Holocaust und Euthanasie

Hallo,
haben eine Aufgabe in Geschichte bekommen und kann mit dem zweiten Teil nichts anfangen, hier die Aufgabe:

Der frühere B.-präsident von Weizsäcker sagte in einer Rede:
„Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah.
Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus gemacht wird.“
Diese Aussage mit dem Wissen um Holocaust und Euthanasie erklären.

Zum ersten Teil denke ich, dass die Jungen nicht verantwortlich sind, weil sie in diese Zeit hinein geboren wurden und die Massenvernichtung nicht verhindern konnten, oder so ähnlich.
Beim zweiten Teil bin ich mir nicht sicher, meint Weizsäcker damit, dass man nicht mehr darüber nachdenkt oder das es verherlicht wird, speziell die Euthanasie.
Hoffe einer von euch kann mir dabei helfen.

Hallo,

Der frühere B.-präsident von Weizsäcker sagte in einer Rede:
„Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals
geschah.
Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte
daraus gemacht wird.“
Diese Aussage mit dem Wissen um Holocaust und Euthanasie
erklären.

Das ist vielleicht eine blöde Aufgabenstellung. Da müsste man erst einmal wissen, wie Weizsäcker das denn genau gemeint hat. Es ist ein bisschen wie bei einer Gedichtinterpretation: Der Autor wusste wahrscheinlich gar nicht, was sein Gedicht alles aussagt, bis es ein paar hundert Deutschlehrer mit ihren Klassen ausführlich interpretiert haben.

Ich denke, man dürfte schon etliche existierende Interpretationen von Weitzsäckers Aussage finden -> einfach mal google damit füttern.

Zum ersten Teil denke ich, dass die Jungen nicht
verantwortlich sind, weil sie in diese Zeit hinein geboren
wurden und die Massenvernichtung nicht verhindern konnten,
oder so ähnlich.

Sehe ich genauso.

Beim zweiten Teil bin ich mir nicht sicher, meint Weizsäcker
damit, dass man nicht mehr darüber nachdenkt oder das es
verherlicht wird, speziell die Euthanasie.

Ich denke, die Euthanasie verwirrt in der Aufgabenstellung eher. Denk sie dir einfach einmal weg. Dann steht da nur noch „mit dem Wissen um [den] Holocaust“. Das könnte man auch schreiben - aber dann wären die Opfer der Euthanasie irgendwie unter den Tisch gefallen, und das wollte wohl derjenige, der die Aufgabe gestellt hat, nicht.

Der Umgang mit der Vergangenheit hat sich ja nach dem Krieg gewandelt. Direkt nach dem Krieg wollte man einfach einen Schlussstrich ziehen (google: Schlussstrichmentalität, Schlusstrichmentalität, sch*** Neuschreib). Diejenigen, die den Krieg noch miterlebt hatten, sprachen darüber nicht mit ihren Kindern, beantworteten keine Fragen. Das gilt natürlich nicht für jeden Einzelfall, aber die Tendenz war da. Erst mit den Auschwitz-Prozessen änderte sich der Umgang mit der Geschichte. Man interessierte sich nun z.B. für das Schicksal der Juden, man nahm Anteil an dem, was passiert war. Und später änderte sich der Umgang mit der Geschichte noch einmal. Das war irgendwann in den 1980er Jahren. Damals erschien die TV-Miniserie „Holocaust“ und man setzte sich nun nicht mehr nur auf sachlicher Ebene mit dem Geschehen auseinander, sondern man fühlte nun auch mit den Juden mit, identifizierte sich mit ihnen.

Vielleicht hat W. diesen Wandel im Umgang mit der Geschichte gemeint. Man müsste ihn fragen, dann wüsste man es :wink:

Schöne Grüße

Petra

Er meinte, dass die Jugend sich mit Wissen wappnet, damit sich so was nie wiederholt.

Hallo,
haben eine Aufgabe in Geschichte bekommen und kann mit dem
zweiten Teil nichts anfangen, hier die Aufgabe:

Der frühere B.-präsident von Weizsäcker sagte in einer Rede:
"Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals
geschah.

Die Aufgabe würde ich so angehen:
Die Jugend von heute als Generation, die den Krieg nicht miterlebt hat und ihn nur aus Quellen kennt. Klärung der Begriffe: Wann ist man an etwas schuld? Müssen wir uns für die Taten unserer Vorgenerationen schämen oder schuldig fühlen?

Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte
daraus gemacht wird."

Was kann bzw. wird daraus gemacht?
Sollten wir - vergessen?

  • stolz darauf sein?
  • uns schämen
  • mit der Vergangenheit hadern?
  • aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft lernen?

Und jetzt die Klärung der Begriffe Holocaust und Euthanasie.

Diese Aussage mit dem Wissen um Holocaust und Euthanasie
erklären.

Dabei kannst du davon ausgehen, dass deinen Zuhörern die Begriffe bekannt sind, hier dürfte eine kurze Festigung reichen.
Holcaust: Wieso gibt es Menschen, die das leugnen?
Wie ,verantwortungsbewusst" gehen die mit diesem Thema um? Was bezwecken Sie? Wird Ihnen Glauben geschenkt? Holocaust ist schon vom Begriff her im ,Bewusstsein" der Menschen und fast alle wissen um den Inhalt des Begriffes. Beim Holocaust steht deshalb beim geschichtlichen Verantwortungsbewusstsein im Vordergrund, zun wissen was es war, um für die Zukunft so etwas verhindern zu können.
Euthanasie stelle ich mal ganz frech die Behauptung auf, dass hier vom Begriff her unbekannter als Holcaust und auch Leugnung (bitte materialien) zusammentragen) nicht so eine Rolle spielt wie in diesem Fall das Vergessen? Oder Verherrlichen?
Dann als nächsten Schritt diese Sachen gegenüberstellen:
Auf der einen Seite verantwortungsvolles Umgehen mit der Geschichte um aus Fehlern zu lernen!
Auf der anderen Seite die ,Gegenbewegung" indem ,Vergessen" , ,Leugnen" und Verherrlichen. Welche Folgen könnten sich aus diesen für die Zukunft ergeben?

Zum ersten Teil denke ich, dass die Jungen nicht
verantwortlich sind, weil sie in diese Zeit hinein geboren
wurden und die Massenvernichtung nicht verhindern konnten,
oder so ähnlich.
Beim zweiten Teil bin ich mir nicht sicher, meint Weizsäcker
damit, dass man nicht mehr darüber nachdenkt oder das es
verherlicht wird, speziell die Euthanasie.
Hoffe einer von euch kann mir dabei helfen.

Gruß Micha
(das ist natürlich nur ein grobes Gerüst, dass du weiter ausbauen musst)

Hallo,
haben eine Aufgabe in Geschichte bekommen und kann mit dem
zweiten Teil nichts anfangen, hier die Aufgabe:

Der frühere B.-präsident von Weizsäcker sagte in einer Rede:
„Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals
geschah.
Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte
daraus gemacht wird.“
Diese Aussage mit dem Wissen um Holocaust und Euthanasie
erklären.

Hallo shauni09

man könnte hier, zur Verdeutlichung, auch noch einen Ausspruch von Kanzler Helmut Kohl 1984 vor der Knesset in Jerusalem zitieren:

„Ich rede vor Ihnen als einer, der in der Nazizeit nicht in Schuld geraten konnte, weil er die Gnade der späten Geburt und das Glück eines besonderen Elternhauses gehabt hat.“

Er meint damit wohl das Gegenteil von dem was Weizsäcker meinte: OK, die junge Generation hat keine Schuld - Schlußstrich und Ende. Kohl wurde deswegen sehr kritisiert. Es hielt ihn aber nicht ab (sich selber treu), 1985 auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg, wo auch SS-Angehörige begraben sind, mit US-Präsident Reagan einen Kranz niederzulegen - das ist wohl das was W. meinte mit „…aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus gemacht wird“. Es wurde Kohl unterstellt, er wolle mit der Kranzniederlegung die SS als brave Soldaten zu rehabilitieren.

Wolfgang D.

Lieber shauni09

haben eine Aufgabe in Geschichte bekommen und kann mit dem
zweiten Teil nichts anfangen, hier die Aufgabe:

Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte die Rede v. Weizsäckers zum 8. Mai 1985 gewesen sein. Google doch mal.

Der frühere B.-präsident von Weizsäcker sagte in einer Rede:
"Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals
geschah.

Im Hinblick auf die Vergangenheit ist niemand, der keine Chancen zum Eingreifen hatte, moralisch oder gar juristisch verantwortlich zu machen.

Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte
daraus gemacht wird."
Diese Aussage mit dem Wissen um Holocaust und Euthanasie
erklären.

Mir scheint es um die generelle Verantwortung der jungen Generation für die Zukunft zu gehen. Junge Menschen sollten immer, wenn es um Themen wie Minderheiten, Demokratie an sich, Machtmissbrauch durch Parteien oder Personen o. ä. geht, besonders aufmerksam sein. Hitler hat auf seinem Wege zur absoluten Macht viele Hindernisse überwinden müssen. Er, der völlig freiwillig und demokratisch gewählte Massenmörder, hat alle ausgeschaltet wie die Gewerkschaften, verboten wie die Parteien und umgebracht wie die politischen Gegner. Vieles von dem, was er tat, hat er mit Billigung der Massen getan. Gipfel der Idiotie war die Machtübergabe, als alle Parlamentarier mit Ausnahme der SPD ihm ihre Macht freiwillig übereigneten.
Die völlige politische und soziale Gleichschaltung war das Ziel.
Er hat es erreicht; auf dem Weg dahin hätte man ihn stoppen können.
Man hat es nicht getan, man hat nicht genau genug hingehört, man hat ihm nicht geglaubt.
Letztendlich sind der Holocaust und die Euthanasie die grausamen Endpunkte dieser Ereigniskette. Was v. Weizsäcker forderte, ist m. E. die sich immer wieder neu zu formierende Aufmerksamkeit besonders der jungen Menschen wie du, die jetzt ein politisches Bewusstsein entwickeln.
Stelle die richtigen Fragen. Informiere dich. Kritisiere. Lobe. Sei im besten Sinne demokratisch aktiv.

Zum ersten Teil denke ich, dass die Jungen nicht
verantwortlich sind, weil sie in diese Zeit hinein geboren
wurden und die Massenvernichtung nicht verhindern konnten,
oder so ähnlich.

S. o.

Beim zweiten Teil bin ich mir nicht sicher, meint Weizsäcker
damit, dass man nicht mehr darüber nachdenkt oder das es
verherrlicht wird, speziell die Euthanasie.
Hoffe einer von euch kann mir dabei helfen.

Ich glaube, dein Lehrer hat dir sehr geholfen.
Viele Grüße
Voltaire

die Weizsäckers
HAllo, ich denke ganz wesentlich in dem Zusammenhang ist vermutlich auch, dass der damalige Bundespräsident auch an die eigenen Familiengeschichte gedacht haben könnte, va. daran was sein Onkel Victor wohl so damit zu tun gehabt hat.
Sozialmediziner, Anthropologe und Institutsleiter im Bereich Neurologie sind nur einige Stationen (arbeitete mit Hirnen von Hingerichteten, anthropologie ist die PAradedisziplin für NS-Wissenschaften bzgl. RAssenkunde etc. )

http://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_von_Weizs%C3%A4cker

ich denke der dort angeführte Artikel von Roth passt sehr gut zu deinem Thema (ist von 1986 also evtl auch zeitlich passend zum Zitat)
Hier die ganze Rede v. Richard http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/NeueHerausford…

Victor v.W. setzt sich schon seit dem WK für MEdizinethik ein, danach noch viel mehr, was im krassen Gegensatz dazu zu stehen scheint, dass er selbst an der NS.Medizin beteiligt war zumindest zu jener Zeit tätig und von vielem wusste.

Dabei schrieb er sogar selbst ein Buch über Euthanasie kurz nach dem Kreig und versuchte darin eine Deutung der Ereignisse. Dieses kann aber so oder so gelesen werden, als echter Hinweis auf Ethische VErfehlungen oder auch als Versuch die eigene Beteiligung wettzumachen.
Schau auch mal hier http://books.google.de/books?id=lB3RBVDtFQwC&pg=PA3&…
insbes. Kap. 4.2 ab S. 83

Gerade in der Medizingeschichte der 80ger Jahre war Weizsäcker ein Reizthema (und die MEdizingeschichte war eine der Disziplinen die sich grade zu der Zeit besonders um eine Aufarbeitung der NS-Verbrechen bemühte), evtl hatte Richy auch schlicht das im Hinterkopf, schließlich hatte er ja vermutlich die ethisch hohen Ansprüche von Onkel Victors späteren Jahren kennengelernt und auch zu hören bekommen, dass man nicht allzu protestlerisch auftreten durfte, denn sonst wäre es ja das Karriereende oder schlimmeres gewesen.

oh und natürlich darf man auch nicht vergessen was Papa Ernst so in der Zeit tat (Deportation von juden nach Ausschwitz angeordnet) http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Weizs%C3%A4cker
weshalb er in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt wurde, auch die Biographie Richards ist dazu interessant, schliesslich arbeitete er bei dem Anwalt seines Vaters im Nürnberger Prozess.
Und nicht zu vergessen Friedensnobelbreisträger und Bruder von Richard sowie Physiker Carl Friedrich vW. der irgendwie haarscharf dran vorbeschrammte, die deutsche Atombombe zu bauen und nach dem Krieg versuchte auch er sich geläutert durch die Ereignisse an Ethischen Fragestellungen zur Atomphysik und der Friedensforschung allgemein.

Durch die gesamte Familie zieht sich alo eine Beschäftigung mit historischen Themen (Richard war Nebenfachhistoriker) insbes. in der Nachkriegszeit rund um Ethik und Philosophie der eigenen Wissenschaften. Ob sie damit eigenes Tun entschuldigen oder übertünschen wollten (ganz im Sinne dass die jüngeren dafür verantwortlich sind, was die Geschichte von den Taten der älteren überliefert) oder ob Ihnen wirklich irgendwann schon während der NS-Zeit eine ethische Erleuchtung kam, wird man wohl aufgrund der vielen selbstgeschaffenen Gegenbeweise kaum mehr auf die Schnelle auseinanderdröseln können (ich bin nicht sicher ob es da schon etwas zu gibt).
evtl hier http://www.fritz-bauer-institut.de/publikationen/dok…

also alles in allem ein bisschen viel für eine Schularbeit find ich, ob die Lehrerin um die ganzen Verstrickungen der Familie Weizsäcker überhaupt weiß?

Gruß Susanne