Ich bin ein Gast / Ich bin Gast

Liebe Forumsmitglieder

Ich bin  ein Gast in diesem Land.
oder
Ich bin Gast in diesem Land.

Welche Variante ist richtig und gibt es eine grammatikalische Erklärung dafür?

Vor langem postete  ich  eine ähnliche Frage . Es ging um den folgenden Satz

Ich bin ein Student  /  Ich bin Student

Damals stellte sich heraus, dass " Ich bin Student"  richtig ist. Es habe mit Beruf zu tun und man verwende halt für Berufe ohne „ein“. Aber " Gast " hat nicht mit den Berufen zu tun. Es ist mir nun nicht klar, welche Variante richtig ist.

Danke schön

Hallo Nadja,

Du hast immer so interessante Fragen!

Ich sage: Beides geht. Ich meine, einen ganz feinen Bedeutungsunterschied wahrzunehmen. Wenn ich den noch klarer kriege, melde ich mich nochmal.

Vielleicht so:
Ich bin Gast in diesem Land. drückt eher den (grundsätzlichen) Status des Sprechers aus.

Noch stärker wäre das, wenn Du sagst:Ich bin zu Gast in diesem Land.

„Zu Gast sein“ oder auch „zu Besuch sein“ sind feste Wendungen. Dabei tritt nach meinem Gefühl der substantivische Charakter von „Gast“/ „Besuch“ sehr stark zurück, ähnlich wie bei „zu Hause sein“.

Ich bin ein Gast in diesem Land. ist eine Spur individueller, mehr vom Sprecher her gedacht. Man könnte auch sagen: Ich bin hier ein Fremdkörper. oder Ich bin ein Freund.

Viele Grüße,

Jule

Hallo Nadja

Ich bin ein Student  /  Ich bin Student
Damals stellte sich heraus, dass " Ich bin Student"  richtig ist.

Das kann man so allgemein nicht sagen.

Es habe mit Beruf zu tun und man verwende halt für Berufe ohne „ein“.

Im Prinzip korrekt. Nur: Student ist kein Beruf. Man kann zum Beispiel auch neben dem Beruf an einer Fernuni studieren. In dem Fall würde ich niemals sagen „Ich bin Student“ (höchstens als Spass: „Weisst du das Neueste? Der dodeka ist jetzt Student!“). Ernsthaft wäre hier nur die Variante „Ich bin ein Student“ sinnvoll.

Aber auch generell verleiht das Weglassen des Artikels einer Aussage etwas Definierendes, Apodiktisches. Wenn ich sage „Ich bin Student“, dann sehe ich darin eine klare Rollenzuordnung. Ich sage damit konnotativ so etwas wie „Ich definiere mich als Student“ oder „Ich habe gewisse Rechte/Pflichten, weil ich Student bin“ oder „Ich ordne mich (bewusst) in diese Gruppe ein“ oder ähnliches.

Das Einfügen des unbestimmten Artikels mildert diese Identifikation bzw. Rollenzuweisung etwas ab.

„Ich bin Katholik/Jude/Moslem“ suggeriert auch „Ich nehme die Religion ernst.“

„Ich bin Gewerkschafter“ lässt anklingen „Ich habe Prinzipien“, „Ich setze mich ein für meine soziale Gruppe“.

„Ich bin Gast“ verstehe ich als „Ich definiere mich als Gast“, „Ich erwarte, dass man mich als höflich und zuvorkommend behandelt“, „Ich bin hier nicht zu Hause und mache nur das, was einem Gast zugestanden wird“ oder ähnliches.

„Ich bin ein Gast“ mildert das Strikte dieser Konnotationen ab.

Also langer Rede kurzer Sinn: Es geht beides, kommt auf den beabsichtigten Subtext an.

Liebe Grüsse
dodeka

Hallo,

die Fragen lässt sich nur aus dem Zusammenhang beantworten:

Ich bin Gast in diesem Land. - Ist eine allgemeine, unspezifische Aussage, beispielsweise: Weil ich Gast in diesem Land bin, versuche ich die Sprache zu lernen.

Aber: Bitte verzeiht mir meinen Fehler, aber ich bin nur (ein) Gast in diesem Land und kenne noch nicht alle Sitten und Gebräuche. Bei diesem Satz wäre beides in Ordnung. Durch das „ein“ würdest du eine besondere Betonung setzen.

Bei Student ist dies ähnlich. Ich bin Student, drückt einfach nur aus, was du gerade machst - im Sinne von Beruf. In dem Satz: Ich bin nur ein Student, darum kann ich dies noch nicht, wäre eine bestimmte Begründung.

Hoffe, es hilft etwas,

MfG