Und Du meinst, daß das Problem dann darin liegt, daß nicht jeder einfach da stehen darf, wo er gerade stehen möchte, weil es für ihn am besten ist? Oder liegt das Problem nicht vielmehr darin, daß der Arbeitgeber die Zeit fürs Parken nicht einkalkuliert, ihn nicht mit dem Motorroller oder Fahrrad fahren läßt oder das Problem anderweitig löst?
Die Schlußfolgerung, daß a) Regeln nicht für einzelne Individuen gelten und b) sie zu Lasten Dritter übertreten werden dürfen, ist gefährlich. In vielerlei Hinsicht. Sie gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der auf Regeltreue fußt, und sie gefährdet körperlich. Um es zu veranschaulichen: wir wohnen in einem verkehrsberuhigten Bereich, d.h. Schrittgeschwindigkeit, die man wiederum mit 7 km/h bis max. 10 km/h bzw. als ein einzelnes Amtsgericht auch mit 20 km/h auslegen kann.
Seit fünf Jahren hängt hier in unregelmäßigen Abständen eine Geschwindigkeitsanzeigeanlage, die die gefahrene Geschwindigkeit misst, anzeigt und speichert. Die Auswertungen lasse ich mir von der Stadt schicken, wobei die Geschwindigkeiten in 5 km/h-Blöcken ausgewiesen werden. Gemessen wurden hier in der Spitze zwischen 55 und 60 km/h. Ich sitze seit Jahren an mehreren Tagen pro Woche hier mit Blick auf die Straße und seit einem Jahr praktisch jeden Tag. Wer brettert hier durch? DPD, Amazon, Hermes, GLS. Mache ich das den Fahrern zum Vorwurf? Ja, und zwar auch mehrfach schon von Angesicht zu Angesicht. Aber ich mache den Vorwurf auch den Arbeitgebern und letztlich auch den Kunden (und damit auch mir selbst, nebenbei bemerkt).
Es mag Gründe für die Übertretung der Regeln geben, die durchaus nachvollziehbar sind, aber es bleiben Übertretungen. Und in einem zweiten Schritt: das eine sind die Übertretungen, aber das andere sind die Vorwürfe gegenüber denen, die sich über die Übertretungen beschweren. Das ist dermaßen außerhalb meines Werterahmens, daß es mir schwerfällt, darüber nur den Kopf zu schütteln.