Hallo sine,
das größte Problem der sämtlichen Tierverschickungen ist, dass sie nichts, aber auch gar nichts am Tierelend im jeweiligen Land ändern - im Gegenteil: Das Wissen um die Entsorgung der Tiere ins Ausland führt in vielen Ländern erst recht zu einer Überflutung der Tierheime und Auffangstationen.
Die Wegwerfmentalität wird dadurch gestützt, statt verändert. Zusätzlich zu den Leuten, denen einfach egal ist, was mit ihrem ausgesetzten Tier passiert, werfen nun auch die ihre überzähligen Vierbeiner über den Zaun, die vorher Skrupel hatten, sie dem Tod oder einem ungewissen Schicksal zu überlassen.
Das Geld für die Rettung einzelner Hunde wäre weit besser in entsprechende Aufklärungsprogramme an Schulen und Versorgungsaktionen vor Ort investiert. Keine einzige Organisation, die Tierverschickungen betreibt, kann vermelden, dass sich durch diese irgendetwas Positives in Bezug auf die Tierhaltung im Land verändert hat.
Und auch mafiöse Machenschaften gibt es tatsächlich. Diese vorwiegend - wenn auch nicht ausschließlich - bei Importen aus Osteuropa. Dass mit der Tierliebe der Deutschen gute Geschäfte zu machen sind, hat sich schnell herumgesprochen. Unser hiesiges Tierheim hat erst vor wenigen Wochen (mal wieder) eine Kofferraumladung "Rasse"welpen "frei"gekauft, die an der tschechisch-deutschen Grenze zum Kauf angeboten wurden. Seit Jahren an den selben Stellen, damit die Tierschützer sie auch gut finden. Dass dank erfolgreichen Absatzes der nächste Wurf bereits im Keller liegt, dürfte auch dem naivsten Tierschützer klar sein.
Auch Organisationen, die Hunde übers Internet anbieten, denen sonst angeblich ein grausamer Tod droht, sind manchmal lediglich Verkaufszentralen, die ein Geschäft mit der Ware Hund machen. Meist fliegen sie früher oder später auf, was sie nicht daran hindert, eine Woche später unter neuem Namen und neuer Internetpräsenz wieder den Markt zu beleben.
Unterm Strich leistet aber auch die seriöseste Organisation letzten Endes nur weiterem Tierleid Vorschub. Natürlich kann man damit argumentieren, dass es für den einzelnen Hund einen Unterschied macht, ob er lebt oder stirbt. Aber letzten Endes schafft man - um es aus der Sichtweise der anderen Länder zu formulieren - nur den Müll weg, damit auf der örtlichen Müllkippe Platz für weiteren Abfall wird.
Und worüber in den Orgas kaum jemand spricht: Die Anzahl der Leute, die mit einem Importhund negative Erfahrungen machen, ist groß. Die wenigsten Hundebesitzer ahnen, was sie sich an Problemen - seien sie nun gesundheitlicher oder verhaltenstechnischer Natur - ins Haus holen. Therapierbar sind diese oft nur sehr begrenzt, was nicht selten dazu führt, dass die Hunde über kurz oder lang halt in einem deutschen Tierheim hocken.
Bei den Vermittlungen wird - auch bei etablierten Organisationen - oft nur das erzählt, was absatzfördernd ist. Mittelmeerkrankheiten werden als „leicht beherrschbar“ dargestellt, (angeblich) negativ getestete Hunde erweisen sich doch als infiziert, und die meisten Hunde sind „lieb“, „verschmust“ oder schlimmstenfalls ein wenig „vorsichtig“.
Dass Hunde im Tierheim ein völlig anderes Verhalten zeigen als im Verbund mit einzelnen Menschen, dass Hunde mit negativer Sozialisation auf den Menschen (oder ganz ohne eine solche) niemals Bindungsverhalten entwickeln und unter Umständen in Bezug auf aggressives Verhalten tickende Zeitbomben sind, wird gerne großzügig übersehen.
Es gibt nur sehr wenig Organisationen, die die Hunde als das beschreiben, was sie sind - und das oftmals eher aus eigenem Unwissen als aus bösem Willen. In meinen Kursen zu schwerwiegenden Verhaltensproblemen hatte ich im Schnitt zu zwei Dritteln Besitzer von Auslandshunden.
Schöne Grüße,
Jule