Hund rennt mit Maiskolben heim und jagd Autos hint

Liebe Hundefreunde und Hundefreundinnen,

ich habe einen neun Monate alten Mischlingshund. Die Bindung zwischen uns ist sehr groß und innig. Wir lieben uns abgöttisch. Er hat viele Freiheiten und Privilegien, er schläft im Bett und sitzt neben mir am Tisch, begrüßt mich leidenschaftlich wenn ich vom Einkaufen komme, wir essen auch meist zeitgleich (ich am Tisch, er an seinem Napfständer) und ich bin seine Bezugsperson. Die bisherige Hundeerziehung habe ich ohne die Hilfe einer Hundeschule gemacht, was mir im Großen und Ganzen ohne Gewalteinwirkung (Ausnahme in einem Notfall: Zwei mal ein Schnauzengriff als der Hund ca. 16-20 Wochen alt war und zu fest in meine Hand gebissen hat, und das bereue ich heute noch) auch gut gelungen ist.

Im August ist mein Hund während einem Spaziergang ohne Leine einem Auto mit Pferdeanhänger hinterhergerannt, das hat er zuvor noch nie gemacht und Pferde kennt er auch. Er rennt nicht immer Autos hinterher, aber immer öfter - und das macht er teilweise auch bei Traktoren, Joggern, Rollschuh-Fahrer; praktisch stellt jetzt alles was sich bewegt eine Gefahr dar weil man immer damit rechnen muß, daß der Hund hinterher rennt. Darum laufen wir seit geraumer Zeit auch neue, unbekannte Strecken auf denen weniger Gefahren lauern.

Auf neuen, ihm unbekannte Strecken ist ein Spaziergang ohne Leine noch möglich, aber durch den Jagdtrieb der jetzt erst so richtig ersichtlich wird, ist auch das mit großer Vorsicht zu genießen. Auf alten Strecken kennt sich mein Hund bestens aus und wenn er dort ohne Leine läuft, kann es leider immer wieder vorkommen, daß er unterwegs irgendetwas findet (Maiskolben, Holzstöckchen, Birne, Apfel) das er dann ganz schnell und zielstrebig nach Hause trägt.

Sowohl beim Hinterherrennen von Autos und als auch beim Abhauen nachdem er einen Maiskolben gefunden hat, habe ich versucht mit einem interessanten Spielzeug seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen und ihn dadurch von seinem Vorhaben abzubringen. Aber selbst dann wenn ich mit einem gebratenen Hühnchenfleisch winke, kommt er auf meinen Zuruf nur sehr selten zu mir. Oft bleibt er noch stehen und dreht sich ein paar mal um, aber zurückkommen tut er kaum. Nicht mal dann wenn andere Hunde auf der Wiese mit dabei sind, obwohl er sonst sehr gerne mit denen spielt. Wenn er dann doch kommt, belohne ich ihn und freue mich riesig, er wurde nie bestraft nachdem er diese Aktionen gemacht hat.

Etliche Leute haben mir empfohlen, den Hund nach diesen Aktionen zu bestrafen indem ich mit ihm schimpfen soll, am Nackenfell hochzuheben, schütteln. Dies entspricht nicht meinem Erziehungsstil. Was würden Sie mir raten bzw. wie sieht die „Therapie“ aus die Sie in diesem Fall anwenden würden?

Am Wochenende habe ich vor, mit Hilfspersonen die ich mit einer Wasserspritzpistole ausstatte, meinem Hund das Hinterherrennen von Autos abzugewöhnen. Ich denke, daß das Hinterherrennen meinem Hund keinen Spaß mehr macht, wenn er aus dem Auto heraus mit Wasser bespritzt wird und das er das dann nach etlichen Versuchen (anderes Auto, andere Leute, andere Gegend) nicht mehr macht.

Der Versuch, meinem Hund das Abhauen (mit gefundenem Maiskolben abzugewöhnen) sah so aus: Er lief an der langen Schleppleine und wenn er etwas gefunden hat, rief ich „Halt“. Im Normalfall reagiert er auf dieses Signal mit stehenbleiben. Wenn er nicht stehen blieb, hielt ich ihn an der straffen Leine bis ich bei ihm war und sagte „Aus“ damit er es mir gibt.
(Dazu muß ich erklären, daß ich meinen Hund generell nicht an der Leine ziehe weil mir diese Art von Machtausübung widerstrebt, abgesehen davon finde ich es peinlich und tierquälerisch wenn manche Leute den (liegenden!) Hund am Halsband und der Leine hinter sich herziehen. Ich habe kein Problem damit, den Hund auch mal selbst entscheiden zu lassen, welchen Weg wir gehen.)
Ist er also auf meinen Zuruf gekommen, lobte ich ihn und gab ihm ein Super-Leckerlie. Ich machte also eine Art Tauschgeschäft, aber seine Beute bekam er dann gleich wieder. Ich will ihm das ja nicht wegnehmen. So hatte ich das eine Zeit lang gemacht, das ging ganz schnell und sehr gut.

Sobald er aber nicht mehr an der Leine ist, macht er nicht mehr mit. Er überlegt zwar, hält kurz inne, läuft Richtung Heimat, dreht sich vielleicht noch ein paar mal um oder kommt ein Stück zu mir, dann aber rennt er Heim und vergräbt seine Beute oder nagt daran rum. Er kann etliche Maiskolben, Holsstückchen und Obst sein Eigen nennen, keiner nimmt es ihm weg; gegen seine Sammelleidenschaft hab ich nichts, aber das Heimrennen durch die Straßen ist gefährlich - und das hetzen von Autos auch.

Was soll ich nur tun? Ein Leben an der Leine ist nicht das wahre und wenigstens in ruhigen Gebieten möchte ich meinem Hund ein Toben fern ab der Leine ermöglichen. Und ich habe nicht vor, ihm zukünftig das Bett oder sonst was zu verbieten; er soll nicht leben wie mein Untertan und deshalb bitte keine Antworten von Alpha-Menschen - nur von Herrchen und Frauchen mit echten Führungsqualitäten UND liebevollem Verhalten zu Tieren!

Gruß Anja aus Stuttgart

hallo,

ich denke mal, dein hund wird so langsam vermenschlicht.
denke mal nur ja oder nein - ein vielleicht sollte es nicht geben.

vielleicht gehst d u mal in eine hundeschule - lass dir mal was beibringen. versuche mehrere hundeschulen und finde für dich das beste heraus.

mir scheint, in deinem hund steckt hütehund mehr drinn als jagdhund.

einen hütehund erzieht man nicht so wie einen jagdhund. informiere dich da mal genauer. wenn die hundeschule bei version hütehund unterordnungsübungen abverlangt, dann versuche dich so langsam von der hundeschule zu lösen und suche dir eine andere.

dein hund braucht geduld und zeit - da wurde in seinem leben mit drei-vier monaten sicherlich etwas versäumt. aber da brauchst du einen erfahrenen hundetrainer - keinen schreihals mit kommandotönen.

viele grüße

deshalb bitte keine
Antworten von Alpha-Menschen - nur von Herrchen und Frauchen
mit echten Führungsqualitäten UND liebevollem Verhalten zu
Tieren!

Gruß Anja aus Stuttgart

das ist das problem - liebe herrchen und liebe frauchen werden hier nicht den gewünschten erfolg finden.

natürlich geht die hundeerziehung auch ohne strenge - ganz lieb, brav und from - wenn die konsequenz mitspielt - das braucht dann seine zeit. tipps und tricks kann es geben, wenn ich den hund kenne - aber auf die entfernung wird das schwierig. wie gesagt, geh erst du in die hundeschule und dann du mit deinem hund.

viele grüße

Liebe Anja,

zunächst möchte ich sagen, dass ich ein großer Hundefreund bin. Ich habe selbst Hunde besessen (inzwischen nicht mehr), vom Welpenalter bis zu deren Tod, ich habe die verschiedensten Erziehungsexperten mal mehr, mal weniger genossen, habe sogar Verhaltensforscher besucht und mir vor Ort ihre Hundepopulationen angesehen, anhand derer das Verhalten erforscht wurde. Diverseste Vorträge gehört, von Tierärzten etc.

Über eines waren sich alle einig: Hunde kann man nicht anitautoritär erziehen!

Das soll nicht heissen, dass man draufhaut wie auf kalt Eisen. Es kann aber auch nicht darin gipfeln, dass man sich Gedanken darüber macht, ob der Hund zu großer Machtentfaltung unterliegt und sein zartes Hundeseelchen darunter leidet.

Wenn du nicht der Boss bist, dann ist es der Hund! So einfach geht das in der Tierwelt. Hunde sind Rudeltiere mit einer sehr klaren Hierarchie. Und: Wenn in einem wildlebenden Hunderudel eines der Mitglieder aus der Reihe tanzt, dann übt der Rudelführer seine Machtposition aus und zwar manchmal mit erschreckender Härte! Bis zum Todbeißen ist da alles drin!

Weder sollst du deinen Hund totbeissen, noch sollst du ihn schlagen. Aber die von dir so hoch gelobte Bindung besteht meines Erachtens im Moment darin, dass dein Hund der Chef ist. Solange DU machst, was ER will, ist alles prima.

Solange du diese Einstellung nicht ablegst und einen Weg findest, das Kommando bei euch (wieder) zu übernehmen, wird alles üben vergeblich sein.

Den Hund mit Wasserpistolen vom Autojagen abbringen finde im übrigen ich - wenn schon sanfte Erziehung - nicht adäquat. Das was du ihm beibringst ist lediglich Angst vor Autos.

Allerdings wird evtl. das Ergebnis die Mittel heiligen. Auf lange Sicht ist dies aber - finde ich - keine Erziehungsmethode.

Ändere dein Verhalten. Biete deinem Hund eine klare Struktur an der er sich orientieren kann. Übernimm (wieder) die Rolle des Rudelführers. Auch wenn es verführerisch ist Fehler in der Erziehung mit Toleranz zu erklären („mir macht es nichts, wenn ich mal seinen Weg gehe“), Extrawürste gibt es nicht, du sagst wo es lang geht.

Das ist mein Rat. Es wäre dazu noch viel zu sagen, aber ich möchte das Forum nicht überstrapazieren. Eine Hundeschule ist meines Erachtens nicht immer der heilsbringende Weg, denn oft werden dort nur die reinen Erziehungspraktiken beigebracht. Das Gefühl dafür, was das Tier in der Familie benötigt, vermitteln sie aber nicht (immer). Da ist man selbst in der Pflicht.

Gruß
Nita

Hi Nita,

genau die Antwort lag mir auf der Zunge, aber ich hätte sie lange nicht so gut formulieren können wie Du es getan hast!! Dafür gerne ein *! Absolute Zustimmung!

Viele Grüße
Inge2

Hallo,

Wir lieben uns abgöttisch.

Du liebst den Hund. Dein Hund liebt seine Privilegien. Derzeit benutzt er dich nach Belieben zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. Sind andere Dinge interessanter, bist du ihm völlig egal.

Er hat viele Freiheiten und Privilegien

Darin liegen deine Probleme. Dein Hund ist nicht erzogen. Auch dann nicht, wenn er bereitwillig „Sitz“ oder „Platz“ macht und dafür sein Leckerchen kassiert. In dem Moment, wo der Hund befindet, dass andere Dinge ihn mehr interessieren, bist du ebenso abgemeldet wie deine Leckerchen.

…das hat er zuvor noch nie gemacht

Der Jagdtrieb erwacht in der Regel zwischen dem 8. und 15. Lebensmonat. Erst dann zeigt sich, ob der Hund erzogen ist oder nicht. Ist er es nicht, ist er jetzt weg.

Darum laufen wir seit geraumer Zeit auch neue, unbekannte Strecken auf denen weniger Gefahren lauern.

In fremdem Gelände sind Hunde meist stärker auf den Menschen konzentriert. Mit zunehmendem Alter des Hundes, zunehmender Jagderfahrung und ausbleibender Reglementierung verschleift sich dieser Effekt aber schnell. In spätestens 5-6 Monaten wird es keine Rolle mehr spielen, wo du spazieren gehst. Er wird überall abhauen, wenn du nicht systematisch dagegen arbeitest.

…das er dann ganz schnell und zielstrebig nach Hause trägt.

Was wiederum zeigt, dass der Hund in keinster Weise an dir interessiert ist, sondern nur an seine eigene Befriedigung denkt.

Aber selbst dann wenn ich mit einem gebratenen Hühnchenfleisch winke, kommt er auf meinen Zuruf nur sehr selten zu mir.

Warum sollte er auch? Du hast ihm deutlich weniger zu bieten als sein eigenes Handeln es tut.

Oft bleibt er noch stehen und dreht sich ein paar mal um, aber zurückkommen tut er kaum.

Auf die Körpersprache von Menschen übertragen, könnte man sagen, er zeigt dir den Stinkefinger.

Etliche Leute haben mir empfohlen, den Hund nach diesen Aktionen zu bestrafen

Das ist Unsinn. Strafe muss im Augenblick des Vergehens erfolgen, sonst nützt sie nichts und führt zur Verunsicherung des Hundes.

Ich denke, daß das Hinterherrennen meinem Hund keinen Spaß mehr macht, wenn er aus dem Auto heraus mit Wasser bespritzt wird

Ich vermute eher, er wird sich freuen, dass die Beute noch spannender wird und erst recht weiter jagen.

Der Versuch, meinem Hund das Abhauen (mit gefundenem Maiskolben abzugewöhnen) sah so aus: Er lief an der langen Schleppleine und wenn er etwas gefunden hat, rief ich „Halt“. Im Normalfall reagiert er auf dieses Signal mit stehenbleiben. Wenn er nicht stehen blieb, hielt ich ihn an der straffen Leine bis ich bei ihm war und sagte „Aus“ damit er es mir gibt.

Was war denn dein Ziel? Dass der Hund stehen bleibt oder dass er den Maiskolben apportiert? So wie du es aufgebaut hast, konnte der Hund nicht verstehen, dass er stehenbleiben sollte. Der Hund lernt dabei allerdings prima, dass Stehenbleiben bewirkt, dass er auch noch seine Beute los ist. Beim nächsten Mal wird er noch schneller weg sein.

(Dazu muß ich erklären, daß ich meinen Hund generell nicht an der Leine ziehe weil mir diese Art von Machtausübung widerstrebt,

Dann vergiss die Schleppleine. Sie funktioniert nur sinnvoll auf diese Art und Weise.

abgesehen davon finde ich es peinlich und tierquälerisch wenn manche Leute den (liegenden!) Hund am Halsband und der Leine hinter sich herziehen.

Ich finde es eher peinlich, wenn hilflos rufende Menschen kein Gehör bei ihren Hunden finden. Und tierquälerisch, wenn diese keine Chance haben, artgerecht zu lernen, sondern vermenschlicht werden.

Ich habe kein Problem damit, den Hund auch mal selbst entscheiden zu lassen, welchen Weg wir gehen.

Dann solltest du diese Einstellung ändern oder damit leben, dass dein Hund zunehmend selbstständiger unterwegs sein wird. Laisser faire gehaltene Hunde entwickeln keine Bindung zu ihrem Menschen. Sie lernen systematisch, dass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können/ müssen. Und sie sind dafür keineswegs dankbar, denn es widerspricht ihrem Naturell.

Ich machte also eine Art Tauschgeschäft, aber seine Beute bekam er dann gleich wieder.

Der Hund wurde aber nicht fürs Kommen, sondern fürs Beute abgeben belohnt.

Sobald er aber nicht mehr an der Leine ist, macht er nicht mehr mit.

Warum sollte er auch? Er akzeptiert dich nicht als das Wesen, dem er sich unterordnen muss. Schließlich lernt er seit Monaten, dass das nicht so ist. Das bisschen „Sitz“ und „Platz“ kannst du vergessen. Ich wette, dass der Hund noch nicht mal sitzen bleibt, wenn du einmal „Sitz“ gesagt hast, sondern wieder aufsteht, wenn er das beschließt. Heißt: Er hat gelernt: „Sitz“ heißt: Hinsetzen und Leckerchen fressen. Mehr nicht.

Was soll ich nur tun? Ein Leben an der Leine ist nicht das wahre

Stimmt. Trotzdem wird dein Hund damit leben müssen. Ohne Verhaltensänderung deinerseits wird er dir munter weiterhin den Stinkefinger zeigen. Und mit jedem Mal, wo er die Erfahrung macht, dass er ungestraft abhauen kann, wirst du ihm noch egaler werden als du es jetzt schon bist.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule
Hallo Jule,
finde es immer erfrischend wie du es schaffst so charmant die Leute ( mich eingeschlossen ) auf ihre Fehler aufmerksam zu machen. Das beste aber daran ist… ich bekomme die beste Lösung gleich mit dazu.

Beim Stinkefinger mußte ich so lachen denn du hast recht, so fühlt man sich wirklich.

Was mir aber persönlich richtig Angst gemacht hatte war deine Aussage das der Jagttrieb mit etwa 8 Monaten voll zur Geltung kommt.

Meine ist jetz etwas über 6 Monate, versucht gerade die Rangordnung zu Hause neu auf zu stellen ( frisst nicht mehr wirklich nur wenn der Hunger zu groß wird ( was anderes gibt es nicht auch keine Leckerlies,
liegt davor und sieht mich wehleidig an wenn ich vorbei komme ( so nach dem Motto kauf mir was anders),

vordert nicht mehr wehement das Kraulen ein sondern folgt mir nur noch und legt sich dann in die Ecke ( kommt aber heimlich ins Bett wenn ich schlafe und fliegt sofort raus wenn ich es bemerke),

geht stiften wenn ich sie rufe ( dann muß sie eben an die Leine und wenn sie doch nach 5 mal rufen kommt dann geht es direkt in Körbchen und das geht ihr über alles gegen den Strich denn auf alleine sein hat sie nicht wirklich bock, reicht doch wenn ich arbeiten gehe.

Das Stiftengehen habe ich fast ganz im Griff, auch das reißen an der Leine ( früher immer ohne aber heute immer mit bis es richtig funktioniert )

Wie lange hält dieser Zustand noch an ? Wann geben die Hunde auf?
Die Nummer mit dem Fressen haben wir nun das 2 mal, beim ersten mal ( vor 1 1/2 Wochen )hatte sie nach 2 Tagen wieder fast normal gefressen bis ich den Fehler gemacht hatte ihr dann einen Tag später wieder Thunfisch unter das Trofu zu mischen. Wie stur sind Hunde was das angeht und wie kann ich das möglicherweise verkürzen?

Ich weiß Konsequent bleiben, das schaffe ich auch zu 99 % aber gibt es da noch einen anderen Gedankengang den ich gar nicht berücksichtige?

Ganz lieben Dank schon einmal für deine Antwort.
Gruß Sunny

Hallo,

Dein Beitrag aus Sicht des Hundes:

Die Bindung zwischen uns ist sehr groß und innig. Wir lieben uns abgöttisch.

„Einseitige Betrachtung!“

…und ich bin seine Bezugsperson.

„Pizzaservice?“

Im August ist mein Hund während einem Spaziergang ohne Leine einem Auto mit Pferdeanhänger hinterhergerannt,

„mmhhh, lecker, Pferdeäpfel! Kaviar der Menschen!“

das hat er zuvor noch nie gemacht

(er will ja nur spielen…)

Er rennt nicht immer Autos hinterher, aber immer öfter - und das macht er teilweise auch bei Traktoren, Joggern, Rollschuh-Fahrer;

„yep, endlich kommt Bewegung in mein Leben, das ist cool und macht mir Spaß

stellt…alles was sich bewegt eine Gefahr dar…

„Quark, dass ist das, was ich suche! Jagen!“

Darum laufen wir seit geraumer Zeit auch neue, unbekannte Strecken auf denen weniger Gefahren lauern.

„Gefahren? Wo? Ich geh vornweg!!!“

Auf neuen, ihm unbekannte Strecken ist ein Spaziergang ohne Leine noch möglich

„Mach langsam Alte, muss doch erstmal die Umgebung checken!“

Auf alten Strecken kennt sich mein Hund bestens aus und wenn er dort ohne Leine läuft, kann es leider immer wieder vorkommen, daß er unterwegs irgendetwas findet (Maiskolben, Holzstöckchen, Birne, Apfel)

„…hier kenn ich mich aus, kann mich also auch den Details widmen!“

das er dann ganz schnell und zielstrebig nach Hause trägt.

(Wie bei Menschen! Die tragen ihren Einkauf auch zielstrebig nach Hause!)

Aber selbst dann wenn ich mit einem gebratenen Hühnchenfleisch winke, kommt er auf meinen Zuruf nur sehr selten zu mir.

(Wie sagtest Du…„und ich bin seine Bezugsperson“?
Ups, wohl doch nicht!)
(Begründung:smile:

Oft bleibt er noch stehen und dreht sich ein paar mal um, aber zurückkommen tut er kaum. Nicht mal dann wenn andere Hunde auf der Wiese mit dabei sind, obwohl er sonst sehr gerne mit denen spielt.

„Sorry, aber ich hab zu tun…“

Wenn er dann doch kommt, belohne ich ihn und freue mich riesig, er wurde nie bestraft nachdem er diese Aktionen gemacht hat.

„Cool, selbst wenn ich Fehler mache, gibts bei der Leckerlies!
Die Alte lässt ja alles durchgehen! Da muss ich mal die Grenzen ausloten!“

Etliche Leute haben mir empfohlen, den Hund nach diesen Aktionen zu bestrafen indem ich mit ihm schimpfen soll, am Nackenfell hochzuheben, schütteln.

„Jetzt hat die ihren Moralischen. Alles was ich bisher durfte, ist plöztlich Müll. Na, die hat sich gleich wieder ein!“

Dies entspricht nicht meinem Erziehungsstil.

„Wusst ich´s doch, die kriegt sich wieder ein!“

Was würden Sie mir raten bzw. wie sieht die „Therapie“ aus die Sie in diesem Fall anwenden würden?

Für wen? Hund oder Mensch?

Am Wochenende habe ich vor, mit Hilfspersonen die ich mit einer Wasserspritzpistole ausstatte, meinem Hund das Hinterherrennen von Autos abzugewöhnen.

„Man is die Alte blöd! Entweder wird das nen riesen Gaudi oder ich hab vor Autos einen lebenlangen Schiss!“

Ich denke, daß das Hinterherrennen meinem Hund keinen Spaß mehr macht, wenn er aus dem Auto heraus mit Wasser bespritzt wird und das er das dann nach etlichen Versuchen (anderes Auto, andere Leute, andere Gegend) nicht mehr macht.

„Werd ich immer tun! Entweder weil ich Schiss davor habe oder es nen riesen Gaudi gibt!“

usw. usw.!

Hallo, Dein Hund ist ein Individuum, dass „sein Leben lebt“! Mit Dir oder ohne Dir! Punkt!
Das Leben ist für jeden wie eine Fahrt auf der Autobahn.
Die Geschwindigkeit und den Abstand zum Vordermann oder Hintermann kann jeder selbst bestimmen, jedoch gibt es Leitplanken, an denen man sich orientieren kann!

Nichts anderes sucht Dein Hund. Leitlinien, an denen er sich orientieren kann.

Suchen wir dies nicht alle?

VG René

Hallo Sunny,

zwar hast du Jule direkt angesprochen, aber vielleicht nimmst du auch meine Antwort. :smile:

Wie lange hält dieser Zustand noch an ? Wann geben die Hunde
auf?
Die Nummer mit dem Fressen haben wir nun das 2 mal, beim
ersten mal ( vor 1 1/2 Wochen )hatte sie nach 2 Tagen wieder
fast normal gefressen bis ich den Fehler gemacht hatte ihr
dann einen Tag später wieder Thunfisch unter das Trofu zu
mischen. Wie stur sind Hunde was das angeht und wie kann ich
das möglicherweise verkürzen?

NIE! Sorry, aber die Hundeerziehung bleibt prinzipiell eine lebenslange Aufgabe.

Selbstverständlich schleift sich manches ein, was aber einen Hund zum Gehorsam bringt, ist letztlich nur das er gelernt hat das Frauchen/Herrchen zu 100% konsequent ist! 99% und du erziehst den Hund dazu: Ich probiers immer wieder mal. Auch wenn ich 99% nicht bekomme was ich will, 1% Thunfisch unter dem Futter ist immer noch besser als 0%!

Ich weiß Konsequent bleiben, das schaffe ich auch zu 99 % aber
gibt es da noch einen anderen Gedankengang den ich gar nicht
berücksichtige?

Siehe oben. Räum am besten den (leeren) Napf ganz weg. Wenn er da steht, lernt der Hund womöglich: Wenn ich lange genug davor liege und gaaaanz lieb gucke, kommt sie und gibt mir was!

Auch wenn du dabei deinen Zeitplan einhältst, der Hund hat einen anderen und sehr viel mehr Geduld als du. Nimm ihn einfach fort. Es gibt Napf mit Futter eben nur zu deinen Zeiten, fertig. Frisst er dann nicht, 5 Minuten später ist der Napf wieder weg, bis zum nächsten Tag. Keine Angst der Hund verhungert nicht so schnell.

Tapfer bleiben!

Gruß
Nita

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Rangordnung und Co
Hallo Sunny,

zum Thema „Fressen“ hat Nita schon ganz hervorragend geantwortet. Anmerken möchte ich nur noch, dass das mit Rangordnung nichts zu tun hat. Hier geht’s im trial-and-error-Verfahren darum, rauszufinden, wie das mit dem Futter funktioniert. Ich schau mal näher auf das Thema „Rangordnung“:

Die Rangordnung ist ein äußerst komplexes Gefüge, das nicht - wie lange angenommen - streng linear von oben nach unten funktioniert. Rangbeziehungen sind ein ständiges Wechselspiel aus Dominanz und Unterordnung. Entscheidend für das Funktionieren ist, dass jedes Mitglied beides beherrscht und situativ passsend einsetzen kann.

Das klingt nicht nur kompliziert, das ist es auch. Zumindest für uns Menschen, die wir - obwohl kein „echtes“ Rudelmitglied, weil kein Hund - dennoch in dieses Ranggefüge eingebunden sind. Ein Rudel ist deswegen so stabil, weil die Hunde ständige Beziehungsarbeit betreiben, indem sie untereinander über Distanz und Nähe kommunizieren.

vordert nicht mehr wehement das Kraulen ein sondern folgt mir nur noch und legt sich dann in die Ecke ( kommt aber heimlich ins Bett wenn ich schlafe und fliegt sofort raus wenn ich es bemerke)

Auch in diesen Situationen geht es in der Regel gleichermaßen um Kontrolle und das Bedürfnis nach Nähe. Für ein funktionierendes Gefüge ist es gut, wenn der Hund sowohl lernt, dass er nicht immer die Kontrolle haben kann, dass es aber gleichzeitig auch Möglichkeiten zur Nähe gibt.

Heißt konkret: Immer mal wieder zwischendurch das Verfolgen unterbinden, indem du einfach die Tür hinter dir zumachst. Kommentarlos und selbstverständlich - und ebenso machst du sie irgendwann später auch wieder auf. Der Hund lernt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, sich in deiner Nähe aufzuhalten und wird akzeptieren, dass er manchmal auch ohne dich sein muss.

Auch die Situation im Bett ist ein Wechselspiel aus Beanspruchung des Schlafplatzes und dem Bedürfnis nach Körperkontakt. Wenn er im Bett nichts verloren hat und deswegen richtigerweise auch postwendend nach draußen befördert wird, solltest du sinnvollerweise gleichzeitig eine Möglichkeit schaffen, wo er diesen Körperkontakt kriegt. Das kann z.B. so aussehen, dass du dich mal für ein halbes Stündchen zu ihm auf den Boden setzt und ihn an dich gekuschelt liegen lässt.

geht stiften wenn ich sie rufe ( dann muß sie eben an die
Leine und wenn sie doch nach 5 mal rufen kommt dann geht es direkt in Körbchen

Wenn ich das richtig verstehe, wird sie angeleint, wenn sie auf Zuruf nicht kommt. Damit du sie anleinen kannst, muss sie ja aber zumindest stehen bleiben. Und wenn sie erst nach mehrmaligem Rufen kommt, wird sie ins Körbchen geschickt. Was der Hund dabei lernt ist, dass zu dir kommen/ auf dich warten gleichbedeutend damit ist, dass es mit der Freiheit vorbei ist. Er versteht nicht, dass er deswegen bestraft wird, weil er erst nach dem 5. Ruf gekommen ist. Er versteht: Kommen lohnt sich nicht.

Der bessere Weg funktioniert andersrum: Der Hund kriegt erst gar nicht die Möglichkeit, nicht zu kommen. Dazu ist eine Schleppleine nützlich. Der Hund wird einmal gerufen und wenn er nicht kommt, ruhig aber konsequent an der Schleppe eingeholt. Ist er bei dir angekommen, wird er so gelobt, als sei er gerade völlig freiwillig angedüst gekommen. Danach darf er wieder laufen und du wiederholst dieses Spiel immer mal wieder. So lernt der Hund, dass es

  1. nicht funktioniert, deinem Kommando nicht sofort zu folgen
    und
  2. sich lohnt, prompt zu dir zu düsen, weil es da was Feines gibt.

Erst wenn das an der Schleppe 100-prozentig klappt (und zwar auch unter Ablenkung, also dann, wenn dein Hund grade einen anderen Hund entdeckt hat oder im Spiel ist), kannst du anfangen, die Schleppe zu verkürzen. Das wird die Zeit, wo du fit sein musst im Spurten, um zur Not die kürzere Schleppleine noch zu erwischen. Sinnvollerweise rufst du dann, wenn du dich in der Nähe des Leinenendes befindest.

Zwischendurch lässt du die Schleppleine mal wieder lang, so dass der Hund sich an das unterschiedliche Gewicht gewöhnt (was bedeutet, dass du 2 identische Leinen brauchst, von denen du eine nach und nach abschneiden kannst). Ziel ist es, irgendwann nur noch den Leinenkarabiner mit einem (je nach Hundegröße) 10-20cm langen Leinenstück am Hund zu haben. Dieser hält beim Hund das Gefühl aufrecht, dass er nach wie vor die Schleppleine trägt und keine Möglichkeit hat, auszubüchsen. Wenn man das konsequent macht und zwischendurch immer wieder mit langer Schleppe arbeitet, funktioniert das meist ganz gut. Idealerweise ruft man anfangs an den Tagen mit kurzer Schleppe nur dann, wenn wenig Ablenkung besteht und der Hund sicher kommt.

Wie lange hält dieser Zustand noch an ? Wann geben die Hunde auf?

Nie. Es genügt ein einziges Mal, bei dem der Hund Efolg mit seinem bisherigen Verhalten hatte, um ihn darin zu bestärken, es immer wieder zu probieren. Man nennt das „Variable Verstärkung“ (die man sich auch umgekehrt zu Nutze machen kann).

Gerade in der Zeit, wo Hunde zunehmend selbstständig agieren und stark exploratives Verhalten zeigen, ist es wichtig, zu all der notwendigen Unterordnung, die man vom Hund fordert, ein Gegengewicht zu schaffen, das die Zusammengehörigkeit und Nähe stärkt. Bindungsspiele gehören ebenso dazu (FAQ:3302) wie Kontaktliegen.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Nita,
Danke für die Antwort und ein einsehen was die 99 % angeht hatte ich auch. Sie hat wirklich mehr Geduld als ich, auch wenn meine nicht gerade wenig ist.
Deinen Rat habe ich mir zu Herzen genommen und werde es morgen früh direkt mal ausprobieren. Nein Verhungern wird sie nicht, dazu ist sie viel zu verfressen.
Lieben Gruß SUnny

Hallo Jule,
Danke für deine Antwort.
Emma hat seit dem wir sie haben immer auf mich gehört so das wir von Anfang an bei uns ohne Leine gehen konnten. Einmal Pfeifen und sie ist sofort gekommen. Selbst wenn ein Vogel o.ä. zu sehen war konnte ich sie sofort zurück rufen wenn sie gerade losjagen wollte. Nur eben seit 1 Woche klappt das nicht mehr so richtig.
Es wird mit anlauf in den Graben gesprungen ( amliebsten täglich 3x ) und sich in dem Wasser solange gesuhlt bis sie sicher von Kopf bis Fuß so drecktig ist das nicht nur die Beine abgespült werden sondern der ganze Körper. Sie steht total aufs in die Wanne gehen und abgeduscht zu werden was einmal in der Woche mit den Beinen passiert weil das Fell sonst total verklebt und verfilzt weil sie soviel davon hat und es nicht selber ausreichend bis in die Tiefe pflegen kann.

Zum anderen habe ich festgestellt das sie an der Leine nicht mehr laufen wollte weil sie vorher laufen konnte wie sie wollte.
Deine Tipps habe ich ausprobiert, aber am Anfang war es ganz schon mühsam bei jedem gezurre stehen zu bleiben bis die Leine wieder locker durchhängt. Aber es wird jeden Tag besser.

Das mit der Nähe und dem Bett fand ich auch ganz interessant denn ich habe es ausprobiert und sie hat tatsächlich die ganze Zeit ganz hahe bei mir gelegen.
Ich hatte auch schon überlegt ob es daran liegen könnte das mein Mann im Moment nicht da ist ( Schwerer Krankheitsfall in der Familie ) und ich sehr viel Weine weil ich nicht weiß wie es mit der erkrankten Person weiter gehen soll. Sie liegt dann wenn ich sie erwische auf dem Kopfkissen von meinem Mann mit dem Kopf ganz dich an meinem Hals.
Ein riesen Schock kann ich nur sagen wenn man die Augen noch gar nicht richtig auf hat und man schon so einen langen nassen Lappen ( Zunge ) im Gesicht hat. Und dann die großen freudigen Augen vom Hund und die Rute die wie wild gegen den Bettrahmen schlägt.

Lieben Dank noch einmal für deinen Rat, mal sehen ob ich das Bett heute Nacht für mich alleine habe.
Gruß Sunny

Hallo Sunny,

Emma hat seit dem wir sie haben immer auf mich gehört so das wir von Anfang an bei uns ohne Leine gehen konnten.

Das ist normal bei Welpen und Junghunden. Bis etwa zur 16. Woche ist der Nachlauftrieb aktiv und wenn der Hund während dieser Zeit schon positive Erfahrungen mit der Herankommen gemacht hat, klappt das mit dem Folgen in aller Regel solange recht gut, bis der Jagdtrieb erwacht. Wie stark dieser sich entwickelt, hängt von verschiedenen Faktoren - nicht zuletzt auch von der genetischen Disposition - ab.

Es wird mit anlauf in den Graben gesprungen

Da gibts zwei Möglichkeiten: Entweder du beschließt, das niedlich zu finden und duscht sie entsprechend häufig - oder du verbietest es. Ideal wäre, wenn die Entscheidung, ob sie reinhüpft oder nicht, von dir getroffen würde.

aber am Anfang war es ganz schon mühsam bei jedem gezurre stehen zu bleiben bis die Leine wieder locker durchhängt.

Es IST mühsam. Uns je später man damit anfängt oder je öfter man zwischendurch nachgibt, weil es einen nervt, desto länger dauert es.

und ich sehr viel Weine

Damit sorgst du für Unsicherheit bei der Hündin, und sie sucht deine Nähe, um nicht Gefahr zu laufen, etwas Wichtiges zu verpassen und möglicherweise verlassen zu werden. Es geht also weniger darum, dich zu trösten, als sich selbst zu versichern, dass du nichts Unberechenbares tust.

Schöne Grüße,
Jule

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