Hund flippt nach Gassi gehen aus

Hallo,

ich habe nun viel im Internet gestörbert allerdings habe ich für mein „Problem“ noch keine Lösung gefunden. Nur viele ähnliche Artikel. Ich hoffe Ihr könnt mir hier weiterhelfen. Erstmal vorab ein paar Daten. Meine Frau und ich haben uns aus dem Tierheim einen Hund geholt. Dieser wurde im Juni 2011 geboren. Die Rasse ist nicht bekannt, daher nur Mischling. Er hat ein Gewicht von ca 13 kg und ist ca 40 cm groß. Sie ist nun seit 6 Tagen bei uns und soweit ist auch alles gut. Sie bellt kaum, hört mittlerweile auf Sitz und manchmal auch auf „komm“. Allerdings flippt sie Nachmittags bzw Abends nach dem Gassi gehen total aus.

Dies sieht folgendermaßen aus. Sie rennt auf die Couch, auf der sie auch eine Decke für sich hat, wirft sich auf den Rücken wälzt sich hin und her und knurrt ab und an mal. Ich hab mich dann mal zu ihr gesellt und festgestellt sie spielt nur. Sie nimmt meine Hand in ihren Mund, beißt aber nicht zu. Manchmal legt sie sich auch auf den Teppich auf den Bauch, den Hintern oben und der Schwanz wedelt. Das macht sie auch draußen manchmal. Nur wirft sie sich hier auf den Rücken und will nicht weitergehen.
Heute sah das ganze allerdings etwas anders aus. Ich kam Nachmittags vom Gassi gehen wieder. Hab etwas mit ihr gespielt. Sie springt wieder auf die Couch und anfangs nur das herumtoben. Dann hat sie noch ab und an gebellt, etwas geknurrt und ist wie eine Wahnsinnige von einem Eck der Couch zum anderen gefetzt. Ich hab sie dann ignoriert indem ich mich an den Esszimmertisch gesetzt habe, welcher sich im selben Raum befindet. Nach kurzer Zeit, max. 1 Minute hatte sie sich dann wieder beruhigt.

Was kann ich dagegen tun? Ist das auch nur Spiel? Ist das wie so oft gelesen tatsächlich nur eine Phase? Eine Hundeschule habe ich vor zu besuchen, allerdings wurde mir vom Tierheim gesagt ich solle dies bitte erst frühestens nach 4 Wochen tun.

Ich hoffe jemand kann mir hier weiterhelfen bzw ein paar Tipps und Ratschläge geben.

Grüße Reinhard

Hallo,

ja, das ist ein Spiel :smile:. Deine Hündin zeigt alle Sequenzen von Spielverhalten: Das übermütige Rennen, das Spielknurren, die klassische Spielaufforderung in Form der Oberkörper-Tiefstellung und in die Luft gestrecktem Popo. Dazu kommt sicher noch das „Spielgesicht“ mit leicht geöffnetem Fang, gekräuselter Oberlippe und abwechselnd nach vorne und hinten gestellten Ohren.

Gerade junge Hunde lieben es auch, völlig grundlos im Kreis herum zu rennen. Glücklicherweise tun sie das meist (nicht immer) draußen :smile:.

Diese Verhaltensweisen dienen dem Spannungsabbau. Es könnte sein, dass das Spazierengehen für die Hündin noch sehr aufregend ist, es könnte aber ebenso gut sein, dass sie einfach entzückt ist, wieder „nach Hause“, also in einen vertrauten, angenehmen Raum zu kommen. Angesichts der Tatsache, dass sie eben erst einen Wechsel erlebt hat, wäre das nicht ungewöhnlich.

Im Prinzip ist das, was du tust, völlig richtig: Ignorieren und ruhig bleiben. Wenn du schimpfst, heizt du sie nur noch mehr auf, so wird sie deine Stimmung der Ruhe schnell übernehmen.

Das hier

Sie nimmt meine Hand in ihren Mund, beißt aber nicht zu.

ist allerdings etwas, was du immer mal wieder mit ihr spielen solltest - wenn auch vielleicht nicht in den verrückten Minuten beim Nachhausekommen, um das Verhalten nicht zu belohnen. Diese Hand- und Fangspiele sind aber ganz hervorragend für den gegenseitigen Vertrauens- und Beziehungsaufbau geeignet.

Insgesamt wird sich das Thema zum einen dadurch erledigen, dass der Hund sich insgesamt entspannt, zum anderen wird das Älterwerden seinen Teil dazu tun. Das ist - wie ich als Besitzerin vorwiegend älterer Hunde derzeit öfter denke - fast schade :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

frag mal im Tierheim ob sie nach dem Gassigehen noch auf dem Hundeplatz waren…

Oft kommen ehrenamtliche Helfer am Nachmittag oder frühen Abend ins Tierheim.
Da dies Helfer meistens Zeit haben, gehen sie nicht nur Gassi sondern toben auch manchmal noch mit den Hunden herum.

Es scheint so, als würde deine Hündin genau so eine ‚Spiel- und Tobezeit‘ von dir erwarten.

Sie fordert dich nach dem Gassi gehen auf jetzt zu spielen…

Versuch doch mal ob sie Stöckchen oder Bälle holen mag (möglichst draussen)oder vielleicht Frisbee.
Auf jeden Fall möchte sie mehr ausgepowert werden.

Dann mal viel Spaß dabei…

Es grüßt
Yvisa

Wie erziehe ich einen Junkie?
Hallo,

Es scheint so, als würde deine Hündin genau so eine ‚Spiel-
und Tobezeit‘ von dir erwarten.

Gerade wenn das so war, ist es jetzt angebracht, dem Hund klarzumachen, dass er dann Sendepause hat, wenn Frauchen das will.

Sie fordert dich nach dem Gassi gehen auf jetzt zu spielen…

So wie das Verhalten beschrieben wird, hat es wenig mit dem Menschen zu tun. Der Hund macht das ganz für sich allein, um Spannung loszuwerden. Erst wenn der Mensch darauf einsteigt, wird er lernen, dass es Zuwendung bringt.

Versuch doch mal ob sie Stöckchen oder Bälle holen mag
(möglichst draussen)oder vielleicht Frisbee.

Wer erzieht wen? Und: Ich kann mir kaum einen besseren Weg vorstellen, den Hund zu einem Ball-oder-was-auch-immer-Junkie zu erziehen, der nur noch im Kopf hat, wie bescheuert hinter irgendwas herzurennen, was Mensch wirft.

Gerade für Hunde, die viel Energie haben, sind solche Sachen kontraproduktiv, da sie schnell zwanghaftes Verhalten entwickeln und zudem immer mehr fordern. Das ist wie bei einem Leistungssportler, den man mehr und mehr trainiert, worauf er mehr und mehr Leistung zeigt. Beim Hund bedeutet das ganz schnell einen Vierbeiner, der nicht mehr runter kommt, weil er nur in der Erwartung lebt, action zu haben. Von Border Collies kennt man das Problem, aber natürlich können das auch andere Hunde entwickeln.

Auf jeden Fall möchte sie mehr ausgepowert werden.

Selbst wenn das so sein sollte - was ich im konkreten Fall aber nicht mit Sicherheit sagen könnte - würde ich zur Vorsicht raten: Bei einem ausreichenden Bewegungspensum mit Freilauf, Schnüffeln können, ein bisschen Unterordnung und ein bisschen Kopfarbeit muss das dem Hund genügen. Wenn es das nicht tut, sollte man besser daran arbeiten, ihn zur Ruhe kommen zu lassen.

Im konkreten Fall würde ich das Ganze aber lediglich als die „verrückten 5 Minuten“ einordnen, die besonders junge Hunde gerne mal zeigen und die sich schnell von selbst erledigen, wenn der Besitzer nicht weiter drauf einsteigt.

Schöne Grüße,
Jule

1 Like

‚Betrunkene‘ Hunde
Hallo Yvisa,

Auf jeden Fall möchte sie mehr ausgepowert werden.

mein Hund (BC) hat solches Verhalten zumeist dann gezeigt (zeigt es sehr selten immer noch), wenn er bereits total ausgepowert war (z.B. wenn wir am Wasser sind und er schon sehr viel geschwommen ist, oder wenn Freunde zu Besuch sind, die immer wieder einen Stock/Ball schmeißen wollen).

Wenn ich ihn dann auch noch weiter aufheize, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn auch wieder runterbekomme. Hast Du schon einmal einen ausgepowerten Hund erlebt, der dankbar ist, dass man ihm Ruhe gönnt, da er sonst selbst nicht mehr runterkommt?

Ich beschreibe es bei meinem Hund immer gern mit der Unterscheidung zwischen „Bierchen trinken“ und „Koma-Saufen“.

Mich amüsier(t)en seine „5-Minuten“, aber die haben - wie Jule schon schrieb - nichts mit mir zu tun, und ich halte mich da auch raus. Meine Aufgabe ist es, ihm dann eben Ruhe zu geben (und ihm kein weiteres Bier anzubieten).

Zusätzliche (Bindungs-)Spiele sind in solchen Momenten nicht ratsam (oder kannst Du mit einem Besoffenen eine konstruktive Diskussion führen?).

Ich raufe zwar regelmäßig mit meinem Hund auf dem Fußboden und provoziere ihn, aber in den „Durch-Dreh-Momenten“ hörte er sicherlich nicht sofort darauf, wenn ich „Schluss“ sage. Das „Umswitchen“ von Spiel und „Gehorsam“ kann nur in konzentrierten (nüchternen) Momenten erfolgen.

Und da Reinhards Hund dieses Verhalten in erster Linie NACH dem Spaziergang zeigt, schließe ich mich Jules Deutung uneingeschränkt an: Der Hund hat schon genug getrunken und muss erstmal „ausnüchtern“.

Und je mehr Alk man einem jungen Hund anbietet, desto süchtiger wird er.

Viele Grüße

Kathleen

4 Like

Hallo Jule,

grundsätzlich hast du mit den „Junkies“ recht.
Keine Stöckchen, keine Bälle (schon wegen der Zähne).

Aaaber, das lässt sich vom Hundebesitzer durchaus steuern.

Einem Hund, der gerne apportiert, kann man in Übungseinheiten das sehr gut beibringen.

Frisbee ist ein toller Sport für aktive Hunde und Menschen. Bei ein-zwei mal die Woche wird dabei kein Hund zum „Junkie“, der alles andere nicht wahr nimmt, sondern weiß, wann Schluss ist. Spielstunde zu Ende!

Herzliche Grüße

Hallo aqua-alta,

Bei ein-zwei mal die Woche wird dabei kein Hund zum „Junkie“,
der alles andere nicht wahr nimmt, sondern weiß, wann Schluss
ist. Spielstunde zu Ende!

Wenn es um einen Hund geht, der bereits Probleme mit dem Runterkommen hat, ist auch das schon zuviel. Kathleens Vergleich mit dem Alkoholiker ist diesbezüglich ziemlich genial :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

ich finde Kathleens Vergleich auch genial! Danke Kathleen!

Ich finde es nur schade, dass Wurfpiele von dir hier verteufelt werden.
Der Hund kapiert schon, dass an diesem Ort an diesem Tag mit dem Frisbee gespielt wird. Und wenn Schluss ist, ist Schluss. Punkt.

Dies war sicher keine Empfehlung an die UP, damit der Hund run_terkommt!

Ich habe einen sehr aktiven Hund, dem ich verschiedenes anbiete. Nasenarbeit ist super, aber dieses Rennen und Springen nach dem Frisbee sind zwei x 20 min. die Woche in seinem Alter mMn super! Auch als Ablenkung zu Jagdtätigkeiten :frowning:

Und besser als Stöckchen, die sich verkeilen können, oder Tennisbällen, die versandet die Zähne ruinieren.

Herzliche Grüße_

Einmal Alki, immer Alki
Guten Morgen aqua~alta,

Ich finde es nur schade, dass Wurfpiele von dir hier
verteufelt werden.

Du erinnerst Dich vielleicht an einen anderen Thread, in dem ich schrieb, dass ich meinen Hund auch mit Wurfspielen bediene, allerdings auch Jules Haltung insofern verstehen kann, als es mal eine (kurze) Phase bei meinem Hund gab (da war er ca. 1,5 Jahre alt), in der er wirklich nur seine Stöcke im Kopf hatte (dabei hatte ich ihn noch nicht einmal aufs Apportieren getrimmt).

Der Hund kapiert schon, dass an diesem Ort an diesem Tag mit
dem Frisbee gespielt wird. Und wenn Schluss ist, ist Schluss.
Punkt.

Ja, das funktioniert bei meinem Hund auch hervorragend - daher schmeiß ich auch weiterhin mal seinen (Hand-)Ball -, aber es gibt eben auch Hundehalter, die den „Notstand“ nicht erkennen, wenn der Hund total fixiert auf den Wurfgegenstand (oder auch anderes) ist.

Ich habe einen sehr aktiven Hund, dem ich verschiedenes
anbiete. Nasenarbeit ist super, aber dieses Rennen und
Springen nach dem Frisbee sind zwei x 20 min. die Woche in
seinem Alter mMn super!

Aber das ist doch der wesentliche Unterschied: Du bietest Deinem Hund auch andere Herausforderungen, und er weiß auch umzuswitchen. Damit gibst Du ihm ja auch nicht die Möglichkeit, sich zwanghaft auf etwas zu fixieren.

Das kann mein Hund auch, aber nur dann, wenn ich dem Alki rechtzeitig eben nur noch Wasser anbiete! :smile:

Mein Hund ist ein leidenschaftlicher Schwimmer. Ich setze hier auch mit gutem Gewissen Stöcke ein. Wenn ich aber merke, dass er meinen Richtungsangaben (wenn er den Stock nicht sieht) nicht mehr folgt, ist der Schwimmtag beendet. Er schwömme sicherlich noch Stunden weiter - und ich könnte dann selbst reinspringen, um ihn vor dem Ertrinken zu retten!:smile:

Er ist und bleibt nun einmal ein Alki, mit dem man aber hervorragend leben kann - wenn man sich an bestimmte Regeln hält.

Auf die Dosierung und Kombination kommt es an!

Solange mein Hund keine Fixierung zeigt, aufmerksam ist und sich abrufen lässt, sehe ich auch keinen Grund, ihm etwas zu verwehren. Aber bei dem kleinsten Anschein der Unaufmerksamkeit ist eben Schluss.

Viele Grüße

Kathleen

1 Like

Hallo Kathleen,

wird sind uns einig darüber, dass man nicht oft genug vor diesem „Junkie“-Verhalten warnen sollte, mit dem Hintergrundwissen aber durchaus auch Wurf- und Apportierspiele mit dem Hund zur allseitiger Freude betreiben kann.

Liebe Grüße