HundeTherapie Psychologie

Hallo,

Martin Rütter ist mir etwas zu teuer, und sowieso, für ein simple Frage nicht einmal erreichbar.Vielleicht finde ich hier jemanden, der sich selbst geschult hat und einige Erfahrung besitzt;
Problem: Ich habe jetzt seit 5 Monaten einen ca. 8 jährigen Collierüde, der aus dem tiefsten Ungarn stammt, wohl von der Strasse eingefangen, zeigt aber soziales Verhalten, aber schnappt, wenn man ihn zu sehr bedrängt, z.B. eine Zecke entfernen will oder kämmen will.
Als er hier nach 27 Stunden Autofahrt hier ankam war er völlig verwahrlost, unterernährt, fast blind, ein halbes Ohr fehlte, total verdreckt und er bewegte sich nur in geduckter Haltung und schien traumatisiert.
Ende Februar, vorher war es nicht möglich, wurde der Hund mit Maulkorb gebadet, anschließend gekämmt. Medizinische u.s. Behandlungen konnten nur mit Maulkorb ausgeführt werden.
Immer noch anhaltendes Problem ist, dass er nach dem Gassigang 10 bis 20m vor dem Hauseingang stehen bleibt, selbst mit Leckerlies und guten Worten meist nicht von der Stelle zu bewegen ist.
Auf leichtes Schieben oder ins Geschirr fassen reagiert er mit Schnappen.
Das ist fast das einzige Problem, also irgendwie will er nicht in die Tür, oder den Hauseingang, oder??
So wie er drin ist im Hausflur ist alles ok.
Auch in der Wohnung benimmt er sich fast normal.
Er legt sich oft gern hinter den Tisch, wo er manchmal schwer wieder herauszulocken ist, aber dieses Letztere mehr zur Info, zur weiteren Info, es sind noch 4 ältere Katzen und eine gleichaltrige Colliehündin vorhanden, mit denen er sich aber gut verträgt, auch ein Spieltrieb fehlt ihm, den er vermutlich nicht erlernt hat, drinnen und draussen. Das große Problem ist eigentlich nur, dass er nicht ins Haus will und eben das Schnappen, was er auch in der Wohnung bei gewisser Bedrängnis macht.
Ich freu mich auf ein „Erfolgsrezept“.
Danke.
Gruß rocknroll

Hallo,

also wirklich helfen kann ich dir nicht, denn es immer sehr schwer mit traumatisierten Tieren zu arbeiten. Von einem traumatisierten Menschen erwartest du ja auch nicht, dass er nicht ängstlich ist und sich nicht gegen Ungewohntes wehrt - und mit dem kannst du wenigstens meist noch richtig kommunizieren.

Collis sind ja sehr kluge, agile Hunde. Ich würde mich auf jeden Fall sehr viel mit dem Hund beschäftigen und versuchen ihn zu trainieren, z.B. Agility o.ä. wenn das überhaupt geht. Collis muss man richtig auspowern. Ansonsten solltest du dich ganz streng am Rudelverhalten und Dominanztraining orientieren und den Hund auf keinen Fall vermenschlichen. Dabei ist das richtige Maß von viel Lob und wenig Strafe zu beachten.

Ich finde es auf jeden Fall gut, dass ihr dem Hund eine Chance und ein Zuhause gegeben habt! Versucht es, aber behaltet im Auge, was das Beste für Hund UND Mensch ist.

Hallo Rocknroll, leider kann ich Dir keine Antwort auf Dein Problem geben, da ich von Tierpsychologie leider keine Ahnung habe. Ich wünsche Dir, dass Du die erforderliche Hilfe noch erhälst.

Gruß Bonsai

Danke für die schon mal aufschlussreiche Antwort.

LG rocknroll

Hallo rocknroll!
Mit so schweren Fällen hab ich leider auch keine Erfahrung! Aber ich kann dir einen wirklich guten Hundetrainer empfehlen, der zu den Hunden nach Hause kommt und erheblich kostengünstiger ist als Martin Rütter. Er ist in ganz Hessen unterwegs. Falls du nicht aus Hessen bist, ruf ihn trotzdem an und frag ihn, ob er dir einen Kollegen empfehlen oder dir wenigstens mit einem guten Rat zur Seite stehen kann. Sein Name ist Mario Hess und du erreichst ihn unter folgenden Nummern: 06031-6709604 oder0173-4987468.Und sag ihm bitte liebe Grüße von mir, Susanne, Ballschleuder von Linus! :smile:)

Hallo Rocknroll!

Oje da hat euer kleiner ja einiges mitgemacht! Dass so ein Hund natürlich mehr zeit braucht und wohl die ein oder anderen komplexe haben wird (wie auch ein mensch in dieser situation) muss ich dir bestimmt nicht erst sagen :smile:
Ich finde es super dass ihr ihn aufgenommen habt! Wir haben öfter solche Tiere im Tierheim und ich weiss es ist nicht immer einfach. Ich denke mit Zeit und viel Geduld wird er merken dass er bei euch nichts zu befürchten hat, gut ist dass ihr noch eine Hündin habt, da sieht und lernt er noch einiges von ihr.

Aber ich weiss das ist auch wieder leicht gesagt…

Du hast nicht geschrieben ob ihr immer alleine mit ihm gassi geht. Habt ihr es schon versucht wenn ihr mit eurer anderen Collihündin und ihm zusammen geht, ob er dann auch ein problem hat ins Haus zu gehen?
Ist der Hauseingang evtl sehr dunkel (vielleicht hat er erinnerungen an einen dunklen kleinen Stall o.ä.)
Wie zeigt er sich, zieht er seinen Schwanz ein, gebückte haltung, gesträubtes fell, zähne fletschen wenn du ihn rein"zerren" willst, winseln?

Das mit dem Zwicken ist für euch natürlich keine angenehme sache. Wie du selbst schreibst denke ich dass er sich wohl beengt fühlt und in dem moment keine andere möglichkeit kennt als sich aus dieser „bedrängnis“ rauszu"beißen".
Hier würde ich einfach so sachen wie Zecken entfernen zb. im Garten machen, ruhig auf ihn zureden, evtl. die Zange zeigen und streicheln und dann während dem streicheln die zange anlegen, oder ihn mit einem leckerli ablenken.
Vielleicht auch zu zweit machen - kann aber sein dass ihn das dann schon unruhig und skeptisch werden lässt :wink:

Ich weiss nicht was du von Bachblüten hältst, wir haben teilweise gute erfahrungen damit gemacht, die Tropfen; wenn es einem Tier sehr schlecht geht - und es ruhiger werden soll heissen „Rescue“ und auch Herrchen/Frauchen dürfte sie nehmen wenn auch sie die ganze Angelegenheit recht aufregt. Es gibt auch andere Bachblütensorten, allerdings müsste ich dazu noch genauere Infos bekommen über sein verhalten (oder lest euch mal in ein Buch ein). Ich habe anfangs nicht soo viel davon gehalten, aber es hat die Tiere wirklich beruhigt. Und wenn ichs mir nur eingebildet hätte hätte es ja auch irgendwie gewirkt :wink:
Einfach probieren, kann nicht schaden und soo teuer sind sie nicht. Müssten nur in die Lefzen geträufelt werden, wenn das möglich ist.

Ich mach mir nochmal ein wenig gedanken.

Es tut mir leid dass ich auf Anhieb nicht gleich super helfen kann. Sind halt alles nur „Ferndiagnosen“

Ganz liebe Grüße!

Hallo Rocknroll,

Du bist mit einem Problem an mich herangetreten, welches speziell und auch für mich Neuland ist. Da es aber Parallelen zur allgemeinen Psychologie gibt, werde ich Dir auf Deine Frage antworten.

Das Revier beziehungsweise Umfeld des Hundes hat sich geändert. Er war gewohnt, sich im Freien aufzuhalten und sich selbst zu ernähren. Auch hatte er Kontakt zu Artgenossen.

Du schriebst in Deiner Mail, dass Sozialverhalten vorhanden ist und Dein Hund Kontakt zu weiteren Haustieren hat. Das lässt erkennen, dass er in Ungarn nicht ganz allein auf der Straße lebte. Das Schnappen aber signalisiert den noch vorhandenen Jagdinstinkt.

Meine Meinung: Da der Hund lange auf der Straße lebte und jetzt in einem Haus untergebracht ist, fühlt er sich eingeengt. Das erzeugt eine Abwehrhaltung. Er möchte nach dem Gassi gehen nicht in das Haus. Mein Ratschlag an Dich: Benutze die Hundeleine nur wenn es notwendig ist und verbringe viel Zeit im Freien mit dem Hund. Begrüßenswert ist ein Garten, in dem der Hund selbstständig umherlaufen kann. Solltest Du Platz haben wäre es nicht schlecht, wenn Du dem Hund eine separate Ecke/Stelle zuweisen könntest, von der er Besitz ergreift. Dort könnte er sitzen, fressen und muss sich nicht verstecken. Mit der Zeit entsteht dann auch das Reviergefühl zu dem sich der Hund hingezogen fühlt.

Ich erwähne immer wieder einen geregelten Biorhythmus. Ob Mensch ob Tier. Ich denke doch, Du gehst mit dem Hund etwa zur gleichen Zeit vor die Tür und die Nahrung wird in gleichen Abständen gereicht.

So, ich hoffe, ich konnte Dir und Deinem Hund ein bisschen helfen.

Viel Glück und schöne Grüße

Becki

Nun, da Du schon einen Collie hast, wirst Du wissen dass diese Rasse eh schonnicht gerade mit Nerven wie Drahtsesilen ausgestattet ist.
Unter den denkbar ungünstigen Bedingungen, unter denen er wohl aufgewachsen ist sicher noch weniger.

Ein Angstbeisser ist so ziemlich das übelste was dir (und vor allem dem Hund) passieren kann also tu alles, um ihn nicht da hin zu bringen aus Angst schnappen zu „müssen“!!!

Füttere ihn grundsätzlich nur noch aus der Hand und eigentlich nur nach dem Gassi gehen Stück für Stück da vor/in der Tür. Ziehe/schiebe nicht an ihm am besten gar nicht anfassen! Und plane ein, dass das Heim kommen eine Stunde dauert. Vielleicht klappts dann in 45 Min…

Weiß ja nicht wie Du wohnst. Haus mit Garten? Was passiert, wenn Du mit dem anderen Hund rein gehst die Tür offen lässt und ihn einfach da draußen lässt? Futterschüssel steht innen.

Vielleicht reicht das Geld ja wenigstens für „Es würde Knochen vom Himmel regnen“ und Zeit für ein Collieforum könnte auch gut investiert sein.

Vielleicht beim nächsten mal auch drüber nachdenken, ob man diesen Hunden wirklich so einen großen Gefallen tut, sie von der Straße zu sich nach Hause zu holen…

Viel Erfolg!