Hallo Friedhelm
Ich glaube hier bringst du die Begriffe durcheinander.
Ein induktiver Schluss ist: Bisher ging jeden Tag die Sonne auf, also
wird sie es morgen wieder tun, oder mehr noch: sie wird es immer tun.
Mit der Analogie zum „induktiven“ Schluß innerhalb der
empirischen Wissenschaft als Gegensatz zum „deduktiven“
Schluß, wie Du es in Bezug auf Humes Fragezeichen
thematisierst, habe ich allerdings Schwierigkeiten, weil sich
allgemein der induktive Schluß keineswegs nur auf das Kausale
gründet, auch wenn dies sprachlich (x weil y) oft so
formuliert wird: „Dieser Schimmel ist weiß, weil alle Schimmel
weiß sind.“ 
Das ist ein schlecht gewaehltes Beispiel, weil ein Schimmel, so sagt
es die Wortbedeutung, nicht anders als weiss sein kann.
Nehmen wir aber ein beliebtes anderes Beispiel: Dieser Schwan ist
weiss, weil alle Schwaene weiss sind.
Hierbei haben wir es, so glaube ich, mit einem Syllogismus zu tun,
bei dem es zunaechst egal ist, ob seine Voraussetzung ‚alle Schwaene
sind weiss‘ wahr ist. Natuerlich kann man auch mein Beispiel mit der
Sonne in diese Form bringen, aber es ist nicht besonders klug die
Frage nach der Wahrheit einer Voraussetzung (Induktionsproblem) mit
den aus ihr folgenden Schluessen (Syllogismus) zu verwechseln.
Oder einfacher: Für jemand, der nur schwarze
Katzen kennt, heißt es dann: „Diese Katze ist schwarz, weil
alle Katzen schwarz sind.“ Genau genommen lautet aber der
induktive Schluß (wenn x dann y): „Wenn alle Katzen schwarz
sind, dann ist diese Katze ebenfalls schwarz.“
Nein, nein: Das ist wieder ein Syllogismus. Der Induktionsschluss
lautet: Weil alle Katzen, die ich bisher sah, schwarz waren, werden
wohl auch alle Katzen, die ich noch nicht sah, schwarz sein.
Das ist ein Schluss vom Speziellen auf’s Allgemeine. Was du hingegen
tust, ist ein Schluss vom Allgemeinen (alle Katzen) auf’s Spezielle
(diese Katze hier). Diese Schlussweise heisst Deduktion und ist der
Form nach ein Syllogismus.
Hier muß man
das „Wahrscheinlich“ jedoch der Prämisse anhängen. Dies gilt
jedoch auch dem sog. „deduktiven“ Schluß, wie: „Die
Winkelsumme im Dreick beträgt 180 Grad.“ , wenn dieses
„wahrscheinlich“ für ein ebenes Dreieck gemeint ist.
Hier haben wir wieder das Gleiche wie beim Schimmel: Ein ebenes
Dreieck hat per definiton 180 Grad Innenwinkelsumme. Das muss man
nicht schlussfolgern.
Wie würdest Du hier den induktiven Schluß im Gegensatz zum
deduktiven definieren? Meint Hume nicht vielmehr statt den
induktiven Schuß selbst nur die Interpretation der Induktion
als Annahme einer Kausalität?
Das laeuft wohl auf dasselbe hinaus, denn wenn eine Kausalitaet
existiert, dann kann der Schluss nicht fehlgehen. Da er aber
fehlgehen kann, muss man auch die Kausalitaet in Frage stellen. D.h.
die Berechtigung induktiver Schluesse anzuzweifeln ist
gleichbedeutend damit, das Vorhandensein von Kausalitaet anzuzweifeln
(ich schraenke ein: anzuzweifeln, dass die von uns vermeintlich
erkannte Kausalitaet die richtige sei).
Gruss, Tychi