Hunger und Auswirkung auf Psyche

Hallo,
weiß jmd warum man -bei uns in Bayern sagt man- „grantig“ wird wenn man längere Zeit nichts zu Essen bekommt.
Also dass der Blutzuckerspiegel fällt usw. weiß ich aber hat das evtl. evolutionäre Ursachen:
Meine Theorie dazu wäre folgende:
Wenn unsere Vorfahren auf der Jagd waren und nichts erbeutet haben ging es Ihnen wohl genauso wie uns heute wenn man nichts zu Essen bekommt. Man wird launisch und aggressiv. Die Agressivität lässt sich vielleicht dazu ummünzen den Jagdeifer zu stärken und somit eine höhere Chance auf einen positiven Jagderfolg zu hoffen.
Ich weiß das klingt sehr weit hergeholt, aber ich lasse mich gerne etwas besserem belehren :wink:
Grüsse
Stefan

Wenn unsere Vorfahren auf der Jagd waren und nichts erbeutet
haben ging es Ihnen wohl genauso wie uns heute wenn man nichts
zu Essen bekommt.

Das ist nicht gesagt. Die psychologischen Auswirkungen des Hungers resultieren unter anderem aus der Umstellung des Gehirnstoffwechsels von Kohlenhydraten auf Ketonkörper. Diese Umstellung ist notwendig, weil die Fettreserven des Körpers in Mangelsituationen nur zu einem sehr geringen Teil als Kohlenhydrate freigesetzt werden. Der überwiegende Teil wird in Form von Keton-Körpern freigesetzt. Ein auf Kohlendioxidverbrennung eingestelltes Gehirn kann die Keton-Körper aber nicht sofort verbrennen, sondern es dauert ein paar Tage, bis es seinen Stoffwechsel umgestellt hat. In dieser Zeit funktioniert es nicht richtig und es kommt infolge dessen zu anomalem Verhalten. Nach der Umstellung des Stoffwechsels fühlt man sich normalerweise wieder wesentlich besser.

Da unsere Vorfahren bis zur Erfindung des Ackerbaus hauptsächlich von fettreicher tierischer Nahrung gelebt haben, besteht die Möglichkeit, dass ihr Gehirn im Normalzustand nicht auf die Verbrennung von Kohlenhydraten sondern von Ketonkörpern eingestellt war. In diesem Fall wäre die Umstellung des Stoffwechsels in Mangelsituationen entfallen und mit ihr die psychologischen Folgen des Hungers. Immerhin wäre es nicht gerade von Vorteil gewesen, wenn das Gehirn ausgerechnet in einer Mangelsituation nicht voll auf der Höhe ist.

Hallo,
weiß jmd warum man -bei uns in Bayern sagt man- „grantig“ wird
wenn man längere Zeit nichts zu Essen bekommt.
Also dass der Blutzuckerspiegel fällt usw. weiß ich aber hat
das evtl. evolutionäre Ursachen:

Hallo Stefan: Wenn mangels Nahrung der Blutzuckerspiegel (zu) niedrig ist (Hypoglykämie), wird verstärkt Adrenalin und Noradrenalin ins Blut ausgeschüttet. Dies verstärkt die Agressivität, und soll die Wichtigkeit der Nahrungssuche betonen und deren Erfolg verbessern. Bei einem hohen Adrenalin-Schub (Kampf oder Flucht im Extremfall), wird die Glucose-Zufuhr (unter anderen Organen) zum Hirn so stark vermindert, dass eine Denkblockade resultiert. Deine Theorie/Hypothese ist daher durchaus plausibel. Gruss. Paul

Meine Theorie dazu wäre folgende:
Wenn unsere Vorfahren auf der Jagd waren und nichts erbeutet
haben ging es Ihnen wohl genauso wie uns heute wenn man nichts
zu Essen bekommt. Man wird launisch und aggressiv. Die
Agressivität lässt sich vielleicht dazu ummünzen den Jagdeifer
zu stärken und somit eine höhere Chance auf einen positiven
Jagderfolg zu hoffen.
Ich weiß das klingt sehr weit hergeholt, aber ich lasse mich
gerne etwas besserem belehren :wink:
Grüsse
Stefan

Interessant.Danke für die Antwort.
Sie gehen aber von einer mehrtägigen Umstellung des Gehirnstoffwechsels auf Grund von Mangelsituationen aus.
Wie aber ist es bei kürzeren Zeitabständen?
Also ich persönlich bin schon leicht reizbar wenn zwischen dem Mittagessen und dem Abendessen relativ viel Zeit vergeht (selbst bei einer positiven Grundstimmung bei der es eigentlich keinen Grund gäbe leicht reizbar zu sein…)
Wie ist das zu erklären? (vielleicht doch rein urgeschichtlich…?)

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Ha! Ich wusste es :smile:
Danke für die Antwort.
Das mit der Denkblockade kann ich auch zu 100% bestätigen! Wenn ich gerade so wie jetzt am Lernen bin(ja es ist bereits nach Mitternacht…), kann ich mir die einfachsten Sachen nicht einprägen wenn ich nicht ausreichend, ich sag mal, mit Nahrung versorgt bin. Zudem häufen sich auch die Fehler hier beim Tippen…
Aber danke nochmals für deinen Beitrag
Grüsse

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Also ich persönlich bin schon leicht reizbar wenn zwischen dem
Mittagessen und dem Abendessen relativ viel Zeit vergeht

Das ist ganz gewöhnliche Ungeduld und hat weniger mit dem Hunger zu tun, als mit der Tatsache, dass irgend etwas nicht so läuft, wie gewohnt.

Hallo
Das Wort „grantig“ kenn ich auch in Norddeutschland bzw. Ostwestfalen.
Ich möchte einmal sagen, das es schwierig ist, zu bestimmen, was eigentlich „Hunger“ ist, und der „Hunger“ bzw. besser der Appetit oft stark irrational bestimmt ist.
Gewohnheiten zum Essen und deren Fortführung bzw. Unterbrechung haben bestimmt Einfluss auf die Zufriedenheit.
Man kann zum einen schwach vom Hunger werden. Dann ist jedoch auch schon die Muskelmasse reduziert, und Aggressivität bekommt eine natürliche Bedeutung. Ist dann wohl normal.
Das berühmte „Loch im Bauch“ zählt ebenfalls zu den eher individuell vorkommenden Empfindungen, wie auch die Stärke einer Hungerempfindung und dessen Sinnhaltigkeit.
Der eine ist dick und will immer noch mehr essen, der andere ist dünn und muß aufpassen, das er nicht zu dünn wird, weil er einfach kein Appetit hat.
Ich konnte einmal etwas lesen, wonach die Nachkriegsjahre mit Hungerzeiten dafür verantwortlich gemacht werden können, das viele Leute aus dieser Zeit irrational und bleibend viel essen möchten.
Für viele Menschen stellt es ein Problem dar, nicht zuviel zu essen und sich diesbezüglich zusammenzureissen. Das ist wohl auch das heutige Hauptproblem bei der Ernährung.
Das Hungergefühl ist nach meiner Meinung stark von der Erziehung, von Gewohnheiten und von der genetischen Position abhängig.
MfG
Matthias

Hmmmm… das kann ich nicht so bestätigen, da ich nicht weiß dass es um die und die Uhrzeit was zu essen gibt sondern mich, ich sag mal mit Nicht-essen beschäftige und erst dann wenn der Hunger wirklich groß ist, ich mir was zu essen mache.
Ungeduldig werde ich nur dann wenn ich weiß dass es z.B. um 17Uhr Essen geben sollte, es aber, wegen welchen Umständen auch immer, sich um eine Stunde nach hinten verlagert…

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Hallo Matthias,
danke für deinen Beitrag.Der ist wirklich interessant und gut geschrieben.
An sowas wie Gewohnheiten und Erziehung usw. hatte ich am Anfang gar nicht gedacht…
Ich bin oft dazu geneigt mir Sachverhalte rein evolutionär erklären zu wollen was z.b. den Körper oder die Interaktion mit anderen Menschen betrifft. Das allein reicht aber wohl nicht aus…

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