Hallo Jeany2910
also ich habe vor ca. 3 Mon. eine Schäferhund-Husky-Dame
übernommen, die 2 1/2 Jahre alt ist und sie ist nach zwar nur
3 Mon. bei mir, schon sehr gut erzogen, allerdings besteht
genau ein Problem, das alte leidige Thema:
Jagdtrieb
Dein Hund ist jetzt in einem Alter, in dem sich dieses Verhalten gefestigt hat. ‚Aberziehen‘ lässt es sich nicht. Jagdtrieb ist nur bedingt Erziehungssache - es ist ein Trieb, der sich nicht einfach löschen lässt. Das ist, wie wenn Du einem Menschen z.B. den Sexualtrieb ‚wegerziehen‘ möchtest. Das geht ganz einfach nicht. Ganz grundsätzlich ist Dein Hund ja ein Raubtier und genau dafür gedacht. Deshalb kann Jagen ihm nicht nur potenziell das Leben retten, sondern bringt auch einen Riesenspass. Erst wenn Du diese Fakten einmal akzeptiert hast, kannst Du einen Schritt weitergehen.
…ähhhh…Sie ist abrufbar, macht Sitz, Platz, läuft
Fuß, bei mir und auch an der Leine, „eigentlich“ alles kein
Thema, aber ne Katze oder nen Hase und sie ist kaum noch
abrufbar, bleibt zwar nur max. 2 Min. weg und rennt mir dann
direkt hinterher, aber das ist ja nicht Sinn und Zweck der
Übung, hab schon Bücher von Clarissa von Rheinhardt durch, die
zwar sehr gute Tips gibt, allerdings hab ich noch nichts
wirklich wirksames gefunden,
Das ist schon einmal gut. Der Hund scheint ansonsten einigermassen unter Kontrolle zu sein und versucht Dich schlau zu machen hast Du auch. Gib nicht auf, lies weiter alles über das Thema, das Dich interessiert, aber bleib kritisch. Da der Jagdtrieb, wenn er nun einmal da ist - und bei den meisten Hunden ist er es, nur manche können ihn genügend über von den Menschen als richtig akzeptierte Verhaltensweisen ausleben, wie zum Beispiel Stöckchen / Bällchen werfen, Schnüffeln, etc. - sich nicht einfach mehr abstellen lässt, vertrete ich die Meinung, dass es eben gerade nichts bringt, dem Hund alles zu verbieten, was möglicherweise als Jagdspiel angesehen werden könnte.
Ich kann das Problem, welches für den Hund keines ist, nicht zum Verschwinden bringen, indem ich es einfach abzustellen versuche. Der Hund wird trotzdem fröhlich weiterjagen, wenn er kann. Garantiert. Nun gibt es natürlich zwei Lösungsansätze: entweder ich führe den Hund bis an sein Lebensende an einer Leine. Oder ich frage mich, was ich dem Hund als möglichst ebenso tolle Beschäftigung bieten kann.
Jagdhunde dürfen ja auch nicht eben immer derjenigen Spur nachgehen, die ihnen gerade so am Besten passt, sondern nur dann, wenn der Jäger es ihnen auch erlaubt. Und was hat ein jagdlich geführtes Tier, was unser Hund nicht hat? Einen Ausgleich, da er manchmal tatsächlich jagen darf, sich manchmal aber auch zurückhalten muss.
Genau das ist die Grundidee bei der UMerziehung (nicht ABerziehung!) eines jagenden Hundes. Hunde sind Opportunisten. Sie tun meistens nur das, was auch am meisten Erfolg und Spass verspricht. In dem Moment, in dem die Katze auftaucht, bist Du eben nicht mehr wichtig genug. Du kannst ihm nicht das bieten, was ihm physisch und psychisch das Hetzen der Katze bringt. Es muss sich in Zukunft also lohnen für den Hund, dass er bei Dir bleibt.
Einige Leute versuchen das über Strafe, in dem Fall den Teletakt, wie Du das richtig ansprichst. Das ist eine Variante, die allerdings erstens tierschutzwidrig und zweitens äusserst zweifelhaft in ihrem Erfolg ist. Aber es geht eben schnell und man muss sich mit dem Wesen Hund erst gar nicht wirklich auseinandersetzen.
Du hast aber auch eine andere Möglichkeit: versuche die Jagdlust Deines Hundes zu kanalisieren, das heisst, dass er nur gerade dann jagen darf, wenn Du es auch erlaubst. Das heisst aber auch, dass Du ihm die Gelegenheit dazu geben musst. Natürlich kannst Du ihn nicht auf Nachbars Katzen ansetzen, aber Du sollst etwas finden, was Deinem Hund möglichst genausoviel Spass verspricht, wie eine Katze.
Hast Du schon einmal von einer Reizangel gehört? Das ist eine Art Peitsche, and die Du einen Gegenstand bindest (z.B. Futterbeutel, Plüschtier, irgend etwas, womit Dein Hund gerne spielt). Dann wird dieser Gegenstand mit Hilfe der Peitsche über den Boden gezogen - viele jagende Hunde sind davon absolut begeistert. Der Witz daran ist natürlich nicht, dass der Hund unkontrolliert diesen Gegenstand verfolgen darf, sondern Du musst dabei Gehorsam aufbauen. So darf er also nur dann losrennen, wen Du es ihm erlaubst - und muss auch genau dann ablassen, wenn Du es ihm sagst. Pass aber auf - es gibt Hunde, bei denen man ‚reizangeln‘ sehr vorsichtig angehen muss - hol Dir bitte dazu einen Profi.
Wirf Bällchen und Stöckchen - lass ihn aber nicht gleich rennen, sondern er soll sitzen, bevor er loslaufen und den Gegenstand suchen darf. Ruf ihn auch einfach mal ab bevor er den Gegenstand erreicht hat. Wichtig dabei ist aber immer die Belohnung. Es geht hier nicht um die Durchsetzung von sturen Befehlen, sondern der Hund soll Dich für das interessanteste und am meisten-Spass-Bietende Wesen auf Erden halten. Finde heraus, was für Deinen Hund (nicht für Dich!) die grösste Belohnung darstellt - und gönn sie ihm, wenn er etwas wirklich gut gemacht hat. Sei kreativ und beginn Dich mit der Individualität und den Vorlieben Deines Hundes wirklich auseinander zu setzen. Dann, aber auch nur dann, wirst Du vielleicht in den Genuss kommen, Deinen Hund tatsächlich abrufen zu können.
Ich persönlich gehe mit meinen auch auf die Windhundrennbahn. Bei uns dürfen für ein kleines Entgelt bei Trainings Hunde jeder Rasse starten - ich habe sowohl die Chance, dem Hund unter kontrollierten Bedingungen genau das zu bieten, was er so gerne mag, kann aber auch testen, ob er im Ernstfall tatsächlich abrufbar ist. Bis Du aber so weit bist, darf der Hund nie, wirklich nie, mehr die Gelegenheit erhalten zu entwischen.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass man einem jagenden Hund verbieten sollte, mit Quietschspielzeug zu spielen. Solange er dies unter kontrollierten Umständen und nur dann, wenn ich es ihm erlaube, tut, geht das für mich in Ordnung. Alle (nicht tierschutzrelevanten) Möglichkeiten sind ok um dem Hund den Ausgleich zu geben, den er braucht.
Wie gesagt, zum Thema jagenden Hund gibt es mehrere verschiedene Meinungen. Ich habe Dir eine Seite hier dargestellt. Was für Dich und vor allem für Deinen Hund aber stimmt, musst Du selbst herausfinden.
Gruss,
Semiramis
(selber gesegnet mit leidenschaftlichen Jägern, die aber mittlerweile abrufbar sind)