Ich bin am Ende- wie halte ich durch?

Liebe/-r Experte/-in,
es fällt mir schwer, mein Problem in Worte zu fassen. Ich bin 51 J. alt, berufstätig, verheiratet und habe eine 16jährige Tochter, die sehr an mir hängt. Mein Mann hat zu unserer Kennenlernzeit mit meiner Hilfe eine Selbstständigkeit aufgebaut. Diese Selbständigkeit ging nach einigen Jahren in Konkurs. Seitdem hat er beruflich nicht mehr Fuß gefasst und ich versuche unsere Familie mit meinem Gehalt durchzubringen. Durch Beruf, Haushalt usw. habe ich wenig Zeit für unsere Tochter. Wir geben mehr Geld aus, als wir haben, dadurch natürlich entsprechende Geldsorgen.Mein Mann bestimmt alles und erzeugt mit seinen wechselnden Stimmungen eine hohe Spannung im Haus. Er trinkt zuviel. Ich bisher auch, werde aber ab heute keinen Alkohol mehr trinken. Mein Wunsch und Ziel ist es, eine frohe, offene, lachende glückliche Familie zu haben, die mit dem auskommt, was sie hat und Spaß miteinander hat. Ich will nicht, dass meine Tochter sich mit irgendeinem Typen einlässt, nur weil ich keine Zeit für sie habe. Ich möchte keine Angst mehr vor meinem Mann haben.Ich möchte meine Energie und meinen Mut wieder haben, damit ich nicht zusammenbreche und weiter alle ernähren kann. Meine Frage: Wie muss ich mich täglich „einstimmen“, um mich von meinem Mann nicht manipulieren zu lassen? Wie kann ich es verhindern, dass er fleißig das Geld ausgibt? Wie schaffen, dass er weniger trinkt? Wie halte ich seine schlimmen Wutausbrüche aus? Ich denke, wenn ich es schaffe, mich wieder ins Lot zu kriegen werden für alle die Probleme leichter lösbar? Danke im Voraus. Iris

Liebe Iris,

mein erster Gedanke war „Was für ein Klischeeproblem“ und ob das nicht eine Testanfrage ist um die „so genannten Experten“ zu prüfen. Aber egal, wie dem auch sei.
Das Problem ist so nicht über das Internet zu lösen, es ist zu vielschichtig. Ich kann dir nur dringend empfehlen vor Ort eine professionelle Hilfe zu suchen, Stichwort „Familientherapie“. Erfahrungsgemäß wird es sehr schwer sein, alle Beteiligten ins Boot zu bekommen. Sprich mit deiner Tochter, erläuter ihr dein Problem, häufig überraschen uns unsere Kinder mit sehr klaren Gedanken. Auf jeden Fall muß sie informiert sein und auch ihre Meinung beachtet werden. Um deinen Mann zu diesem Schritt zu bewegen darf es für ihn nicht so aussehen, dass sich Mutter und Tochter gegen ihn verschworen haben.
Eine Frage hätte ich, über die du nachdenken solltest:
Warum glaubst DU das Problem zu sein obwohl du das Hauptproblem benennst und ist das Hauptproblem beseitigt nur wenn du wieder im „Lot“ bist?
Denke darüber nach was DU willst und sei dabei absolut egoistisch. Was nützt es dir wenn du allen alles recht machen möchtest und für dich keine Kraft mehr übrig bleibt. Fordere dir Unterstützung ein bei der Bewältigung des Haushalts, insbesondere von deinem Mann. Nimm das Steuer über dein Geld in die Hand und laß es nicht los, was heißen soll, zu deinem Geld darf dein Mann keinen Zugang haben. Dein Mann muß unbedingt erkennen, dass sein Einsatz für die Familie wichtig ist, nah zu umumgänglich. Allerdings muß er auch merken das er dir wichtig ist.
Sollte Gewalt eine Rolle spielen gibt es nur einen Weg - Trennung!
Egal welcher Weg, Familientherapie oder Trennung, es wird reichlich Kraft kosten. Darum kann ich dir nur dringend nahelegen eher gestern als morgen noch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bitte! Bitte! Möglicherweise kann dir dein Hausarzt bei der Suche behilflich sein.

GLG faxele

Guten Morgen faxele,

vielen, vielen Dank für Deine Antwort! Ich brauche einfach mal eine objektive Meinung (obwohl ich die Sache ja nur aus meiner Sicht schildere), da meine Familienmitglieder alle eigene Ziele verfolgen und mich entsprechend manipulieren (was ich bisher in dieser Intensität nicht erkannt habe).
Klischee… Ja, ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich in solchen Verhältnissen lande. Aber nun ist es wie es ist.
Ich glaube, dass ich das Problem lösen muss, da meine Tochter es (noch) nicht kann.
Mein Mann will(?) oder kann es auch nicht. Ob der Frust ihn schon so weit runter gezogen hat, oder ob er von seiner Persönlichkeit her so gestrickt ist, weiß ich nicht.
Egoistisch war ich noch nie. Ich mache immer nur für andere. Diese Selbstaufgabe geht bei mir sehr weit. Dieser Schritt, die Experten-Runde anzurufen, ist schon extrem für mich. Soll heißen, ich liege am Boden. Aber ich schließe aus Deiner Antwort, dass ich es so nicht mehr weiter laufen lassen kann. Das größte Problem ist wohl mein Mann. Gewalt? Nun ja, das ist vielschichtig. Trennung? Schwierig? Er würde nicht freiwillig gehen. Und dann kommt wieder mein Gewissen: Wovon soll er leben? Er hat nichts mehr (ausser er hat sich von meinem/unserem Geld etwas zur Seite gelegt, was ich nicht ausschließe, bei den Summen, die vom Konto abgehen). Nun, ich will Dich nicht nerven. Deine Botschaft habe ich verstanden. Jetzt muss ich mir überlegen, wie ich weiter vorgehe. Ich danke Dir sehr, dass Du trotz Deiner Vorbehalte geantwortet hast und wünsche Dir/Euch eine schöne Weihnachtszeit!
Viele liebe Grüße
iris

Liebe Iris.
Vielleicht gelingt es, dass Sie alle zusammen überlegen, was sie ändern können. Dass jeder sagt, was ihn stört, was er gut findet und was er dazu beiträgt, die Situation zu verändern, machen Sie das wöchentlich.
Sie haben einen guten Entschluss gefasst. Suchen Sie sich alle erdenkliche Hilfe, damit Sie unterstützt werden.( AA, Therapeut etc.)
Ihre Tochter belastet es sicher sehr, ihre geliebte Mama so elend und verzagt zu sehen.Sagen Sie sich jeden Morgen „ich bin stark für meine Tochter, ich will ihr ein gutes Vorbild sein.“
Wenn Ihr Mann nicht bereit ist sich zu ändern, dann denken Sie über eine Trennung nach.(Ich meine nicht unbedingt eine Scheidung, wenn Sie ihn noch lieben)Aber es ist sein Leben, er ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich, nicht Sie!!!Sie haben die Verantwortung für Ihr Leben und das Ihrer Tochter, und wenn Ihr Mann Ihnen die Luft zum freien atmen nimmt, dann müssen Sie ihn gehen lassen, damit Ihre Tochter sich entfalten kann in Harmonie und Lachen, wie Sie so schön schreiben.Sie haben es nicht nötig sich von Ihrem Mann klein machen zu lassen, wo ist sein Beitrag für die Familie??Sie schaffen doch den Spagat zwischen Beruf und Familie,seien Sie stolz auf Ihre Leistung!! Reden Sie vor allem mit Ihrer Tochter, was sie braucht und sich wünscht.Schämen Sie sich nicht, Hilfe anzunehmen. Es geht um Ihre Zukunft und vor allem um die, Ihrer Tochter.Bürden Sie Ihr nicht zu viel auf.
Seien Sie umarmt und ich wünsche Ihnen ganz viel Mut und Kraft, jeden Tag neu. raphael