Ich hasse Menschen

Hallo,
Wie es dort oben so steht ich hasse Menschen.
Manchmal mehr und manchmal eben weniger.
Es ist nicht so, dass ich wahllos jemanden hasse ich hasse sie nämlich alle.
Aber einige finde ich ganz okay oder mag sie und ich hatte eigentlich noch keine Probleme damit aber ich hab mir mal überlegt woran das liegt oder ob es einfach so ist wie es ist und das ohne Grund. Ich hatte auch nie irgendwelche schlimmen Erfahrungen mit jemandem gemacht also versteh ich das nicht.
Deshalb wollte ich mal fragen ob jemand von euch das weiß und es mir sagen kann
LG Temari

Hallo,

das ist meist ein pubertärer Zustand. Er resultiert aus der in dieser Zeit ziemlich typischen Annahme, selbst ganz besonders, anders als alle anderen und gerne auch mal komplett unverstanden und ungeliebt zu sein.

Und weil Selbstreflexion unglaublich schwierig und anstrengend ist und zudem gewaltig an dem Bild rütteln könnte, das man eben mühsam von sich zu entwickeln beginnt, verlagert man die negativen Gefühle auf andere Menschen.

Je mehr sie von einem fordern, was man nicht leisten will, je stärker sie einen in Frage stellen und manchmal auch je ähnlicher sie einem selbst sind, desto mehr lehnt man sie ab. Man „hasst“ sie quasi stellvertretend für all das, was der eigenen Selbstgerechtigkeit widerspricht.

Es ist schlicht und ergreifend einfacher, andere abzulehnen, als sich selbst zu hinterfragen.

Solltest du das Pubertätsalter deutlich hinter dir gelassen haben, wäre vielleicht ein Therapeut hilfreich.

Schöne Grüße,
Jule

Könnte normal sein
Guten Tag Temari,

das hat bei mir auch so in deinem Alter angefangen. Mit einer gewissen Aufbewegung zum echten Misanthropen wieder zurück zu einem „wir sind die Dinosaurier von morgen“. Die letzte Wendung kam nach der intensiven Beschäftigung mit dem aktuellen Stand der Evolutionsforschung und dem Eintauchen in die Evolutionspsychologie. D.h. ich bin jetzt der Meinung, wir werden sowieso aussterben, aber wir können nichts dafür. Insoweit habe ich uns verziehen.

Deshalb wollte ich mal fragen ob jemand von euch das weiß und
es mir sagen kann

Ich würde mich zumindest als latent depressiv einschätzen, aber ohne jegliche Suizidgefährdung. In deinem Alter ist so ein „Erkennen der Welt“ und fragen über den eigenen Standort dazu normal. Damals habe ich „Yes Minister“ gesehen und gelesen, was mit im Rückblick zum echten Diskordianer gemacht hat und mir anscheinend die Fähigkeit gibt mit dem alltäglichen Schwachsinn zurecht zu kommen.

„Lachen, wenn’s nicht zum Weinen reicht.“

Fazit: Meine einzige Frage ist nur, ob das für dich eine Richtung ist um die manchmal entstehende Selbstmordgedanken von pubertierenden Jugengendlichen oder ein Randgruppenempfinden zu kompensieren.

Gruß

Stefan

Hallo,
Danke für eure antworten und ja ich hab schon mal an Selbstmord gedacht aber nicht unbedingt darüber es wirklich mal zu beenden sondern nur mit einer Freundin aufgezählt wie man sich umbringen könnte. Nur zum Spaß aus Langeweile.
Und ich denke mit 15 bin ich doch irgendwie mitten in der Pubertät aber es geht mir schon seit längerem so dass ich Menschen hasse das begann etwa in der 2. Klasse glaub ich.

LG Temari

Kategorisierung der anderen von Masse bis Geliebte
Hallo Temari

Wenn man sich die Menschen, denen man in Laufe seines Lebens begegnet, als Schichten einer Pyramide vorstellt, dann gehört das unterste Segment, der fast bis zur Spitze hinaufreichende Sockel, zu jenem Teil der Menschen, mit denen man nichts zu tun haben möchte: Langeweiler und Unsympathen. Natürlich immer aus der eigenen subjektiven Perspektive, die von Mensch zu Mensch verschieden ist. Dies sind die Leute, die man sich zu ignorieren bemüht. Sie sitzen einem in der U-Bahn gegenüber oder sind Kollegen aus anderen „blöden“ Abteilungen. Diese Personen können wir die Masse nennen. Fast jeder, den wir auf den Straßen sehen, zählt zur Masse, manche finden wir auf den ersten Blick schon abstoßend. Ich glaube, es gibt nur wenige wahre Menschenfreunde. Die meisten haben eine geringe Meinung und latent feindliche Gefühle gegen ihre Mitmenschen.

In der Pyramide kommt darüber dann ein schon deutlich kleineres Stück derer, mit denen man gut auskommt, die man aber nicht in der Freizeit trifft. Dies können z.B. Kollegen sein, mit denen man auch scherzt und über Privates plaudert, die man aber nach der Arbeit nicht mehr treffen will. Dies sind die Bekannten.

Die nächste Schicht, schon ganz nah der Spitze, bilden die Menschen, für die man sich interessiert, deren Leben man durch unregelmäßigen Informationsaustausch begleitet, mit denen man gelegentlich auch etwas unternimmt. Ich würde sie als erweiterter Freundeskreis bezeichnen. Ihre Zahl liegt vielleicht zwischen fünf und dreißig. Sie leben oftmals in anderen Städten, sodass man den Kontakt über das Telefon oder E-Mails hält. Oder sie leben in der Nähe, aber man sieht sie nur alle paar Wochen oder Monate. Dann sagt man „Hallo, wie geht’s“ und erzählt sich, was in letzter Zeit passiert ist.
Sollte man in Schwierigkeiten sein oder ein Anliegen haben, ist vom erweiterten Freundeskreis durchaus Hilfe zu erwarten, aber nur, wenn es nicht zu viel Mühe bereitet. Man würde ihn auch nicht mit anspruchsvolleren Aufgaben und Problemen belasten, also den Studienfreund, den man vor zwei Jahren zuletzt gesehen hat und der nun mit seiner Familie in Frankreich wohnt, um ein Darlehen von 10.000 € bitten oder erwarten, dass er mindestens einmal pro Woche anreist, um am Krankenbett zu sitzen.

Jetzt kommen die Freunde im eigentlichen Sinne, derer man vielleicht eine Handvoll hat. Mit ihnen trifft man sich oft, ihre Nähe ist uns Freude, ihnen erzählt man neben den Neuigkeiten auch Einzelheiten über sehr private Vorfälle, mit ihnen teilt man Sorgen und Kummer genauso wie freudige Momente. Ihnen hilft man, ihre Hilfe nimmt man an. Ihnen mutet man auch Anstrengungen zu und nimmt sie für sie auf sich. Sie sind die Menschen, ohne die man wirklich allein auf der Welt wäre, besonders wenn es keine engen Familienbanden gibt. Diese kleine Gruppe schätzt man als unverzichtbar ein, während der erweiterte Freundeskreis eher eine Bereicherung des Lebens als eine Notwendigkeit darstellt. Und nur mit den Freunden setzt man sich ernsthaft auseinander, führt richtige Beziehungen mit ihnen.

Von den Freunden gibt es im glücklichen Fall einen, höchstens zwei, engste Freunde , unter Frauen gerne als „beste Freundin“ bezeichnet. Es gibt einige Dinge, die man nur mit den engsten Freunden teilt. Zumindest empfindet man für die engsten Freunde die stärkste Bindung und die größte Sympathie. Man hat sie so schrecklich gern, dass nichts weniger als Liebe das richtige Wort ist, die Beziehung zu beschreiben.

Schließlich gibt es noch ein bis vielleicht fünf Menschen, in die man sich im Laufe eines Lebens leidenschaftlich verliebt. Mehr nicht. Es sind dies die Geliebten.

Millionen, denen man begegnet, fast niemanden, den man leiden kann, ein paar, mit denen man es aushält, noch weniger, die man mag, ein halbes Dutzend Freunde und einzelne, deren Nähe Lebenssinn wird und deren Verlust lange und intensive Schmerzen und oft auch Narben hinterlässt. So stehen wir den Anderen gegenüber.

Übrigens lassen sich auch Familienmitglieder in dieses Schema einsortieren. Sie rangieren ebenfalls von der Masse bis hin zu den engen Freunden, wenn man Glück hat. Oft ist das Verhältnis zu Familienmitgliedern ambivalent, da Familienbande einerseits verbinden, sogar fesseln, andererseits die Familienmitglieder Personen wie alle anderen sind, die man vielleicht nicht ausstehen kann.

Jetzt kannst du dir überlegen, ob du wirklich aus dem Rahmen fällst und nicht normal bist. Natürlich kannst du auch in Frage stellen, ob das, was ich geschrieben habe, überhaupt stimmt. Vielleicht äußern auch noch andere Forumsteilnehmer ihre Meinung dazu.

Tychi

Hallo,
Find ich toll was du geschrieben hast das meiste stimmt auch, aber das gilt wahrscheinlich für den Durchschnitts Mensch was ich, bekomm ich auch von anderen oft bestätig, nicht bin. Aber das hat mir weiter geholfen und beruhigt mich, dass selbst normale Menschen wahrscheinlich ganz viele andere Menschen hassen. :smile:

LG.
Temari