Hund Auto Erbrechen und Angst

Hallo,

wir haben seit 2 Wochen einen Irisch-Setter Welpe. Ist nun 19 Wochen alt.

Leider verknüpft er das Autofahren mit Erbrechen (vermuten wir).
Wir werden nun versuchen, ihn langsam an den Kofferraum zu gewöhnen: nur sitzen, nur Leckerchen (nimmt er nicht immer), anschl. nur Motor einschalten, eine Runde um den Häuserblock, et.

Doch leider möchten wir auch Samstags und Sonntags zur Welpenschule und diese sind ca. 10 km entfernt.

Wie kann ich den Welpen positiv bestärken?

Gruß
Kerstin

hallo kerstin,

erbrechen hat nicht zwingend eine „verknüpfung“ als ursache - es kann auch einfach nur sein, daß dem hund übel wird oder er angst hat und entsprechend reagiert.
bei unserem ersten wastl war das solange der fall, wie er im fußraum die fahrt überdauern mußte. ab dem moment, ab dem er auf der rücksichtzbank saß und rausgucken konnte (kofferraum ging damals nicht, war eine limousine), war´s vorbei mit bröckeles speien, und alles war gut :wink:
einfach mal ausprobieren, vielleicht hilft eine andere sitz- und sichtposition.

euren plan, euren hund so nach und nach ans autofahren zu gewöhnen, finde ich gut, ebenso, das autofahren positiv zu verstärken. solange eure vierpfote nicht grds. angst vor dem auto bzw. dem autofahren hat, ist noch nichts verloren.

ihr müßt euch aber gedanklich darauf einstellen, daß es auch hunde gibt, die das „kotzen-beim-autofahren“ nie ablegen werden. auch das kommt oft genug vor.

saludos, borito

Danke Borito,

nur auf der Rücksitzbank erbricht er leider auch.

Wenn ich ihn rufe, um rauszugehen, kommt er noch nicht einmal. Wenn unsere Tochter ihn ruft, sie ist mit ihm noch nie gefahren, geht er Spazieren. Mein Mann geht mit ihm durch den Garten. Sind wir alle an der Haustür, weigert er sich. Merkt er, dass wir nicht zum Auto gehen, ist alles in Ordnung. Schlagen wir die Richtung zum Wagen ein, ist es vorbei. Hinzu kommt, dass wir ihn noch ins Auto tragen. Er soll noch nicht springen. Schlechte Erfahrung mit einem Auto, hat er in den 2 Wochen nicht gemacht.

Wie reagieren. Alles, was ein Welpe ja jetzt an Erfahrungen macht, prägt sich ja für das spätere Leben ein. Wir möchten nur nichts falsch machen.
Aber davon ab; manchmal glaube ich er benötigt eine „schriftliche Einladung“ ;.)

Gruß
Kerstin

Hi,

Schlagen wir die Richtung zum Wagen ein, ist es vorbei.

Das kommt mir sehr bekannt vor … Nora drehte sich dann immer (ganz lässig natürlich) um und ging einfach wieder Richtung Haustür. Und gekotzt hat sie auch.

Wie reagieren. Alles, was ein Welpe ja jetzt an Erfahrungen
macht, prägt sich ja für das spätere Leben ein.

Jein - auch ein Welpe gewinnt an Erfahrung. Wir haben Noras Abneigung gegen Autos einfach ignoriert. Sie wurde halt an der Leine zum Auto genommen und reingesetzt - basta. Und dann verging die Zeit … die Abwehr wurde geringer und irgendwann war es so weit: sie sprang von alleine ins Auto! Es ist manchmal auch schlicht Gewöhnungssache, etwas „zu lernen“. Und die Kotzerei hat evtl. was mit seiner „Jugend“ zu tun - kleine Kinder kotzen auch häufiger beim Autofahren, was sich später wieder gibt.

Gruß,

Anja

Hallo,

Wie kann ich den Welpen positiv bestärken?

Wenn ihm tatsächlich schlecht wird, leider gar nicht. Ich schlage folgende Strategie vor, mit der wir bei unserer ungarischen Kotzratte langsam Erfolge verbuchen können:

  • Kofferraum kotz-sicher auskleiden oder eine Box einbauen (je weniger der Hund sieht, desto besser)
  • Hund kurz auffordern, selbst in den Kofferaum zu springen. Macht er das nicht sofort, ihn kommentarlos in den Kofferraum setzen, kurz loben, Deckel zu, losfahren.
  • vor längeren Fahrten nicht füttern, ggfs. vom Tierarzt MCP (gegen Brechreiz) besorgen für sehr lange Fahrten.

Unsere Ungarin springt mittlerweile nach kurzem Sträuben freiwillig in den Kofferraum und kotzt erst nach ca. 30 Minuten Fahrt. Vor langen Fahrten bekommt sie MCP und kotzt dann gar nicht, schlecht wird ihr aber immer noch.

Gruß

Myriam

hallo,

dem geschilderten verhalten nach hat er dann wohl schon „angst“ vor dem autofahren. zumindest verknüpft er unangenehmes damit, da er ja „bockt“, sowie es zum auto geht. diese verknüpfung müßt ihr erstmal „isolieren“ (d.h. herausbekommen, wovor genau er sich „fürchtet“) und dann versuchen, diese verknüpfung im hundespeicher zu „löschen“.

ob das erbrechen nun auf die situation oder auf unannehmlichkeiten beim fahren zurückzuführen ist, werdet ihr so erstmal nicht rausbekommen. daher müßt ihr euch der lösung wohl oder übel schrittweise nähern.

das wichtigste ist, dem hund die „angst“ vor dem auto an sich zu nehmen. den hund ins auto zu tragen und ihn damit zwangsläufig einer situation auszusetzen, die er vermeiden will (aus welchen gründen auch immer), wird den effekt eher verstärken als verringern (i.s.v „irgendwann wird er sich schon daran gewöhnen“ - nein, tut er nicht, das verhalten kann ein ganzes hundeleben andauern und sich sogar noch verstärken).

ich würde versuchen, in kleinen schritten vorzugehen und eure fellnase an einzelne situationen zu gewöhnen. auf diese weise habt ihr auch gute chancen, herauszubekommen, was genau euren hund so aversiv gegen das auto(fahren) macht (das auto selbst, die motorengeräusche, die fahrbewegungen, gerüche etc.pp. - unsere vierpfote z.b. reagiert „übernervös“, wenn sein geliebtes badehandtuch als unterlage auf der rücksitzbank gewaschen wurde [hat dann den hundetypischen muffgeruch verloren] oder gar gegen ein anderes ausgetauscht wurde - bah, geht gar nicht! kaum liegt „sein“ handtuch wieder auf der rücksitzbank, ist alles gut. sensibelchen, das… :wink:)).

also: am anfang möglichst unbefangen und positiv auf das auto zugehen, nicht reinsetzen, nicht anfassen, einfach hinlaufen, drum herum laufen, stehen bleiben, wieder weggehen. nicht auf den hund eingehen i.s.v „hach, siehst du, ist doch gar nicht so schlimm“ (im menschlichen sprechen schwingen derlei streßsituationen immer mit, und hunde sind sensibel genug, diese wahrzunehmen, oft bevor mensch sie selbst registriert). das ganze procedere solange wiederholen, bis er seine scheu vor dem auto an sich verliert. die gesamte szenerie muß auf die vierpfote positiv wirken. fellnases verhalten, wenn er mal am auto vorbeigeht ohne angst zu zeigen, wenn er mal am reifen schnuppert etc., positiv verstärken (freundlich mit ihm reden, loben, aber nicht übermäßig, eher nebenbei).
nächste stufe: autotür aufmachen, hund muß aber nicht rein. sitze „zeigen“, drauf herumklopfen (für den hund „interessant“ machen), sich ggfs. halb hinsetzen (beine draußen) etc. - das mag für euch albern aussehen, hat aber für den hund einen schrittweisen gewöhnungseffekt, bei dem er sieht, daß ihm keine gefahr droht.
zeigt der hund keine aversionen, dann den nächsten schritt wagen - hund auffordern und positiv bestärken, mal am sitz zu schnuppern etc.
nächster schritt: mit positiven signalen versuchen, den hund ins auto zu „locken“ - alle türen offen, keine einengungen, alle fluchtwege offen, kein druck, viel geduld, keine genervten stimmen etc. gute möglichkeit bei einem vier-/fünftürer: einer steht locker mit der fellnase auf der einen seite, der anderen lockt mit gutem zureden, spielzeug oder leckerlis von der anderen seite. wenn die leckerlis wirklich aufregend-interessant sind, dann hüpft die fellnase hoffentlich irgendwann mal in den kofferraum oder auf die rücksitzbank. hat er das getan, loben, loben, loben. und wenn er will, sofort wieder rauslassen, nicht einengen etc. und das spiel solange wiederholen, bis er von selbst reinspringt (ideal ist: sich selbst in den kofferraum setzen oder legen, herumträllern, wie toll das da doch sei, den hund auffordern, mit in sauto zu kommen, wenn er drin ist (und bleibt), mit ihm da zu spielen etc. [unsere fellnase hatte riesig schiss vor bädern und badewannen - wir haben uns dann da reingesetzt und ihn mit leckerlis und albereien soweit gebracht, daß er heute ohne größere not in jeder badewanne nachschaut, ob was freßbares drin ist :smile:).
nächster schritt: familie setzt sich ins auto, hund hoffentlich auch (und hoffentlich auch entspannt). türen zu. mal sehen, was passiert. dann türen wieder auf, familie und hund raus. familie und hund wieder rein etc.pp. fellnase versteht zwar nicht, was ihr da treibt, aber in erster linie ist das für ihn mal abwechslung und spiel (wenn alles gut läuft).
nächster schritt: familie und hund im auto, türen zu, hund (relativ entspannt), motor an. je nachdem, wie fellnase reagiert, motor ein paar sekunden laufen lassen, dann ausmachen, kurz sitzen bleiben, beruhigend mit dem hund dabei sprechen, aussteigen. und das ganze von vorne.
vorerst letzter schritt: familie ins auto, hund ins auto, türen zu, motor an, sanft anfahren, ein stück fahren, stehen bleiben, motor aus, familie raus, hund raus.

wenn ihr glück und geduld habt, habt ihr entweder bis dahin herausbekommen, wovor eurer vierpfote graut (dann könnt ihr genau diese sequenz so lange positiv verstärken („umwidmen“), bis die angst weg ist, oder ihr habt seine unsicherheit/angst soweit neutralisiert („ist zwar schrecklich, aber mir passiert nix“), daß er dann im auto mitfahren kann.

allerletzter schritt: das fahren in immer größeren distanzen üben (wie oben beschrieben).
aber habt dabei im kopf: es gibt hunde, für die sind autos bzw. autofahren immer ein greuel, dann kann man dergleichen nur mildern (manche schwören auch auf notfalltropfen o.ä.).
eure fellnase wird euch immer im auto begleiten - der verlust des rudels ist schrecklicher als die furcht vor dem auto/autofahren. aber das erbrechen würde bleiben, wenn er seine angst nicht verliert oder mindert.

vielleicht bekommt ihr noch einige andere tipps - das von mir beschrieben vorgehen ist ja nur eine von vielen möglichkeiten.

wünsche euch viel erfolg!
saludos, borito

vollste Zustimmung owT
und Sternchen :smile: