Homosexualität im Licht der Bibel

Hallo,

die Bibel äußerst sich ausschließlich negativ zu homosexueller Praxis. Immer wieder höre und lese ich, dass sich keine der einschlägigen Stellen auf treue und gleichberechtigte Liebesbeziehungen beziehe, und mit Blick auf Röm 1,26–27, dass Paulus von der Existenz solcher nicht einmal gewusst habe; darum seien homosexuelle Beziehungen inklusive Sex im Licht der Bibel kein Problem.

Was, bitte, ist von diesen Argumenten zu halten? Insbesondere wundert mich, dass Paulus nicht gewusst haben soll, dass Schwule und Lesben echte Liebesbeziehungen führen.

Beste Grüße und vielen Dank,
Mozart

Da muß man die damalige Zeit zugrunde legen, denn so wie heute hat da niemand sein Schwulen- und Lesbendasein ausleben können.
Wenn überhaupt haben davon, außer den Betroffenen, nur ganz wenige Kenntnis gehabt.
ramses90

Ist das so?

oha, @ramses90, da legst Dich aber weit aus dem Fenster…

Aber: mit der

meinst sicher, als dann christliche Kirche als gegeben angesehen wurde und - tja Wissenslücke - ‚Papst/Kirche‘ entschied, dass sowas abnormal sei und bestraft werden müsste. Irgendwo habe ich mal einen Bericht über ein Kloster gesehen, die das Zölibat … nur auf Frauen bezogen und sonst ‚übliche Praxis‘ gewesen zu sein schien. Durch irgendwelche Textstücke konnte man nun belegen, dass es sowas wie ‚feste Beziehungen‘ gab und vom ‚Chef‘ geduldet wurden.
Ferner: ich denke, dass Homosexualität wie Sodomie und sonstiges quasi normal waren… nicht berichtenswertes, standard.
Bibelfest bin ich mal gar nicht - ferner bleibt vieles aber Auslegungssache. So auch, welche ‚Briefe‘, Textrollen oder andere Quellen kommen denn nun in so eine Bibel. Wer hat was, wann und wie übersetzt bzw. dazugedichtet? Viele Originaltexte sind halt verbrannt/verschollen. Wenn man nun (ok, Statistiker, Anhänger und Wissende mögen mich korrigieren) die Feingeister (also die ‚Gelehrten‘ damals) vermehrt eine homosexuelle Neigung zuspricht - dann macht es Sinn, dass da ‚man sich nicht ins eigene Fleisch‘ schneiden wollte… (reine Vermutung)

Welche Zeit und welche Kultur hast du im Blick? Naher Osten zur Zeit der Entstehung des Neuen Testaments?

Die Frage lautet ja eher, was Paulus im Blick hatte, jedenfalls auf den Römerbrief bezogen.

Das war schon,bevor Papst und Kirche erfunden worden, nämlich stehet geschrieben in 3. Buch Mose 18.22.

Deshalb ja meine Frage, welcher Zeitraum und welche Region betrachtet werden soll.
In Sodom (Sodomie; früher auch für gleichgeschlechtlichen Sex verwendet) und Gomorrha war man sicher lockerer drauf und hat seine Quittung kassiert (Ironie aus).

Bei der Geschichte von

kann ich übrigens gut verstehen, wenn jemand sagt, da gehe es nicht um Homosexualität. Insbesondere geht es nicht um gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen.

Weil nicht überliefert ist, welche Orientierung die Bewohner Sodoms zum Ausdruck brachten, als sie die Besucher „erkennen“ wollten?

Der Mob will Lots Gäste vergewaltigen. Das hat ja nun wirklich nichts mit homosexueller Liebe zu tun.

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Nein, da hast du völlig recht.

Genau wie Gesetzestexte sind religiöse Schriften verschieden interpretierbar, je nach Intention nimmt man diese eher wortwörtlich oder metaphorisch.

Der Kontext der Entstehung ist meist nicht genau bekannt (z. B. inwieweit Paulus von homosexuellen Beziehungen und Praktiken wußte), deshalb gibt es eine Vielzahl möglicher Interpretationen und wie eine Aussage ursprünglich gemeint war kann niemand wissen - bzw. Gläubige würden sagen, dass nur Gott dies wisse.

Und Lot wiederum will dem Mob dann seine Töchter zur Verfügung stellen. Keine Ahnung, ob das „normal“ war, oder ein ähnlicher Loyalitätsbeweis wie die Sache mit Abraham und seinem Sohn. Zumindest gibt es bei Lot kein Schaf als Ersatz.

Die Töchter sind auch ganz besondere Früchtchen. Da keine Männer greifbar sind, wird der Vater abgefüllt und bestiegen. Daraus gehen dann gleich zwei neue Völker hervor.

Aber alles nicht so schlimm. Das Kapitalverbrechen hat schließlich Lots Frau begangen, die auf der Flucht aus Sodom zurück blickte, und deshalb zur Salzsäule erstarrte.

Vor dem Hintergrund frage ich mich ernsthaft, was man da noch reininterpretieren könnte oder sollte.

Da offenbar Metapher nicht mag (was ihm unbenommen sei) von mir eine Antwort, soweit mein Wissen reicht:

  1. Man habe immer im Kopf, dass die Bibel eine Sammlung vieler einzelner Schriften von Autoren aus mehr als 1000 Jahren ist.
    Für das neue Testament und die Ausgangsfrage hier halte ich bedeutsam, auf das Spannungsverhältnis „Petrus-Lehre“ und Lehre Jesu in den Evangelien hinzuweisen. Denn ob Petrus die Lehre Jesu nur weitergetragen oder stark verändert hat, ist mindestens umstritten.

  2. Die Bibel ist höchstens teilweise, je nach Interpretation auch in keiner Weise ein Gesetzestext, dem man klare Handlungsanweisungen und Verbote entnehmen kann!

  3. Es macht wenig Sinn, mit Vorstellungen des 21. Jh. diese Texte zu lesen. Die Vorstellung sexueller Orientierung, die Vorstellung einer erfüllten Beziehung unabhängig festgelegter sozialer Regeln, das Menschenbild war in der Antike ganz anders als heute.
    Im römischen Reich war es zu vielen Zeiten offenbar vollkommen in Ordnung, wenn ein Bürger einen jugendlichen Sklaven anal vergewaltigte (wie wir es heute nennen würden). Dagegen war eine liebevolle Beziehung zwischen zwei erwachsenene männlichen Bürgern gesellschaftlich vollkommen unmöglich oder stand oft unter Strafe!

  4. Die Bibel „äußert sich ausschließlich negativ zu Homosexualität“? Naja, vor allem äußern sich die meisten Texte überhaupt nicht dazu! Das Thema scheint kaum eine Rolle gespielt zu haben.
    Allerdings gibt es im 3. Buch Mose das Verbot, auf dem sogar die Todesstrafe steht. Wer will, kann daraus spitzfindig ableiten, dass nur Analverkehr unter Männern verboten wird, alles andere erlaubt ist.
    Bedacht werden kann auch, dass, soweit ich weiß, kein Christ sämtliche jüdische Detail-Vorschriften der Bücher Mose (Speise, Kleidunge etc etc) einhält bzw. meint einhalten zu müssen.

  5. Im neuen Testament haben wir, soweit ich weiß, in den Evangelien als unbestrittenem Kern der christlichen Botschaft keine einzige Aussage zur Homosexualität. Die Interpretation, dass für Jesus andere Dinge wichtig waren als die Art sexueller Handlungen, halte ich für legitim.

  6. Es bleiben drei Stellen in Petrusbriefen, die wohl eindeutig Homosexualität benennen (es gibt dazu auch abweichende Meinungen und umgekehrt weitere Stellen, von denen einige Theologen meinen, sie bezögen sich auf Homosexualität).
    Diese drei Stellen sprechen ja keine Verbote aus, sondern sind für Paulus wohl selbstverständliche Beispiele von negativem Verhalten. Also: Dass für Paulus homosexuelles Verhalten negativ war, scheint doch ziemlich klar. Ein Verbot wie „Du darfst nicht…“ scheint für ihn in seiner Korrespondenz mit Gemeinden aber nicht wichtig gewesen zu sein, vielleicht war das selbstverständlich.

  7. Um endlich, Mozart, auf deine Kernfrage zu kommen: Die Unterscheidung „rein sexuelles Verhalten“ und „Beziehung mit sexuellem Verhalten“ scheint mir wenig sinnvoll, gerade auch im Hinblick römischer Vorstellungen (siehe oben).

Ein schwuler Christ des 21. Jh. (der ich nicht bin, bin heterosexueller Atheist :blush:), der bei seinem Glauben bleiben möchte, kann darauf verweisen, dass für ihn die Bibel ein von unperfekten Menschen geschriebenes Buch ist, in dem - meinetwegen - Gottes Wort und Wille immer wieder erkennbar wird. Was einschließt, dass es Bibelstellen gibt, die ausgemachten Unsinn erzählen, oder sachlicher, aus historischer Perspektive verstanden werden müssen.

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Hier noch die Meinung der Alt-Bischöfe zum Spezialthema Pfarrerpaare:

negativ zu homosexueller Praxis

Ja, die Bibel im AT und NT sagt nur was zu homosexuellem TUN, nicht aber zum SEIN.
Damit sind homosexuelle Beziehungen inklusive Sex im Licht der Bibel ein Problem.