Ich habe mal eine Frage

Hallo!

Berühmte Kunstwerke werden ja gern gestohlen. Sogar der Mona Lisa und den Kronjuwelen soll das so ergangen sein. Da frage ich mich, was Diebe damit anfangen wollen. Warum sollte jemand, z.B. ein Museum, Geld geben für Dinge, an denen man kein Eigentum erwerden kann? Müsste der Geldgeber nicht damit rechnen, dass die Polizei es beschlagnahmt?

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

die Bilder werden entweder gegen Zahlung eines Lösegeldes wieder an das Museum, aus dem sie entwendet wurden, verkauft oder verschwinden auf Nimmerwiedersehen im Safe eines kriminellen, reichen Sammlers.

Die erste Variante ist bei berühmten Kunstwerken die bei weiten beliebtere.

Gruß

Annie

Hallo Annie!

Vielen Dank für die schnelle Antwort. Ja, das klingt logisch.

Grüße

Andreas

eine schlichte Antwort
Hi,

Berühmte Kunstwerke werden ja gern gestohlen.

Irrtum.
Dabei handelt es sich um einen knochenharten Job für Spezialisten und es wird keineswegs gern gemacht. Es ist - ein Job. Ein äusserst gut bezahlter Job. Das geht nur emotionslos.

Das Kunstwerk, nun sagen wir mal verschwindet und der Versicherung wird ein Deal angeboten. Entweder das Kunstwerk bleibt verschwunden (und die Versicherung muss tief, sehr tief in die Tasche greifen) oder die Versicherung spendet irgendwohin und das Kunstwerk taucht wieder auf.
Das kommt nicht in der Zeitung. Niemand hat ein Interesse daran.
Ein grosser Irrtum (macht sich aber in Holywood-Streifen gut), dass diese Kunstwerke aus laufenden Ausstellungen verschwinden. Sie verschwinden aus dem Lager eines Museums. Und dorthin tauchen sie auch wieder auf.
Es gibt eine kleine aber wirklich gute Sparte von, nun formulieren wir mal, Ermittlern (privatwirtschaftlich), welche sich auf die diskrete Wiederbeschaffung dieser Kunstwerke spezialisiert haben. Diese Deals laufen überwiegend ohne staatliche Ermittlungsorgane (zumal es sich in den meisten Ländern sowieso um Antragsdelikte handelt).

Freundliche Grüsse
(…)

Hallo Ray!

Vielen Dank für die logische, äußert interessante, und sehr ausführliche Antwort. Davon kann ich einiges verwenden, du weißt ja, wofür.

Grüße

Andreas

Hallo,

kennst du den Film „The Freshman“ with Marlon Brando and Matthew Broderick?
Da wird das Thema indirekt behandelt.

Gruß
Elke

Hallo Elke!

Vielen Dank für den Tipp. Ich werde mir den Film ansehen.

Grüße

Andreas

Hallo,

Vielen Dank für den Tipp. Ich werde mir den Film ansehen.

Er ist sehenswert, aber die Mona Lisa ist nur ein Nebensatz - nicht, dass du enttäuscht würdest. Ich habe bei deiner Frage nur gleich daran gedacht.

Gruß
Elke

Viele Produkte/Luxusgüter werden exklusiv in kleiner oder einmaliger Auflage hergestellt. Z.B. ein neuer Sportwagen, der nur 10x hergestellt wird, um reichen Leuten etwas anzubieten, dass nicht jeder hat (und haben kann). Es geht vielleicht um Konkurrenz mit anderen reichen Leuten oder andere Motive (vielleicht auch um simple Befriedigung von Bedürfnissen - je nach Einkommen kauft sich der eine eben einen neuen Fernseher und der andere einen Porsche)

Es gibt natürlich auch Dinge auf der Welt, die auf den ersten Blick nicht käuflich sind (auch ethisch gesehen). Dazu gehören m.E. nach auch Kunstwerke mit Rang und Namen. Bleiben wir bei der Mona Lisa - kein Museum wird dieses Werk an einen Privatsammler verkaufen, der das Bild in seiner Villa stehen hat, wo sie niemand außer ihm sieht (zumindest heute noch nicht - warten wir noch ein paar Jahrzehnte ab) - also lässt er sich das Kunstwerk illegal beschaffen…

Lektüre-Empfehlung
Moin,

sie passt zwar evtl. nicht 100%ig zu Deiner Frage - ich weiß nicht mehr, ob es in dem Buch auch um Diebstahl von Kunst geht. Aber auf jeden Fall geht es um Fälschungen, und das Buch ist köstlich.
Georges Perec: Ein Kunstkabinett. Geschichte eines Gemäldes
Eine recht ausführliche Besprechung findest Du hier:
http://www.zeit.de/1989/46/Die-Kunst-der-Taeuschum?p…
Auch nicht schlecht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Un_Cabinet_d%27amateur
Und noch mehr:
http://www.google.de/search?as_q=Perec++&hl=de&num=1…

Falls Du Französisch kannst: der Originaltitel ist „Un Cabinet d’amateur. Histoire d’un tableau“

Grüße
Pit

P.S.: Du musst dir das Original nicht antun, wenn Dir Französisch schwer fällt. Der Übersetzer (Eugen Helmlé) war ein Genie.

Moin Pit!

Vielen Dank dafür! Klingt vielversprechend. Ist zwar nicht die Art von Büchern, die ich normalerweise lese und schreibe, enthält aber einige interessante Ideen. Ich überlege es mir.

Grüße

Andreas

Huhu!

Du kannst dir auch mal „Stealing Rembrandt - Klauen für Anfänger“ ansehen.
Ein sehr schön gemachter Film, der sich auch diesem Problem widmet.
Er ist eine Mischung aus sehr witzig und sehr traurig.
Und erhellend, wenn man sich mit deiner Frage rumschlägt :smile:

Viele Grüße!
Ph.

Huhu!

Vielen Dank! Werde ich mir auf jeden Fall ansehen.

Grüße

Andreas

Hi,

wenn man diversen Kinofilmen glauben kann, dann gibt es da auch einen Schwarzmarkt für, auf dem Privatpersonen solche gestohlenen Kunstwerke kaufen und zuhause bunkern.

Gruß
Cess

Hi Cess!

wenn man diversen Kinofilmen glauben kann, dann gibt es da
auch einen Schwarzmarkt für, auf dem Privatpersonen solche
gestohlenen Kunstwerke kaufen und zuhause bunkern.

Mag sein. Aber wozu ein Kunstwerk bunkern, wenn man nicht vorhat, es anderen zu zeigen? Sobald jemand es anderen zeigt, spricht sich rum, dass derjenige ein gesetzesuntreuer Mensch ist. Und er muss damit rechnen, dass ihn jemand an die Polizei verrät.

Das ist der Grund, weshalb ich manchmal etwas skeptisch bin, was die Glaubwürdigkeit solcher Filme betrifft. Natürlich ohne diese ernsthaft in Frage stellen zu wollen.

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

Mag sein. Aber wozu ein Kunstwerk bunkern, wenn man nicht
vorhat, es anderen zu zeigen? Sobald jemand es anderen zeigt,
spricht sich rum, dass derjenige ein gesetzesuntreuer Mensch
ist. Und er muss damit rechnen, dass ihn jemand an die Polizei
verrät.

Oha, weit gefehlt, Verehrtester. Ein nicht unerheblicher Teil der fanatischsten Sammler hat nicht im mindesten vor, es anderen zu zeigen. Die Sonnenblumen von van Gogh liegen bis heute im Tresor und die sind noch nicht mal geklaut.

Also ich hätte nicht das leiseste Problem, mich des Abends mit einem guten Weinchen in einen bequemen Sessel zu setzen und zufrieden stiller Einkehr einen kleinen Privatplausch mit meinem Vermeer zu halten. Der Teufel soll mich holen, sollte ich das jemals jemanden zeigen. Das ist meiner.

Wir besuchen oft die Berliner Gemäldegalerie, da hängen zwei von den Schätzchen nebeneinander. Mein Liebling ist die Weinprobe. Die Dame in Pelz hat so einen recht einfältigen Gesichtsausdruck, der mir irgendwie ein wenig aufstößt.

Wenn man ganz nah an die Weinprobe rangeht, quasi mit der Nase drauf, erkennt man, dass jedes einzelne Karo der karierten Tischdecke je nach Lichteinfall (wie bei Vermeer üblich, stets von links schräg nach unten) gleich vier, fünf verschiedene Farben hat. Keine 12Megapixelkamera kriegt das so genau abgebildet.

Und das ist ein ziemlich kleines Bild und die Karos sind winzig, bestenfalls im Millimeterbereich. Ich weiss nicht, wie der das bewerkstelligt hat. Zu Lebzeiten wurde ihm nicht umsonst ein Pakt mit dem Teufel nachgesagt, mindestens aber war er berüchtigt ob seiner überaus langsamen Arbeitsweise, es sind ja nur eine kleine Handvoll seiner Werke überhaupt erhalten (15 insgesamt glaub ich, hehe, und zwei in Berlin *freu*).

Eines glutheißen Sommertages dann standen wir wieder andächtig davor. Es war vollkommen leer, ein normaler Wochentag, wie gesagt, brülleheiss draussen (drinnen aufgrund der alten Meister auf schnucklige 19° runtergekühlt).

Wir waren also absolut allein und unbeobachtet, denn der Museumswärter hielt auf der Holzbank der dem Raum angrenzenden Terrasse draussen leise schnarchend vor geöffnetem Fenster (Keine irgendwie geartete Sicherung, geschweige denn ein Gitter) ein kleines Mittagsschläfchen.

Und der Hammer: Direkt ein Stockwerk tiefer befindet sich der Wirtschaftshof der Gemäldegalerie sowie des angrenzenden Kunstforums und die Wirtschaftshoftore standen aufgrund irgendeiner Lieferung sperrangelweit offen.

Wenn jetzt einer von uns beiden mit einem schnellen, leichten Mopped unten gewartet und der andere mit einem kleinen Bolzenschneider kurzerhand blitzschnell die beiden Stahlseile, an denen die Kunstwerke hängen (höchstwahrscheinlich alarmgesichert wie sonstwas) durchtrennt und das Bild aus dem Fenster geworfen hätte, direkt in die Hände des unten wartenden Komplizen, der dann sofort abgerauscht.

Und der Alarm selbstverständlich sofort ausgelöst worden wäre, die flugs herbeigeeilten Wärter nebst der Herrschaften Gesetzeshüter später aber lediglich eines dann logischerweise nachweislich überführten Diebes (nennen wir ihn der Einfachheit halber die kleine Annie) habhaft würden, ohne Diebesgut.

Annie ist in keinster Weise vorbestraft und möglicherweise würde sie mit einer doch sehr überschaubaren Haftstrafe zu rechnen haben, wenn nicht gar die zu erwartende Strafe gleich auf Bewährung ausgesetzt würde. Kein bewaffneter Raub, keinen Personenschaden, kein Einbruch, keine Gewalt, alles ganz gediegen und elegant.

Sie hätte dann einen Vermeer. Hach.

Irgendwann einmal wäre sie dann in der Lage, das Versteck in einem unbewachten Augenblick aufzusuchen, würde sich in ein bequemes Sofa davor setzen und, passend zum Sujet des Werkes, ein kleines Gläschen Wein in der Hand glücklich und zufrieden vor sich hinlächeln.

Nicht im Traum würde sie auf die Idee kommen, das Bild in roher Kidnappermanier der Gemäldegalerie wie Sauerbier würdelos zum Wiedereinkauf anzubieten.

Und noch viel weniger würde sie dieses herzzerreissend schöne Kunstwerk irgendeinem bekloppten Scheich oder gar einem verbrecherischen russischen Oligarchen in den gierigen Schlund werfen.

Sie würde sich (nebst ihrem Gefährten, dem man leider, obzwar natürlich schwer verdächtig im Visier aller Ermittlungen aber auch gar nichts nachweisen konnte) bis ans Ende ihrer Tage still ihres Sammlerglückes freuen und niemand sonst auf der Welt bekäme von der Sache Wind.

Herzliche Grüße

Annie

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Hallo Annie!

Du hast mich überzeugt. Von dir kann ich was lernen.

Grüße

Andreas