HWS-Befund

Hallo,
ich halte hier gerade einen Befund in den Händen, den ich leider nicht verstehe. Vielleicht kann mir jemand dabei helfen ??

Zunächst einmal der Befund :
Steilhaltung sowie linkskovexe Fehlhaltung der HWS mit angedeuter kyphotischer Knickbildung HWK 5/6. Wohl auch rechtskonvexe Skoliose der mittleren BWS. Keine Wirbelkörperhöhenminderung. Unauffälliges knöcherndes Signal. das Bandscheibenfach HWK 5/6 ist verschmälert.
HWK 5/6 : Es stellt sich ein kräftiger links mediolateraler BSV, der den Spinalkanal auch beengt sowie zu einer Recessus- und Foramenstenose führt, dar. Auch leichte Recessusstenose rechts. Das Myelon weist auf dieser Höhe deutliche zentrale Signalalterationen auf. Es dürfte sich in Hinsicht auf den bestehenden BSV und die relative Spinalkanalstenose um eine deutliche Myelopathie handeln. Ein Kontrastmittel-Enhancement findet hier nicht statt. Eine Schrankenstörung kann hier nicht sicher nachgewiesen werden.
BEURTEILUNG :
1.) Kräftiger, relativ breitbasiger links mediolateral betonter BSV HWK 5/6 mit relativer Spinalkanalstenose, Recessusstenose links, geringer rechts, und Foramenstenose links.
2.) Auf dieser Höhe findet sich eine erhebliche Myelopathie, jedoch ohne Schrankenstörung.
3.) Kyphotische Fehlhaltung mit Knick HWK 5/6 und wohl auch rechtskonvexer Skoliose der BWS.

Meine Hauptfragen sind eigentlich, darf man mit diesem Befund (Myelopathie) reiten (schon während der Therapie-Zeit ) ?? Was für Therapie Möglichkeiten gibt es ? Und ist eine Myelopathie reparabel ?

Für jede Hilfe bzw. Antwort dankbar.

Liebe Grüße
Tanni M

Hallo Tanni, du solltest besser fragen: darf man bei einem Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich, der auf die Nervenhülle drückt(Markscheiden, die umhüllen die einzelnen Nervenstränge und die sind irgendwie krank=pathie) reiten?
Wenn du lediglich Krankengymnastik verschrieben bekamst, dann würde ich dort fragen, die kennen den Befund und können meist auch ein bisschen schauen, obs in frage kommt.
Ich persönlich würde sagen, das runterfallen ist das Problem, das ist nie ganz auszuschliessen und bei einer solchen Vorschädigung ist die Querschnittslähmung näher als sonst sowieso.
Auch die Stöße, die durch den ganzen Körper gehen beim Trab zB. sind wahrscheinlich nicht grad förderlich (oder ist das reiten womöglich Schuld am ganzen?).
DIe Myelinschädigung ist wohl noch nicht soweit fortgeschritten, dass eine Schrankenstörung besteht (also eine teilweise Lähmung, ähnlich einem Querschnitt), aber es ist wohl eben schon eine erheliche Stenose (Verengung)des Wirbelkanals zu sehen.
Ich vermute mal langfristig steht dir eine OP bevor und du solltest allenfalls dein Pferd eine Zeit lang an der Leine Gassi führen, sonst rollst du bald nebenher.
Sorry dass ich es so drastisch sagen muss
Gruß Susanne

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Tanni!

Also nach diesem Befund solltest du ja einige Symptome haben:

  • vor allem im linken Unterarmbereich. Handmuskelschwäche, Kribbelmißempfindungen, Abschwächung des Bizepsreflexes sowie Radiusperiostreflexes, einschiessende Schmerzen in den linken Arm, Unterarm, die Hand.
  • merkst du schon eine Steifigkeit in deinen Beinen?

Also, dass du einen Bandscheibenvorfall in Höhe HWS 5/6 (ist sehr häufig) hast, weisst du ja(deine Nerven, die seitlich aus jedem Wirbelkörper austreten, werden komprimiert. Diese nerven innervieren (versorgen, steuern) deine Arm-sowie Handmuskeln. Zusätzlich wird schon direkt, da dein Bandscheibenkörper mittig-seitlich herausgetreten ist, dein Rückenmark beengt, dies kann, auf längere Sicht zu einer Lähmung der Beine, sowie, sollte dies länger bestehen und weiter zunehmen, zu Blasen-Mastdarmstörrungen (Inkontinenz) sowie Potenzstörungen führen.
Hast du schon Probleme mit deiner Stimme? Heiserkeit? Denn auch der Nerv, der deine Stimmbänder steuert, ist schon angegriffen!

Wie alt bist du?
Eon so ausgedehnter Befund ist eher bei älteren Personen anzutreffen.

Therapie:
Je nach Ausgeprägtheit der Symptome (Klinik) noch konservativ mit Schmerzmitteln, evtl. Kortison (ist aber kaum wirksam). Physiotherapie. Sollte es darunter zu keiner Besserung kommen und dein Befund ist erheblich, gerade wegen der Myelopathie (Beschädigung des Rückenmarkes), bleibt lediglich die OP. Dabei wird deine Halswirbelsäule versteift! es wird wieder Platz geschafft für deine Nerven sowie das Rückenmark!

Ich hoffe, ich konnte dir helfen!

Tschüs,

Christian

Eine Myelopathie ist, wenn sie rechtzeitig erkannt wird und behandlungsbedürftig ist (OP!!!), reversibel. Ist das Rückenmark schon länger komprimiert, kann häufig keine vollständige Erholung mehr erreicht werden und die Beschwerden bleiben bestehen (persistieren

Hallo Christian,
zunächst einmal tausend Dank für Deine ausführliche Antwort.
Ich bin 32 Jahre alt, also nicht wirklich älter. Hatte auch niemals (meines Wissens) einen Unfall oder Ähnliches. Habe mein ganzes Leben viel Sport gemacht.
Meine Symptome hast Du sehr gut beschriebn, was den Arm / Hand-Breich angeht. Sprachstörungen und Unbeweglichkeit in den Beinen konnte ich noch nicht feststellen.
Therapie bekomme ich momentan nur Massagen (kann das davon weggehen?). Schmerzen muß ich sagen, habe ich fast keine bzw. nur minimal. Gelegentlich habe ich das Gefühl von Stromschlägen in der Wirbelsäule.
Naja, in knapp 2 Wochen bin ich wieder beim Arzt und lasse mich nicht so leicht abwimmeln.
Meinst Du, reiten schadet dem Genesungsprozess bzw. ist es gefährlich ?
Nocheinmal vielen Dank für Deine Antwort, fühle mich jetzt wenigstens ein wenig schlauer.
Liebe Grüße
Tanni

Hallo Susanne,
vielen Dank für Deine Antwort und auch für die „drastischen Worte“. Manchmal muss man es eben so hören, damit man auch Rücksicht auf seinen Körper nimmt.
Vielen Dank, fühle mich jetzt schon ein wenig schlauer.
LG Tanni

Hallo Tanni,

ich muss mich berichtigen. Du hast keine Stenose des N. recurrens, ist auch dort nicht möglich, sondern des Recessus, einem Teil des Rückenmarkes. Dementsprechend können deine Stimmbänder auch nicht betroffen sein,dito, keine Heiserkeit und Ähnliches.
Jedoch:
Viel gefährlicher sind nicht deine Symptome, die du im Arm/Handbereich hast, sondern deine schon bestehende Myelopathie (Rückenmarksschädigung, noch nicht zentral geschädigt, aber schon beengt). Dieser Befund kann gefährlich werden, wenn er unbehandelt bleibt. Es können zentrale Nervenbahnen im Rückenmark geschädigt werden und dies führt dann, wie schon bei meiner ersten Antwort ausgeführt, zu erheblichen Symptomen, u.a. Blasen- und Mastdarmstörungen.
Mit diesem Befund, der, und das muss ich nochmal sagen, normalerweise erst bei Patienten über dem 50 Lj. gestellt wird, würde ich nicht mehr Reiten, bzw. nur noch langsam. Kein Galoppieren oder Rennen oder gar Springen des Pferdes.
Jetzt muss versucht werden, mit der Physiotherapie sowie medikamentös (Schmerzmittel, z.B. Diclofenac, Ipuprofen; allg. COX1/2-Hemmer) zu helfen. Dies führt jedoch und man muss dabei realistisch sein, nicht bei vielen Patienten zur Remission (Ausheilung bzw. komplettes Verschwinden der Symptome). Da du noch jung bist, scheut man natürlich eine offene Operation, bei dir, mit diesem massiven Prolaps, wird man so lange zuwarten, bis deine Symptome im Arm/Handbereich stärker werden oder aber sogar Symptome hinzukommen, die auf eine Schädigung der Pyramidenbahn (zentrale Nervenbahn, die die Motorik „steuert“, grob verinfacht ausgedrückt, zieht vom Großhirn bis zum unteren Rückenmark) zurückzuführen sind (Steifheit bis Lähmung der Beine, Blasen/Mastdarmstörungen etc.).

Ich wünsche dir ALLES GUTE und das deine Beschwerden zurückgehen und ohne OP auskommst!

Viele Grüße,

Christian

Hallo Christian,
vielen tausend dank für Deine Bemühungen. Endlich redet mal jemand „deutsch“ mit mir.
LG Tanja