Hummelsterben

Hallo,

mir ist heute aufgefallen, dass an einer Stelle sehr viele (~100 oder mehr) tote und z.T. im Sterben befindliche Hummeln rumliegen. Bei vielen aber nicht allen fehlt das Hinterteil des Abdomens (Stechapparat?).

Was ist da passiert? Gibt es Hummelnester, die angegriffen werden und dort liegt die gescheiterte Verteidigung? Oder ist das mit den Fehlenden Abdominalenden ein sekundäreffekt, weil andere Insekten das aus den toten Hummeln rausfressen/holen? Liegt das Massensterben an der Temperatur? Oder gibt es Giftpflanzen, an denen sich mitunter Hummel in Massen gütlich tun?

LG
Jochen

Hallo Jo,

Ich habe mal gelesen, dass viele Hummeln an Linden sterben sollen, weil der Baum irgendwann im Frühsommer seine Nektarproduktion einstellt und die Hummeln dann verhungern.

Ich hatte mich auch mal gewundert, warum unter diesem Bäumen zeitweise so viele tote Hummeln liegen.

Mfg

nutzlos

Huhu!

Nein, da bringst du glaube ich ein bisschen was durcheinander.
Das mit den sterbenden Hummeln unter Linden stimmt… und zwar handelt es sich um die Silberlinden, die in Städten oft als Straßenbepflanzung zu finden waren/sind. Diese Linden blühen verhältnismäßig spät im Jahr (so ab Juli ungefähr) zu einer Zeit, wo es in Städten für Insekten die sich an Nektar laben nicht mehr so viel zu holen gibt. Die meisten Blumen sind dann schon verblüht und das Nektarangebot ist knapper. Aber die Silberlinden stehen in der Zeit in vollem Saft, was dazu führt, dass dort natürlich auch viele hungrige Hummeln ihr Glück versuchen… aber für viele ist dort dann quasi wegen der großen Nachfrage nichts mehr zu holen und sie sterben oft noch direkt unterm Baum.
Die Folge davon wiederrum war, dass übereifrige „Tierschützer“ schlussfolgerten: „Die Linden vergiften die Hummeln!“… es kam zu Protestbewegungen und in manchen Gebieten groß angelegten Fällungsaktionen. Das sie damit den Hummeln eher noch schadeten als sie zu beschützen wie sie dachten, wurde ihnen erst später klar.

Ich selbst habe in den letzten Tagen auch viele tote Hummeln gefunden, allerdings weit ab von irgenwelchen Linden unter reichen Vogelwickenbeständen.
Was man erst mal grundsätzlich wissen sollte, um dieses Phänomen zu verstehen ist, dass ein Hummelvolk nicht wie die Honigbienenvölker gemeinsam überwintert, sondern jedes Jahr abstirbt und nur die befruchteteten Weibchen (also die Königinnen des nächsten Jahres) überwintern.
Bei den von mir gefundenen Tieren handelt es sich um die Wiesenhummeln. Das ist die Hummelart, wo der Zerfall des Staates am frühesten einsetzt, nämlich Mitte Juli. Viele andere Arten sterben erst im Herbst ab (das sind dann auch die, die unter den Linden zu finden sind).
Das ist der Gang der Dinge und kein Grund zur Beunruhigung :wink:

lieben Gruß
aj

7 Like

Hallo,

Danke für die Antwort!

bleiben noch 2 Fragen:

  • warum fehlen so vielen Hummeln die Hinterteile (der Chitinpanzer in den letzen 3-5mm des Abdomens ist leer) und

  • warum stirbt das Volk auf einer Fläche von 10m²? (Ok, eben unter einem Baum. Allerdings ist das Nahrungsangebot jetzt doch noch nicht so schlecht, und ich würde vermuten, dass Hummeln eher unterwegs verhungern oder _im_ aber nicht unmittelbar _vor_ dem „Eigenheim“.)

LG
Jochen

Huhu!

Das Fehlen der Hinterleibe würde ich einfach auf Insektenfraß zurückführen. Ich sehe zwischen den „Sterbefeldern“ hier auch viele aasfressende Laufkäfer zB herumkrabbeln, Wespen bedienen sich hier und Fliegen schauen ob sie irgendwo was abbekommen.
Der Grund warum die Hummeln gehäuft an bestimmten Stellen versterben lässt sich wohl mutmaßen aus den Untersuchungen die es speziell zur Silberlinde und den Hummeln gab. Hier kurz was zum lesen

http://www.scinexx.de/dossier-detail-381-9.html

Es ist dann schlicht so, dass den Hummeln zum Teil die Kraft fehlt, eine neue Nahrungsquelle anzufliegen, wenn die einstmals gute Quelle weniger abwirft.

lieben gruß
aj

Cool. Danke Dir für die Infos!

LG
Jochen