HVB und Unicredito, Übernahme, eine Frage

Hi!

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Artikel aus n-tv.de:

(Zitat)
„…Salvatori machte keine Angaben zu dem Gebot von UniCredito für die zweitgrößte deutsche Bank. Eine Fusion der beiden Banken mit einem Volumen von etwa 16 Mrd. Euro wäre der bislang größte grenzüberschreitende Zusammenschluss zweier Banken in Europa.“

Wie sieht es aktuell kartellrechtlich aus?

Weiter:
„Da UniCredito an der Börse deutlich höher bewertet wird, würde das Zusammengehen auf eine Übernahme der Münchener Großbank hinauslaufen, die gemessen an der Bilanzsumme allerdings deutlich größer ist.“
(Zitat Ende)
(Ausschneitt aus: http://www.n-tv.de/540311.html)

Ist es denn dann nicht ein nachteil für die HVB, wenn sie eigentlich aufrund der Bilanzsumme einen höheren Wert besitzt, einer Übernahme zuzustimmen, die rein auf einer Aktienbewertung basiert?
Dass der Börsenwert eines Unternehmens nicht immer dem reellen Unternehmenswert entspricht, ist ja spätestens seit der .com-Blase nichts neues. Umgekehrt ist so etwas natürlich über eine starke Minderbewertung auch möglich.
Ferner ist ja auch eine (kurzfristige) Einflussnahme der UniCredito auf den Börsenkurs der HVB möglich.

Wird hier die HVB billig verramscht?

Wie bewerten die Banker unter Euch diese Übernahme(absicht)?

Grüße,

Mathias

Hallo Mathias,

Wie sieht es aktuell kartellrechtlich aus?

grundsätzlich: Man kann in Deutschland eine marktungestraft eine marktbeherrschende Stellung haben. Erst wenn das Unternehmen übernommen wird, findet eine kartellrechtliche Prüfung statt, die damit enden wird, daß die marktbeherrschende Stellung beendet wird.

Im konkreten Fall spielt das Kartellrecht nur eine formale Rolle. Der Bankenmarkt ist sowohl in Europa als auch in Deutschland so zersplittert, daß keine Bank über einen Marktanteil von 5% hinauskommt.

Es wird sicherlich eine kurze Prüfung geben, in der möglicherweise für einige Regionen in Bayern festgestellt wird, daß die HVB eine marktbeherrschende Stellung hat, so daß u.U. einige Filialen an einigen Orten verkauft werden müssen. Der gesamte Zusammenschluß wird dadurch aber nicht gefährdet.

Ist es denn dann nicht ein nachteil für die HVB, wenn sie
eigentlich aufrund der Bilanzsumme einen höheren Wert besitzt,
einer Übernahme zuzustimmen, die rein auf einer
Aktienbewertung basiert?

Das wäre höchstens für die Aktinäre ein Problem, die weniger für ihre Aktien bekommen, als sie wert sind. Allerdings spielt bei der Bewertung die Bilanzsumme keine direkte Rolle, sondern die aktuelle und zukünftige Ertragskraft und da sieht es bei der HVB ja nicht so rosig aus (2004 Verlust 2 Mrd.)

Wird hier die HVB billig verramscht?
Wie bewerten die Banker unter Euch diese Übernahme(absicht)?

Ich persönlich bin der Ansicht, daß sich keine ausländische Bank einen Gefallen tut, wenn sie in den deutschen Markt einsteigt - sei es durch eine Neugründung oder durch eine Übernahme. In Deutschland ist für die Banken kein Geld zu verdienen, weil die Konkurrenz einfach zu groß ist. Das mag sich ändern, wenn die Sparkassen nach dem Ende der Gewährträgerhaftung endlich mal risikoadäquate Zinssätze nehmen müssen, aber der Übergangszeitraum wird sicherlich ein paar Jahre betragen. Dennoch wird es dann in Deutschland noch einige tausend Kreditinstitute geben.

Hinzu kommt, daß die HVB meiner unwesentlichen Einschätzung nach immer noch einige Leichen im Keller hat, so daß in einigen Jahren der nächste Katzenjammer auf der Matte steht.

Alles in allem halte ich die Italiener für nicht sehr gut beraten, die HVB zu kaufen, aber es ist ja nicht ihr Geld, das da verballert wird, sondern nur das Vermögen ihrer Aktionäre.

Gruß,
Christian

Korrektur
marktungestraft