Hund erziehen, wenn´s die Besiter nicht tun ;)

Liebe www-ler,

aufgrund des u.a. Threads möchte ich eher sicherheitshalber fragen, ob von euch jemand eine Idee für mein folgendes „Problem“ hat:

Die Retriever-Hündin meiner Eltern, mittlerweile sechs Jahre alt, grundsätzlich ein absoluter Schatz, ist leider nicht abrufbar und grundsätzlich leider nicht besonders erzogen. Als ich noch zu hause wohnte, habe ich mich bei ihr von klein auf bemüht, habe auch Schleppleinentraining gemacht, ich war diejenige, die mir ihr in die Hundeschule „musste“, weil der Rest der Familie keine Lust dazu hatte ;o) Die Maus war schon immer sehr lieb, aber auch sehr konsequent in ihrem Verhalten, d.h. man benötigt schon einiges an Geduld und Durchhaltevermögen.

Leider bin ich von meinen Eltern in dieser Hinsicht etwas „boykottiert“ worden ;o) , sprich der Hund hört und hörte null, weil er weiß, dass er nicht muss. Wenn sie mich nicht beachtete und ich sie ebenfalls nicht beachten wollte - kein Problem, da waren ja noch zwei andere Familienmitglieder, die jederzeit begeistert mit ihr spielen.

Mein Vater hat die Schleppleine von Anfang an nicht gemocht und sich nicht bekneten lassen, diese zu verwenden, d.h. Hund war und ist im Gelände „dann mal weg“, weil er auch abgeleint wird. Er nutzt eine Rolleine oder gar keine.

Wenn ich sie tageweise mal mitnehme, weiß sie zwar, dass sie sich bei mir an der Leine bitte etwas anders verhalten soll (sie zieht meine Eltern sehr durch die Gegend, was mir bei ihren 35kg schon Sorgen macht.), aber ich wüsste nicht, wie ich ihr beibringen könnte, zumindest bei mir abrufbar zu sein, so lange meine Eltern nicht mit an einem Strang ziehen. Dabei würde ich sie furchtbar gerne mit dem Pferd mitnehmen können, aber ich habe es ehrlich gesagt aufgegeben, da ich keine reelle Chance sehe.

Habt ihr noch eine Idee, was ich und der Hund tun können?(Eltern lassen sich in der Hinsicht leider nicht ändern)

Bitte nicht falsch verstehen - ich habe supertolle Eltern :o) aber in der Hundeerziehung lassen sie sich einfach und manchmal auch sehr gerne um die Pfote wickeln.

liebe Grüße
Jana

ps: Ich glaube, das kam nicht so klar raus - ich frage mich halt, ob ich irgendeine Chance habe und irgendetwas tun kann, dass ich sie laufen lassen und abrufen kann…

Hallo Jana,

ich glaube nicht, dass Du eine Chance hast, das hinzubekommen.
Wenn die Hündin 6 Jahre machen konnte was sie wollte und Du sie auch jetzt nur immer mal für einen Tag hast, wirst Du die konsequente Nichterziehung Deiner Eltern nicht ändern können, da Du nicht einmal die ständige Hauptbezugsperson bist.

Viele Grüße
Inge

Hallo Jana,

Die Retriever-Hündin meiner Eltern, mittlerweile sechs Jahre
alt, grundsätzlich ein absoluter Schatz, ist leider nicht
abrufbar und grundsätzlich leider nicht besonders erzogen. Als
ich noch zu hause wohnte, habe ich mich bei ihr von klein auf
bemüht, habe auch Schleppleinentraining gemacht, ich war
diejenige, die mir ihr in die Hundeschule „musste“, weil der
Rest der Familie keine Lust dazu hatte ;o) Die Maus war schon
immer sehr lieb, aber auch sehr konsequent in ihrem Verhalten,
d.h. man benötigt schon einiges an Geduld und
Durchhaltevermögen.

Hunde merken sehr schnell, bei wem sie sich was leisten können. Da kommt es häufig darauf an, wer dabei das grössere Durchhaltevermögen, also den längeren Atem hat. Meistens ist das der Hund.

Natürlich ist es um ein Vielfaches schwieriger, einen nicht-erzogenen Hund in den Gehorsam zu stellen, bei entsprechender Fachkenntnis und Ausdauer aber bis zu einem gewissen Grad möglich. Wunder wirst Du aber keine erwarten dürfen.

Wenn Dein Hund sich nicht abrufen lässt, musst Du ganz von vorne anfangen, also wieder mit der Schleppleine. Dabei musst Du selbst wirklich konsequent bleiben und den Hund immer wieder daran erinnern, dass, wenn er mit Dir unterwegs ist, andere Regeln gelten. Hilfreich können dabei neue, andere Kommandos sein, die nur Du verwendest. Das funktioniert aber nur, wenn Du und Deine Eltern getrennt mit dem Hund arbeiten oder spazieren gehen, sonst kommt es tatsächlich zu Verwirrung und der Hund kann sich Deinen Befehlen zu einfach entziehen.

Leider bin ich von meinen Eltern in dieser Hinsicht etwas
„boykottiert“ worden ;o) , sprich der Hund hört und hörte
null, weil er weiß, dass er nicht muss.
Wenn sie mich nicht
beachtete und ich sie ebenfalls nicht beachten wollte - kein
Problem, da waren ja noch zwei andere Familienmitglieder, die
jederzeit begeistert mit ihr spielen.

Genau da sehe ich das Problem. Wenn ihr noch in einem gemeinsam Haushalt wohnt, sehe ich da nur wenig Chancen.

Wenn ich sie tageweise mal mitnehme, weiß sie zwar, dass sie
sich bei mir an der Leine bitte etwas anders verhalten soll
(sie zieht meine Eltern sehr durch die Gegend, was mir bei
ihren 35kg schon Sorgen macht.), aber ich wüsste nicht, wie
ich ihr beibringen könnte, zumindest bei mir abrufbar zu sein,
so lange meine Eltern nicht mit an einem Strang ziehen.

Du entschuldigst die Unerzogenheit des Hundes mit dem Verhalten Deiner Eltern. Das merkt der Hund genau, denn Du bist mit grosser Wahrscheinlichkeit genau so inkonsequent in Deinem Verhalten wie Deine Eltern. Gerade bei der Hundeerziehung gilt „ohne Fleiss, kein Preis“.

würde ich sie furchtbar gerne mit dem Pferd mitnehmen können,
aber ich habe es ehrlich gesagt aufgegeben, da ich keine
reelle Chance sehe.

Bevor Du den Hund am Pferd mitführen kannst, muss zuerst das Abrufen am Boden funktionieren. Das kostet aber viel Arbeit und Zeit, weil Du mit dem Hund eine echte Beziehung aufbauen müsstest. Der Hund muss lernen, dass es sich lohnt, wenn er zu Dir kommt und dass ein Ignorieren Deiner Befehle ihm keine Vorteile bringt. Das ist aber ein Lernvorgang, der seine Zeit braucht und auch dann immer wieder, gerade unter diesen Umständen, aufgefrischt und aufrechterhalten werden muss. Solange Du Dich aber hinter der Idee, dass Deine Eltern es falsch gemacht haben versteckst, wirst Du nicht weiter kommen.

Ich bin als Teenager und junge Erwachsene, als ich noch keine eigenen Hunde halten konnte, jahrelang mit fremden Vierbeinern um die Häuser gezogen, die zuhause noch nicht einmal auf ihren eigenen Namen, geschweige denn auf irgend einen Befehl reagierten. Ich will nicht behaupten, dass sich dabei jeder zum Superhund wandelte, brachte es aber mit viel Zeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen dazu, dass die Tiere sich abrufen und kontrollieren liessen.

Gruss,

Semiramis

Hallo Semiramis,

erstmal danke für Deine Antwort.

Hunde merken sehr schnell, bei wem sie sich was leisten
können. Da kommt es häufig darauf an, wer dabei das grössere
Durchhaltevermögen, also den längeren Atem hat. Meistens ist
das der Hund.

So ist das. Es dauert jedesmal, wenn ich sie abhole, ein paar Sekunden, dann weiß sie wieder, dass sie mich nicht gassi führen soll. Sie springt auf meinen Zuruf vom Haus aus ins Auto 20m entfernt, während meine Eltern sie nur noch reinheben (35kg), weil sie bei ihnen nicht für Geld und gute Worte ins Auto zu bekommen ist.
Meine Mutter beschwert sich regelmäßig bei mir, dass der Hund sie manchmal mehrfach pro Nacht weckt und mit ihnen in den Garten tigert, um ihnen dann ein Spielzeug vor die nackten Beine zu halten. Oder auf dem Spaziergang nicht mehr weitergeht, wenn man an bestimmten Stellen kein Leckerchen einwirft.

Natürlich ist es um ein Vielfaches schwieriger, einen
nicht-erzogenen Hund in den Gehorsam zu stellen, bei
entsprechender Fachkenntnis und Ausdauer aber bis zu einem
gewissen Grad möglich. Wunder wirst Du aber keine erwarten
dürfen.

Nein, das tu ich auch nicht. Zum großen Teil klappt es ja gut, die Frage ist nur, ob ich eine Chance habe, auch das frei laufen hin zu bekommen.

Wenn Dein Hund sich nicht abrufen lässt, musst Du ganz von
vorne anfangen, also wieder mit der Schleppleine. Dabei musst
Du selbst wirklich konsequent bleiben und den Hund immer
wieder daran erinnern, dass, wenn er mit Dir unterwegs ist,
andere Regeln gelten.

Ja, aber sie weiß durch die ständige und immer aufgefrischte Erfahrung bei meinen Eltern, dass sie weglaufen KANN. Der Lerneffekt mit der Schleppleine ist ja „sie haben mich trotzdem, wenn ich versuche, weg zu laufen“, und ich dachte, der wäre ausgehebelt. Du meinst, ich habe eine Chance, dass sie das mit mir anders verknüpft?

Wie kann ich die Motivation für sie schaffen, IMMER zurück zu kommen? Vielleicht sehe ich das falsch, aber ich bin der Meinung, dass ich es trotz Spiel, Spaß und Futter kaum schaffen kann, IMMER und verlässlich positiv attraktiver für sie zu sein, als alles was da kommen mag (Bad im Bach, Pferde (sind un-glaub-lich TOLL -das habe ich ihr als Welpe etwas zu gründlich beigebracht).

Hilfreich können dabei neue, andere
Kommandos sein, die nur Du verwendest.

Das sollte ich wohl tatsächlich machen.

Das funktioniert aber
nur, wenn Du und Deine Eltern getrennt mit dem Hund arbeiten
oder spazieren gehen, sonst kommt es tatsächlich zu Verwirrung
und der Hund kann sich Deinen Befehlen zu einfach entziehen.

Kein Problem, das ist getrennt.

Leider bin ich von meinen Eltern in dieser Hinsicht etwas
„boykottiert“ worden ;o) , sprich der Hund hört und hörte
null, weil er weiß, dass er nicht muss.
Wenn sie mich nicht
beachtete und ich sie ebenfalls nicht beachten wollte - kein
Problem, da waren ja noch zwei andere Familienmitglieder, die
jederzeit begeistert mit ihr spielen.

Genau da sehe ich das Problem. Wenn ihr noch in einem
gemeinsam Haushalt wohnt, sehe ich da nur wenig Chancen.

Nein, ich wohne seit ca 3,5 Jahren nicht mehr dort. Das war halt schon in den ersten Jahren das Thema.

Du entschuldigst die Unerzogenheit des Hundes mit dem
Verhalten Deiner Eltern.

Ja. Der Hund kann nichts dafür.

Ich weiß, das ist nicht, was Du meintest. Aber ich bin im Moment ziemlich raus. Mir ist klar, dass ich wesentlich mehr Zeit investieren muss, wenn ich das Thema nochmal ernsthaft angehe.

Das merkt der Hund genau, denn Du
bist mit grosser Wahrscheinlichkeit genau so inkonsequent in
Deinem Verhalten wie Deine Eltern.

Gewagte Ferndiagnose. Bei >500kg Pferd kann Inkonsequenz weitaus mehr weh tun und ist nicht ratsam.

Der Hund muss lernen, dass es sich lohnt, wenn er zu
Dir kommt und dass ein Ignorieren Deiner Befehle ihm keine
Vorteile bringt.

Wie genau kann ich das in meinem Fall am besten umsetzen? Also Du meinst, der Lerneffekt mit der Schleppleine sei schon noch da in Kombination mit einer anderen Person = mir. Abgesehen von der positiven Verstärkung natürlich.

Grüße
Jana

Hallo Inge,

auch Dir danke für Deine Antwort. Sie ist halt der Hund meines Vaters, der Rentner ist und den ganzen Tag um sie herum, sie betüddelt usw. Ich sehe mich da leider auch in der „Unterzahl“… mehr als zwischendurch und abends bekomme ich aufgrund meiner Arbeit nicht hin, sonst hätte ich definitiv einen eigenen Hund. Ihr macht es halt einen Riesenspaß, mit mir Ausflüge zu machen, zumal meine Eltern sie eher nicht mitnehmen. Das laufen lassen wäre da eine große Hilfe, vor allem im Pferdestall.

viele Grüße
Jana

Hallo,

so ganz richtig ist das nicht. Hunde lernen immer und können auch immer verlernen. Du kannst einen 6 jährigen Hund genauso Dinge beibringen, wie einem jungen Hund. Das stetige üben und immer wieder üben ist da sehr wichtig und das a und o.
Durchaus funktioniert sowas auch, wenn nich alle da mitspielen. Ein Hund weiss konsequente Personen von laschen zu unterscheiden. Dadurch wird er zwar immer seine Grenzen testen, aber desto hartnäckiger du bist, desto mehr erfolg wirst du haben.

Das der Hund einmal ganz ohne Leine laufen wird und abrufbar ist, ist aber in dieser Situation sehr schwierig. Schleppleinentraining kann da helfen, aber auch die Kosequenz ist hier unausweichlich.

Du hast, denke ich, hier nur eine Chance: Wenn deine Eltern merken, wie viel toller doch dieser Hund noch sein kein, wenn man konsequent ist. Das gassigehen spaß machen kann und vor allem das der Hund dadurch allgemein glücklicher ist. Zeig deinen Eltern was möglich ist.

Oder hol den Hund zu dir?!?

LG und alles gute.

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Hallo,

unter den gegebenen Umständen hast du keine Chance, das über ein Schleppleinentraining hinzukriegen. Wenn das funktionieren soll, darf der Hund keine Erfolgserlebnisse in Sachen Wegrennen mehr haben - und das ist nicht gewährleistet.

Ich sehe eine winzige Möglichkeit, wie es VIELLEICHT funktionieren könnte: Über die Arbeit mit einem Schreckzeiz, sprich: Mit Hilfe eines Sprayhalsbandes.

Ich fang mal mit den (potentiellen) Risiken und Nebenwirkungen an :smile:: Du brauchst ein gutes, zuverlässiges Sprayband. Ein solches ist nicht billig. Empfehlenswerte Modelle sind „Dog Trainer“ von Healics und „Master Plus“ von Dynavet, beide in der Preisklasse zwischen 189 und 250 Euro. Bei diesen Bändern ist das Risiko von Fehlfunktionen (und damit Fehlkonditionierungen) minimiert. Was du keinesfalls brauchst, sind Zusätze wie Citronella oder Senfgas. Beides reizt die Schleimhäute und ist damit tierschutzrelevant. Wasser genügt völlig.

Dann brauchst du ausreichend Erfahrung für das richtige Timing. Ablauf: Hund wird gerufen, reagiert nicht sofort, kriegt einen Schreckreiz, unterbricht sein Verhalten und wird in diesem Augenblick motivierend und freundlich erneut gerufen. Wenn er kommt, gibt’s den Futter-Jackpot. Am besten ist es, wenn der erste Versuch gelingt, bevor der Hund schon durchgestartet ist.

Der Hund muss das Sprayband immer tragen, wenn du mit ihm unterwegs bist. Gelingt es ihm einmal, dir abzuhauen, kannst du das Ganze vergessen.

Gleichzeitig darfst du den Reiz nicht überstrapazieren. Schreckreize haben den Nachteil, dass sie sich abnützen. Deshalb sollten deine Eltern das Teil überhaupt nicht zu sehen kriegen, geschweige denn, es benutzen. Es sollte deine Option bei deinen gelegentlichen Spaziergängen bleiben. Und da solltest du zu Anfang gut überlegen, wann du den Hund ableinst und einen Versuch startest. Es sollte ein möglichst flaches, überschaubares Gelände mit wenig Ablenkung sein. Hügel, Büsche und Bäume schränken die Reichweite stark ein.

Wenn dein Hund ein Büffel ist, wird ihm der Reiz bestenfalls ein kurzes Zögern und ein anschließendes müdes Lächeln abringen. Dann kannst du das Ganze vergessen. Die meisten Hunde sind aber nach meiner Erfahrung durchaus erfolgreich erschreckbar. Wenn man von Terriern mal absieht, jedenfalls :smile:.

Wichtig: Du musst den Spraystoß immer sofort auslösen, wenn der Hund nicht aufs erste Rufen zurückkommt. Beschummle dich nicht selbst, indem du z.B. davon ausgehst, der Hund habe dich nicht gehört oder dürfe erst noch mal kurz zu Ende schnüffeln.

Auch wenn es ein gewisses Risiko ist, ob das Band den erwünschten Erfolg bringt: Ich würde unbedingt zu einem neuen Band raten und es im Fall des Falles lieber wieder verkaufen. Nur dann hast du die (relative) Garantie, dass die Funktionen nicht beeinträchtigt sind. Ob dir der Versuch die Investition wert ist, musst du selbst wissen :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jana,

So ist das. Es dauert jedesmal, wenn ich sie abhole, ein paar
Sekunden, dann weiß sie wieder, dass sie mich nicht gassi
führen soll. Sie springt auf meinen Zuruf vom Haus aus ins
Auto 20m entfernt, während meine Eltern sie nur noch reinheben
(35kg), weil sie bei ihnen nicht für Geld und gute Worte ins
Auto zu bekommen ist.

Deine Schilderung ist ein typisches Beispiel dessen, was ich im vorherigen Beitrag versucht habe zu erklären: ein Hund kann sehr wohl unterscheiden, bei wem er sich was leisten kann.

Nein, das tu ich auch nicht. Zum großen Teil klappt es ja gut,
die Frage ist nur, ob ich eine Chance habe, auch das frei
laufen hin zu bekommen.

Das hängt sehr von Dir ab. Bis der Hund verstanden hat, dass jetzt neue Regeln gelten, kommt er an die Schleppleine. Immer. Ausnahmslos. Kommt er, wenn Du rufst, folgt eine Belohnung, die der Hund auch wirklich als solche ansieht. Futter eignet sich dazu sehr gut, gerade wenn Dein Retriever ein typischer Rassevertreter ist. Gerade wenn der Hund mehrere Tage bei Dir ist sehe ich gute Chancen, dass er effektiv und schnell lernen kann. Ich würde dabei zur Radikalkur greifen und ihn sein Futter nur noch verdienen lassen. Der Futternapf verschwindet dabei im Schrank - den brauchst Du vorläufig gar nicht und das Füttern wird durch Arbeit mit dem Futterbeutel ersetzt. Futter gibt es ab sofort nur noch von Dir und nur, wenn der Hund es sich auch tatsächlich verdient hat. Hunde haben einen anderen Verdauungsapparat als wir, fasten macht ihnen deshalb weniger aus als uns. Ich spreche nicht davon, dass Du deinen Hund hungern lassen sollst, aber es wird eine Zeit dauern bis er verstanden hat, dass der einzige Weg zu Futter und Spiel über Dich führt.

Ja, aber sie weiß durch die ständige und immer aufgefrischte
Erfahrung bei meinen Eltern, dass sie weglaufen KANN. Der
Lerneffekt mit der Schleppleine ist ja „sie haben mich
trotzdem, wenn ich versuche, weg zu laufen“, und ich dachte,
der wäre ausgehebelt. Du meinst, ich habe eine Chance, dass
sie das mit mir anders verknüpft?

Du sagst es selbst: Dein Hund hat die Erfahrung gesammelt, dass er weglaufen kann. Die Lösung ist, Deine Hündin mittels Schleppleine daran zu hindern. Ist sie mit Dir unterwegs, wirst Du einige Wochen ausschliesslich mit der Schleppleine unterwegs sein - wie lange das sein wird, hängt von der Frequenz Deiner Spaziergänge mit ihr ab. Die muss nun umlernen, dass sie bei Dir ab sofort nicht mehr weglaufen kann. Damit sie das lernen kann, darf sie bei Dir ab sofort niemals mehr Erfolg haben damit. Arbeite auch am Grundgehorsam: der Futterbeutel wird erst dann geholt, wenn Du ihr das Kommando dazu gibst. Andere Hunde werden nicht „begrüsst“, wenn Du das nicht willst und sie aktiv dazu aufforderst, etc. Du bist diejenige, die Entscheidungen trifft. Damit sie sich Deinen Entscheidungen fügt, muss sie Dir aber auch Vertrauen können. Hier geht es um einen wechselseitigen Prozess. Das ist tatsächlich so viel Arbeit wie es sich hier danach anhört.

Wie kann ich die Motivation für sie schaffen, IMMER zurück zu
kommen? Vielleicht sehe ich das falsch, aber ich bin der
Meinung, dass ich es trotz Spiel, Spaß und Futter kaum
schaffen kann, IMMER und verlässlich positiv attraktiver für
sie zu sein, als alles was da kommen mag (Bad im Bach, Pferde
(sind un-glaub-lich TOLL -das habe ich ihr als Welpe etwas zu
gründlich beigebracht).

Möglicherweise grenzt Du „Spiel, Spass und Futter“ zu eng ein. Es ist für deinen Hund Spass und Spiel, im Bach zu Baden, Pferde anzuspringen und wegzulaufen. Nun muss sie mittels Schleppleine lernen, dass Du ihr alle diese Dinge entziehen kannst und dass sie erst Deine Erlaubnis dazu einholen soll. Natürlich darf der Hund im Bach baden, aber nur, wenn Du sie vorher unter Gehorsam gestellt hast und sich diese Belohnung verdient hat. Das kann aber nur funktionieren, wenn mit dem Hund solide gearbeitet wird. Hunde, die vorm Bällchen apportieren noch kurz willkürlich sämtliche Tricks, welche sie auf Lager haben mit oder ohne Kommando abspulen, sind nicht erzogen, sondern wollen nur möglichst schnell an den Ball. Sie muss auch lernen, mit Frust umgehen zu können und eben einmal nicht in den Bach springen zu dürfen.

Ich weiß, das ist nicht, was Du meintest. Aber ich bin im
Moment ziemlich raus. Mir ist klar, dass ich wesentlich mehr
Zeit investieren muss, wenn ich das Thema nochmal ernsthaft
angehe.

Genau, Zeit und eine klare Vorstellung von Deiner Erziehungsarbeit, den Zielen und dem Weg, der Dich dahin führen wird.

Das merkt der Hund genau, denn Du
bist mit grosser Wahrscheinlichkeit genau so inkonsequent in
Deinem Verhalten wie Deine Eltern.

Gewagte Ferndiagnose. Bei >500kg Pferd kann Inkonsequenz
weitaus mehr weh tun und ist nicht ratsam.

Das meine ich nicht als Angriff. Du sagst selber, dass Du „aufgegeben“ hast und den Hund einfach machen lässt. Ist Dein Entschluss, den Hund wirklich zu erziehen, ernst, dann wird darf sie keine Chance mehr erhalten, sich Deinen Befehlen zu entziehen.

Der Hund muss lernen, dass es sich lohnt, wenn er zu
Dir kommt und dass ein Ignorieren Deiner Befehle ihm keine
Vorteile bringt.

Wie genau kann ich das in meinem Fall am besten umsetzen? Also
Du meinst, der Lerneffekt mit der Schleppleine sei schon noch
da in Kombination mit einer anderen Person = mir. Abgesehen
von der positiven Verstärkung natürlich.

Verlass Dich nicht darauf, dass vom Hundekurs vor Jahren noch etwas im Hirn Deines Hundes abgespeichert ist. Beginn ganz von vorn, wie bei einem Welpen, der noch gar nichts kann. Stelle Dir vor, der Hund sei eine tabula rasa, das wird der Strukturierung Deiner Erziehungsarbeit helfen. Wichtig ist nicht nur die positive, sondern auch die negative Verstärkung: Du entziehst ihr Angenehmes, wenn sie sich entschliesst, nicht mit Dir zusammen zu arbeiten. Ein Lernen völlig ohne unangenehme Konsequenzen oder Frust kann es nicht geben, weil die Motivation sonst fehlt.

Gruss,

Semiramis

Hallo Jule,

danke Dir. Das mit dem Sprayhalsband werde ich mir mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Es ist der einzige Ansatz, der für mich in der Situation sinnvoll nachvollziehbar ist.

Meine Eltern waren übrigens vor ca 3 Jahren einmal mit ihr in Urlaub, dort gab es eine FeWo für Gäste Hund und einen Hundetrainer. Sie haben eine Woche bei ihm einen Kurs gemacht, ich bin die letzten 2 Tage am WE vorbei gekommen und habe mir das passiv angesehen (was mir nicht immer leicht fiel). Er hat ebenfalls mit einem Sprühhalsband gearbeitet. Sie hat reagiert, wenn auch teilweise nicht allzu schnell. Am Ende der Woche hat er dann das Sprühhalsband nicht angezogen und meinte, sie sei nun sicher abrufbar. Seine Demonstration schlug aber fehl - das war nicht der Fall - sie schien unterscheiden zu können, dass das Halsband nicht da ist. Was Deine Theorie bestätigt, dass ich das Halsband erstmal ständig nutzen müsste.

Aber es hat grundsätzlich funktioniert und ist auch schon eine Zeit lang her, das könnte wirklich wieder funktionieren.

Ich denke, das Timing habe ich und würde auch versuchen, bereits im Ansatz zu reagieren und sie zurück zu mir zu holen, bevor es wirklich passiert ist.

Nein, meinen Eltern würde ich das Ding lieber nicht in die Hand geben. :wink:

Ich werde darüber nochmal nachgrübeln.
Aber es scheint wirklich ein Weg zu sein.

vielen Dank Dir!

LG
Jana

Hallo,

Sie hat reagiert, wenn auch teilweise nicht allzu schnell.

Das ist ein Anzeichen dafür, dass der Trainer schlecht gearbeitet hat. Ich erkläre zur Sicherheit mal, was beim Hund passieren soll:

Hund wird !Wichtig: Freudig und motivierend! gerufen und ignoriert den Ruf (weil er gelernt hat, dass das keine negativen Konsequenzen hat, sondern - im Gegenteil - Freiheit bedeutet). Bevor er nun genießen kann, dass er das Kommando ignoriert hat, erfolgt der Sprühstoß.

Hund erschrickt und unterbricht das, was er gerade tut (weglaufen, schnüffeln, pinkeln…). Das tut er möglicherweise nur für eine Sekunde. In dieser Sekunde erfolgt der nächste !Wichtig: Freudige und motivierende! Ruf. Reagiert der Hund nicht postwendend damit, zu dir zu laufen, erfolgt der nächste Sprühstoß und in der folgenden Schrecksekunde erneut !Wichtig: Freudig und motivierend! der nächste Ruf. Sobald der Hund sich in deine Richtung orientiert, bestätigst du mit einem !Wichtig: Freudigen aber einfachen! „Feiiiin“ oder „Jaaaa“ diese Aktion. Kommt der Hund bei der an, bestätigst du das Ankommen mit einem !Wichtig: Freudigen! „Feiiiin“ und holst !Wichtig: Erst dann! das Leckerchen, das ein ganz besonderes sein sollte, heraus. Leckerchentechnisch empfehle ich Leberwurst in der Tube oder Katzen-Nassfutter im kleinen Schälchen (bei den ersten Versuchen das Katzenfutter ruhig jedes Mal leer fressen lassen).

Das freudige und motivierende Rufen ist deshalb wichtig, weil der Hund dich nicht mit dem Schreckreiz in Verbindung bringen soll. Wenn die Konditionierung richtig klappt, ist es das blöde Halsband, das spritzt, während Frauchen (immer freundlich und fröhlich) der sichere Hafen ist, zu dem man sich retten und lecker Futter kriegen kann.

Wenn der Hund sich nicht sofort in deine Richtung in Bewegung setzt, hast du nach meiner Erfahrung maximal drei weitere (also insgesamt vier) Versuche, erneut zu sprayen. Reagiert der Hund nicht, kannst du aufhören, denn dann ist die Schreckwirkung verpufft. Ich empfehle übrigens, bei wählbaren Sprühstärken (im Gegensatz zur Anwendungsbeschreibung der Geräte) immer sofort mit dem stärksten Stoß zu arbeiten.

Die Chance liegt im Erschrecken. Passiert das beim ersten Mal nicht ausreichend, wirkt der zweite Versuch auf den Hund bereits weniger stark, weil er es ja schon kennt. Nach meiner Erfahrung bewirkt dann auch eine stärkere Dosierung nichts mehr Wesentliches.

Am Ende der Woche hat er dann das Sprühhalsband nicht angezogen und meinte, sie sei nun sicher abrufbar.

Das ist nach meiner Erfahrung Wunschdenken. Hunde sind nicht blöd. Selbst wenn man wochenlange Halsbandgewöhnungen (ohne Einsatz) macht, checkt jeder Hund irgendwann, dass nichts passiert, wenn DIESES Halsband nicht getragen wird. Ich finde es aber durchaus wünschenswert, wenn der Hund die Verknüpfung zum Halsband herstellt und sich entsprechend angepasst verhält. Deswegen würde ich dazu raten, das Halsband IMMER funktionsbereit (Batterien checken nicht vergessen) am Hund zu haben. Wenn man es nicht braucht, weil der Hund sich wunschgemäß verhält, stört es nicht, aber für den Fall der Fälle hat man die Möglichkeit, es zu benutzen.

Noch ein Tipp: Teste die Reichweite und Funktionsfähigkeit des Bandes vor dem ersten Anlegen mal ohne Anwesenheit des Hundes mit einem menschlichen Partner, der das Band in der Hand hat, wenn du auslöst. Dadurch weist du, wie weit das Signal reicht (Achtung: Schwache Batterien und bewachsenes Gelände verändern das) und wie groß die Verzögerung vom Knopfdrücken bis zum Auslösen ist.

Schöne Grüße,
Jule

2 Like

Hallo nochmal,

danke für die ausführliche Beschreibung, vielleicht mach ich tatsächlich erst einmal eine Trockenübung, damit es bei mir sitzt ;o)
Direkt den Ansatz = Orientieren in meine Richtung loben, alles klar.

Ich überlege, ob ich ihr erst auf kurze Distanz ein anderes Kommando fürs Unbedingte Zurückkommen beibringe als das übliche „hier“, das meine Eltern ziemlich inflationär benutzen.

Wenn ich mir ganz sicher bin, dass sie das neue Wort fürs Herkommen sicher gelernt hat, würde ich das dann irgendwann mit dem Sprühhalsband umsetzen.

Meinst Du, das macht Sinn? Oder ist das verwirrend?

viele Grüße
Jana

ps: Leberwurst in der Tube (sowas gibt es?) ist prima, bei Katzenfutter flieg ich auf, da haben meine Eltern unruhige Nächte und der Hund Dünnpfiff ;o)

Hallo,

Ich überlege, ob ich ihr erst auf kurze Distanz ein anderes Kommando fürs Unbedingte Zurückkommen beibringe als das übliche „hier“, das meine Eltern ziemlich inflationär benutzen.

Das ist eine gute Idee. Dieses Training solltest du aber unbedingt mit Schleppleine machen, damit der Hund wirklich niemals die Alternative hat, nicht zu kommen.

ps: Leberwurst in der Tube (sowas gibt es?) ist prima

Die gibt es zum Selberfüllen und schon fertig:
http://www.hundeversand.de/zubehoer/erziehung/futter…

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

genau, das meinte ich - mit Schleppleine im Garten zum Beispiel. Ist klar, wenn ich was Neues einführe, darf ichs mir möglichst kein einziges Mal „versauen“. Aber wenn, dann geht das wenigstens auf mein Konto ;o)

Bin mal gespannt, wie es klappt.

Danke für den Leberwurst-Link! :oD

LG
Jana

Hallo,
möchte auch noch meinen „Senf“ dazugeben… :wink:

Diese wiederbefüllbaren Futtertuben scheinen Weichmacher drinnen zu haben - deshalb lieber Finger weg. Füttere doch einfach rohes Fleisch (oder dieses getrocknet), dann kommt dein Hund noch viel viel lieber!

Gruß

Resie