhielten die Kurfürsten, Erzherzöge und die altfürstl. Häuser (seit 1712) die Benennung Durchlauchtigst , die auch für die Republiken Venedig, Genua und Polen und den Deutschen Bund üblich war. Durch landesherrliche Verleihung erhielten auch neuerhobene Fürsten, z.B. Blücher und Bismarck, das Prädikat D.

Quelle: Der Große Brockhaus, Achter Band, Leipzig 1931 und Fünfter Band, Leipzig 1930

Freundliche Grüße,
Ralf

Vielen Dank,

„durchlauchtigst“ finde ich nett, das erinnert mich ein bißchen an eine Mischung aus „Durchfall“, „Schnittlauch“ und „Schlauch“ :wink:)

Liebe Grüße
Burkhard

Hallo Burkhard,

Die Anrede „Hoheit“ sei für diejenigen reserviert, die bereits
regiert hätten, höre ich.

Mit „Hoheit“ (und zwar NUR „Hoheit“) werden angesprochen:

  • Herzog aus regierendem Haus
  • Prinz aus herzoglichem Haus

Trotzdem ist es immer ratsam, den so genannten „Gothaer“ zu Rate ziehen; denn die Protokolle können sich da unterscheiden. Das ist das „Genealogische Handbuch deutscher Adliger“.

Ansonsten werden Adlige mit
„Durchlaucht“ angeredet, heißt es.

Nö - siehe oben.

Bismarck war außer Reichskanzler zu sein, auch noch Fürst.
Gilt das „regieren“ nur für Könige oder auch für die
Oberhäupter von Fürstentümern? War Bismarck also auch als
„Hoheit“ anzureden oder nur als „Durchlaucht“?

Also bei Bismarck ist das ziemlich einfach. So er denn heute noch leben würde, dürftest Du ihn auf jeden Fall mit „Hoheit“ anreden; denn im Jahre 1919 erschien die Gesetzesbestimmung der Weimarer Verfassung, die das Adelsprädikat zu einem „Pars nominis“, einem Teil des Namens machte. Danach wird alles, was zu diesem Zeitpunkt (1919) regiert hat, danach prinzipiell weiter so genannt. Dabei spielt es angeblich keine Rolle, dass Bismarck ja eigentlich nicht wirklich regiert hat. Fürst ist halt Fürst :smile:

Deine Frage, ob das „Regieren“ und die daraus folgende Anrede „Durchlaucht“ nur für Könige gelte, ist eigentlich hinfällig, da Könige grundsätzlich mit „Hoheit“ angesprochen werden.

Aber wie gesagt - wir hier auf Arbeit blättern jedesmal im Gothaer direkt nach, denn jedes Adelshaus hat seine eigenen Macken.

Liebe Grüße
Jana

Hallo Jana,

Also bei Bismarck ist das ziemlich einfach.

Offensichtlich doch nicht … :wink:

So er denn heute
noch leben würde, dürftest Du ihn auf jeden Fall mit „Hoheit“
anreden;

Du könntest ihn natürlich anreden, wie Du willst. ‚Korrekt‘ - wenn man das ganze Hofschranzengehabe denn ernst nehmen möchte - wäre ‚Durchlaucht‘, aber nicht ‚Hoheit‘. Bismarck war zwar gefürstet, aber nicht Angehöriger eines herrschenden Hauses und schon gar nicht selbst Souverain.

denn im Jahre 1919 erschien die Gesetzesbestimmung
der Weimarer Verfassung, die das Adelsprädikat zu einem „Pars
nominis“, einem Teil des Namens machte. Danach wird alles, was
zu diesem Zeitpunkt (1919) regiert hat, danach prinzipiell
weiter so genannt. Dabei spielt es angeblich keine Rolle, dass
Bismarck ja eigentlich nicht wirklich regiert hat. Fürst ist
halt Fürst :smile:

Nach der pars-nominis-Bestimmung könnte er sich einen Ausweis auf den Namen ‚Otto Fürst von Bismarck‘ (nicht aber ‚Fürst Otto von Bismarck-Schönhausen‘) ausstellen lassen; wahlweise könnte er sich auch Otto Graf Bismarck nennen. ‚Hoheit‘ jedenfalls ist nach dieser Bestimmung genauso wenig Namensbestandteil wie ‚Durchlaucht‘, da es sich um Prädikate, nicht aber um Titel handelte.

Ich persönlich würde ihn ‚Herr von Bismarck‘ ansprechen und ihm, wenn er das nicht für ausreichend respektvoll hielte, bedeuten, er habe wohl was an der Klatsche …

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

So er denn heute
noch leben würde, dürftest Du ihn auf jeden Fall mit „Hoheit“
anreden;

Du könntest ihn natürlich anreden, wie Du willst. ‚Korrekt‘ -
wenn man das ganze Hofschranzengehabe denn ernst nehmen möchte

  • wäre ‚Durchlaucht‘, aber nicht ‚Hoheit‘.

*schluck* Aber NATÜRLICH. Bismarck würde selbstverständlich mit „Durchlaucht“ angesprochen werden!!! Bin ich wohl selber schon völlig verwirrt geworden *kopfschüttel*!!!

Liebe Grüße
jana

untertänigsten herzlichen dank euch beiden!

also mit soviel fachwissen (auch wenn es nicht besonders lebensnotwendig ist) konfrontiert zu sein, lässt mich ehrfürchtiglichst schaudern! ohh, w-w-w du quell des wissens und der weisheit…

liebe grüße und nochmal dank für eure mühe
burkhard