Hallo,
ich rate immer dazu, in der Wohnung anzufangen. Heißt: Von Welpenbeinen an nicht zulassen, dass der Hund dir überall hin folgt, sondern immer mal wieder (nicht immer) die Tür hinter dir zumachen, wenn du den Raum verlässt.
Am Anfang nur ein paar Sekunden, dann Tür wieder öffnen und zurückkommen, ohne den Hund zu beachten. Vor allem dann nicht, wenn er sich wie ein Blöder freut. Das ist zwar für den Menschen schwierig, hilft aber dem Welpen, keine Erwartungsspannung aufzubauen. Wenn er lernt, dass er Zuwendung kriegt, wenn du wiederkommst, wird er aufgeregt darauf warten - und das erhöht seinen Stress und führt meist zu Reaktionen wie Jaulen, Bellen, Kratzen oder Zerstören von Dingen.
Der Kleine soll einfach lernen, dass es normal ist, wenn sich die Tür zwischen dir und ihm immer mal wieder schließt. Irgendwann öffnet sie sich auch wieder, und du bist wieder da. Wenn du das ungefähr 20 Mal am Tag machst und das über eine Woche hinweg, wird er sich schnell nicht mal mehr umdrehen, wenn du ihn allein lässt.
Im Laufe der Tage verlängerst du die Zeitspanne und machst auch hörbar was in einem anderen Raum (Geschirr klappern, Telefonieren…).
Wenn du 15 Minuten in einem anderen Zimmer sein kannst, ohne dass der Hund sich aufregt, kannst du das erste Mal die Haustür hinter dir schließen. Auch hier machst du sie zu Anfang gleich wieder auf und kommst zurück.
Wichtig: Niemals vom Hund verabschieden. Sprüche wie „Bin gleich wieder da“ oder „Schön brav sein“ dienen nur der menschlichen Selbstberuhigung. Der Hund versteht den Wortsinn nicht, lernt aber schnell, dass dieser Satz bedeutet, dass er jetzt allein sein wird. Das macht in aller Regel erst recht Stress. Wenn du gehst, mach es so, dass der Hund es mitkriegt - niemals heimlich rausschleichen - aber tu es völlig selbstverständlich.
Sollte der Hund jaulen, nicht mit ihm sprechen (auch nicht schimpfen), sondern den Moment abwarten, in dem er grade schweigt und dann (wiederum völlig entspannt und ohne den Hund zu beachten) zurückkommen.
Das Beste, was du deinem Welpen vermitteln kannst ist, dass du immer wieder kommst, dass er aber auch ohne dich nicht verloren ist. Du solltest gerade während der ersten Monate immer dafür sorgen, dass der Hund Zeiten ohne dich hat. Wenn er sich erst mal dran gewöhnt hat, dass du immer verfügbar bist, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit Probleme bei Trennungen machen.
Solange er noch nicht zuverlässig stubenrein ist, solltest du zwei Stunden nicht überschreiten. Trotzdem kann es vorkommen, dass der Hund reingemacht hat - auch wenn er bereits stubenrein war. In diesem Fall solltest du zunächst gar nicht reagieren, wenn du heim kommst, sondern die Bescherung beiläufig und kommentarlos entfernen. Der Hund weiß nichts mehr von seiner „Untat“, könnte aber schnell lernen, dass es Aufmerksamkeit gibt, wenn da was rumliegt.
Schöne Grüße,
Jule