Servus, Kai,
es gibt doch (ich kenne es nur aus dem bairischen Raum) eine
sprachliche Form, mit der man aus Höflichkeit versucht, sich
kleiner und weniger bedrohlich erscheinen zu lassen.
sagt er:
„Der Kaminkehrer waar do“, obwohl er durchaus real und schwarz
vor einem steht.
ja, im Bairischen ist der Konjunktiv II auch zur Bezeichnung eines Ist-Zustandes gebräuchlich.
Wenn ich mich recht erinnere, wird diese
grammatische Form als ‚Irrealis‘ bezeichnet. Gibt es da eine
sprachlich/kulturelle Verbindung zu Deinem 'Konjunktiv der
Höflichkeit?
Neben dem bzw. zusätzlich zum Ausdruck der Höflichkeit kann der Konjunktiv II Zurückhaltung, Vorsicht, Unverbindlichkeit und Understatement signalisieren, siehe auch http://www.teachsam.de/deutsch/d_lingu/synt/wort/Ver…
In Deinem Beispiel ist das „waar“ (wäre) wohl als Ausdruck höflicher Bescheidenheit zu interpretieren.
Ein Kommentar dazu aus Ludwig Reiners’ „Stilkunst“ (ISBN-13: 978-3406349850 Buch anschauen):
„… In Süddeutschland ist ohnehin der Konjunktiv noch lebendig. Auf die Frage, wer hier der Wirt sei, antwortet der Bayer: Der Wirt war i (war ist bayrisch wäre); ähnlich an Durscht hätt‘ i scho. Es ist der Konjunktiv der Höflichkeit. Er entspringt der Zurückhaltung, dank deren der Norddeutsche in Bayern auf eine Frage nie das bekommt, was er eine klare Antwort nennt.“
Gruß
Kreszenz