Hume: Skeptische Zweifel in Betreff der Tätigkeit

Der dritte Abschnitt (fünf seiten) dürfte mittlerweile zur Debatte stehen. Dazu möchte ich sagen:
Hume, echt ein großer Philosoph, eilt mit nur wenigen Wegmarkierungen superschnell zu seinem Kernanliegen.
Zuerst unterschied er die allgemeine Moralphilosophie von der Erkenntnisphilosophie, die er mit seiner Arbeit neu begründet.
Dann unterscheidet er die unmittelbaren und deutlichen Eindrücke,( Erlebnisse, Erfahrungen, Wünschen, wollen, Hassen, Hören, Sehen, Fühlen) mit Hilfe unserer Sinne von den undeutlicheren Vorstellungen und Gedanken, die von den Eindrücken resultieren oder in uns, in der Seele, haften bleiben und dann unser Denken bestimmen.
Er nennt drei Gesetze des Zusammenhangs, wie Vorstellungen in unser Bewusstsein kommen: Ähnlichkeit, räumliche und zeitliche Nähe, und schließlich Kausalität.
Er übergeht das Problem Innenwelt und Außenwelt, ob z.B. Erstere von den Eindrücken aus der Außenwelt einerseits und Kausalität andererseits aus dem Inneren des Menschen kommen.
Er geht auch noch nicht darauf ein, wie weit nun Interpretation und Gedanke notwendig nur aus den Eindrücken (in Form von Vorstellungen aus Erfahrungen) resultieren und nur von ihnen abgeleitet sind, oder auch vom Menschen als Eigenleistung diesen Vorstellungen angetragen werden können.
Der „Streit“ zwischen Tychi, Ralf und Friedhelm, wie letzteres gemeint ist, war jedoch ganz überflüssig, denn genau dieser Eigenleistung des menschlichen Verstandes gilt seine Kritik. Hume jedenfalls geht von solcher Möglichkeit menschlicher Eigenleistung und Kreativität aus, die sich nicht von den Eindrücken her ableiten lasse, nämlich als mögliche Fehlerquelle nur aus den Erfahrungen.
Man kann sich hier aber weiterstreiten.
Jetzt unterscheidet er zwei Arten von Beziehungen solcher Gedanken und Vorstellungen, die der Mensch anstellt.
Er unterscheidet qualitativ die Wissenschaft der Mathematik, Geometrie und Arithmetik als etwas von beweisender Gewissheit, von dem sog. Tatsachendenken. Zu Letzterem zählt er alle anderen Wissenschaften.
Er bestreitet die Berechtigung, verschiedene Vorstellungen kausal voneinander abzuleiten.
Eine harte Aussage gegen die Philosophie: „So ist menschliche Schwäche und Blindheit das Ergebnis aller Philosophie;“
ganz herzlich
Friedhelm

Hallo Friedhelm

Ohne auf Einzelheiten einzugehen, möchte ich nur auf die letzten Worte Humes eingehen, wo er sagt, daß Ursache und Wirkung nicht in gleicher Folge ablaufen müssen und deshalb dem Erkenntnisvermögen des Verstandes entgehen. Damit räumt er die Möglichkeit des Zufalls und eines Elementes ein, daß er noch nicht genau definiert.

Wenn man nun den Geist als ein Bewußtsein sieht, so kann man leichter zu einem Verständnis dieser Vorgänge gelangen. Der Verstand, der mit Hilfe der Logik arbeitet und die Erkenntnis die aus Erfahrung resultiert, werden zu Teilen des Bewußtseins und das läßt Raum für weitere Ebenen zu.

Tatsächlich sind Humes Überlegungen dadurch begrenzt, daß er zwei-dimensional denkt. Nämlich auf der äußeren und inneren Ebene. Die Dritte, die es erlaubt umfassendere Erkenntnisse zu erhalten, wäre die der Höhe und Tiefe.

Wenn nun der Geist sich diese Höhen erschließt, die über ihm liegen, kann er auch die Resultate von Ursache und Wirkung beeinflussen. Das geschieht zunächst mit Hilfe der Intuition.

Die Frage wäre also, welche Bewegungen erforderlich sind, um diese Dritte Dimension des Geistes aktiv zu machen. Geschähe das, würde sich das Kind nicht unbedingt wieder verbrennen, auch wenn es diese Erfahrung vorher gemacht hätte. Der Ablauf der Ereignisse läßt sich mit Hilfe dieser höheren Geisteskräfte mit dem Willen verändern.

gruß
rolf

Hallo Friedhelm

Ohne auf Einzelheiten einzugehen, möchte ich nur auf die
letzten Worte Humes eingehen, wo er sagt, daß Ursache und
Wirkung nicht in gleicher Folge ablaufen müssen und deshalb
dem Erkenntnisvermögen des Verstandes entgehen. Damit räumt er
die Möglichkeit des Zufalls und eines Elementes ein, daß er
noch nicht genau definiert.

Wenn man nun den Geist als ein Bewußtsein sieht, so kann man
leichter zu einem Verständnis dieser Vorgänge gelangen. Der
Verstand, der mit Hilfe der Logik arbeitet und die Erkenntnis
die aus Erfahrung resultiert, werden zu Teilen des Bewußtseins
und das läßt Raum für weitere Ebenen zu.

Tatsächlich sind Humes Überlegungen dadurch begrenzt, daß er
zwei-dimensional denkt. Nämlich auf der äußeren und
inneren Ebene. Die Dritte, die es erlaubt umfassendere
Erkenntnisse zu erhalten, wäre die der Höhe und Tiefe.

Wenn nun der Geist sich diese Höhen erschließt, die über ihm
liegen, kann er auch die Resultate von Ursache und Wirkung
beeinflussen. Das geschieht zunächst mit Hilfe der
Intuition.

Die Frage wäre also, welche Bewegungen erforderlich sind, um
diese Dritte Dimension des Geistes aktiv zu machen. Geschähe
das, würde sich das Kind nicht unbedingt wieder verbrennen,
auch wenn es diese Erfahrung vorher gemacht hätte.

Du meinst doch nicht, als könne man dann von der Wirkung her die Ursache verändern? die Anisotropie der Zeit umkehren, die für die Wahrnehmung einer Bewegung und auch die Denkbarkeit der Kausalität ebenso Vorbedingung ist, wie für jede Bewegung, die Du ausführen willst.
Der Ablauf

der Ereignisse läßt sich mit Hilfe dieser höheren
Geisteskräfte mit dem Willen verändern.

gruß
rolf

Lieber Rolf,
Die jenseitige Dimension.
Mit solcher Ein- oder Zweidimensionalität der Gedankenführung bei Hume hast Du sicher Recht. Ich als Christ dagegen muß eigentlich mit Neid zugeben, dass mit solcher Beschränkung der Aufklärung mehr an Aberglauben und finsterer Irrnis beseitigt wurde, als mit frömmster Missionierung der vergangenen Jahrhunderte. Mit Aberglaube und Irrglaube meine ich zunächst natürlich die peinlichen Verirrungen in Irrtümer und Spekulationen, mit denen Betrüger Leichtgläubige hinters Licht führten. Damit will ich aber nicht behaupten, dass es für bestimmte Menschen nicht auch einen Zugang zu einer Tastatur gibt, über die sich jenseitige Mächte oder Zusammenhänge instrumentalisieren lassen, die sich jeder normalen Wissenschaft entziehen. Gurus, Schamanen, Medizinmänner, Zauberer und Hexen gab und gibt es seit Menschengedenken.
Diese jenseitige Dimension erlebt jeder Christ bei der allsonntäglichen heiligen Kommunion, oder beim Segen des Gottesdienstes. Das Kreuz ist u.a. auch das Symbol für die vertikale Dimension. Der Form nach ist auch das, ist jede Religion eine Instrumentalisierung göttlicher Kräfte. Aber im christlichen Glauben ist dies etwas grundsätzlich anderes, nämlich die Begegnung mit oder die Nähe zu Gott wie bei jedem Gebet.

Seit je wurde versucht, sich mit solchen Phänomenen und jenseitigen Bereichen auch wissenschaftlich zu beschäftigen. Aber stelle Dir mal Kriege vor mit solchen paranormalen Waffen! Mir graust davor!
ganz herzlich
Friedhelm

Die mächtige chinesische Nachtigal.
Herr X aus Chicago als Tourist auf der chinesischen Mauer hört den Gesang einer Nachtigal. Er dreht sich um und blickt in das wunderschöne Gesicht einer Jugendfreundin, was in der Folge nach einer gemeinsamen Fahrt durch ganz China zu einer großen Hochzeit in Chicago führt.

„So ist menschliche Schwäche und Blindheit das Ergebnis aller Philosophie;“ Hume

ganz herzlich
Friedhelm

Du meinst doch nicht, als könne man dann von der Wirkung her
die Ursache verändern? die Anisotropie der Zeit umkehren, die
für die Wahrnehmung einer Bewegung und auch die Denkbarkeit
der Kausalität ebenso Vorbedingung ist, wie für jede Bewegung,
die Du ausführen willst.
Der Ablauf

der Ereignisse läßt sich mit Hilfe dieser höheren
Geisteskräfte mit dem Willen verändern.

Hallo Friedhelm
Ich erinnere hier nur an das Phänomen derer, die z.B. über glühende Kohlen laufen und hernach keinerlei Verbrennungen aufweisen. Wo bleibt hier das Gesetz der Kausalität? Man fragt sich, ob nicht der Glaube Meister über die Rationalität ist.

Seit je wurde versucht, sich mit solchen Phänomenen und
jenseitigen Bereichen auch wissenschaftlich zu beschäftigen.
Aber stelle Dir mal Kriege vor mit solchen paranormalen
Waffen! Mir graust davor!

Es kommt immer darauf an, in welcher Hand sie sich befinden. Und diese Phänomene sind alt. Sie sind mir in verschiedenen alten Überlieferungen bekannt.

gruß
rolf

Die mächtige chinesische Nachtigal.
Herr X aus Chicago als Tourist auf der chinesischen Mauer hört
den Gesang einer Nachtigal. Er dreht sich um und blickt in das
wunderschöne Gesicht einer Jugendfreundin, was in der Folge
nach einer gemeinsamen Fahrt durch ganz China zu einer großen
Hochzeit in Chicago führt.
Eine Tatsache.

Beziehungen der Vorstellungen und die Tatsachen.

Hume: Alle Gegenstände des menschlichen Denkens und Forschens zerfallen von Natur in zwei Klassen, nämlich in Beziehungen der Vorstellungen und in Tatsachen. Zur ersten Klasse gehören die Wissenschaften der Geometrie, Algebra und Arithmetik; mit einem Wort: jeder Satz von anschaulicher oder zu beweisender Gewissheit. Dass das Quadrat der Hypotenuse gleich ist den Quadraten der beiden Seiten, ist ein Satz, welcher die Beziehung zwischen diesen Figuren ausdrückt. Dass dreimal fünf gleich ist der Hälfte von Dreißig drückt eine Beziehung zwischen diesen Zahlen aus. Sätze dieser Klasse können durch die reine Tätigkeit des Denkens entdeckt werden, ohne von irgend einem Dasein in der Welt abhängig zu sein. Wenn es auch niemals einen Kreis oder Dreieck in der Natur gegeben hätte, so würden doch die von Euklid dargelegten Wahrheiten für immer ihre Gewissheit und Beweiskraft behalten. Tatsachen, der zweite Gegenstand der menschlichen Erkenntnis, werden nicht in derselben Weise festgestellt, und unsere Überzeugung von ihrer Wahrheit ist zwar groß, aber doch nicht von derselben Art, wie bei den ersten.

Kurz, jede Wirkung ist von ihrer Ursache verschieden; sie kann deshalb in dieser nicht gefunden werden, und jede Erfindung oder Vorstellung derselben a priori muss völlig willkürlich bleiben. Und selbst wenn die Wirkung gekannt ist, bleibt die Verbindung ihrer mit der Ursache gleich, willkürlich, weil es eine Menge anderer Wirkungen gibt, welche dem Verstande ebenso möglich und denkbar erscheinen. Es ist deshalb vergeblich, wenn man meint, ohne Hülfe der Beobachtung und Erfahrung irgend, eine Wirkung bestimmen und eine Ursache oder eine Folge ableiten zu können.

Hier geht Hume offensichtlich schon davon aus, daß das räumliche Auseinander - und in diesem immanent auch alle mathematischen, algebraischen und geometrischen Gesetze - unabhängig von Eindrücken unserem Erkennen vorgegeben ist,

was also erst nachträglich als Artefact unseren Eindrücken und Vorstellungen aufgetragen wird, wodurch dann „Tatsachen“ entstehen.

Mathematik, Algebra und Geometrie sind also Wissenschaften der Selbsterkenntnis.

ganz herzlich
Friedhelm

Du meinst doch nicht, als könne man dann von der Wirkung her
die Ursache verändern? die Anisotropie der Zeit umkehren, die
für die Wahrnehmung einer Bewegung und auch die Denkbarkeit
der Kausalität ebenso Vorbedingung ist, wie für jede Bewegung,
die Du ausführen willst.
Der Ablauf

der Ereignisse läßt sich mit Hilfe dieser höheren
Geisteskräfte mit dem Willen verändern.

Hallo Friedhelm
Ich erinnere hier nur an das Phänomen derer, die z.B. über
glühende Kohlen laufen und hernach keinerlei Verbrennungen
aufweisen. Wo bleibt hier das Gesetz der Kausalität? Man fragt
sich, ob nicht der Glaube Meister über die Rationalität ist.

Hallo Rolf
ich bezweifel nicht, daß es derartiges gibt.

Seit je wurde versucht, sich mit solchen Phänomenen und
jenseitigen Bereichen auch wissenschaftlich zu beschäftigen.
Aber stelle Dir mal Kriege vor mit solchen paranormalen
Waffen! Mir graust davor!

Es kommt immer darauf an, in welcher Hand sie sich befinden.
Und diese Phänomene sind alt. Sie sind mir in verschiedenen
alten Überlieferungen bekannt.
gruß
rolf

meine Bedenken beginnen, wo wir nach der instrumentalisierbaren Tastatur greifen. Ich denke an die mittelalterliche Feuerprobe.

ganz herzlich
Friedhelm

Es kommt immer darauf an, in welcher Hand sie sich befinden.
Und diese Phänomene sind alt. Sie sind mir in verschiedenen
alten Überlieferungen bekannt.
gruß
rolf

meine Bedenken beginnen, wo wir nach der
instrumentalisierbaren Tastatur greifen. Ich denke an die
mittelalterliche Feuerprobe.

Eben, - dieser Prozess ist es, der zu Aberglauben führt. Weil er nämlich das Element der Gnade unberücksichtigt läßt, die sich nun mal nicht der Kausalität unterwirft. Eine rein mechanische Wiederholung, führt eben nicht immer zu dem gewünschten Resultat.

Das hat Hume vielleicht gemeint hat, wenn er die Tätigkeit des Verstandes zur Wahrheitsfindung, als nicht ausreichend angezweifelt hat.

gruß
rolf

ich denke nicht, daß Hume es in diesem Sinne gemeint hat. Weiter oben bringe ich das Bild von der chinesischen Nachtigal:

„Herr X aus Chicago als Tourist auf der chinesischen Mauer hört den Gesang einer Nachtigal. Er dreht sich um und blickt in das wunderschöne Gesicht einer Jugendfreundin, was in der Folge nach einer gemeinsamen Fahrt durch ganz China zu einer großen Hochzeit in Chicago führt.“
Man kann das Ergebnis durchaus als Gnadengeschenk verstehen.
Aberglaube wäre es aber, wenn man nun bei jedem Gesang der Nachtigal eine Hochzeit erwartet oder erhofft. Die Instrumentalisierung der Nachtigal zur Erlangung von Heiratsbereitschaft wäre Götzendienst und könnte durchaus auch funktionieren, und zwar durch den Glauben daran; so wie der Jungfernstrauß bei einer amerikanischen Hochzeit, der ins Publikum geworfen wird, für denjenigen oder für diejenige bedeutet, daß sich dort als nächstes eine Hochzeit anbahnt, worauf der Getroffene oder die Getroffene dann womöglich hinarbeitet.
Hume sieht jedoch in solchen Schlußfolgerungen eine Verirrung und Verblödung des Verstandes. Er zweifelt an dieser Kausalität bzw. er unterscheidet sie grundsätzlich von den Regeln der Mathematik.
ganz herzlich
Friedhelm

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]