Hallo,
Aggression per se ist bei einem Hund aber weder
„gut“ noch „böse“,
ach nee? echt?
Warum die Polemik? DU hast behauptet, Herdenschutzhunde würden zwar verteidigen, seien aber nicht aggressiv. In diesem Zusammenhang interessiert mich: Wodurch unterscheidet sich ein Hund, der aufgrund seines ausgeprägten Schutztriebes verteidigt von einem, der angreift, weil seine Drohgebärden ignoriert wurden?
Und was Kangals im besonderen
anbetrifft - in der Türkei wurden und werden gegen den
Menschen aggressive Tiere sofort getötet.
Herdenschutzhunde in der Türkei sind Arbeitsgeräte, die zu funktionieren haben. Dazu gehört, dass sie zunächst mal ihren Besitzer zu respektieren haben. Hunde, die das nicht tun, leben nicht lang. Ebenso wenig Hunde, die sich an den Schafen vergreifen oder sich streunend zu weit von der Herde entfernen und dabei wahllos Menschen angreifen. Hunde mit Jagdpassion haben ebenfalls keine hohe Lebenserwartung.
Im Vordergrund steht dabei in erster Linie immer der Nutzen, den der Hund zu erbringen hat. Die primäre Funktion eines Herdenschutzhundes ist es, die Herde zu schützen. Dazu braucht er Aggression. Gerade aus der Türkei ist bekannt, dass dort eine deutliche Tendenz besteht, die Reizschwelle von Kangals zu senken und damit ihre Bereitschaft zu aggressivem Verhalten zu erhöhen. Das geht natürlich immer mal wieder daneben und dann wird es nötig, die allzu angriffslustigen Exemplare auszusortieren.
Dennoch wage ich zu behaupten, dass die Reizschwelle eines typischen türkischen arbeitenden Kangals deutlich zu niedrig wäre, um hier bei uns problemlos zurechtzukommen. Hunde, die für den deutschen Markt gezüchtet werden, werden in der Regel anders selektiert, da für die Verwendung als Familienhund eine hohe Reizschwelle gefordert ist.
Wohin dies führt, kann man schon seit vielen Jahren beim Kuvasz beobachten, der aufgrund entsprechender Selektion mehr und mehr zum Familienhund avanciert ist. Viele Hunde dieser Rasse, denen man bei uns begegnet, haben mit einem Herdenschutzhund nicht mehr viel gemein. Und viele Besitzer solcher Hunde würden sich vermutlich sehr wundern, wenn sie plötzlich einem arbeitenden Exemplar „ihrer“ Rasse gegenüberstünden, wie derzeit z.B. in Rumänien zu finden.
imo kann jeder (große) Hund zu einer ‚ziemlichen Gefahr‘
werden wenn man entsprechende Fehler macht. Die sind
wahrscheinlich von Rasse zu Rasse etwas verschieden, aber den
grundsätzlichen Unterschied sehe ich da nicht.
Ich schon. Ein Hund, der eigenständig entscheidet, wann „Verteidigung“ angesagt ist und zudem über große Körperkraft verfügt, ist schlicht und ergreifend schwerer zu kontrollieren als beispielsweise ein DSH, der seit unzähligen Generationen auf Unterordnungsbereitschaft selektiert wurde.
War ich mal, dort habe ich diese Hunde das erste Mal gesehen,
von aggressiv habe ich da nichts gemerkt. Sie waren aufmerksam
und zurückhaltend. Haben gebellt und sich anderem zugewandt
als der Schäfer zu uns kam um mit uns zu reden.
Die interessante Frage wäre, was gewesen wäre, wenn der Schäfer nicht da gewesen wäre. Und genau das ist der Punkt, an dem Herdenschutzhunde sich von anderen Hunden unterscheiden. Wenn die Führung fehlt, übernehmen sie. Und in Bezug auf das, was sie als Führung anerkennen, sind sie äußerst anspruchsvoll.
Aber jedem Herdenschutzhund von Vornherein einen Maulkorb verpassen zu
wollen …
Davon war nicht die Rede. Es ging darum, das Potential seines Hundes realistisch einschätzen zu können.
Schöne Grüße,
Jule