Hallo Frank!
Dann redest du von Abläufen, sich bewegender Materie.
„Die Bewegung ist die Daseinsweise der Materie“ (Marx)
Zunächst will ich sagen, daß ich dieser These von Marx nicht
einfach so unterschreiben würde. Wenn es dabei um ein
unmittelbares ontologisches „Wissen“ geht, halte ich diese
These für erkenntnistheoretisch naiv und unreflektiert – und
sogar gefährlich/ideologieanfällig, wenn man sich darüber
hinaus vorstellt, die genaue Weise bzw. die Struktur dieser
Bewegungen zu kennen (als eine dialektische Bewegung o.ä.).
Wir haben keinen unmittelbaren Zugang – quasi durch die
Hintertür an unserem Bewußtsein vorbei – zu einer „Materie“,
um dann ihre „wesenhaften“, „an sich“ vollziehenden (z.B.
angeblich kausalen) Bewegungen zu erforschen. Hier ist man
hinter Kant zurückgefallen und treibt eine naive Ontologie –
mein Vorwurf sowohl an Marx als auch an Engels.
Du machst lediglich Aussagen. Kannst du es logisch begründen? Ich finde das reichlich unsinig.
Engels hats im Antoidühring hinreichen mehrfach begründet. Die Unschärferelation belegt es noch, die Physik sowieso. Es ist abstrakt nachvollziehbat. Was soll daran ideologisch sein???
Die Annahme einer Zeit ist nur ein Apriorismus, = Unsinn, nix wissenschaftlichers. Bleibt nur die Bewegung. Kurz: c ist konstant.
Versteht man diese These als eine spekulative Annahme, würde
ich ihr zustimmen. Man sollte jedoch die philosophische
Konsistenz und die Erklärungspotential dieser Annahme mit
Bezug auf unsere Erfahrungskonstitution plausibilisieren.
Archiv meine Auslassung zu „Kant und Erkantnis“ Erfahrung ohne Bewegung ist nicht möglich. Bewegung = Ursache, Erfahrung resultierend daraus.
Die
„Daseinsweise“ der Materie und die „objektive“ Zeit können
hier argumentativ als die unerfahrbaren Voraussetzungen der
Erfahrung figurieren.
Was, bitte, ist objektive Zeit???
Kants transzendenter Zeitbegriff? Zeit a priori? Die ist rein subjektiv.
– Man darf jedoch weder unsere zeitliche
Erfahrung der Naturbewegung noch die wissenschaftliche
Konzeptualisierung bzw. Konstruktion der Natur naiv
ontologisch mit der „wirklichen“ Natur bzw. mit der
„objektiven“ Zeit gleichsetzen.
Ontologisch kriegst du das garnicht hin. Lies dazu ggf. bei mir zu den verschiedenen Formen der Logik.
Ontologie ist ein Teilgebiet der Metaphysik, die ist rein klassische Logik, keine dialektische. Ergo --> Betrachtung von bewegten Prozessen ist damit von vorhinein ausgeschlossen. Dazu brauchst du zwingend Dialektik.
Das unterscchreibe ich und füge hinzu, dass Zukunft und Vergangenheit die beiden :antagonistischen Entwicklungsrichtungen der Gegenwart sind.
Hier geschieht ja gerade, was ich die unzulässige
Hypostasierung der Zeit nenne. Die drei Phasen der Zeit sind
die synthetische Leistung unseres Bewußtseins/Daseins und
können nicht auf diese Weise „objektiv“ erörtert und bestimmt
werden. Ohne unser Zeitbewußtsein gibt es weder die Gegenwart,
noch die Vergangenheit oder die Zukunft – wir haben keinen
unmittelbaren Zugang zu einer „objektiven Zeit“, um sie –
quasi in Absehung von unserem Zeitbewußtsein – zu
charakterisieren. Die Aussage, daß „Zukunft und Vergangenheit
die beiden antagonistischen Entwicklungsrichtungen der
Gegenwart sind“, ist eine naive vorkantische Ontologie.
Da hab ich en andres Verständnis dafür. Du benutzt offensichtlich immernoch Kants transzendenten Zeitbegriff.
(Uhr-)Zeit gibts so nicht als eigenständige Naturgröße. Sie ist nur Wirkung, die Spanne :zwischen zwei Ereignissen.
Gut, aber um die unzulässige Hypostasierung der Zeit zu
vermeiden, reicht es nicht aus, wenn man ihre
„Eigenständigkeit“ bestreitet. „Sie ist nur Wirkung, die
Spanne zwischen zwei Ereignissen“ – woher weißt du es? Die
spekulativ angenommene objektive Zeit, die mit einer –
spekulativ angenommenen – Änderung oder Bewegung gegeben ist,
können wir uns nicht vorstellen.
Mommeln auch nicht. Gibts die deshalb? Ich beschränke mich auf erkennbares. Das schliesst „Spinnerein“ im Vorfeld aus.
Unser Zeitverständnis ist
durch die Erfahrung der drei Zeitphasen bestimmt und es gibt
keinen Weg zu einer „objektiven“ Bestimmung, was die Zeit „an
sich“ ist.
Welche Phasen? Ich lebe ständig nur in der Gegenwart.
Die Ursache/Wirkung Terminologie in deiner
Bestimmung der Zeit indiziert, daß du die
erkenntnistheoretische Grundlage deiner Zeittheorie zu sparsam
reflektierst und deshalb unproblematisch – naiv ontologisch –
von der „objektiven“ Zeit sprichst.
Nein, lediglich von Gleichzeitigkeit. Einen Stern in 1 Mrd ly Entfernung, erkennen wir so, wie er derzeit aussieht. Nicht, wie er vor 1 Mrd Jahren aussah.
Merkst du, das da was anders ist? Ichj hab mir das gut überlegt. Du musst dazu vermutlich noch deinen ganzen Kopf umgraben.
Oder: lies über den Apriorismus im Antidühring.
Deine Referenz auf Marx
läßt mich vermuten, daß dies etwas mit deiner Vorliebe zu den
etwas naiven und im Prinzip vorkantischen und deshalb
dogmatischen Denkversuchen von Marx und Engels zu tun hat.
Aber ich kann mich ja irren.
Naiv schätze ich nur ein, wer noch nichtmal Hegel und Feuerbach verstanden hat und über Marx was sagen will. Vieles geht auf die beiden zurück.
Für Idealisten steht die Logik Kopf. Siehe dialektischer Determinismus. Sie betrachten alles verkehrt herum. Das geht tatsächlich.
Frage: weisst du, was ein dialektischer (qualitativer) Sprung ist?
Kann man den mathematisch darstellen?
auf Antwort hoffend:
Frank