Emotionen im Griff haben
Hallo,
Weil ich darüber doch etwas erzürnt war (nach dem langen üben und gutem Gehorchen)
Ganz schlecht. Wer in der Hundeerziehung seine Emotionen nicht im Griff hat, sollte lieber die Finger davon lassen. Im konkreten Fall war dein Unmut zudem komplett ungerechtfertigt. Der Hund hat bisher gelernt, dass er bei Frauchen aufs Sofa darf. Nun hast du ihm gesagt, dass er - wenn Frauchen nicht da ist - nicht aufs Sofa darf. Alles, was er getan hat ist, sich an das zu erinnern, was bislang gegolten hat: In Frauchens Anwesenheit ist Sofa okay.
Habe ich ihn (eher unbewusst) im Nacken gepackt und auf den Boden gedrückt, woraufhin er sich mir „ergeben“ hat.
Und warum? Aus völlig ungerechtfertigtem Ärger, der daraus resultiert, dass du nicht weißt, wie Hunde lernen. Im konkreten Fall eine Strafmaßnahme, die der Hund nicht verstanden hat. Er hat beschwichtigt, um nicht weiter von dir angegriffen zu werden, nicht mehr und nicht weniger. Gelernt hat er daraus lediglich, dass er dir nicht trauen kann.
sie lässt es zu das ICH ihre Hunde „erziehe“
Wenn sie nicht mit dir am gleichen Strang zieht, wird das Ganze ziemlich mühsam. Vor allem für die Hunde, die ständig ausprobieren müssen, welche Regel denn nun gerade gilt.
Aber ich selbst finde es schon ziemlich heftig das ich ein Tier dermassen unterdrücken muss bis es mir „hörig“ wird.
Der Hund wird dir nicht „hörig“. Er zeigt Beschwichtigungsverhalten, um deine Aggression - als solche versteht er ein solches Handeln in der beschriebenen Situation - zu mindern. Mit zunehmendem Alter des Hundes und häufiger derartiger Aktionen deinerseits, kann das Verhalten des Hundes in Gegenwehr umschlagen. Die dann folgende körperliche Auseinandersetzung wirst du verlieren.
Am nächsten Morgen war es sogar so das ich mit meinem Finger nur den Teppich berühren musste und der (sonst so störrische) Hund sich sofort „ergeben“ hat.
Quatsch. Der Hund hat sich erinnert, dass du Ruhe gibst, wenn er sich auf den Rücken schmeißt.
Der zweite Hund hat einmal versucht nach meinem Finger zu schnappen als ich ihm ein Kommando gegeben habe und dafür eine (eher lockere) Backpfeife bekommen.
Diese Reaktion deinerseits war wiederum okay, denn sie war eine direkte Reaktion auf ein Fehlverhalten des Hundes. Im Gegensatz zu der Sache mit der Couch hat der Hund nicht etwa ein Kommando missverstanden, sondern er hat dich bedroht. Hier ist das wirksamste Mittel tatsächlich, schnell und energisch zu zeigen, dass man das nicht duldet.
Auch diesen lege ich jetztauf den Boden und wenn sie versucht meine Hand zu beissen/schnappen packe ich sie an der Kehle.
Und das ist zum einen brandgefährlich und zum anderen völlig sinnlos. Es bedingt Vertrauensverlust beim Hund und nicht mal ansatzweise das, was du beabsichtigst.
Ganz grundsätzlich gilt: Eine körperliche Auseinandersetzung sollte wenn irgendwie möglich unterbleiben. Einzige Ausnahme: Der Hund droht aktiv. Selbst dann tut man aber gut daran, genau zu wissen, welchen Rang man in den Augen des Hundes einnimmt (und das ist nicht zwingend identisch mit der eigenen Einbildung). Vor allem aber sollte man sich der potentiellen Konsequenzen bewusst sein. Ein Bullterrier, der dich angreift, kann dich übel verletzen. Durch Stimmungsübertragung kann es passieren, dass der zweite Hund ebenfalls angreift, auch wenn er vorher gar nicht beteiligt war und niemals irgendwelche Aggressionen gezeigt hat.
Worauf ich hinaus will: ist DAS der richtige Weg?
Nein. Der richtige Weg führt über ruhige, besonnene Konsequenz. Springt der Hund auf die Couch, wird er ruhig wieder runtergeschickt. Auch dann, wenn er es wieder und wieder versucht. Er probiert nämlich einfach nur aus, ob diese Regel von nun an immer gilt. Das ist nicht böswillig, sondern gesundes Lernverhalten und deshalb kein Grund, sauer zu reagieren.
Das, was du derzeit machst, ist der beste Weg, misstrauische Hunde zu erzeugen. Solche Hunde werden nicht gehorsam, sie werden aggressiv und gefährlich. Schuld daran ist dann - wie in den meisten Fällen - der Mensch.Ein Hundebesitzer, der seinen Hund anpacken oder der laut werden muss, um etwas zu erreichen, ist weit davon entfernt, dessen Respekt zu haben.
Tipp: Führ’ dir mal ein paar Bücher über Lernverhalten bei Hunden zu Gemüte. Empfehlen kann ich für den Anfang Günter Bloch: Der Wolf im Hundepelz.
Schöne Grüße,
Jule