Homologie/Analogie

Hallo,

ich schreibe morgen eine Bioklausur und habe noch Fragen zur Homologie bzw. Analogie:

Um Homologie festzustellen, muss man ALLE Homologiekriterien anwenden können? Oder reicht das, wenn nur eins davon zutrifft?

Wenn es nämlich so wäre, dass nur eins davon zutreffen muss, dann müssten ja theoretisch z.B. Haie und Wale auch homolog zueinander sein (wenn ich jetzt nicht wüsste dass Haie Fische und Wale Säugetiere sind :wink:, weil bei den Schwanzflossen doch das Kriterium der Lage zutreffen würde, oder nicht?

Andererseits, sind ja z.B. die Hautschuppen von Haien und Zähne auch homolog, obwohl das Kriterium der Lage nicht zutrifft…

Ich hoffe, das ist nicht zu kompliziert formuliert und ihr könnt mir helfen.

Vielen Dank schonmal :smile:

LG, Jana

Hallo Jana!

Um Homologie festzustellen, muss man ALLE Homologiekriterien
anwenden können? Oder reicht das, wenn nur eins davon
zutrifft?

Nein, es reicht schon eins davon aus.
Das Problem bei deinem Beispiel

Wenn es nämlich so wäre, dass nur eins davon zutreffen muss,
dann müssten ja theoretisch z.B. Haie und Wale auch homolog
zueinander sein (wenn ich jetzt nicht wüsste dass Haie Fische
und Wale Säugetiere sind :wink:, weil bei den Schwanzflossen doch
das Kriterium der Lage zutreffen würde, oder nicht?

ist, daß du das Homologiekriterium falsch angewandt hast. Das Kriterium der Lage bezieht sich immer auf einen komplexen Zusammenhang mehrerer Teile. Ein einfacher Zusammenhang wie von dir angegeben (Schwanzflosse endständig) genügt nicht.
Wenn man so will, kann man das allenfalls als eine Analogie betrachten.

schöne Grüße
Peter

Danke für die schnelle Antwort. Das hilft mir sehr! :smile:

LG, Jana

Hallo!

Homologie/Analogie … das sind - wenn man ehrlich ist - ein wenig angestaubte Begriffe aus der Systematik und sie stammen noch aus einer Zeit, als man Stammbäume zeichnete, an deren Basis die primitiven Fische standen und an deren Spitze die hoch entwickelten Säugetiere standen. Dass die heutigen Knochenfische genauso modern sind wie die Säugetiere, wusste man damals nicht. Unsere Gliedmaßen haben sich also nicht aus den Flossen der Lungenfische entwickelt, denn wir leben ja gleichzeitig mit ihnen, sondern beide gehen auf denselben Vorfahr zurück.

Zu Deiner eigentlichen Frage: Erst einmal beziehen sich die Begriffe auf Merkmale, nicht auf ganze Organismen. Wale und Haie sind also nicht homolog oder analog, sondern ihre jeweiligen Schwanzflossen.

Klopfen wir mal dieses Beispiel mit den Kriterien ab, wie sie bei Wikipedia stehen:

„1. Lage: Strukturen sind dann homolog, wenn sie trotz unterschiedlicher Ausprägung in Gestalt und Anzahl in einem vergleichbaren Gefügesystem stets die gleiche Lagebeziehung aufweisen“

Das ist sehr abstrakt formuliert. Ich würde mal sagen, dass die Lagebeziehung nicht die gleiche ist, weil die Haiflosse senkrecht steht, die Walfluke quer.

„2. Struktur: Ähnliche Strukturen können auch ohne Rücksicht auf die gleiche Lage homologisiert werden, wenn sie in zahlreichen Sondermerkmalen übereinstimmen.“

In welchen Sondermerkmalen stimmen sie denn überein? Es ist hier ja ein besonderes Merkmal gemeint. Ich kann hier keins erkennen.

„3. Kontinuität: Organe sind dann homolog, wenn sie trotz unterschiedlicher Lage durch Zwischenformen, die sich homologisieren lassen, in Verbindung gebracht werden können.“

Eine Kontinuität ist hier sicher nicht gegeben, weil die Zwischenformen keine Flossen hatten (es handelte sich ja um Landbewohner).

So wie es bei Wikipedia formuliert ist, scheint ein Kriterium zu reichen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das in allen Fällen stimmt.

Außerdem muss man ganz genau aufpassen, was gemeint ist und in Abgrenzung zu was. Sind die Flügel von Vögeln und Fledermäusen nun analog oder homolog? Diese Frage lässt sich ohne den Zusammenhang gar nicht beantworten. Sie sind analog in dem Sinne, dass beide Tiere unabhängig von einander das Fliegen „erfunden“ haben. Sie sind homolog in dem Sinne, dass die Vorderextremitäten aller Landwirbeltiere homolog sind.

Ich selbst finde den Begriff Homologie daher gar nicht besonders hilfreich. Die „Synapomorphie“ finde ich viel schärfer und sie meint eigentlich etwas ähnliches.

Michael