Training gegen das Jagen
Hallo,
ich stelle meine Antwort aus der Mail noch mal hier ins Forum
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Meine Jagdhunde werden jagdlich geführt, aber auch dabei müssen sie natürlich im Gehorsam stehen. Ich arbeite mit allen meinen Hunden, auch den Hütehunden, in Sachen „Jagdkontrolle“ sehr erfolgreich mit der Reizangel. Das wichtigste dabei ist, dass man diese nicht - wie leider auch viele Trainer empfehlen - dazu benutzt, den Hund einfach nur wie bescheuert hinterherrennen zu lassen, sondern ihn darauf zu konditionieren, dass er lernt, die Beute erst auf Kommando zu fassen.
Das funktioniert so, dass der Hund die Beute an der Reizangel zunächst nie erwischt. Stattdessen wartet man auf den Moment, wo er von selbst kurz verharrt und/oder von sich auf Blickkontakt zum Menschen aufnimmt. In genau diesem Moment wird ihm dann die Beute überlassen.
Am Anfang rennen viele Hunde hinter der Beute her, bis sie vor Erschöpfung fast zusammenbrechen. Lass dich davon nicht stören. Wenn der Hund nicht gestoppt oder geguckt hat, gibts eben keine Beute und du brichst die Übung ab, bevor der Hund fix und fertig ist. Am Anfang muss man es natürlich schon ein wenig länger ausreizen, aber das kannst du am besten selbst entscheiden, was dem Vierbeiner noch bekommt und was nicht mehr.
Sobald der Hund mal die Erfahrung gemacht hat, dass er es steuern kann, die Beute zu kriegen, indem er stehenbleibt und/oder auf den Menschen guckt, geht es meist recht schnell mit den Fortschritten, und man kann die Zeit, in der er wartet, nach und nach verlängern. Verharrt der Hund zuverlässig mindestens 3 Minuten, kann man das Ganze unter Signalkontrolle stellen, indem man ein Kommando für das Stoppen hinzufügt.
Dann kommt auch der Moment, an dem der Hund nach dem Verharren die Beute mal nicht kriegt, sondern einfach angeleint wird, ein Leckerchen bekommt und das Spiel beendet ist. Beim nächsten Mal erwischt er die Beute wieder. Wird ein Kommando sicher beherrscht, ist variable Verstärkung, bei der der Hund mal zum Erfolg kommt, mal nicht, die stärkste Verstärkung, die man haben kann.
Am Ende ist der Hund idealerweise so weit, dass er beim Anblick von Wild von sich aus verharrt, bis der Hundeführer ihn entweder freigibt oder abholt. 3 Minuten reichen nach meiner Erfahrung, um zum Hund aufzuschließen und ihn anzuleinen. Zuhause sollte dann unbedingt die Reizangel mit erfolgreicher Beutejagd warten.
Ich arbeite übrigens mit einem Kaninchenbalg. Wenn der Hund sauber konditioniert wird, ist die Verknüpfung zur realen Situation eine bessere. Die Gefahr liegt aber darin, dass bei Fehlern in der Konditionierung der Hund scharf auf Kaninchen gemacht werden kann. Anfängern rate ich aus diesem Grund zunächst zu harmloseren Beuteobjekten, die für den Hund aber natürlich dennoch interessant genug sein müssen.
Schöne Grüße,
Jule