Humes: Kräfte und Prinzipien

Ich habe mir heute die nächsten fünf Seiten unserer Lektüre heruntergeladen.
http://www.textlog.de/hume_untersuchung_42-3.html
Abteilung IV. „Skeptische Zweifel in Betreff der Thätigkeiten des Verstandes.“ Abschnitt II.

Mir schien zuerst, als hätte er alles schon einmal ausgeführt und drehe sich im Kreise. Er unterscheidet noch einmal den logischen Schluß von den Verknüpfungen der erfahrbaren Tatsachen, die wir mit Kausalität begründen bzw. so bezeichnen.
„Von ähnlichen Ursachen erwartet man ähnliche Wirkungen. Darauf laufen alle Erfahrungsbeweise hinaus.“
Er geht hier jedoch über den Begriff der Kausalität hinaus, wenn er von Kräften und Prinzipien spricht, durch die eine Wirkung erfolgt. Als Beispiel dient ihm wieder einmal das Brot, dessen Wirkung darin liegt, dass es uns ernährt.
Er schließt damals, so etwa 1750, noch vom Aussehen und Geschmack als Ursache, auf die Wirkung, nämlich den Menschen zu ernähren und zwar durch „geheimnisvolle Kräfte und Prinzipien“.
Dies ist neu.
Heute können wir sagen, dass die Chemie inzwischen das Brot genauestens untersucht hat, Kräfte sind die Kalorien, und die Prinzipien sind die Wirkungsweisen der Vitamine, Salze, Mineralien, Spurenelemente, wir wissen so ziemlich, wie dies Brot im Mund, im Magen und im Darm zerlegt, umgebaut, aussortiert, d.h. verdaut wird und vom Blut zu einem bestimmten Zweck an die jeweils richtigen Stellen transportiert wird.
Ist damit nun eigentlich die Grundfrage Humes schon beantwortet?
Oder ist nicht vielmehr seine Grundfrage nur hinausgeschoben und nur scheinbar beantwortet: Wie kommt es zur Reaktion im subatomaren Bereich?
Oder ist nicht vielmehr seine Grundfrage nur hinausgeschoben und nur scheinbar beantwortet: Wie kommt es zur Wirkung im subatomaren Bereich?
Die Kräfte als Wellenform, wie beim Tsunami in apokalyptischer Dimension unterscheiden und benennen wir in subatomarer wie in universaler Dimension als Gravitation, Elektromagnetische Kraft, Schwache Kraft und die Starke Kraft. Im Koordinatensystem stellen wir sie als X und Y, d.h. räumlich und zeitlich dar.
Landen damit nicht die sog. Tatsachen von Humes am Ende doch wieder beim Beweisbaren der Mathematik und Geometrie?
Lösen sich also am Ende die Tatsachen doch wieder in reine beweisbare Logik auf?

ganz herzlich
Friedhelm

keine Zeit mehr
Hallo Friedhelm

Da wir beide in letzter Zeit im Dialog standen, fuehle ich mich durch
dein Posting angesprochen. Ich muss dir aber mitteilen, dass ich in
den naechsten 3 Wochen nur noch sehr wenig Zeit fuer w-w-w haben
werde und dass ich nicht ueber Hume und ueber deine Fragen nachdenken
kann.

Gruss, Tychi

Hallo Friedhelm

Wie versprochen bekommst du deine Antwort. Komisch, dass ausser mir
niemand antwortet, obwohl meine Kompetenz durchaus nicht die hoechste
dieses Forums ist.

Humes Behauptung ist: Wir sehen den Dingen nicht an, welche Wirkungen
sie entfalten. Wir muessen erst Erfahrungen gemacht haben, bevor wir
Wirkungen abschaetzen koennen.

Ich denke, dass er damit Recht hat. Wir koennen diese Erfahrungen in
mathematische Formeln kleiden und Verallgemeinerungen machen, die
dann aehnlichen Dingen aehnliche Wirkungen zuordnen. A priori wissen
wir aber gar nichts.

Beispiel: Wie koennen den Stoss zweier Billiardkugeln viele Male
beobachten, unsere Beobachtungen in mathematische Stossgesetze
niederschreiben und diese Gesetze auf den Stoss anderer Koerper
uebertragen. Mit der Unterscheidung zwischen elastischem und
inelastischem Stoss ist die Uebereinstimmung zwischen Vorhersage und
tatsaechlichem Ereignis gut. Durch reines Denken haetten wir die
Stossgesetze nicht gefunden.
Da mag man einwenden, dass die Stossgesetze sich leicht aus den
Erhaltungssaetzen von Energie und Impuls herleiten lassen, aber wer
dies einwendet, der muss die Frage beantworten: „Woher kennst du
diese Erhaltungssaetze?“

Du hast also Recht, dass wir heute zwar mehr darueber wissen, wie
Brot uns naehrt, dass aber dieses Wissen nur eine Verschiebung
gegenueber Humes Beobachtung ist, naemlich, dass es dem Brot nicht
anzusehen ist, welche Wirkung es auf unseren Koerper haben wird.

Ich habe gestern Abschnitt 7 beendet, aber keine Fragen dazu.
Mir scheinen die Kernaussagen des Buches relativ trivial zu sein,
aber Hume gelingt es nicht, sie so treffend zu formulieren, dass
seitenweise Umformulierungen ueberfluessig wuerden.

Gruss, Tychi

Hallo Friedhelm

Wie versprochen bekommst du deine Antwort. Komisch, dass
ausser mir
niemand antwortet, obwohl meine Kompetenz durchaus nicht die
hoechste
dieses Forums ist.

Gruss, Tychi

Hallo Tychi,
ich hatte Deine Antwort ganz übersehen.
Dieses sehr komplizierte uralte und bislang ungelöste psycho-physische Problem, das uralte Leib-Seele-Problem, Geist und Materie ist gegenwärtig in Philosophie, Physik und auch Theologie das Hauptproblem.

Wir beide diskutieren ja weiter oben darüber. Eigentlich war es Hume, der begann, daß wir uns vom alten aristotelischen Materiekonzept lösten und heute die Kausalität zunehmend nur als eine Denkweise verstehen, bzw. als menschliche Interpretation von Bewegung und Veränderung.
Verabschieden wir uns also erstmal von Hume, dem Pionier modernen Denkens.

ganz herzlich
Friedhelm