Hallo Christina,
ich könnte mir vorstellen, dass Du hiermit
mir ist sooo fad allein und wenn die weg fahren passiert was tolles und ich will mit … mal menschlich ausgedrückt.
gar nicht so unrecht hast.
Lass mich nochmal an ein paar grundlegende Dinge über Deutsche Schäferhunde erinnern:
- gezüchtet hauptsächlich als Arbeitshunde für Polizei und Militär
- vielseitig einsetzbar, Schutzhund, Herdengebrauchshund, Katastrophendienst, Agility, Lawinenhund, Spürhund für Substanzen, Obedience, usw.
- braucht viel Bewegung und Beschäftigung
- geborener Arbeitshund
Zum einen ist es natürlich super, dass Max in dem von Dir geschilderten Tagesablauf immer irgendwie dabei sein kann, auf der Arbeit, bei Erledigungen, usw., das ist wunderbar.
Zum anderen klingt es, als sei Max kolossal unterbeschäftigt.
diesen Spaziergangs versuche ich interessanter zu machen durch Übungen aus der Hundeschule
das ist zwar gut, sollte auch immer wieder frisch gehalten werden, ist aber viel zu wenig Beschäftigung für einen Arbeitshund, wenn ich von den „normalen“ Inhalten einer Hundeschule ausgehe (sitz, platz, komm, bleib, fuß, nein, bring, aus, vielleicht noch sitz+platz aus der Entfernung, o.ä.)
oder durch den Wald laufen oder am Bach entlang
auch diese Abwechslung von Orten ist gut - je seltener Du eine Spaziergangsrunde wiederholst, desto besser. Abwechslung in Spaziergängen allein ist allerdings auch längst nicht ausreichend. Grober Anhaltspunkt für mich ist übrigens: nach Möglichkeit frühestens alle zwei Wochen eine Hunderunde wiederholen.
Stöckchen werfen und wieder bringen
ist zwar beliebt, hat aber für den Hund mit Arbeiten und müde werden herzlich wenig zu tun. Spannend könnte es für ihn dann werden, wenn z.B. der Stock geworfen wird, Max erst noch eine Runde Fuß gehen muss und dann den Stock holen darf; wenn der Stock versteckt wird und er ihn suchen muss; wenn er den Stock, den Du in der Hand hattest, aus einem Haufen Stöcke anhand des Geruchs herausfinden muss; wenn zwei Stöcke geworfen werden und er sich einweisen lassen muss; usw.
Bis vor einiger Zeit waren wir noch regelmäßig auf dem Hundeplatz zum Spielen, weil wir unterwegs fast nie auf andere Hunde treffen, bzw. die Besizter keinen Kontakt wünschen.
Ich würde es bei weitem vorziehen, wenn mein Hund sich mit mir beschäftigt statt mit anderen Hunden, die nichtmal zu unserem Rudel gehören. Insofern finde ich es nicht schlimm, wenn solche Spielerunden nicht stattfinden 
Eine große Vermutung ist für mich in der Tat, dass Max deutlich entspannter sein kann, wenn er sich auch auspowern kann, und das gilt insbesondere für seinen Denkapparat. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass er nach einem guten Nasentraining (oder was auch immer ihm am meisten liegt) zuhause so müde ist, dass es ihm nichts ausmacht bzw. er sogar zufrieden ist, wenn er in seinem Korb ausruhen kann.
Nächstes Ziel wäre also, herauszufinden, wo er am liebsten gefordert werden will. Das kann beliebig sein - Obedience, Fährtentraining, Dummyarbeit, Mantrailing, Dogdancing, Teile des Trainings von Behindertenbegleithunden, etc.
Für Menschen mag das ein Spiel sein, gerade für Arbeitshunde ist es eine Aufgabe, und sie sind deutlich zufriedender und ausgeglichener, wenn sie eine solche Aufgabe auch haben und wahrnehmen können.
Leicht offtopic und meine ganz persönliche Meinung: ich sehe da eine klare Analogie zwischen Mensch und Hund. Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, gehört für soziale Wesen, die wir nunmal beide sind, zu den destruktivsten Gefühlen überhaupt im Leben.
Im Alltag geht es auch irgendwie ohne, daß das Tier das kann, aber für den Fall der Fälle wäre es halt schon gut, wenn er es könnte.
Klar, dass es zwischen Kindern und Haushalt und Arbeit nicht immer einfach ist, wirkliche Arbeitsphasen für den Hund herauszuholen, zumal das dann auch noch eigene Konzentration fordert. Das Ziel wäre in meinen Augen (nochmal vorausgesetzt, die Unterforderung von Max ist tatsächlich die Ursache seiner Alleinbleibschwierigkeiten), dass Max durch tägliche echte eigene Aufgaben
- entspannter wird
- nicht mehr danach lechzen muss, etwas unternehmen zu können, weil er regelmäßig spannende Arbeit bekommt
- zuhause müde ist und nicht quasi auf Abruf auf der Matte steht
Buchempfehlungen sind an dieser Stelle noch schwer - interessant wäre z.B. schonmal eine Trainingsmethode, um anhand dieser später auf spezifischere Ziele hinarbeiten zu können. Clickertraining ist sicherlich hilfreich - siehe Martin Pietralla’s gleichnamiges Buch. Vielleicht clickerst Du ja auch schon in der Hundeschule?
Meinen Respekt an dieser Stelle nochmal, Familie, Arbeit, Hund und alles, was sonst noch anfällt, unter einen Hut zu bringen.
Gruß,
Anna