Homophobie in Politik und Medien

Hallo,

die Assoziation von Friedrich Merz von Homosexuellen und Pädophilen wurde zwar kritisiert, trotzdem wird dieser Mann evtl. der künftige CDU-Vorsitzende und damit wahrscheinlich Kanzler.

Aber auch in den Medien werden Vorurteile geschürt: In der Netflixserie „Prison Break“ wird eine der Hauptfiguren als bisexueller, pädophiler (Kinder)mörder dargestellt, der aus einer Vergewaltigung eines Bruders an seiner Schwester entstand. Auch Homosexuelle in Nebenrollen werden nicht sehr positiv gezeigt. Die US-Serie festigt übrigens auch andere Vorurteile, z. B. indem ein Latino als religiös, naiv und dumm dargestellt wird.

Damit werden Dinge assoziiert die nicht nur falsch sind sondern zu mehr Stigmatisierung von Homosexuellen und anderen (sexuellen) Minderheiten führen.

Wieso werden solch negative Darstellungen von Minderheiten toleriert?

Gruß
Desperado

[Verschoben: ‚Kultur allgemein‘ → ‚Sozialwissenschaften‘ - Mod Kreszentia]

Die Gutmenschenfraktion mischt da schon auf, etwa bei den Simpsons, wo Apu inzwischen weitgehend rausgeschrieben wurde, weil die Darstellung mit dem Akzent als rassistisches Stereotyp gewertet wurde. Insbesondere hat man die Simpsons-Macher angefeindet, weil der Sprecher kein „echter“ Inder war, sondern den Akzent nur imitiert hat. Quasi so eine Art Blackfacing. Pfui! Schämt euch!

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Nun gut. Jetzt ist erst mal Onkel Armin Vorsitzender geworden. Ob sich der ewige Newcomer Merz nochmal zur Niederlage stellen möchte ist offen. Und zwischen dem Traum, Kanzler zu werden und der Wirklichkeit „Kanzler Merz“ haben die Götter noch die Wahlen gestellt. Ob die CDU mit Merz einen anderen Weg gehen wird als die SPD mit A. Nahles bleibt abzuwarten.

Mit anderen Worten: mal wieder präsentierst Du etwas, was nur eine geringe Wahrscheinlichkeit hat, als deutlich vorhandene Möglichkeit.

(O.k. ich habe nochmal nachgesehen, Du hast Deine Frage etwa 8 min vor dem Ende der Stichwahl gestellt. Ich habe Dir an dieser Stelle unrecht getan.)

Du selbst kannst darüber mitbestimmen: schreibe Netflix an, kündige Dein Abo, und mache den Zusammenhang zwischen Deiner Kündigung und der Darstellung von Menschen deutlich, die nicht „alte, weiße Männer sind“.

Sowas nennt man Abstimmung mit den Füßen.

Anschließend kannst Du gerne an allen möglichen Stellen des Lebens aktiv darauf hinweisen, wie sehr das Menschenbild „alter, weißer Mann“ die Gesellschaft dominiert.

Grüße
Pierre

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Die Simpsons sind Satire, da sehe ich übertriebene Darstellungen von Minderheiten weniger kritisch. Die Serie aus meinem Beispiel ist das nicht.

Die politisch korrekten Gutmenschen nerven mich auch - es muss nicht überall eine Frau, ein Schwarzer oder ein Schwuler mitspielen aber wenn man Minderheiten darstellt müssen diese meiner Ansicht nach ja nicht besonders negativ dargestellt werden, denn genau das verstärkt Vorurteile.

Vielleicht hat die Aussage von Merz über Homosexuelle bei einigen Delegierten dazu geführt, ihre Präferenz einem Kanditaten zu geben der die Reihenfolge von sprechen und denken andersherum gestaltet :slight_smile:

Es spricht ja nichts dagegen, dass z. B. ein Einbrecher in einer Serie zufällig homosexuell ist - aber diese Netflixserie bedient das Vorurteil, dass Homosexuelle Vergewaltiger, Kinderschänder bzw. Kindermörder sind.

Was soll es bringen, wenn ein einzlener Kunde kündigt (was mir gar nicht möglich wäre, da ich selbst kein Abo habe)? Den meisten Zuschauern dürfte diese Darstellung gar nicht auffallen und für Unterhaltungskonzerne zählt Masse.

Genau mit dieser Argumentation versandeten schon jede Menge Revolutionen erfolgreich.

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Ich denke schon, dass ein einzelner viel erreichen kann - aber nicht durch passive Tätigkeiten wie Boykott sondern durch Aktivismus.

Hallo,
das denke ich nicht, vor allen Dingen wenn der oder die Einzelne sich nur anonym bei solchen Themen hervortut.
Gruss
Czauderna

Echte Gleichberechtigung werden wir erst dann erleben, wenn wir im Guten wie im Bösen tatsächlich gleichberechtigt sind, und es sowohl den homosexuellen Straftäter als auch den homosexuellen Richter genau so häufig gibt, wie deren heterosexuelle Gegenstücke. Und dabei sollten dann auch Hautfarben, Nationalitäten, Religionen und Weltanschauungen, … ebenso bunt gemischt sein, dass endlich diese ganze vollkommen übertriebene, schwachsinnige PC von Leuten aufhört, die offensichtlich nichts anderes zu tun haben, als bei jedem/jeder dunkelhäutigen und/oder homosexuellen/… Täter(in) gleich wieder Diskriminierung zu sehen. Denn dies führt schon eine Weile eher weiter weg von einer echten Gleichberechtigung, als es ihr dienen würde.

Wir erleben doch zunehmend, dass aus Angst vor Diskriminierungsvorwürfen in Bezug auf die Darstellung von eher problematischen Charakteren, aber auch schon in so banalen Dingen wie der Werbung alles außer den homosexuellen weißen deutschen Darstellern sicherheitshalber vermieden wird. Und gerade dies schafft erst recht Diskriminierung und drängt einen nicht unerheblichen Teil unserer Gemeinschaft raus aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Und insbesondere sollten wir auch wieder ein Gespür dafür entwickeln, dass Kunst und insbesondere auch Humor ganz, ganz viel damit zu tun haben, dass man Dinge überzeichnet, und dass dazu auch die Überzeichnung von Dingen wie sexuelle Präferenzen, … gehören. Und auch wenn es natürlich ganz bewusst verletzende Dinge gibt, sollte man sich immer - gerade auch in der Bewertung von Dingen aus der Vergangenheit - sehr genau überlegen, ob Dinge aus ihrem (zeitlichen) Kontext heraus beleidigend und diskriminierend waren/sind, oder ob man hierüber nicht einfach im Bewusstsein des Kontexts hinweggehen und ggf. sogar darüber schmerzfrei lachen kann.

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Wir sind leider noch lange nicht so weit, dass in der Gesellschaft ein Migrationshintergrund oder eine abweichende Sexualität als so normal gesehen wird wie braune oder blonde Haarfarbe. Viele Menschen kennen keinen einzigen Homosexuellen oder Immigranten persönlich, deshalb bilden sie ihre Meinungen häufig aufgrund von Vorurteilen die sie größtenteils aus den Medien bekommen.

Die übertriebene Vermeidung negative Stereotype zu zeigen nervt mich auch. Meines Erachtens gibt es auf dieses Problem keine ja oder nein Antwort sondern es muß mit Augenmaß ein Mittelweg gefunden werden.

Wenn in einem eher homophoben Land wie den USA in einer populären Serie Homosexualität mit Pädophilie und Kindermord verknüpft wird sehe ich das als kritischer, als wenn ein Homosexueller z. B. als Mörder gezeigt wird. Beides ist eine negative Darstellung - aber letzteres füttert nicht das Vorurteil was von einigen Homohassern propagiert wird.

Nein, Stereotype zu vermeiden finde ich durchaus angemessen. Es stellt sich nur die Frage, wann es stereotyp ist, und wann konkreter Einzelfall?

Man kann mE duchaus den Fall eines bisexuellen, pädophilen Kindermörders zeigen. Denn es gibt solche Fälle ja durchaus auch in der Realität. Die tatsächliche Frage lautet aber, ob man diesen Fall als exemplarischen Fall für ein angeblich auffälliges Massenphänomen einer bestimmten Merkmalskombination in dem Sinne darstellt: „Wenn ich einen Bisexuellen zusammen mit einem Kind sehe, dann ist das sicher ein Pädophiler, der vorhat das Kind zu töten, weil Bisexuelle alle pädophil und bekannt dafür sind, ihre Opfer zu töten.“ Das wäre dann in der Tat eine ganz üble Geschichte.

Da ich Netflix nicht nutze, kann ich natürlich nicht sagen, wie die Darstellung dieses Settings in der Serie konkret umgesetzt ist. Aber nur die Tatsache, dass es dieses Setting gibt, finde ich für sich genommen noch nicht zu beanstanden.

Natürlich gibt es alles in der Realität auch - aber eben in Ausnahmefällen.

Die heikle Frage ist, wo Stereotypisierung in Medien die Schwelle zur Propaganda überschreitet. In einigen Fällen ist es kla: In der NS-Zeit wurden Juden in Medien fast durchgängig mit negativen Eigenschaften dargestellt.

Wenn Homosexuelle als pädophile Kindermörder gezeigt werden geht das für mich schon in eine ähnliche Richtung da Menschen diese Assoziationen oft unbewußt aufnehmen.

Ich stimme dir zu, Desperado, was die letzten Sätze angeht. Aber ich frage mich etwas Heikles. Was, wenn ein Stereotyp oder ein Klischee stimmt bzw. mehr als ein Körnchen Wahrheit enthält? Wäre es dann nicht richtig, die Welt so zu zeigen, wie sie ist? Denn es kann ja nicht nur verheerend sein, Menschen zu negativ darzustellen, sondern auch, sie zu positiv darzustellen bzw. aus Angst vor Rassismus- / Sexismus-Vorwürfen die Realität so zu verzerren, dass negative Konsequenzen daraus erwachsen. Ich erinnere an den Zuhälterring in UK, der lange nicht verfolgt wurde, weil die Mitglieder Migranten waren.

Folgt man dieser Logik, wäre es okay, z.B. im US-Fernsehen mehr Schwarze als Straftäter zu zeigen, weil es ja auch mehr schwarze Straftäter dort gibt (ob nur verhältnismäßig oder absolut, weiß ich nicht). Ich sehe dabei aber zwei Probleme.

Erstens, dass mir viele jetzt am liebsten an den Hals springen würden, d.h. wer so etwas mit Klarnamen fordert, braucht vermutlich Polizeischutz und wird sich nicht durchsetzen.

Zweitens, Menschen negativer, als sie sind, darzustellen, schafft vermutlich doch mehr Probleme als sie zu positiv darzustellen.

Drittens, wer soll entscheiden, was die korrekte Darstellung ist? Da kämen ja dann erst recht Klischees und Vorurteile zum Tragen, es sei denn, man fragt immer erst Wissenschaftler nach empirischen Daten.

Ich denke aber, man kann das nicht beliebig steuern entgegen dem Eindruck, den die Menschen im Leben gewinnen von bestimmten Volksgruppen. Wenn die Medien beschönigen oder wenn man den Eindruck hat, nicht mehr sagen zu können, was man denkt, führt das zu Trotzreaktionen, erreicht genau das Gegenteil des Intendierten.

Was denkt ihr über meine Ideen?

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Klar ist es gelegentlich so, dass bestimmte Vorurteile gegen Gruppen für Teile dieser Gruppe stimmen. Aber stelle Dir vor, Du bist Linkshänder. Es stimmt zwar, dass Pädophile überproportional Linkshänder sind, aber die meisten Linkshänder sind eben nicht pädophil.

Wenn nun in den Medien immer linkshändige Pädophile gezeigt werden und Dich jeder für einen solchen hält, nur weil Du Linkshänder bist, würdest Du auch fordern, dass solche Vorurteile nicht mehr medial verbreitet werden.

Ok, für dein Beispiel hast du recht. Ich geb dir ein anderes. Nehmen wir an, irgendein Teil einer Einwanderergruppe in irgendeinem Land besteht ganz überwiegend aus Menschen, die bestimmte Merkmale aufweisen. Also z.B. die typische Haushaltshilfe in Kalifornien sei weiblich, relativ ungebildet und spreche mit starkem Akzent. Nehmen wir an, auf 98% der Frauen treffe diese Beschreibung zu. Oder auch nur 95 oder 90%. (Ich habe keine Ahnung über die Verhältnisse dort, es ist nur eine theoretische Annahme.) Wie sollte man so eine Haushaltshilfe in einem Film darstellen? So, wie die meisten sind, eben relativ ungebildet und schlechtes Englisch mit starkem Akzent sprechend? Oder positiver?

Und wer soll das entscheiden dürfen? Der Drehbuchautor aufgrund seiner Lebenserfahrung? Eine Art Ethikkommision?

Wenn in einem Film Bauarbeiter während der Mittagspause dargestellt werden müssen die natürlich nicht mit Büchern von Nietzsche gezeigt werden weil eine Boulevardzeitung eben realistischer ist.

Allgemeingültige Regeln sind in diesem Bereich nicht möglich, es kommt eben aufs Augenmaß an.

Bezogen auf das Beispiel: Relativ ungebildet sind wahrscheinlich fast alle Haushaltshilfen denn wer seinen PhD in Harvard gemacht hat findet wahrscheinlich einen anderen Job. Ein Akkzent ist keine Schande, den haben nahezu alle Menschen die im Erwachsenenalter eine Fremdsprache erlernen. Man sollte sie aber nicht besonders dumm darstellen denn auch intelligente Frauen haben (vor allem in patriarchalen Ländern) oft keine gute Ausbildung.

Schönes Beispiel. :slight_smile:

Ich sehe es als schwierig an, es „richtig“ zu machen. Wenn man die Haushaltshilfe in gebrochenem Englisch reden ließe zum Beispiel, käme das wahrscheinlich schon „dumm“ rüber. Und eine gute Ausbildung schult auch den Verstand. Auch wenn jemand „schlau geboren“ ist, verkümmert dieses Talent, wenn es nicht gefördert wurde.

Anderes Beispiel: Wenn man in den USA Kriminelle, z.B. Dealer öfters von Schwarzen spielen ließe. Einerseits vermutlich realistisch, andererseits höchst heikel und evtl. Rassismus fördernd.

So richtig einen goldenen Weg sehe ich nicht.