Leuchthalsband: Anforderungen, Norm, Technik
Sehr geehrte Hundefreundin,
Ihre Bedenken sind durchaus berechtigt. Kunden hatten uns auf Ihren Artikel in diesem Forum aufmerksam gemacht.
Die Wirkung von Licht im Spektrum unter 450nm, also, dass was wir Menschen als Blau wahrnehmen ist für Hunde, Katzen und Schalentiere (Wild) mittlerweile bekannt. Während wir Menschen diese Farben nicht so stark empfinden, ist das für den Hund ein sehr starker Sinnesreiz.
Wir betrachten auch mit Sorge die Entwicklung von Billigprodukten, die den Anschein erwecken, dass sie für Tiere geeignet sind. Fakt ist, dass sich keiner der in den Verkehrbringer noch die so genannten Hersteller, der physikalischen Wirkung bewusst ist. Würden Sie als Mensch ein derartiges Produkt benutzten, wären Sie zumindest durch die gesetzliche Produkthaftung abgesichert. Da Hunde nach wie vor dem Gesetz als Sache gelten, kümmert sich keiner um diese Sachverhalte. Also wird dem Hund ohne Sinn und Verstand alles umgehängt, was irgendwie leuchtet.
Ihr Vergleich mit Laserdioden ist real. Die LED (Leuchtdiode) sendet zwar kein monochromatisches Licht, ist aber nahezu ein sehr schmalbandiges Licht mit hoher Intensität. In den neuen bei allen von uns untersuchten, sog. Leuchthalsbändern sind Hochleistungshalbleiter verbaut, die mit voller Leistung in relativ kleinen Abstrahlwinkeln abstrahlen. D.h. Hunde, die in den Lichtstrahl blicken, werden auch direkt getroffen. Die Halbleiterstrahlung führt zu Netzhautirritation und auch zur Netzhautzerstörung.
Das Fatale ist, dass allen verbauten Leuchtdioden bereits bei Auslieferung vom Werk an den Bauteil-Handel der Warnhinweis auf starke Strahlung zusehen ist: Gelbes Warndreieck mit Strahlungssymbol, d.h. Nicht direkt in den Lichtstrahl blicken. Bei allen Leuchthalsbändern sind davon keine Hinweise für den Kunden zu sehen.
Alle von uns untersuchten Produkte enthielten schwermetallhaltige Kunststoffe und insbesondere lösliche Weichmacher in Plastikschläuchen, die über das Fell auch in den Körper des Hundes gelangen könnten.
Wenige Produkte hatten zum Dauerlicht noch eine undefinierte Blinkfunktion mit unterschiedlich langen Ein- und Ausschaltzeiten. Wie Sie richtig erkannt haben, ist permanentes Licht unsinnig und es erregt schon gar nicht die Aufmerksamkeit der anderen Verkehrteilnehmer Der Gesetzgeber sieht für Verkehrsteilnehmer definierte Kennungen vor, z.B. Warnblinksignal für stehende oder langsam fahrende Objekte mit einer bestimmten Einschaltdauer. Das gleiche gilt für die eindeutigen Signalfarben. Übersetzt heißt das, wir reagieren aufgrund unseres antrainierten Verhaltens ganz automatisch auf diese Signale (Rote Ampel, rotes Bremslicht, gelber Warnblinker u.a.)
Was uns noch auffiel, sind die teilweise kreisrunden Formen der Halsbänder. Aber keine Tier hat einen runden Hals! Kurz gesagt, Produkte wie Ringe und Schläuche passen nicht richtig und stehen ab, d.h. der Hund kann im Gebüsch hängen bleiben.
Bei langhaarigen Hunden war teilweise gar kein Licht zu sehen. Auch die beigelegten Informationen, dass Hunde nun 300m (und teilweise mehr) für jedermann sichtbar sein, entspricht nicht der Realität und ist irreführend und verleitend.
Aufgrund der Erdkrümmung ist bereits die Reichweite von Licht begrenzt. Deswegen werden z.B. in der Schifffahrt Licht auf Türme und an Mastspitzen gebaut, die möglichst weit ihr Signal senden. Denn je niedriger das Licht angeordnet ist, desto schlechter ist es zu sehen. In der zusätzlichen Lichtverschmutzung des Straßenverkehrs und damit Überreizung unserer eigenen Sinne kann nur etwas funktionieren, was wirklich auffällt. Wie gesagt, dafür hat der Gesetzgeber Regeln aufgestellt.
Übrigens ging bei allen Produkten relativ schnell das Licht aus – Batterien leer. Die angegebene Betriebsdauer war nicht genau definiert – ist schwaches Glimmen noch Licht oder ist es ein Lichtstrom von 1 Lumen? 4-5 Batteriewechsel pro Dunkelsaison sind damit schon vorprogrammiert, wenn man 30-60 min täglich mit dem Hund raus will.
Sie erkennen, man muss schon sehr viele Dinge beherrschen, um ein wirklich gutes Leuchthalsband zu herzustellen.
Kurz zusammengefasst, es gibt für viel Geld Produkte, die Ihrem Tier mehr schaden und den eigentlich Nutzen gar nicht erfüllen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Schöning