Humor und seine Wirkungsweise am Beispiel der Simpsons
Lorenz,
Meiner Erfahrug nach hat ein Witz etwas mit Überraschung zu tun. Ein Witz endet immer anders, als der Zuhörer es erwartet. Dazu gehört bei den Simpsons auch die Überzeichnung von Bekannten, die missbräuchliche Verwendung von bekannten Verhaltensweisen in unerwarten Zusammenhängen, unangemessene Reaktionen der Umwelt auf Regelverstöße usw… Aber auch Schadenfreude ist ein wichtiges Element.
Nun zwei humanethologische Thesen :
- Überraschung hat ewas mit Panik zu tun.
- Lachen hat ewas mit Aggression zu tun.
ad 1.: Panik hat nichts mit Angst zu tun, sondern mit Trauer und Einsamkeit, also mit der Furcht vor dem Verlust sozialer Bindungen. Wenn man jemanden etwas ungewohntes präsentiert, so wird das Gefühl produziert „hier kenne ich mich nicht aus, ich habe mich verlaufen“. Natürlich erkennen wir sofort, wenn wir einen Witz hören, dass dieser Impuls unbedenklich ist und starten eine Gegenreaktion, nämlich
ad 2.: Das gemeinschaftliche „Anzischen“ eines Dritten ist bei Primaten ein Mittel, um jemanden, der soziale Regeln verletzt hat, „auszubuhen“, um ihn an einen angemessenen Platz in der Gruppe zurückzuholen (relativ zu seiner angemaßten Rangordnung also zu erniedrigen). Das schafft bei den gemeinschaftlich Zischenden (-> Lachenden) ein Gemeinschaftsgefühl, und das ist angenehm (es gibt offenbar auch einen „Kooperationstrieb“ bei uns Menschen, wie tröstlich !).
Bei der Schadenfeude projizieren wir den Regelverstoß anderer auf uns selbst (Empathie), er ist uns peinlich (Stress, Furcht vor sozialer Gegenreaktion), aber wir merken dann sofort, dass wir ja gar nicht betroffen sind und nutzen dies, um die Fronten zu wechseln und den Tolpatsch auszulachen (-zischen) anstatt selbst ausgelacht zu werden.
Fazit : Durch einen Witz destabilisieren wir absichtlich ein wenig unser emotinales Gleichgewicht, um es dann wiederzugewinnen und uns dadurch die Ausschüttung von ein paar Glückshormonen zu „erschleichen“.
MfG
Klaus