Homosexualitaet - im Leben

Wer kann mir Tipps geben? Wie verhaelt sich eine weibliche Verwandte einem juengeren Homosexuellen und fixen dessen Partner gegenueber? Ich hab staendig das Gefuehl, ich trete ins Fettnaepfchen, welche themen sollen tabu bleiben, hilft es, irgendwelche Buecher zu lesen, also ich meine nicht sachliche Buecher, sondern solche, die das Thema , also Kontakt mit Homosexuellen in einer leichtverstaendlichen und nachvollziehbaren Weise behandeln? Es ist dabei voellig irrelevant, ob die Antwort von Homosexuellen kommt oder von jemanden, der als Verwandter, Freund, Psychologe, Interessierter einfach Erfahrung hat. Vielen Dank. Angelika

Liebe Angelika,

Wenn Ihnen/Dir dieser Kontakt so schwierig ist, wär es erst einmal ganz gut aufzudröseln, wer daran welchen Anteil hat. Gibt es etwa auch bei Ihnen/Dir Haltungen aus der Erziehung, die es erschweren, einfach so zu sein und zu reden, wie es sich in dem Moment anfühlt und ergibt?
Dadurch werden ja erst diese Schweige-Barrieren errichtet - es ist möglicherwerise die eigene Scham, die es verhindert, offen zu sein und die genauen persönlichen Grenzen aber doch zu setzen.

Wer sich seine Phantasien zu den Reaktionen der anderen macht, kann jene schon nicht mehr unbefangen erleben, und das wirkt sich auch umgekehrt auf die anderen aus, so schaukeln sich Befürchtungen und Peinlichkeiten sehr rasch hoch. Ist alles nicht nötig.
Stellen Sie sich einfach vor, das meiste ist ganz normal: Oder genieren Sie sich etwa auch, jemanden am Wiener Naschmarkt um die Uhrzeit zu fragen? (Dann dürfte wieder die Frage gestellt werden: Was denken Sie sich denn sonst noch dabei…)

Nehmen Sie das (nimm das) bitte mit Humor, denn eines gilt: Die sogenannten männlichen und sogenannten weiblichen Anteile der Sexualorientierung können beinah stufenlos verteilt sein, so daß eigentlich bei Homo- und Heterosexualität lediglich von Schwerpunktbildungen geredet werden kann. Vielleicht entkrampft das die Angelegenheit ein wenig.
Noch eine Bitte an die anderen, die das Posting lesen: Seid nicht gleich ganz bös, das ist nämlich nicht nur meine (wissenschaftliche) Ansicht. Nachzulesen auch in: Haeberle, E.J.: Die Sexualität des menschen. Handbuch und Atlas. 2. erw. Aufl. 1985: de Gruyter. Berlin, New York. (Ss. 235 ff).

V.E.

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Wie verh"alst Du Dich denn jemandem gegen"uber, der braune Haare hat? Warum macht es f"ur Dich denn um Himmels Willen einen Unterschied, ob jemand schwul ist?? Wie verh"alst Du Dich denn einem befreundeten oder verwandten P"aarchen gegen"uber? Und warum sollte irgendetwas anders sein bei Deinem Verwandten und seinem Freund?

da möchte ich mich glnwth anschließen: wie verhälsts du dich gegenüber heterosexuallen freunden?

siehst du. genau so. das ist der „trick“.

liebe grüße, nike
*die viele schwule freunde hat*

Ich hab staendig das
Gefuehl, ich trete ins Fettnaepfchen,

Aber wieso denn, wie machst Du das denn? Bist Du ganz sicher, daß Dein Verwandter damit Probleme hat (mit den Näpfchen, meine ich)? Wenn der junge Mann so „offen“ schwul ist, daß er mit seinem Freund im Familienkreis auftritt, ist doch eigentlich alles prima. Warum sollte er so ein Mimöschen sein, daß Du ihn unbedingt mit Glacee- (schreibt man das so?) Handschuhen anfassen mußt?

Gruß
Michael

Antwort auf Res: Homosexualitaet - im Leben
Danke Euch fuer Eure Antworten, Ihr habt jedoch eine wichtige Angabe ueberlesen, ich sprach NICHT von Freunden, da hatte ich schon vor 35 Jahren kein Problem, denn bei Freunden ist bloss meine eigene Meinung /Verhalten wichtig, bei Familienangehoerigen ist es anders. (Ich wollte nichts naeher beschreiben, weil ich nicht weiss wie das an seinem Arbeitsplatz ist) und ich hatte auch nicht erwaehnt, dass ich in einem VOELLIG anderen Kulturkreis lebe, aber ich wollte ja die Meinung von Europaern lesen, ich lebe seit 25 ahren hier und glaubt mir, ich kenne die Unterschiede.
Bevor Ihr aufjault, will ich auch noch sagen, warum ich glaube, dass es bei einem Familienverhaeltnis anders ist (zumindest hier und vor Jahren auch drueben) : es wurde jahrelang geheimgehalten, offensichtlich taten sich Geschwister und Eltern schwer, es zu akzeptieren oder zumindest so tun als ob.
Nun weiss ich aus eigener Erfahrung, dass man mit einer Frage , Themenwahl, Kommentar in einer Familienrunde jedoch eine vorhandene Diskrepanz aufruehren, verschaerfen kann und das will ich also vermeiden. Zugegebenermassen ist jede Familie und jeder Kulturkreis anders, aber ich koennte mir vorstellen, dass ein Homosexueller oder dessen Familienmitglieder , wo sich das ganze vielleicht schon vor einigen Jahren abspielte, sagen koennen, was sie sich in so einem Fall gewuenscht haetten, wenn sie jemand gefragt haette. Da diese Paare ANDERS sind, ein anderes Leben fuehren, haben sie auch andere Werte und Gefuehle in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, ich versuche auch sonst auf meine Gespraechspaare Ruecksicht zu nehmen, ein banales Beispiel: ist ein Para in der Runde, das sich sehnlichst Kindersegen wuenscht und es nicht klappt, so werde ICH nicht gerade dieses Thema anschneiden. Der Unterschied , weil ich gefragt wurde, wie ich mich gegenueber einem heterosexuellen Para verhalte liegt einfach darin, dass ich in den meisten Faellen deren Gefuehle zueinander und ihrer Umwelt gegenueber nachempfinden kann, bei Homosexuellen kann ich das nicht.
Ein paar Beispiele, die mir so durch den Kopf gehen und wo ich eben Meinungen anderer wuesste, mir jedoch voll bewusst bin, dass dies verschieden ist von Fall zu Fall, ich stelle keine Studie an, sondern das Thema beschaeftigt mich einfach. Ist der Kontakt mit der Familie auch dann fuer das Paar wichtig, wenn jedes Treffen mit einer fuehlbaren Spannung geladen ist? (keine finanzielle Abhaengigkeit mehr) Wenn auch schon vorher kein Kontakt gewuenscht wurde, dann ist die Frage natuerlich hinfaellig, es gibt auch het. Paare und Junggesellen , die den Kontakt mit der Familie praktisch abbrechen.
Wie ‘funkt’ ein Paar, dass alles ok ist, dass sie sich wohl fuehlen, so wie es ist bzw. Wenn das Gegenteil der Fall ist? Wenn sich einer der Partner finanziell, zeit- u. gefuehlsmaessig bzw. In einer gemeinsamen Wohnung fuer einen juengeren Verwandten engagiert und zwar langfristig (Studienzeit), so stelle ich mir vor, dass dies fuer den Partner eine Belastung ist, wie es auch bei einem anderen Paar waere Ist also – im Regelfall – das Verhaeltnis zueinander auch so wie bei anderen Paaren, dass einer von den beiden Entscheidungen trifft und der andere fuegt sich?
Oder: Weiss jemand von einem schon aelteren homosexuellen Paar? Fragen sich junge ob sie wohl auch im Alter beisammen sein werden oder ist das meist gar nicht ihr Bestreben?
Nun noch kurz zu der Antwort von dr. Ellmauthaler (ich bitte dringendst mit Du angesprochen zu werden, bloss hab ich keinen Vornamen von Dir). Ja, Schweigebarrieren werden aufgebaut, aber NICHT NUR aus dem von Dir angegebenen Grund, obwohl ich natuerlich auch darueber nachdachte. Zwei voellig verschiedene Beispiele, die vielleicht Dir erklaeren koennen, warum ich diese Frage ueberhaupt stellte:

  1. Eine befreundete Kanadierin, die ich kennenlernte, als sie einige Jahre in Mexico lebte, erzaehlte mir, dass sie gleich nach ihrer Ankunft die Leute ‘nach ihrer Telefonnummer’ fragte und erst nach einiger Zeit draufkam, dass sie zuerst fragen sollte, ob sie ueberhaupt einen Anschluss haben, um nicht als praepotent zu erscheinen. Obwohl ihr nie jemand diesen Vorwurf gemacht hat, meinte sie mir gegenueber, da glaubt ich, so viel von diesem Land zu wissen und dann unterlaeuft mir ein solcher Ausrutscher.
  2. Die Mutter und der inzwischen 28 jaheriger Sohn (Syndrome Down) erzaehlten mir, dass sie es als beleidigend empfanden, wenn die Leute auf der Strasse wegschauen und es haette lange gedauert bis sie akzeptieren konnten, dass die meisten glauben, dieses Verhalten sei besonders taktvoll.

Ich erwaehne diese Beispiele, damit Du siehst, damit Du siehst, dass meine Gedanken nicht unbedingt auf Andersartigkeit in Bezug auf Sex kreisen. Dass bei Homosexuellen aufgrund ihrer sexuellen Veranlagung das Leben anders ist, ist fuer mich schlichtweg eine Tatsache, ich versuche nur herauszufinden, in welchen anderen Bereichen ist es so ganz anders als ich mir das vielleicht vorstelle. Mit lieben Gruessen bis zum naechsten Gedankenaustausch Angelika

Liebe Angelika,

Du hast Dir sehr viel Mühe gegeben, zu erklären, was Du wissen willst, und es tut mir jetzt leid, daß ich etwas flapsig auf Deine Frage geantwortet hatte. Natürlich ist es in einem anderen Kulturkreis auch eine andere Frage. Das konnte ich nicht wissen.

Und, ja: Es ist _immer_ etwas anderes, wenn es die eigene Familie ist. Ich kann Dir nicht viele Deiner Fragen beantworten, da ich hetero bin. Was ich so von schwulen Freunden weiß, ist aber, daß sich tatsächlich Beziehungen aufbauen wie bei allen anderen Paaren auch. Zwar gibt es in der Szene einige, die nur auf heiße Nächte aus sind, aber herrje: Das gibt es unter den Heteros genauso. :smile: Ich glaube, daß auch schwule Paare davon träumen, zusammen alt zu werden, daß sie die gleichen Streitigkeiten und Höhenflüge haben wie andere Paare auch. Aber wahrscheinlich können sich Schwule wesentlich besser selbst dazu äußern.

Doch zu einer Frage möchte ich noch etwas schreiben. Du fragst, ob der Kontakt zur Familie wichtig ist, auch wenn die Stimmung immer angespannt ist. Ich denken ja. Klar, es gibt viele Menschen, die völlig mit ihren Eltern brechen. Doch egal, wie sie es leugnen, egal, wie sehr sie meinen, damit „abgeschlossen“ zu haben: Irgendetwas ist doch immer da. Ich denke, daß diese ständige Anspannung belastend für beide ist, nicht nur für Deinen Verwandten, sondern auch für seinen Freund. Und da kannst Du durchaus etwas tun. Du kannst versuchen, einerseits behutsam, andererseits natürlich mit dem Thema umzugehen, wenn die Familie versammelt ist.

Damit meine ich: Natürlich solltest Du Bemerkungen wie „na, wer darf denn bei euch beim Sex oben liegen?“ vermeiden. :smile: Das ist Dir wahrscheinlich klar, nehme ich an. Nicht wegen des schwulen Paares, sondern weil solche Scherzchen die Situation unnötig verschärfen würden. Andererseits solltest Du ein Beispiel geben, indem Du die beiden demonstrativ so behandelst wie ein anderes, heterosexuelles Paar. Und das den Eltern auch zeigst (denn ich nehme mal an, bei denen liegt das Problem).

Ob das jetzt hilfreich war, weiß ich nicht. Ich hoffe, es war hilfreicher als mein vorheriges posting. :smile:

Liebe Grüße,
Nike

Hi Michael,

Du hast mit dem posting natuerlich irgendwie recht, vielleicht liegt meine Sorge jedoch darin begruendet, dass ich in einem voellig anderen Kulturkreis lebe und die Reaktionen sind anders, aber gerade deswegen wuesste ich eben gerne mehr darueber, allgemein, um es dann zu ‚uebersetzen‘. Du hast Dich seit dem 3.11. nicht mehr dazu geaeussert, und ich wuesste gerne, ob es fuer Dich einen Unterschied macht, wenn es sich darum handelt, andere zu be- oder verurteilen, oder wenn man fragt, wie ich - jeder Vergleich hinkt - vielleicht jemanden fragen wuerde, dessen Sohn in einem Unfall sein Augenlicht verliert und das nicht akzeptieren kann. Wenn jemand fragt, wie sie sich verhalten soll bei einer Einladung, wenn einer der Gaeste Alkoholiker ist und gerade versucht, trocken zu bleiben, kann ich mitreden, bei Homosexuellen nicht. Ok, vielleicht willst Du dazu noch etwas hinzufuegen? Gruesse Angelika
Aber wieso denn, wie machst Du das denn?
Bist Du ganz sicher, daß Dein Verwandter
damit Probleme hat (mit den Näpfchen,
meine ich)? Wenn der junge Mann so
„offen“ schwul ist, daß er mit seinem
Freund im Familienkreis auftritt, ist
doch eigentlich alles prima. Warum sollte
er so ein Mimöschen sein, daß Du ihn
unbedingt mit Glacee- (schreibt man das
so?) Handschuhen anfassen mußt?

Gruß
Michael

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Du hast Dich seit dem 3.11. nicht mehr dazu geaeussert,
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oder wenn man fragt, wie ich - jeder Vergleich hinkt - vielleicht jemanden fragen wuerde, dessen Sohn in einem Unfall sein Augenlicht verliert und das nicht akzeptieren kann.