Hallo,
was auch immer euch geritten haben mag, euch einen Hund dieser Rasse ins Haus zu holen: Eine gute Idee war das wohl nicht. Aber okay, die Dinge sind, wie sie sind.
Wir haben es bisher nicht geschafft ihm das Beissen und Schnappen abzugewoehnen
Das Problem ist, dass man Hunden nicht beibringen kann, was verboten ist, ohne ihnen das zu zeigen. HeiĂźt: Man muss strafen. Ignorieren hilft hier nicht weiter, auch wenn die moderne Hundeliteratur das gerne empfiehlt.
Hunde untereinander ignorieren eklatantes Fehlverhalten niemals. Sie sind lediglich großzügig bei Dingen, die sie nicht für wichtig halten. Heißt: Zeigt dem Knaben, dass in eure Hände beißen verboten ist. Am einfachsten klappt das, indem ihr ihm kurz und kräftig seitlich eine aufs Maul gebt - und zwar exakt in dem Moment, wo der Hund seine Zähne zu fest einsetzt. Das Ganze verbindet ihr mit einem lauten „NEIN!“.
Das Problem bei eurem Hund ist, dass er die Phase des Einübens der Beißhemmung zum großen Teil bereits hinter sich hat. Er hätte das bereits als Welpe mit 3-5 Monaten lernen müssen. Er kann das zwar nachholen, aber ihr geht ein gewisses Risiko ein, dass er sich als pubertierender Schnösel wehrt, weil er sich derartige „Übergriffe“ von eurer Seite verbittet. In diesem Fall dürft ihr nicht nachgeben, sonst habt ihr verloren. Jedenfalls ist es allerhöchste Eisenbahn, dem Hund das beizubringen.
wobei er dann oft an unseren Waden knabbert oder springt.
Das allein ist ein Zeichen dafĂĽr, dass der Hund in keinster Weise verstanden hat, was dieser Abbruch bedeuten soll. Er setzt einfach nach, indem er euch munter weiterhin zum Spielen auffordert.
Das Alles-anknabbern ist ein allgegenwaertiges Problem
Für Hunde nach dem Zahnwechsel ist das in diesem Ausmaß nicht mehr normal. Die möglichen Ursachen:
- Er will eure Aufmerksamkeit (dass diese negativ ist, ist dabei zweitrangig)
- Er ist nicht ausgelastet (körperliche Bewegung allein reicht ihm vermutlich nicht)
- Er hat Stress und baut diesen ĂĽber das Kauen ab.
Ich persönlich halte Punkt eins für am Wahrscheinlichsten, weil es meisten funktioniert. In der Regel reagieren Besitzer damit, dass sie den Hund schimpfen und ihm dann ein neues Angebot machen (ein Spielzeug, was zum Knabbern, ein Spiel…). So lernt der Hund, dass an Gegenständen kauen für action sorgt.
Dass er sein eigenes Spielzeug nicht vorrangig benutzt, liegt daran, dass er das ja immer zur Verfügung hat. Außerdem passiert nichts Spannendes, wenn er damit spielt. Anders, wenn er euren Sachen nagt. Hier hilft, dem Hund das Spielzeug abzunehmen. Ab sofort liegt nichts mehr rum. Ihr müsst euren Hund gut beobachten, in der Regel erkennt man, wenn er sich langweilt und auf der Suche nach Beschäftigung ist.
Dann holt ihr eins der Spielzeuge raus und bespielt den Hund kurz damit, bevor ihr es ihm für ein Weilchen überlasst. Wichtig ist, es ihm wieder wegzunehmen, bevor er es von selbst liegenlässt.
Alle Versuche, an Möbeln zu knabbern, werden mit einem strengen „NEIN!“ (oder pfui oder wasauchimmer) und einem Wegdrängen/ Wegziehen des Hundes vom Objekt der Begierde unetrbunden. Danach wird der Hund ignoriert, es gibt KEIN Ablenkungsprogramm. Macht er den nächsten Versuch, wiederholt ihr das Ganze. Hier liegt das Geheimnis (wie bei vielem in der Hundeerziehung) darin, hartnäckiger als der Hund zu sein.
Die Rasse bringt mit sicherheit ein gewisses „Aggressionspotential“ mit, dass kontrolliert/ abtrainiert werden muss.
Aggression kann man nicht abtrainieren und nur in sehr begrenztem Maße kontrollieren. Das Verhalten dieser Hunde resultiert im Wesentlichen aus der Selektion auf selbstständiges Verhalten. Die Hunde ähneln damit in ihrem Verhalten den Herdenschutzhunden. Bindung an den Menschen haben sie kaum, sie erwecken aber bei Laien durch ihr oft ausgeprägtes Kontrollverhalten gerne mal den Eindruck, als würden sie sehr an ihren Besitzern hängen. Ihre Unterordnungsbereitschaft ist nicht sehr hoch.
Schöne Grüße,
Jule