Hallo Philosophen.
Stammt der Satz: „Ich denke, also bin ich“ wirklich von Descartes?
Oder ist er schon vor ihm bekannt gewesen?
Ich danke allen, die antworten im Vorraus.
Gruß,
Jari
Hallo Philosophen.
Stammt der Satz: „Ich denke, also bin ich“ wirklich von Descartes?
Oder ist er schon vor ihm bekannt gewesen?
Ich danke allen, die antworten im Vorraus.
Gruß,
Jari
‚Cogito ergo sum‘ - ‚Je pense donc je suis‘
Hallo, Jarl
‚Cogito ergo sum‘ ist die lateinische Übersetzung von ‚Ich denke, also
bin ich‘, ‚Je pense donc je suis‘. Hergeleitet wurde dieses Theorem von
René Descartes (RENATUS CARTESIUS). Publiziert hat er es 1641 in seinen
‚Meditationes de prima philosophia‘.
Mehr:
http://de.wikipedia.org/wiki/René_Descartes
http://de.wikipedia.org/wiki/Cogito_ergo_sum
Gruss
Rolf
Hallo Jari!
„Cogito, ergo sum“ ist ein methodisch formulierter Schluss, der in diesem Wortlaut tatsächlich auf den Philosophen René Descartes zurückgeht.
Ähnliche Gedankengänge aber finden sich schon weit vor der Zeit Descartes’.
Bereits in den Upanishaden (700-200 v. Chr.) wurde das Leben, die Existenz des Subjekts, als Subjekt betrachtet: „Das Selbst ist die Basis (âçraya) für die Tätigkeit des Beweisens, und mithin ist es auch vor der Tätigkeit des Beweisens ausgemacht […], denn wer es in Abrede stellt, eben dessen eigenes Wesen ist es“.
Ein wichtigerer Vorläufer von Descartes ist aber ohne Zweifel Augustinus mit seinem „Si fallor, sum“.
„Si enim fallor, sum. nam qui non est, utique nec falli potest.“ („Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich jedenfalls auch nicht täuschen.“ De Civitate Dei (Vom Gottesstaat) 11,26).
Übrigens finde ich den Gedankengang mit dem Wort „dubitare“ (zweifeln) gerade für Philosophielaien sehr viel einleuchtender als mit „cogitare“ (denken, überlegen).
Was meint ihr?
Ich hoffe ich konnte ein bisschen weiterhelfen.
Bis dann!
Gruß
Nathan
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Danke
Hallo.
Ich danke nochmals für die Informationen.
Sie haben mir wirklich weiter geholfen.
Gruß,
Jari
Hallo Nathan,
Was meint ihr?
wenn Du schon so fragst, dann bekommst Du auch einen Kommentar zu Deiner guten Antwort …
Ähnliche Gedankengänge aber finden sich schon weit vor der
Zeit Descartes’.
das ist sicher auf der einen Seite richtig, und gerade der Verweis auf Augustinus ein bedeutsamer, aber auf der anderen Seite finde ich, dass der „Kartesische Gedankengang“ und seine hier angefragte Originalität nicht (künstlich) auf das „Cogito ergo sum“ beschränkt werden kann (einen Satz, dessen Wortlaut bestimmt schon mal 217 oder 148 Jahre vor Descartes ein gälischer Bauer bei Kerzenlicht seiner Schwiegermutter ins Ohr geraunzt hat), sondern es geht m.E. eindeutig um die Position/Funktion, die der Satz in Descartes’ Gedankengebäude hat.
Und so betrachtet, finden sich m.E. ähnliche Gedankengänge eben nicht so leicht „weit vor Descartes“, also nicht bei Augustinus, und schon gar nicht in den Upanishaden.
Nur so betrachtet hat die Frage nach der Originalität des „Je pense donc je suis“ m.E. aber überhaupt Sinn.
Übrigens finde ich den Gedankengang mit dem Wort „dubitare“
(zweifeln) gerade für Philosophielaien sehr viel
einleuchtender als mit „cogitare“ (denken, überlegen).
Ja!
Viele Grüße
Franz
Hallo Nathan und Ben,
Übrigens finde ich den Gedankengang mit dem Wort „dubitare“
(zweifeln) gerade für Philosophielaien sehr viel
einleuchtender als mit „cogitare“ (denken, überlegen).Ja!
Mir leuchtet nicht ohne weiteres ein, warum zweifeln hier sehr
viel einleuchtender sein soll als denken.
Könntet ihr das bitte etwas erläutern bzw. begründen.
Gruss
Nescio
Hallo Nescio!
Ich denke einfach, dass der Grund für die Beschäftigung mit der Erkenntnistheorie vorangig der Zweifel an der Existenz war.
Aber genau dieser ZWEIFEL an der Existenz beweist die Existenz.
„Ich zweifle, also bin ich“, will heißen, ich kann an allem zweifeln aber nicht an dem Zweifeln selbst, da das wieder ein Akt des Zweifelns wäre.
Diese Erklärung würde jedem Grundschüler einleuchten, findest du nicht?
Gruß
Nathan
Aber genau dieser ZWEIFEL an der Existenz beweist die
Existenz.
Das tut er natürlich nicht. So verlockend einfach diese Antwort zunächst scheint, so gibt es doch begriffliche Probleme mit ihr.
Zunächst, Descartes Zweifel ist ein methodischer. Eine Fiktion.
Er zweifelt nicht, weil er sich genötigt fühlen würde, weil ihn irgendetwas dazu animierte. Er verhält sich so, als ob (!) er zweifelte.
Der Zirkel liegt schlichtweg darin, dass er (methodisch) zweifelt, nur um am Ende des Gedankenganges das vom Zweifel auszunehmen, woran - seiner Aussage nach - nicht mehr gezweifelt werde kann.
Hier liegt ein Verhältnis der reinen Negation vor, eine Medaille der wechselseitigen Ausschließung: Das Objekt des Zweifelns und das, was nach dem Durchgang durch den Zweifel-Akt übrig bleibt.
Innerhalb dieses Durchgangs nun eliminiert Descartes alles Inhaltliche und das im emphatischen Sinne: Nicht nur alles, woran er jemals gezweifelt hat, sondern alles woran man überhaupt zweifeln KANN.
Der methodische Zweifel luftiert in den unendlichen Höhen der Abstraktion jeglichen Stoffes.
Und genau dort liegt der oft zitierte Hund begraben:
Eine Problemstellung, die ihre Antwort schon kennt und nur gestrickt wird und ihre „Erkenntnis“-Mode nur strickt mit Blick auf diese Antwort, mit Absehung von jeglichem Inhalt, die ist eine rein negativ. Rhetorik, eine Konstruktion, durch deren Hintertür dann das „Sein“ geschmuggelt wird - Platon würde im Grabe rotieren.
Also: Vermöge des methodischen Zweifels kann man gar keine GEWISSHEIT darüber erlangen, dass cogito ergo sum. Das ist eine spontan gewonnene Erkenntnis.
Descartes hat ja später dann eingeräumt, dass das „ergo“ nur ein locker verbindendes sei, eine rhetorische Figur, so gar nicht im Sinne der strengen Schlussfolgerung. Das „sum“ sei im „cogito“ schon mitgedacht.
Das mal nur als Anstoß zum Überdenken einer stur eindimensionalen Interpretation, die sich gar nicht halten lässt, nimmt man Descartes beim Wort.
Zunächst, Descartes Zweifel ist ein methodischer. Eine
Fiktion.
Er zweifelt nicht, weil er sich genötigt fühlen würde, weil
ihn irgendetwas dazu animierte. Er verhält sich so, als ob (!)
er zweifelte.
Der methodische Zweifel ist ein in den ganzen Meditationes de prima Philosophia genutztes Verfahren, das ist schon richtig. Augustinus hat das Verfahren übrigens auch benutzt, um zu seinem „Si fallor, sum“ zu kommen.
Also: Vermöge des methodischen Zweifels kann man gar keine
GEWISSHEIT darüber erlangen, dass cogito ergo sum. Das ist
eine spontan gewonnene Erkenntnis.
Meiner Meinung nach ist die Tatsache, dass die Erkenntnis aus einer Gedankenspielerei gewonnen wurde, keine Evidenz dafür, dass die Erkenntnis falsch ist.
Nur weil Descartes nicht tatsächlich, sondern methodisch die Wirklichkeit in Frage gestellt hat, ist sein Schluss deshalb nicht einfach zu verwerfen.
Wenn ich annehme, eine Herdplatte sei heiß und folgere daraus, dass ich mir die Hand verbrennen würde, wenn ich diese darauf platzierte, dann ist die Aussage wahr, egal ob die Herdplatte heiß ist oder nicht.
Bis dann
Nathan