Hallo,
ich fand tatsächlich besonders schwierig, daß der, der sich aus Eigennutz rücksichtslos verhält, Rücksicht durch die erwartet, gegenüber denen er sich rücksichtslos verhält. Er macht quasi ein gesellschaftliches Thema auf, dessen Opfer er nicht ist, sondern Teil des Problems.
Ich glaube aber, daß das ganz viele Ursachen hat: jeder hatte eine Frau zu Hause sitzen, die Familie und Haushalt im Griff hatte, während der Mann seiner Tätigkeit nachging. Kinder hatten nicht so ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm, sondern wurden nach der Schule und der Mittagsruhe raus auf den dreckigen Spielplatz geschickt. Arbeitszeiten waren großzügiger bemessen, weil es auch bei den Unternehmen nicht auf den letzten Pfennig ankam, weil die Kunden mangels Möglichkeit nicht weltweit Preise vergleichen konnten, und es fehlte natürlich die Konkurrenz aus Osteuropa und Ostasien. Außerdem waren die Straßen nicht so voll, weil nicht unzählige Lieferdienste, Speditionen und Privatautos die Straßen verstopften. Radfahrer gab es in den Innenstädten sowieso nicht und schon mal gleich keine Radwege.
Hinzu kommt natürlich, daß man früher ganz anders zusammenlebte: in der Familie, im Haus, in der Straße. Zudem war man aufgrund des begrenzten Angebotes nicht ganz so dahinter her, sich auf’s i-Tüpfelchen selbst zu verwirklichen. Heute muß ja schon fast jeder eine eigene Partei haben, damit seine Partikularinteressen wirklich ganz genau vertreten sind. Wer weniger an sich denkt, nimmt sich wahrscheinlich auch mehr Zeit, an andere zu denken.
Gruß
C.