Hunde unterdrücken?

Hallo.

Ich habe ja schon mehrfach gepostet, und es ging auch um die Bullis von meiner Freundin die so gar kein „Gehorchen“ kennen. Jedenfalls war es so, meine Freundin musste gestern Abend kurzfristig weg, ihre Tochter abholen, und ich war allein mit den (eingesperrten) Hunden. Ich fand es schon traurig, die Hunde eingesperrt, so störrisch sie auch sind… Also habe ich sie laufen lassen, ein paar Kommandos geübt und so. Schneller als ich dachte waren wir soweit das sie begriffen haben das sie nicht aufs Sofa dürfen wenn ich dort sitze. Klappte soweit gut, bis meine Freundin zurück kam und sich (erstaunt) neben mich setzte. Da kam gleich wieder einer hoch. Weil ich darüber doch etwas erzürnt war (nach dem langen üben und gutem Gehorchen) Habe ich ihn (eher unbewusst) im Nacken gepackt und auf den Boden gedrückt, woraufhin er sich mir „ergeben“ hat.

Ich habe mit meiner Freundin darüber auch später noch gesprochen und sie lässt es zu das ICH ihre Hunde „erziehe“ Aber ich selbst finde es schon ziemlich heftig das ich ein Tier dermassen unterdrücken muss bis es mir „hörig“ wird. Am nächsten Morgen war es sogar so das ich mit meinem Finger nur den Teppich berühren musste und der (sonst so störrische) Hund sich sofort „ergeben“ hat.
Der zweite Hund hat einmal versucht nach meinem Finger zu schnappen als ich ihm ein Kommando gegeben habe und dafür eine (eher lockere) Backpfeife bekommen. Auch diesen lege ich jetzt auf den Boden und wenn sie versucht meine Hand zu beissen/schnappen packe ich sie an der Kehle.

Worauf ich hinaus will: ist DAS der richtige Weg? Ich will sie schon dazu bringen zu tun und lassen was ich (und Frauchen) wollen aber ich will sie nicht erniedrigen. Angst zieht Hass nach sich, aber scheinbar ist da kein anderer Weg einem Ausgewachsenen Hund bei zu bringen das man(n)da ist und der Hund HUND ist.

Für hilfreiche Kommentare bin ich dankbar!

Grüsse!

Hallo marvr,

nein, das ist nicht unbedingt der richtige Weg und auch nicht nötig. Hunde erzieht man am besten mit Konsequenz, vielen Wiederholungen und Belohnungen (z.B. kleine Leckerli).

Es gibt leider auch heute noch viele Hundebesitzer, die Strafe und Unterdrückung als Weg der Erziehung wählen, aber das ist sicher der falsche Weg.

Ich habe mit meinem Hund einfach fleissig geübt, was uns beiden spaß gemacht hat und er liebt mich und betet mich an. Was hätte ich von einem Hund, der vor mir Angst hat und nur gehorcht, weil er Angst vor Strafe hat? Mein Hund weiß, dass ich der Rudelführer bin und er ganz entspannt sein kann, ich werd es schon richtig machen.

Wenn du mit den wohl völlig unerzogenen Hunden deiner Freundin nach so kurzer Zeit schon Erfolge hattest, ist das doch schon ein sehr gutes Zeichen. Bis ein Hund allerding einen Befehl sicher beherrscht, braucht man schon ca. 200-300 Wiederholungen der Übung.

Die meisten Hunde sehnen sich sogar geradezu nach einem starken (aber liebevollen ) Rudelführer, damit sie nicht diese für einen Hund anstrengende Arbeit machen müssen und sich um alles kümmern müssen.

Warum meldest du dich nicht mit deiner Freundin in einer Hundeschule an? Ihr könnt gleichzeitig erstmal einen Welpenkurs besuchen, wo die Hunde die ersten Regeln lernen und die Bindung zwischen Hund und Herrn gestärkt wird. Jeder nimmt einen Hund und nach einer Zeit wechselt ihr die Hunde.

Aber Vorsicht: sucht eine gute Hundeschule, in der NICHT mit Unterdrückung gearbeitet wird, sondern nach der oben von mir beschriebenen Methode: Konsequenz, Wiederholung, Belohnung.

Übrigens: die ärmsten Hunde sind die unerzogenen, die zu Hause „alles dürfen“, denn man nimmt sie nirgends mit hin, weil sie unangenehm auffallen, sie können nie ohne Leine die Freiheit genießen und bei deiner Freundin werden sie ja offenbar sogar eingesperrt, weil sie so unerzogen sind. Außerdem sind sie völlig unentspannt, weil sie immer und überall auf alles aufpassen müssen und z.B. kläffen müssen. Damit tut sie weder sich noch den Hunden etwas Gutes.

Grüße
Chang

Emotionen im Griff haben
Hallo,

Weil ich darüber doch etwas erzürnt war (nach dem langen üben und gutem Gehorchen)

Ganz schlecht. Wer in der Hundeerziehung seine Emotionen nicht im Griff hat, sollte lieber die Finger davon lassen. Im konkreten Fall war dein Unmut zudem komplett ungerechtfertigt. Der Hund hat bisher gelernt, dass er bei Frauchen aufs Sofa darf. Nun hast du ihm gesagt, dass er - wenn Frauchen nicht da ist - nicht aufs Sofa darf. Alles, was er getan hat ist, sich an das zu erinnern, was bislang gegolten hat: In Frauchens Anwesenheit ist Sofa okay.

Habe ich ihn (eher unbewusst) im Nacken gepackt und auf den Boden gedrückt, woraufhin er sich mir „ergeben“ hat.

Und warum? Aus völlig ungerechtfertigtem Ärger, der daraus resultiert, dass du nicht weißt, wie Hunde lernen. Im konkreten Fall eine Strafmaßnahme, die der Hund nicht verstanden hat. Er hat beschwichtigt, um nicht weiter von dir angegriffen zu werden, nicht mehr und nicht weniger. Gelernt hat er daraus lediglich, dass er dir nicht trauen kann.

sie lässt es zu das ICH ihre Hunde „erziehe“

Wenn sie nicht mit dir am gleichen Strang zieht, wird das Ganze ziemlich mühsam. Vor allem für die Hunde, die ständig ausprobieren müssen, welche Regel denn nun gerade gilt.

Aber ich selbst finde es schon ziemlich heftig das ich ein Tier dermassen unterdrücken muss bis es mir „hörig“ wird.

Der Hund wird dir nicht „hörig“. Er zeigt Beschwichtigungsverhalten, um deine Aggression - als solche versteht er ein solches Handeln in der beschriebenen Situation - zu mindern. Mit zunehmendem Alter des Hundes und häufiger derartiger Aktionen deinerseits, kann das Verhalten des Hundes in Gegenwehr umschlagen. Die dann folgende körperliche Auseinandersetzung wirst du verlieren.

Am nächsten Morgen war es sogar so das ich mit meinem Finger nur den Teppich berühren musste und der (sonst so störrische) Hund sich sofort „ergeben“ hat.

Quatsch. Der Hund hat sich erinnert, dass du Ruhe gibst, wenn er sich auf den Rücken schmeißt.

Der zweite Hund hat einmal versucht nach meinem Finger zu schnappen als ich ihm ein Kommando gegeben habe und dafür eine (eher lockere) Backpfeife bekommen.

Diese Reaktion deinerseits war wiederum okay, denn sie war eine direkte Reaktion auf ein Fehlverhalten des Hundes. Im Gegensatz zu der Sache mit der Couch hat der Hund nicht etwa ein Kommando missverstanden, sondern er hat dich bedroht. Hier ist das wirksamste Mittel tatsächlich, schnell und energisch zu zeigen, dass man das nicht duldet.

Auch diesen lege ich jetztauf den Boden und wenn sie versucht meine Hand zu beissen/schnappen packe ich sie an der Kehle.

Und das ist zum einen brandgefährlich und zum anderen völlig sinnlos. Es bedingt Vertrauensverlust beim Hund und nicht mal ansatzweise das, was du beabsichtigst.

Ganz grundsätzlich gilt: Eine körperliche Auseinandersetzung sollte wenn irgendwie möglich unterbleiben. Einzige Ausnahme: Der Hund droht aktiv. Selbst dann tut man aber gut daran, genau zu wissen, welchen Rang man in den Augen des Hundes einnimmt (und das ist nicht zwingend identisch mit der eigenen Einbildung). Vor allem aber sollte man sich der potentiellen Konsequenzen bewusst sein. Ein Bullterrier, der dich angreift, kann dich übel verletzen. Durch Stimmungsübertragung kann es passieren, dass der zweite Hund ebenfalls angreift, auch wenn er vorher gar nicht beteiligt war und niemals irgendwelche Aggressionen gezeigt hat.

Worauf ich hinaus will: ist DAS der richtige Weg?

Nein. Der richtige Weg führt über ruhige, besonnene Konsequenz. Springt der Hund auf die Couch, wird er ruhig wieder runtergeschickt. Auch dann, wenn er es wieder und wieder versucht. Er probiert nämlich einfach nur aus, ob diese Regel von nun an immer gilt. Das ist nicht böswillig, sondern gesundes Lernverhalten und deshalb kein Grund, sauer zu reagieren.

Das, was du derzeit machst, ist der beste Weg, misstrauische Hunde zu erzeugen. Solche Hunde werden nicht gehorsam, sie werden aggressiv und gefährlich. Schuld daran ist dann - wie in den meisten Fällen - der Mensch.Ein Hundebesitzer, der seinen Hund anpacken oder der laut werden muss, um etwas zu erreichen, ist weit davon entfernt, dessen Respekt zu haben.

Tipp: Führ’ dir mal ein paar Bücher über Lernverhalten bei Hunden zu Gemüte. Empfehlen kann ich für den Anfang Günter Bloch: Der Wolf im Hundepelz.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Frau Chang,

nein, das ist nicht unbedingt der richtige Weg und auch nicht nötig. Hunde erzieht man am besten mit Konsequenz,

Volle Zustimmung.

Es gibt leider auch heute noch viele Hundebesitzer, die Strafe und Unterdrückung als Weg der Erziehung wählen, aber das ist sicher der falsche Weg.

Nicht zwingend. Strafe ist ein durchaus erfolgreiches Erziehungsmittel - unter der Voraussetzung, dass man sie richtig einsetzt. Im Fall des UP ist dies definitiv nicht der Fall.

Bis ein Hund allerding einen Befehl sicher beherrscht, braucht man schon ca. 200-300 Wiederholungen der Übung.

Dieser Unsinn kursiert seit Urzeiten im Internet und z.T. auch in der Literatur. Wenn ein Hund 200 Wiederholungen bräuchte, um etwas zu lernen, wäre er längst ausgestorben. Ein Hund, der so viele Wiederholungen braucht, hat einen Besitzer, der nicht in der Lage ist, ihm verständlich zu machen, was er von ihm will.

Für das sichere Ausführen eines Kommandos, das der Hund neu lernt, braucht er unter richtigen Bedingungen nur einige wenige Wiederholungen. Muss er umlernen, braucht es ein paar mehr. Für das UNTERLASSEN genügt in der Regel eine einzige.

Beim Rest bin ich wieder ganz bei dir :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

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Marvr,

nimm an einem x-beliebiegen Hunde-Training ohne Hund teil (einmaliges Zuschauen ist i.d.R. kostenlos).
Du wirst im Ansatz sehen, wie Hundebesitzer lernen mit ihrem Hund umzugehen.

Viel Erfolg