Hallo,
als Erstes: Vergiss Easy Walk, das Teil ist tierschutzrelevant. Die dünnen Schnüre, die sich unter den Achseln zusammenziehen, wenn der Hund zieht, verursachen ziemliche Schmerzen. Zudem wirken sie auf die dort verlaufenden Arterien.
Ihm fehlt die Führung, und weil keiner da ist, der ihm zeigt, was erwünscht und was unerwünscht ist, macht er sich seine Regeln selber. Ob sein aggressives Verhalten an der Leine damit zu tun hat, dass er dich als seinen Besitz verteidigt oder Schiss um seine eigene Unversehrtheit hat, lässt sich aus der Entfernung nicht beurteilen. Möglich ist beides.
Selbiges gilt für den Postboten: Es kann sich sowohl um territoriale Aggression handeln, als auch um Angst davor, dass der Postbote ihm was antun könnte.
In der Wirkung macht es keinen Unterschied: Der Hund setzt Aggression ein, um seine Ziele zu erreichen und kann dabei durchaus gefährlich werden. Von einem angstaggressiven Hund gebissen zu werden, ist nicht weniger schmerzhaft als von einem dominant aggressiven.
Was hilft: Bei Null anfangen und am Grundgehorsam arbeiten: Der Hund muss solange sitzen und liegen bleiben, bis du ihm erlaubst, aufzustehen. Solange er selbstständig aufsteht, steht er nicht im Gehorsam. Das muss auch funktionieren, wenn du dich außer Sicht (also z.B. in ein anderes Zimmer) begibst. Und wenn du zurückkommst muss er weiterhin liegenbleiben, bis du ihm erlaubst aufzustehen. Wenn das klappt, habt ihr schon viel geschafft.
Ansonsten: Runter von der Couch, raus aus dem Bett, alle Spielsachen wegräumen, kein Futter stehen lassen und den Hund immer mal wieder von dort wegschicken, wo er grade (scheinbar) völlig entspannt liegt. Auch von seiner eigenen Decke.
Nicht immer zulassen, dass er dir folgt. Stattdessen öfter mal die Tür hinter dir schließen und ihn im Zimmer zurück lassen. Nicht streicheln, wenn er zu dir kommt, ihn auch nicht wegschicken, sondern einfach nicht beachten. Auch nicht anschauen. Stattdessen ihn dann herrufen, wenn er grade was ganz anderes macht (z.B. irgendwo rumliegen) und dann streicheln. Nicht zulassen, dass er das Streicheln beendet. Wenn er versucht zu gehen, ihn zurückrufen, noch eine Minute weiterstreicheln und dann aufhören.
Nicht alleine im Garten lassen. Je mehr Zeit der Hund dort alleine verbringt, desto mehr verselbstständigt er sich. Er betrachtet den Garten als sein Revier, das er bewachen und verteidigen muss und stellt u.U. jeden, der dort eindringt - wie z.B. den Postboten.
Ich würde dir wärmstens eine Hundeschule empfehlen. Wenn du nichts unternimmst, ist es eine Frage der Zeit, bis er Tier oder Mensch beißt. Und das Spazierengehen wird immer stressiger.
Ohne Freilauf ist ein 1-jähriger Hund überhaupt nicht ausgelastet und wird dadurch ganz sicher nicht angenehmer zu führen. Deshalb: Mach jede Menge Suchspiele mit ihm oder bau dir im Garten einen Hindernisparcours, an dem du mit ihm trainieren kannst.
Tipps gibts hier:
http://www.spass-mit-hund.de/seiten/aktuell/spielefi…
Buchtipp: Schnüffelstunde von Viviane Theby.
Über diese Spiele übt dein Hund ganz nebenbei, sich dir unterzuordnen und das zu tun, was du von ihm willst.
Schöne Grüße,
Jule