Hundetrainerin ratlos

Hallo Andrea,

habe mir die Tipps unten nicht durchgelesen, weil ich gleich weg will.
Meine Hunde haben zwar keinen Lärm gemacht, aber jeden Unfug angestellt, wenn ich weg war, Möbel angekaut, Blumentöpfe herunter gerissen usw.

Ich besorgte mir einen schönen dicken kleinen Knüppel (nein, nicht zum verhauen) und bevor ich aus dem Haus ging, rieb ich diesen gründlich in meinen Händen und gab ihn den Hunden ins Maul mit dem üblichen Spruch, Frauchen kommt bald wieder.

Das erste Mal machte ich das am Wochenende, ging nur 10 Minuten weg, dann mehrmals, blieb immer etwas länger weg. Dann kam Montag und Mittags war ich wieder da, dann am Abend - es gab nie mehr Ärger.

Durch den Knüppel mit meinem frischen Geruch, war ich sozusagen für die Hunde noch präsent…

Versuchs mal… Viel Glück,

Gruß,
Cantate

Den DAP-Zerstäuber könnt Ihr
ruhig mal probieren, und kann zumindest
nicht schaden.

Bachblüten auch nicht *g*

Aber DAP-Zerstäuber enthalten im Gegensatz zu Bachblüten einen Wirkstoff …

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Hallo Anna,

vielen Dank erst mal für Deine Mühe. Ist mir klar, daß man sein Problem, das über Jahre besteht bzw. entsteht nicht in ein paar Sätzen zusammenfassen kann.

Was ist z.B. passiert zwischen

Wenn ich gegangen bin, war Ruhe

und

wenn ich den Schlüssel nehm, steht er schon Zähneklappernd vor Aufregung neben mir

wann hat sich das geändert?

Es ist nicht jedes Mal dieselbe Reaktion. Mal so mal so. Ich sehe aber auch kein System dahinter. Manchmal ist er müde und dann dennoch aufgeregt und manchmal umgekehrt… Was ich sagen kann ist, wenn ich ihn mal für ein paar Minunten allein gelassen habe, passt er den Rest des Tages ganz genau auf und auch den nächsten, da steht er sogar in der Nähe und schaut, wenn ich nur den Müll rausbringen will, wo ich weder Schlüssel noch Schuhwechsel für brauche; nur Schüssel nehmen und raus zur Tür.

Ungeklärt ist für mich, warum der Hund im Stress ist. Wirklich
die Angst vorm Alleinbleiben? Aufregung, weil womöglich
gemeinsam was unternommen wird?

Das, wenn wir ihn Fragen könnten… ich glaube, es ist eine Mischung aus: ich will/kann nicht ohne mein Rudel bleiben und mir ist sooo fad allein und wenn die weg fahren passiert was tolles und ich will mit … mal menschlich ausgedrückt.

Wie sieht denn ein ganz normaler Tagesablauf bei Euch aus?
Sprich wann sind Hundezeiten, und was genau macht Ihr
währenddessen? Welche Runden geht Ihr spazieren, wie lange,
welche Beschäftigung hat Max?

Ich gehe vormittags arbeiten. Da kann er mit (mit Garten). Irgendwann im Laufe des vormittags gehen wir ein Runde durch den Ort (ich erledige Post/Bank usw.) versuche die Runden aber zu variieren. Mittags fahren wir wieder nach Hause, die Kleine macht ihren Mittagsschlaf, die Großen ihre Hausaufgaben, dann gehen wir eine Runde hier (andere Ortschaft), diesen Spaziergangs versuche ich interessanter zu machen durch Übungen aus der Hundeschule oder durch den Wald laufen oder am Bach entlang, Stöckchen werfen und wieder bringen, Baden usw. Dann ist manchmal noch Termin (Kinder zum Sport oder Einkaufen oder oder oder). Bis vor einiger Zeit waren wir noch regelmäßig auf dem Hundeplatz zum Spielen, weil wir unterwegs fast nie auf andere Hunde treffen, bzw. die Besizter keinen Kontakt wünschen.

Angenommen er ist im Stress, weil er was zusammen unternehmen
will, würde ich ganz woanders ansetzen, nämlich an der
Auslastung und Beschäftigung.

Bin jederzeit an neuen Spielideen interessiert. Kannst du mir ein Buch empfehlen? Agyility ist leider nur bedingt möglich wegen seiner Hüfte, Schrägen und Laufsteg sind ihm unangenehm.

Falls er aufgeregt ist wegen des Alleinseins, wäre interessant, was genau die Aufregung auslöst.

Nichts spezielles. Ich habe ihn die letzten Tage absichtlich beobachtet. Er liegt tagsüber meistens im Korb. Kein Schlüssel oder Reißverschluß oder „Kaffeemaschinenknopf“ ruft ihn auf den Plan.

Ich freue mich wirklich, daß du dir soviel Gedanken machst! Vielleicht sitzen wir einfach zu Nahe dran und übersehen dadurch was ganz naheliegendes. Ich möchte nochmal sagen, daß mich das Problem nicht stark belastet. Nur denke ich, ich mache mit meinem Hund und der Katze ja auch sowas wie ein „Medical Training“. Im Nofall muß ihnen mal ein Doktor in die Ohren schauen können oder den Bauch abtasten. Im Alltag geht es auch irgendwie ohne, daß das Tier das kann, aber für den Fall der Fälle wäre es halt schon gut, wenn er es könnte. Und so sehe ich das mit dem Allein bleiben auch.

Also nochmals danke bis hierher und liebe Grüße

Christina

Hallo Christina,

ich könnte mir vorstellen, dass Du hiermit

mir ist sooo fad allein und wenn die weg fahren passiert was tolles und ich will mit … mal menschlich ausgedrückt.

gar nicht so unrecht hast.

Lass mich nochmal an ein paar grundlegende Dinge über Deutsche Schäferhunde erinnern:

  • gezüchtet hauptsächlich als Arbeitshunde für Polizei und Militär
  • vielseitig einsetzbar, Schutzhund, Herdengebrauchshund, Katastrophendienst, Agility, Lawinenhund, Spürhund für Substanzen, Obedience, usw.
  • braucht viel Bewegung und Beschäftigung
  • geborener Arbeitshund

Zum einen ist es natürlich super, dass Max in dem von Dir geschilderten Tagesablauf immer irgendwie dabei sein kann, auf der Arbeit, bei Erledigungen, usw., das ist wunderbar.
Zum anderen klingt es, als sei Max kolossal unterbeschäftigt.

diesen Spaziergangs versuche ich interessanter zu machen durch Übungen aus der Hundeschule

das ist zwar gut, sollte auch immer wieder frisch gehalten werden, ist aber viel zu wenig Beschäftigung für einen Arbeitshund, wenn ich von den „normalen“ Inhalten einer Hundeschule ausgehe (sitz, platz, komm, bleib, fuß, nein, bring, aus, vielleicht noch sitz+platz aus der Entfernung, o.ä.)

oder durch den Wald laufen oder am Bach entlang

auch diese Abwechslung von Orten ist gut - je seltener Du eine Spaziergangsrunde wiederholst, desto besser. Abwechslung in Spaziergängen allein ist allerdings auch längst nicht ausreichend. Grober Anhaltspunkt für mich ist übrigens: nach Möglichkeit frühestens alle zwei Wochen eine Hunderunde wiederholen.

Stöckchen werfen und wieder bringen

ist zwar beliebt, hat aber für den Hund mit Arbeiten und müde werden herzlich wenig zu tun. Spannend könnte es für ihn dann werden, wenn z.B. der Stock geworfen wird, Max erst noch eine Runde Fuß gehen muss und dann den Stock holen darf; wenn der Stock versteckt wird und er ihn suchen muss; wenn er den Stock, den Du in der Hand hattest, aus einem Haufen Stöcke anhand des Geruchs herausfinden muss; wenn zwei Stöcke geworfen werden und er sich einweisen lassen muss; usw.

Bis vor einiger Zeit waren wir noch regelmäßig auf dem Hundeplatz zum Spielen, weil wir unterwegs fast nie auf andere Hunde treffen, bzw. die Besizter keinen Kontakt wünschen.

Ich würde es bei weitem vorziehen, wenn mein Hund sich mit mir beschäftigt statt mit anderen Hunden, die nichtmal zu unserem Rudel gehören. Insofern finde ich es nicht schlimm, wenn solche Spielerunden nicht stattfinden :wink:

Eine große Vermutung ist für mich in der Tat, dass Max deutlich entspannter sein kann, wenn er sich auch auspowern kann, und das gilt insbesondere für seinen Denkapparat. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er nach einem guten Nasentraining (oder was auch immer ihm am meisten liegt) zuhause so müde ist, dass es ihm nichts ausmacht bzw. er sogar zufrieden ist, wenn er in seinem Korb ausruhen kann.

Nächstes Ziel wäre also, herauszufinden, wo er am liebsten gefordert werden will. Das kann beliebig sein - Obedience, Fährtentraining, Dummyarbeit, Mantrailing, Dogdancing, Teile des Trainings von Behindertenbegleithunden, etc.
Für Menschen mag das ein Spiel sein, gerade für Arbeitshunde ist es eine Aufgabe, und sie sind deutlich zufriedender und ausgeglichener, wenn sie eine solche Aufgabe auch haben und wahrnehmen können.

Leicht offtopic und meine ganz persönliche Meinung: ich sehe da eine klare Analogie zwischen Mensch und Hund. Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, gehört für soziale Wesen, die wir nunmal beide sind, zu den destruktivsten Gefühlen überhaupt im Leben.

Im Alltag geht es auch irgendwie ohne, daß das Tier das kann, aber für den Fall der Fälle wäre es halt schon gut, wenn er es könnte.

Klar, dass es zwischen Kindern und Haushalt und Arbeit nicht immer einfach ist, wirkliche Arbeitsphasen für den Hund herauszuholen, zumal das dann auch noch eigene Konzentration fordert. Das Ziel wäre in meinen Augen (nochmal vorausgesetzt, die Unterforderung von Max ist tatsächlich die Ursache seiner Alleinbleibschwierigkeiten), dass Max durch tägliche echte eigene Aufgaben

  • entspannter wird
  • nicht mehr danach lechzen muss, etwas unternehmen zu können, weil er regelmäßig spannende Arbeit bekommt
  • zuhause müde ist und nicht quasi auf Abruf auf der Matte steht

Buchempfehlungen sind an dieser Stelle noch schwer - interessant wäre z.B. schonmal eine Trainingsmethode, um anhand dieser später auf spezifischere Ziele hinarbeiten zu können. Clickertraining ist sicherlich hilfreich - siehe Martin Pietralla’s gleichnamiges Buch. Vielleicht clickerst Du ja auch schon in der Hundeschule?

Meinen Respekt an dieser Stelle nochmal, Familie, Arbeit, Hund und alles, was sonst noch anfällt, unter einen Hut zu bringen.

Gruß,
Anna

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Hallo Ihr Lieben
vielen Dank für die vielen Ideen. und auch wenn wir noch nicht wirklich auf des Pudels Kern gekommen sind, denke ich haben uns einige eurer Beiträge doch wieder ein Stück weitergebracht. Ich denke Christina hat mit einem (klar mit vielem - aber vor allem damit) recht. Ich glaube auch wir sitzen zu nahe dran. Ich kenn Max auch schon seit er 3 Monate war und da er in allem anderen echt ein Traumhund ist, fällt es auch mir als seiner Trainerin schwer es diesmal richtig einzuschätzen. Christina und ich können es uns beide nicht erklären woher diese Alleinsein-Panik kommt aber wir sind beide der Meinung das es eine Mischung aus Panik und „mir ist langweilig“ ist.
Ich finds klasse, dass uns soviele versuchen weiterzuhelfen, und wenn noch jemandem was einfällt, würde ich mich freuen wenn er uns schreibt.

Danke nochmal an alle

Andrea

Nochmal hallo Anna,

ich weiß gar nicht, wie ich nochmal danke sagen kann. Es war wirklich eine große Hilfe, sich mit dir zu unterhalten. Ich habe einige interessante Denkanstösse erhalten, die ich sicher weiterverfolgen werde.

Anfangs war es relativ einfach, Max zu beschäftigen. Nachdem er jetzt die „normalen Standartsachen“ kann (Sitz, Platz, Bleib, usw.) freut er sich sicher genauso wie ich über neue Herausforderungen.

Deine Ideen für den „normalen“ Spaziergang werde ich gleich mal aufgreifen. Auch die Idee mit dem Begleithundetraining find ich nicht schlecht (habe eh schon einige Sachen in unseren Alltag eingebaut; z. B. Halsband nur hinhalten und er muß selber „anziehn“). Irgendwas erschnüffeln schafft er selten, da wäre noch Potential… es sei denn er erweist sich als völlig untalentiert.

Parallel dazu kann ich das Alleinsein nochmal angreifen, wenn er dann echt müde ist und froh seine Ruhe zu haben.

Jetzt aber nochmal danke für deine Mühe!

Christina