Ich ich ich Haltung in den 60ern und 70ern auch?

Hallo www,

Ich bekomme es, fast täglich, auf der Arbeit mit: Wenn man irgendwo 3 Minuten hält, um etwas auszuladen, wird man vom Fahrradfahrer angemotzt oder man wird angemotzt, weil es nicht schnell genug geht etc…
Im Straßenverkehr guckt jeder nur nach sich selbst und will schnell ans Ziel und alle anderen Nerven quasie.

War das in den 60ern und 70ern auch schon mit dieser ich ich ich Haltung?

Jeder schaut nur dass sich jeder will nur für sich den besten Vorteil haben und kümmert sich nicht um bisschen um die anderen.

Liebe Grüße ingomar.

Dich eingeschlossen, oder warum motzt der Fahrradfahrer? Wohl nur, weil du ihm den Weg blockierst, damit DU es einfacher (oder näher oder was auch immer) beim Ausladen hast.

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Servus,

ein Einschnitt war wohl das Jahr 1968, mit dem sich sehr viele Leute erstmals seit (in D) 1933 überhaupt wieder getraut haben, „ich“ zu denken.

In den Jahrzehnten vorher - schätze Dich glücklich, sie nicht bewusst erlebt zu haben; mir genügt die Erinnerung an diese beklemmenden Weihrauchschwaden, die unter der Adenauerschen Käseglocke jede Lebensäußerung lähmten, auch wenn ich sie nur als kleiner Bub erlebt habe, völlig, um den aktuellen Tendenzen zurück in diese Richtung mit großer Angst zu begegnen - galt ausschließlich, was „sich gehört“, was „die Leute sagen“ usw. usw.

Die Ablösung des rationalen und gesunden Egoismus durch eine idealistische, subjektivistische und völlig unreflektierte Egozentrik folgte dann in den 1970er Jahren. Wenn man ein Datum dafür benennen sollte, setzte ich mal für die BRD vielleicht den 18.02.1972, vielleicht den 25.06.1972, spätestens aber den 18.10.1977.

Schöne Grüße

MM

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Ja, ich stand auf dem Standstreifen, um in einem Haushalt etwas abzugeben. Hat 2 Minuten gedauert es in den Briefkasten zu schmeißen. Ich kann verstehen, dass sich der Fahrradfahrer gestört gefühlt hat, weil ich auf dem Fahrradweg gestanden bin. Auf der anderen Seite ist es ja nicht so, dass ich nie auf Fahrradfahrer Rücksicht nehmen müsste, die mit 20 kmh den Berg hoch fahren und ich, wegen Gegenverkehr, nicht überholen kann. Aber ich motze dann die Leute nicht an, fühle mich schon genervt, aber ich weiß, dass ich nicht allein auf der Welt bin und nehme Rücksicht und akzeptiere die Situation. Wenn jeder jeden im Verkehr der etwas behindert anmotzen würde wo gehen wir dahin.

Hallo,

das sind 2 verschiedene Situationen.
Im ersten Fall stehst Du auf der Fahrradspur, die ausschließlich für Fahrräder gedacht ist, im 2. fahrt ihr beide auf einer Spur, die für Euch beide gedacht ist.
Würdest Du nicht motzen, wenn Du auf der Autobahn einem Radler hinterherfahren müsstest?
Warum stellst Du den Wagen nicht auf der KFZ-Spur ab, da gehört ein KFZ hin. Oder hast Du Sorge, dass die anderen Fahrer motzen?

Gebe Dir nur insofern recht, als heut zu Tage im Verkehr grundsätzlich wenig Toleranz vorhanden ist, sowohl bei Auto- als auch bei Radfahrern. Und es gibt zu viele Radfahrer, denen es an Basiswissen der Verkehrsregeln mangelt. Aber auch zu viele Autofahrer, die die erworbenen Kenntnisse nicht beherzigen.

Gruß,
Paran

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Was denn nun?

Genau das ist der Punkt!

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Gut, das war nur ein Beispiel. Hier im Dorf ist es auch ein Problem, dass viele Leute ihren privaten Müll in öffentliche Mülleimer stopfen oder in den Wald fahren oder an die Grillplätze schmeißen.
Viele lassen ihren Müll auch einfach fallen und fertig.
Auch beim Thema Geld allgemein, fängt ganz oben an bei Politikern, und geht ganz runter bis zu den Hartz 4 Empfängern.
Der denkt auch jeder nur an sich und an seine Vorteile.
Die Politiker erhöhen sich selbst die Diäten und haben noch massig Nebeneinkünfte und denken mit 16k im Monat ist man ja Mittelschicht.
Manche Harzer, ich war selber auch mal
beim Amt, jucken sich nicht über die Nebenkosten und lassen die Heizung laufen und die Fenster offen.
Das juckt auch keinen.
Thema Klimaschutz: Peter Altmaier sagt: wir müssen dies, wir müssen das.
Aber hat er mal abgenommen oder fährt er mit dem Fahrrad zum Büro? Nein, er ist stark übergewichtig und könnte was für den Umweltschutz tun wenn er abnimmt, aber das tut er nicht. Hauptsache ihm geht es gut und die anderen sollen machen.

Wenn man den Fernseher anmacht oder Radio hört dann kommt immer die Parolen wir müssen hier besser werden und die müssen da besser werden aber hauptsache mich betrifft es nicht.
Grüner Strom Umweltschutz blablablabla aber ich will mich nicht verändern. Bzw sollen die anderen erstmal machen und ich schaue mir das an. So hört es sich für mich an und so wird es von der Politik vorgelebt.

Hallo,

das sind jetzt aber ganz andere Themen, sicher wichtig, aber unter dem Eingangspost an der falschen Stelle.
Das solltest Du als eigenes Thema hier einstellen, diskussionswürdig ist es allemal.

Gruß,
Paran

Ich finde das passt auch zu dieser ich ich ich Einstellung, wonach jeder für sich selbst den größten Nutzen aus dem System zieht ohne an andere zu denken.

Also hast Du die Unannehmlichkeit, Dir einen richtigen Parkplatz suchen zu müssen, zur Unannehmlichkeit anderer Menschen gemacht. Das ist asoziales Verhalten.

Die Leute, die sich vor einer Kita auf den Bürgersteig stellten, habe ich auch angemeckert, weil das nämlich dazu führte, daß man als Fußgänger an einer sehr unübersichtlichen Stelle auf die Straße wechseln mußte, nur weil die Mamis und Papis mal ganz dringend im Vorbeifliegen ihre Brut abladen mußten, anstatt sich einen gescheiten Parkplatz zu suchen. Teilweise standen sie sogar quer vor zwei freien Parkplätzen, weil es ja so schneller ging als vernünftig einzuparken.

Dieses asoziale Verhalten, nämlich seine Bequemlichkeit in einen Nachteil anderer Mensch zu transformieren, halte ich für eine sehr bedenkliche Entwicklung und diese kulminiert seit gut einem Jahr in der Epidemie darin, daß die Leute meinen, sich nicht an Regeln und gesundem Menschenverstand orientieren zu müssen, sondern an dem, worauf sie gerade Bock haben.

Auch wenn Dir das jetzt übertrieben vorkommt: an Verhalten wie Deinem können wir erkennen, daß wir als Gesellschaft ganz kurz davor sind, völlig zu scheitern.

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Nicht jeder, aber mit jedem, den man mit so einem Verhalten beobachtet, verliert wieder ein anderer ein bißchen Lust, nicht an sich, sondern auch an andere zu denken.

Deutscher Bundestag - Aufwandsentschädigung für die Abgeordneten des Deutschen Bundestages

Und daraus leitest Du die Schlußfolgerung ab, daß Dein eigenes asoziales Verhalten OK ist?

Nein, ich finde das berechtigt wenn jemand sich stört, das auch auf dem Seitenstreifen/Fahrradstreifen jemand parkt. Das darfst du nicht falsch verstehen. Jedoch finde ich es unerhört dass man angemotzt wird in einer Art das nicht mehr schön ist.
Ich würde mir mehr Rücksichtnahme auf die individuelle Situation eines anderen wünschen. Ich parke ja nicht da nur um die Personen zu ärgern, sondern weil ich was ausliefern muss. Ich habe jeden Tag etwa 80 Stopps, wo ich Sachen ausgeben muss. Und da jedes Mal ein Parkplatz suchen wegen einem Stopp von einer Minute? Eher nicht oder?

Ich kann den Ärger der Person durchaus verstehen. Und ich erwarte auch dass man Rücksicht nimmt auf meine Situation. Auf der anderen Seite nehme ich auch Rücksicht auf schreiende Kinder in der Nachbarschaft auf Leute die ihre musikinstrumente spielen oder die mit einer Musikbox nachts durch Wohngebiet laufen.
Ich habe bis jetzt noch keinen angemotzt wenn einer schwendt am Haus vorbei läuft und seine Musik an hat.
Obwohl mich das ärgert motze ich keinen an.
Das ist einfach höflich und freundlich und nicht wegen jeder Kleinigkeit jeden sofort anmotzen das ist das worum es mir geht verstehst du das?

Unhöflichkeit gegen Rücksichtslosigkeit. Faires Angebot. Vielleicht war das auch schon der zehnte Autofahrer, der nur mal eben irgendwas machen musste, dem der Radfahrer an dem Tag begegnete,

So sieht es mal aus. Selbst die Ausnahme für die Post wurde auf die unmittelbare Umgebung von Briefkästen eingedampft.

Ich fürchte, daß das tatsächlich Dein Ernst ist.

Auf dem Radweg rumzustehen, ist keine Kleinigkeit und kann u.U. sogar gefährliche Situationen verursachen. Wenn bspw. der Radfahrer auf die Straße ausweichen muß, weil Du zu faul bist, Dir einen richtigen Parkplatz zu suchen. Aber das, was Du da schreibst, paßt ja zu dem, was ich oben schrieb: völlige Abwesenheit von Schuldbewußtsein gepaart mit der Erwartung, man möge sein asoziales Verhalten aus Rücksicht auf sein schweres Leben hinnehmen.

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Hallo,
ja, so ist das, leider auch hier - da wird eine grundsätzliche Frage gestellt, dazu ein Beispiel gebracht und „schwupp die wupp“ kommt man in Erklärungsnot und muss sich fortan verteidigen und das zu unrecht, meine ich, denn das Beispiel ist austauschbar, die Grundfrage bleibt aber bestehen.
Nein, weder in den 60er noch in den 70ern waren Rücksichtslosigkeit untereinander nicht so ausgeprägt wie es heute der Fall ist, aber es gab ja auch noch kein Internet und demzufolge keine Foren. Die heute herrschende Rücksichtslosigkeit wird gerne mit der Freiheit des Einzelnen gerechtfertigt, was aber nicht zutrifft, das hat etwas mit Erziehung, Toleranz und vor Leben zu tun.

Gruss
Czauderna

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Hallo,

ich fand tatsächlich besonders schwierig, daß der, der sich aus Eigennutz rücksichtslos verhält, Rücksicht durch die erwartet, gegenüber denen er sich rücksichtslos verhält. Er macht quasi ein gesellschaftliches Thema auf, dessen Opfer er nicht ist, sondern Teil des Problems.

Ich glaube aber, daß das ganz viele Ursachen hat: jeder hatte eine Frau zu Hause sitzen, die Familie und Haushalt im Griff hatte, während der Mann seiner Tätigkeit nachging. Kinder hatten nicht so ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm, sondern wurden nach der Schule und der Mittagsruhe raus auf den dreckigen Spielplatz geschickt. Arbeitszeiten waren großzügiger bemessen, weil es auch bei den Unternehmen nicht auf den letzten Pfennig ankam, weil die Kunden mangels Möglichkeit nicht weltweit Preise vergleichen konnten, und es fehlte natürlich die Konkurrenz aus Osteuropa und Ostasien. Außerdem waren die Straßen nicht so voll, weil nicht unzählige Lieferdienste, Speditionen und Privatautos die Straßen verstopften. Radfahrer gab es in den Innenstädten sowieso nicht und schon mal gleich keine Radwege.

Hinzu kommt natürlich, daß man früher ganz anders zusammenlebte: in der Familie, im Haus, in der Straße. Zudem war man aufgrund des begrenzten Angebotes nicht ganz so dahinter her, sich auf’s i-Tüpfelchen selbst zu verwirklichen. Heute muß ja schon fast jeder eine eigene Partei haben, damit seine Partikularinteressen wirklich ganz genau vertreten sind. Wer weniger an sich denkt, nimmt sich wahrscheinlich auch mehr Zeit, an andere zu denken.

Gruß
C.

Würdest Du es im Gegenzug auch hinnehmen, wenn ich (und Andere) Dich mehrmals am Tag für „eine Minute“ blockieren?
Bedenke auch „eine Minute“ ist für den, der was zu erledigen hat, recht kurz - für den, der wartet, fast eine Ewigkeit.

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Du bezeichnest also einen Paketzusteller als asozial weil er sich nicht bei jeder Paketauslieferung einen richtigen Parkplatz suchen kann…

Der Fragesteller ist kein Paketzusteller. Und das Hauptthema, das ich habe, ist, daß er die anderen zur Rücksichtnahme auffordert, während er selber der ist, der sich rücksichtslos verhält.

Er schreibt, dass er etwa 80 Mal täglich etwas ausliefern muss. Ob es sich dabei um Pakete oder andere Dinge handelt ist nicht relevant. Es ist jedenfalls realitätsfern wenn man sich dafür jedes Mal einen Parkplatz suchen würde weil es dann wahrscheinlich etwa 1000 Mal so lange dauern würde. Ein Mitarbeiter der dies tut würde am ersten Tag seinen Job verlieren.

Du bist doch kapitalistisch eingestellt - wieso beschimpft Du dann auch noch die Leute die unter dem Arbeitsdruck des kapitalistischen Systems leiden müssen und die keine andere Wahl haben als so zu parken, dass andere gestört werden?

Und Du meinst, daß das Problem dann darin liegt, daß nicht jeder einfach da stehen darf, wo er gerade stehen möchte, weil es für ihn am besten ist? Oder liegt das Problem nicht vielmehr darin, daß der Arbeitgeber die Zeit fürs Parken nicht einkalkuliert, ihn nicht mit dem Motorroller oder Fahrrad fahren läßt oder das Problem anderweitig löst?

Die Schlußfolgerung, daß a) Regeln nicht für einzelne Individuen gelten und b) sie zu Lasten Dritter übertreten werden dürfen, ist gefährlich. In vielerlei Hinsicht. Sie gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der auf Regeltreue fußt, und sie gefährdet körperlich. Um es zu veranschaulichen: wir wohnen in einem verkehrsberuhigten Bereich, d.h. Schrittgeschwindigkeit, die man wiederum mit 7 km/h bis max. 10 km/h bzw. als ein einzelnes Amtsgericht auch mit 20 km/h auslegen kann.

Seit fünf Jahren hängt hier in unregelmäßigen Abständen eine Geschwindigkeitsanzeigeanlage, die die gefahrene Geschwindigkeit misst, anzeigt und speichert. Die Auswertungen lasse ich mir von der Stadt schicken, wobei die Geschwindigkeiten in 5 km/h-Blöcken ausgewiesen werden. Gemessen wurden hier in der Spitze zwischen 55 und 60 km/h. Ich sitze seit Jahren an mehreren Tagen pro Woche hier mit Blick auf die Straße und seit einem Jahr praktisch jeden Tag. Wer brettert hier durch? DPD, Amazon, Hermes, GLS. Mache ich das den Fahrern zum Vorwurf? Ja, und zwar auch mehrfach schon von Angesicht zu Angesicht. Aber ich mache den Vorwurf auch den Arbeitgebern und letztlich auch den Kunden (und damit auch mir selbst, nebenbei bemerkt).

Es mag Gründe für die Übertretung der Regeln geben, die durchaus nachvollziehbar sind, aber es bleiben Übertretungen. Und in einem zweiten Schritt: das eine sind die Übertretungen, aber das andere sind die Vorwürfe gegenüber denen, die sich über die Übertretungen beschweren. Das ist dermaßen außerhalb meines Werterahmens, daß es mir schwerfällt, darüber nur den Kopf zu schütteln.

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