Angreifende Hunde
Hallo,
Wieso gibt es dann so viele Unfälle mit beißwütigen Hunden,mit zum Teil tragischem Ausgang?
Auch wenn Medien anderes glauben lassen: Der Anteil wirklich beißwütiger Hunde ist verschwindend gering. Wenn man auf einen solchen Hund trifft, hat man kaum eine Chance, auch nur halbwegs heil davon zu kommen, wenn man den Hund nicht töten oder zumindest komplett außer Gefecht setzen kann.
Ein solcher Hund wird auf Einschüchterungsgesten wie Anstarren oder mit den Armen fuchteln nur auf eine Art und Weise reagieren: Mit sofortigem Angriff. Auch Beschwichtigungsgesten werden nicht funktionieren. Hunde dieser Kategorie bellen selten, sondern nähern sich schnell, ohne zu zögern und greifen ohne Umschweife an.
Dann gibt es Hunde, die aggressionsbereit sind, aber dennoch eine normale Sozialisation erlebt haben. Auch diese Hunde werden Versuche der Einschüchterung in den allermeisten Fällen mit Angriff beantworten. Nicht zuletzt deswegen, weil unter ihnen der Anteil an angstaggressiven Hunden recht hoch ist. Laien halten diese Hunde für weniger gefährlich, was aber nicht stimmt, da ihre Hemmschwelle zuzubeißen sehr niedrig ist.
Bei diesen Hunden, die sich ebenfalls eher leise und schnell nähern, aber vor dem Angriff deutlich stoppen oder langsamer werden, besteht die Rettung in der Tat darin, sich zu unterwerfen, indem man den Blick abwendet, sich klein macht (trotzdem unbedingt stehen bleiben!) und still steht. Der Hund wird einen in den meisten Fallen nicht angreifen, sondern schlimmstenfalls knurrend umschleichen, ausgiebig beschnüffeln und (falls Rüde) möglicherweise bepinkeln).
Und schließlich ist da die Kategorie der „Schisser“. Diese nähern sich meist laut bellend, stoppen meist in 1-2 Metern Entfernung, von wo sie weiter bellen. Manche stürmen auch bis auf kurzen Kontakt mit der Nase heran, ziehen sich aber sofort wieder zurück. Diese Hunde kriegt man durch Anstarren und Rumfuchteln oder Schreien vertrieben.
Die „Spielhunde“ wiederum signalisieren durch ihre Körpersprache ihre Absicht. Man erkennt sie an steifbeinigem Rumgehopse und/ oder der typischen Vorderkörpertiefstellung. Auch sie lassen sich durch Vertreibungsgesten verjagen.
Die Schwierigkeit besteht nun darin, den einen vom anderen Typ zu unterscheiden. Das gelingt oftmals noch nicht einmal Hundebesitzern - vor allem aber nicht Leuten, für die alle Hunde ein Feindbild darstellen.
Im Zweifelsfall ist die empfehlenswerteste Reaktion aus meiner Bewertung immer die, sich zu unterwerfen, indem man sich abwendet, den Blick senkt und stehen bleibt. Es sei denn, man sieht in jedem Fall eine reelle Chance, den Hund außer Gefecht zu setzen. Darauf, dass es einem gelingt, ihn zu verjagen, sollte man nicht setzen.
Schöne Grüße,
Jule