Hallo Hyper,
Er hört nicht auf „sitz“ oder „beifuß“. Der macht mehr oder weniger was er will. Bespringt einen beim Spielen und beißt und kratzt. Einige Blessuren beim Spielen mit dem Hund hab ich mir auch schon zugezogen.
Die kleine Wollsau ist aber total lieb
Genau das halte ich für den ersten Trugschluss. Die Wollsau ist nicht total lieb, Du beschreibst einen Hund, der rotzefrech ist, aufdringlich, unentspannt und nicht gesprächsbereit.
Das ist ein gängiges Phänomen, so ein Verhalten beim eigenen Hund zu verniedlichen - beim eigenen Sohn wäre es vermutlich viel nachvollziehbarer, was ich meine: ein 16jähriger Möchtegernrambo, der bei Mami wohnt, sich aber völlig danebenbenimmt, die Schule schwänzt, seine Mutter mit „Alte“ anredet, Bierdosen in seinem Zimmer stapelt, ganztägig die Musik auf volle Lautstärke dreht und logischerweise keine Notiz davon nimmt, wenn seine Mutter ihn drum bittet, das mal leiser zu drehen - ob Deine Nachbarin das wohl durchgehen ließe?
Wenn ein Hund im Hunderudel sich so benehmen würde (rüpelig, er tut, was er will), würde er für Stress im ganzen Rudel sorgen, keine gemeinsame Jagd würde funktionieren ohne Kommunikation, und ganz sicher würde er deshalb mit einem solchen Verhalten bei älteren Rudelmitgliedern keine Sekunde lang durchkommen, ihm würden sofort Grenzen gesetzt.
Macht Euch klar, dass Grenzen nicht negativ sind, Grenzen geben Sicherheit, innerhalb von Grenzen kann der Hund sich entspannen. Einem entspannten Hund geht es deutlich besser, aus der Ruhe heraus ist es auch viel leichter, gesprächsbereit zu sein.
In meinen Augen geht es also auch nicht darum, dem Hund sitz oder fuß beizubringen, das ist in wenigen Minuten erledigt, wenn er in einem entspannten, aufnahmebereiten Zustand ist. Es geht darum zu erkennen, in welchen Situationen er hochfährt, wann er nicht mehr zuhört, (das ist nicht nur Buddeln, sondern offenbar auch während seines „Spiels“, vermutlich beim Gassigehen, ich könnte wetten, dass er an der Leine paar Meter vor Frauchen läuft, links und rechts schnüffelt und alles im Sinn hat, nur nicht Frauchen, usw.)
Das sollte sich sinnvollerweise ein guter Trainer vor Ort anschauen, der Frauchen auch zeigen und erklären kann, wann die jeweilige Aufregung beginnt, das ist nämlich der Ansatzpunkt: ich regulier den Hund nicht erst dann, wenn er mir draußen schon 50m lang in der Leine hing, sondern am Anfang, also wenn er z.B. zur Tür rausstürmen will und da schon die Kommunikationsbereitschaft verliert, oder wenn er davor schon durchdreht, weil ich die Leine in die Hand nehme, etc.
Lasst bitte auch keine „Ausreden“ fürs Training gelten wie „das ist halt ein Wolfsspitz, die sind eigenständig und ordnen sich nicht gerne unter“. Es geht hier nicht um ein Training, bei dem Dir der Hund jedes Kommando schon 5 Minuten im voraus von den Lippen abliest, sondern um das Lernen von grundlegenden Regeln im Zusammenleben.
Nur der Vollständigkeit halber: wenn ich Regeln einfordern will, muss ich auch dafür sorgen, dass der Hund bekommt, was er braucht, u.a. viel Bewegung und Beschäftigung. Zu Bewegung zählt nicht der Aufenthalt im Garten, Bewegung heißt Kilometer schrubben mit dem Menschen.
Viele Grüße,
Anna