Hund weint aus protest

Hallo!
Ich habe ein Problem mit meinem Hund:

Wenn ich ihr etwas verbiete oder ihr etwas nicht gebe, so fängt sie unheimlich laut an zu weinen.
Das weinen wird auch lauter, wenn ich nicht auf sie reagiere und sie macht es teilweise über 2-3h am Stück (steht vor mir und weint).

Zu den Situationen bei denen sie anfängt zu weinen:
-ich nehme ihr ein Spielzeug weg
-sie wird aus dem Bett geschmissen (hundi ist recht groß und stört daher enorm)
-hat hunger und fängt auch immer früher an sich weinend vor den Napf zu stellen
-sie muss auf Klo (eigentlich ja praktisch)

Mittlerweile weint sie quasi ständig, schon wegen langeweile usw.
Mein Problem ist, dass ich bereits wegen Migräne (starke Kopfschmerzen) in Behandlung bin (tritt stressbedingt auf) und wenn sie wieder anfängt zu weinen werden die Kopfschmerzen einfach enorm schlimm.
So bin ich quasi in einen Teufelskreis gekommen, denn sie bekommt alles nur um Still zu sein wodurch es nur noch schlimmer wird.

Zudem kommt, dass sie auch zunehmend aufmüpfig wird und beim Spielen enorm grob ist (schlägt mit ihren Pfoten auf meine Hände, rennt mich um, springt mich an, schnappt unvorsichtig nach spielzeug und erwischt mich dabei).
Dementsprechend wenig Spaß habe ich mittlerweile mit ihr zu Spielen (auch wenn es sie dann oft „abschaltet“, denn sie weint wie erwähnt oft aus langeweile).

Nun wüsste ich gerne folgende Dinge, da ich teilweise aus internet-beiträgen nicht so schlau werde:

  1. Was kann ich machen damit mein Hund ruhig ist (ausschimpfen, weg sperren, …) oder geht da nur ignorieren?

  2. Wie zeige ich meinem Hund, dass sie nicht so grob sein soll, damit ich auch ein wenig Spaß beim gemeinsamen Spiel habe?

  3. Kennt ihr eventuell nette Spiele bei denen der Hund quasi nicht grob werden kann (wie dummy training, agility, …)?
    Beides klappt mit ihr recht gut und auch Tricks lernt sie sehr schön, allerdings gibts bei uns keinen agility-verein (hab kein auto) und mittlerweile frisst sie nur noch recht schlecht weshalb die motivation das dummy zu bringen auch recht gering ist.

Vielleicht noch ein paar Daten zum Hund (gerade beim „Spiel-Problem“ ist die größe ja nicht unerheblich):
-Rhodesian-Ridgeback-Hündin
-65cm groß
-35kg schwer (ist recht „schlaksig“ von der optik)
-3,5 jahre alt
-vom arzt mehrfach durchgecheckt, sie weint nicht aus schmerzen (!)

Vielen, vielen dank schon einmal,
Caro

Hallo,

deine Probleme hängen alle zusammen. Die Ursache für das Verhalten liegt schlicht und ergreifend darin begründet, dass der Hund nicht erzogen ist. Nun ist er 3,5 Jahre alt und auch psychisch erwachsen und hat dich komplett im Griff.

Er diktiert dir durch Jaulen, was du zu tun hast, um ihn zufriedenzustellen. Und er bestimmt das Spiel, indem er dir grob zeigt, was du zu lassen hast. Die schlechte Nachricht ist: Es ist unter diesen Umständen nur eine Frage der Zeit, dass er richtig garstig wird und zubeißt.

Du kannst sicher sein, dass der Hund beim Spielen nicht „unvorsichtig“ ist. Er setzt seine Taktik gezielt ein, weil er bereits gelernt hat, dass er das darf und dass er damit Erfolg hat (du lässt das Spielzeug los o.ä.).

Mit Ignorieren allein ist es längst nicht mehr getan. Der Hund braucht eine komplette Umerziehung - und das bedeutet in erster Linie, dass du den Umgang mit ihm völlig neu organisieren musst. Das wird mühsam und langwierig werden, denn dein Hund wird seine angestammten Rechte nicht ohne weiteres aufgeben wollen.

Das erste, was du also tun musst ist, die Entscheidung zu treffen, eine grundlegende Veränderung zu wollen. Wenn dir bereits Ausreden und Entschuldigungen einfallen, warum bestimmte Dinge nicht gehen, solltest du den Hund entweder abgeben oder dich damit abfinden, dass der jetzige Zustand immer schlimmer werden wird.

Schritt 1: Du reagierst ab sofort unter keinen Umständen mehr auf das Gejaule. Wenn du das nicht hinkriegst, kannst du alles andere vergessen.

Schritt 2: Der Hund liegt nirgends mehr oben. Weder im Bett, noch auf der Couch, noch sonstwo. Am einfachsten ist, eine Wäscheleine ans Halsband zu machen und ihn daran zackig runterholen, sobald er sich irgendwo drauf legt. Nicht erst dreimal „runter“ sagen und dann reagieren, sondern einfach runterschmeißen. Die Wäscheleine verhindert, dass der Hund nach der Hand schnappt, wenn ihm das nicht passt (womit zu rechnen ist).

Schritt 3: Der Hund lernt, sich auf Kommando auf seine Decke zu begeben und vor allem dort zu bleiben. Schick ihn auf die Decke, wenn er hingeht, kriegt er ein Leckerchen. Wenn er aufsteht, wird er wieder hingeschickt, OHNE ein weiteres Leckerchen zu kriegen. Wenn er längere Zeit brav liegt, kriegt er ein Leckerchen. Aufstehen darf er nur, wenn du ihn aufforderst, das zu tun. Das bedeutet, dass du gut darauf achten musst, ihn auch immer wieder zu befreien.

Die dafür verwendeten Leckerchen sind für die nächsten Wochen sein Futter. Aus dem Napf gibt es erst mal nichts mehr, die Futterration wird erarbeitet.

Schritt 4: Auslastung durch Suchspiele, bei denen der Hund sich am Ende aber niemals selbst belohnen kann, indem er einfach die Beute frisst oder nimmt, sondern die Belohnung durch den Besitzer erfolgt. Heißt: Niemals offenes Futter verstecken, sondern in einem Behältnis aufbewahren, das der Hund nicht wegtragen darf. Es macht Sinn, dem Hund ein Anzeigeverhalten beizubringen, das er zeigt, anstatt die Beute zu nehmen: Bellen oder sich beim Gegenstand ablegen zum Beispiel. Auch hierzu wird das reguläre Futter verwendet.

Alle anderen Spiele, besonders Zerr-, Ball- und sonstige Spiele sind bis auf weiteres tabu. Spielzeug wird weggeräumt, der Hund hat nichts mehr, was ihm gehört.

Wenn du das konsequent übst, solltest du nach 3 Wochen eine deutliche Besserung merken. Natürlich bedeutet das nicht, dass dann das Training aufhören kann, das wird in ähnlicher Form weitergehen.

Unabhängig davon empfehle ich eine gründliche Untersuchung der Schilddrüse. Falls das gemacht wurde und ohne Befund war, hat das nicht unbedingt etwas zu sagen. Leider haben die meisten TÄ keine Ahnung von Schilddrüsenproblemen beim Hund. Such dir einen Spezialisten und lass nochmal untersuchen.

Schöne Grüße,
Jule

Vielen vielen dank für deine schnelle Reaktion und deine auführliche Antwort.

Abgeben kommt für mich nicht in Frage, auch wenn der Hund so groß ist, als das er mir selbst gefährlich werden kann, denn mit der Anschaffung von ihr habe ich mir einen wirklichen Traum erfüllt und auch wenn die Beschreibung echt schlimm klingt hat sie auch viele gute Seiten:
-ich kann sie überall hin mit nehmen (geht brav an der Leine)
-ist total Kinderlieb
-hat keinerlei Jagdtrieb und wenn ich mit ihr draußen unterwegs bin hört sie auch auf mich und kommt auf Kommando(hat leider in den letzten Wochen/Monaten enorm abgenommen)
-sie ist sehr gelehrig und lernt brav neue Tricks (pfötchen, rolle,…)
-> macht auch lieb hundesport (habe mir selbst einige agility-hürde angeschafft, habe allerdings (als 18 Jährige Schülerin kein Geld mir 150€ teure Wippen und Co zu kaufen)

Von Couch und Co werde ich sie in Zukunft verbannen (heult schon wieder seit 3h -.-’) und die Spielsachen stehen eh auf dem Schrank und werden nur runter geholt wenn ich Spielen möchte und dann beende ich das Spiel auch immer selbst.

Den Futter-Dummy habe ich auch bereits gewaschen (haben schon einige) und will damit auch definitiv wieder anfangen.
Ungünstig dabei ist jedoch die Tatsache, dass meine Hündin ihr Essen auch so schon kaum isst.
Da ich mir schon vor einigen Tagen über das Problem gedanken gemacht habe und mit dem „Futter-Spiel“ wieder anfangen wollte (sie war dabei immer sehr brav, ist aber auch schon 2 jahre her) hat sie gestern auch nix gefuttert (soll laut „hundeprofi“ martin rütter motivieren) doch als ich dann heute mit ihr in den Garten gegangen bin und ihr das Essen angeboten habe hat sie mich angeschaut wie ein Auto und wollte es nicht haben.
Ist es ok meinem Hund so lange nix zu geben bis sie beim training mit macht? :o
(also so lange sie nicht zu dünn wird)
Bin da recht unsicher… :-S

Und würdest du sagen, dass es sinnvoll ist, wenn ich mit meinem Hund einen Hundesport mache?
Kann sich das negativ auswirken?
Schließlich ist sie dabei motiviert, muss jedoch auf Komandos hören.

Vielen dank schon einmal, dass du dir die Zeit nimmst mir zu helfen!

Liebe grüße,
Caro

1 Like

Hallo,

Ist es ok meinem Hund so lange nix zu geben bis sie beim training mit macht?

Ja, ist es. Ein Hund kann locker 10 Tage ohne Futter auskommen, solange er trinkt. Natürlich neigt man bei dünnen Hunden schneller zur Panik, aber da sie tierärztlich durchgecheckt ist, kannst du es ruhig mal drauf ankommen lassen.

Und würdest du sagen, dass es sinnvoll ist, wenn ich mit meinem Hund einen Hundesport mache?

In jedem Fall.

Kann sich das negativ auswirken?

Ja. Und zwar dann, wenn du versäumst, ihr gleichzeitig beizubringen, dass es Zeiten gibt, in denen sie Sendepause hat und nicht bespaßt wird. Dazu dient die Übung mit dem Abliegen auf der Decke. Ein Hund in diesem Alter muss mehrere Stunden am Tag ruhig und entspannt irgendwo liegen können, ohne zu nerven.

Schöne Grüße
Jule

2 Like

Soo…
einige Sachen habe ich nun bereits befolgt:
-hund raus aus dem Bett (nachts und wenn ich weg bin versucht sie es immer noch)
-hund runter von der Couch
-Futter gibt’s nur noch durchs spielen mit einem Futterbeutel (funktioniert total gut)
-sie wird immer wieder auf ihre Decke geschickt (klappt schon richtig gut!)

Doch eine Sache fällt mir nun immer wieder auf:
Wenn ich mit ihr von einem spaziergang komme „stelle“ ich sie immer kurz ab im Flur um mich auszuziehen, wenn ich dann auf sie zu komme um ihr Leine/halsband aus zuziehen fängt sie an zu schmatzen und sabbert meinen Arm an.
Schmatzen alleine soll ja stress bedeuten, doch wieso sabbert sie auch immer noch meinen Arm dabei an?
Und weshalb macht sie es jetzt überhaupt (zuvor hat sie nie sowas gemacht und seit vorgestern immer ohne außnahme)?

Danke schon einmal!

Liebe grüße,
Caro

Eine Sache habe ich noch vergessen:

Ein paar mal hat sie auch versucht ihre Vorderpfote auf meinen Arm zu legen (während ich das halsband ausgezogen habe).

Liebe grüße,
Caro