Hume und Relativismus

Hallo,

rührt der Relativismus-Vorwurf, der Hume gemacht werden kann, vom empirisch-deskriptiven Vorgehen des Philosophen her und ist damit schon in der Struktur seiner Theorie angelegt? Kann er mit einem solchen Ansatz nur subjektive, nicht-allgemeingültige Prinzipien begründen? Ist das immer so, solange es um bestimmte, empirische Zwecke geht bzw. ein materialer Gehalt vorhanden ist (weil man die jeweiligen Ziele wollen muss und dies nie a priori feststehen kann?)?

Lieben Gruss

Hallo,

rührt der Relativismus-Vorwurf, der Hume gemacht werden kann,
vom empirisch-deskriptiven Vorgehen des Philosophen her und
ist damit schon in der Struktur seiner Theorie angelegt?

ja, denn es geht Hume ja überhaupt nicht um absolute Sicherheit (die hält er für unerreichbar).

Kann er mit einem solchen Ansatz nur subjektive,
nicht-allgemeingültige Prinzipien begründen?

Es ist die Frage, was man unter „allgemeingültig“ verstehen will. Empiristen wie Hume reicht es oft, wenn die Dinge „passen“. Es mag besser gehen, aber es ist unnötig (Pragmatismusvorwurf). Das ist nicht subjektiv, sogar allgemeingültig, allerdings nur im Rahmen eines Konsenses.

Ist das immer so, solange es um bestimmte, empirische Zwecke geht bzw. ein
materialer Gehalt vorhanden ist (weil man die jeweiligen Ziele
wollen muss und dies nie a priori feststehen kann?)?

Empiristen sind am Apriori nicht interessiert, weil es unnötig ist.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas Miller,

stehe ich dann allein auf weiter Flur, wenn ich davon spreche, dass man doch von moralischen Gründen fordern kann (oder sollte), dass sie objektiv, für alle Menschen gültig sind? Dann wäre es doch so, dass moralische Regeln für alle Menschen, ungeachtet von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Nation usw. gelten sollen und das kann man doch auch von Moral erwarten, oder denkst du, dass man da in der Prüfung schräg angeschaut wird?

Kann ich Allgemeingültigkeit als das genaue Gegenteil von Relativismus auffassen und damit Kant als paradigmatischen Opponenten zu Hume?

Ich versuche gerade, für mein Papier Kant und Hume in exakten Gegen-Positionen bzw. Unterschieden einzuordnen. Also: experimentelle Methode vs. Transzendentalphilosophie, Relativismus der Moral vs. Allgemeingültigkeit von Moral, bedingtes Gutes vs. unbedingtes Gutes, Vernunftsmoral vs. Gefühlsmoral.

Probleme bekomme ich vor allem, wenn ich es mit den Begriffen „subjektiv“ und „objektiv“ zu tun habe. Du hast mir die Augen geöffnet: Auf den Einzelnen beschränkt Hume sich ja gerade nicht, sondern auf eine große Zahl von Menschen, aber nicht auf alle Menschen, eben weil man von der Erfahrung her niemals etwas über alle Menschen aussagen kann, oder? Wäre es vielleicht besser, wenn ich versuche, diese beiden Begriffe auszuklammern? Es ist ja so: Kant will Allgemeingültigkeit, nur so ist Moral für ihn möglich; für Hume braucht es die gar nicht, es reicht schon, wenn viele Menschen sich auf etwas einigen und so leben (das ist wohl das Pragmatische). Da ist es für mich einfach schwer, mit den beiden Begriffen zu hantieren.

Und btw, ist Universalität das Gleiche wie Allgemeingültigkeit (bei Kant)? Auch neige ich dazu, „a priori“ und „unbedingt“ zusammenzuwerfen, geht das?

Ach so: Und kann man eigentlich sagen, dass Humes deskriptiv-empiristisches Vorgehen problematisch angesichts moralischer Bewertungen ist, weil man dann ja nur die herrschende Praxis beschreibt und das die moralische Qualität nicht erfassen muss? Oder wie könnte man da etwas daraus machen?

Kannst du mir über das Wochenende noch ein paar Fragen in diesem Stil beantworten? Die Prüfung steht an und ich bin einfach sehr unsicher! Es wäre toll.

Lieben Gruss!

Hallo,

stehe ich dann allein auf weiter Flur, wenn ich davon spreche,
dass man doch von moralischen Gründen fordern kann (oder
sollte), dass sie objektiv, für alle Menschen gültig sind?
Dann wäre es doch so, dass moralische Regeln für alle
Menschen, ungeachtet von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Nation
usw. gelten sollen und das kann man doch auch von Moral
erwarten, oder denkst du, dass man da in der Prüfung schräg
angeschaut wird?

nicht ganz, aber ich denke, schon das Stichwort „Eurozentrismus“ zeigt dir, dass deine Definition von Moral nicht die einzige sein muss, oder?

Kann ich Allgemeingültigkeit als das genaue Gegenteil von
Relativismus auffassen und damit Kant als paradigmatischen
Opponenten zu Hume?

Nein, denn auch Hume versteht sich nicht als Relativist.

Ich versuche gerade, für mein Papier Kant und Hume in exakten
Gegen-Positionen bzw. Unterschieden einzuordnen.

Das ist nicht unproblematisch, wie du siehst.

experimentelle Methode vs. Transzendentalphilosophie,
Relativismus der Moral vs. Allgemeingültigkeit von Moral,
bedingtes Gutes vs. unbedingtes Gutes,
Vernunftsmoral vs. Gefühlsmoral.

Das geht alles weitgehend.

Probleme bekomme ich vor allem, wenn ich es mit den Begriffen
„subjektiv“ und „objektiv“ zu tun habe. Du hast mir die Augen
geöffnet: Auf den Einzelnen beschränkt Hume sich ja gerade
nicht, sondern auf eine große Zahl von Menschen, aber nicht
auf alle Menschen, eben weil man von der Erfahrung her niemals
etwas über alle Menschen aussagen kann, oder? Wäre es
vielleicht besser, wenn ich versuche, diese beiden Begriffe
auszuklammern?

Ich denke schon, denn hier handelt es sich um erkenntnistheoretische Begriffe, die in normativen Zusammenhängen ggf. anders nuanciert sind.

Und btw, ist Universalität das Gleiche wie Allgemeingültigkeit (bei Kant)?

„Universalität“ ist das Fremdwort für „Allgemeingültigkeit“.

Auch neige ich dazu, „a priori“ und „unbedingt“ zusammenzuwerfen, geht das?

Das ist aus Kants Sicht so, aber das ist nicht unwidersprochen geblieben.

Und kann man eigentlich sagen, dass Humes deskriptiv-empiristisches Vorgehen
problematisch angesichts moralischer Bewertungen ist, weil man dann ja nur die
herrschende Praxis beschreibt und das die moralische Qualität nicht erfassen
muss? Oder wie könnte man da etwas daraus machen?

Aus Kantischer Sicht kann man das behaupten. :smile:

Kannst du mir über das Wochenende noch ein paar Fragen in diesem Stil
beantworten? Die Prüfung steht an und ich bin einfach sehr unsicher! Es wäre
toll.

Kein Problem. Wegen der Wärme werde ich wohl gelegentlich schwimmen gehen, so dass ich nicht ständig am PC hocke, aber das ist ja vielleicht einleuchtend.

Herzliche Grüße

Thomas Miller