Ich ich ich Haltung in den 60ern und 70ern auch?

Hallo,
auch wenn es jetzt direkt mit der eigentlichen Frage nix zu tun hat, aber ich kann die Argumentation in diesem Fall von Desperado schon nachvollziehen. Selbst bei uns auf dem Land, genauer gesagt bei uns in der Straße gibt es solche Probleme - Es handelt sich um eine Einbahnstraße und zugleich als Spielstraße auch Schritttempo. Offenbar bekommen wir Anwohner sehr viel Post und sonstige Lieferungen, jedenfalls, mehrmals am Tage steht irgendwo ein „Lieferfahrzeug“ mitten auf der Straße und es kommt niemand, Fußgänger ausgenommen, daran vorbei. Das Ganze dauert dann, je nachdem, ob der Empfänger zu Hause ist oder nicht, zwischen drei und fünf Minuten, bis die Straße wieder frei ist. Ab und zu wird dann mal gehupt, aber das sind dann immer ortsfremde. Aber wo sollen die Lieferdienste ihr Auto parken, um ihre Ware loszubekommen. Die Arbeitgeber können das nicht berücksichtigen, diese Annahme halte ich für unrealistisch.
Ein anderes Beispiel - „Essen auf Rädern“ - in den Städten ein großes Problem. Wenn das Essen nicht um 12:00 Uhr da ist (etwas übertrieben), dann ist die Beschwerde sicher, und ein "Essensfahrer/in) hat eine tägliche Route mit X-Essen auszuliefern, und das bis in die Wohnung, da ist es genauso unrealistisch, wenn da vorher konsequent nach einem freien Parkplatz gesucht werden muss - da kommt es eben zu diesen „Verstössen“, an deren Verfolgung nun wirklich niemand ernsthaft interessiert sein wird - Ausnahmen bestätigen die Regel :sunglasses:
Gruss
Czauderna

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Hallo,

daß die Gegebenheiten unterschiedlich sind, steht ja außer Frage. Wir haben hier eine Ortsdurchfahrt, die dem überörtlichen Verkehr inkl. sehr vieler LKW dient. Kein Radweg, nur Schutzstreifen. Auf dem Parken gerne Lieferanten für einen Kiosk und zwei Restaurants. 30 Meter weiter ist eine Seitenstraße, an der sich diverse Parkplätze und etwas überflüssigen Raum gibt. Dort parkt keiner der Lieferanten, obwohl der Platz da wäre bzw. man dort nur die Seitenstraße bzw. die Parkplätze blockieren würde. Stattdessen steht man auf dem Schutzstreifen, was dazu führt, daß sich a) der Verkehr staut, weil die Straße dann nicht mehr für zwei sich begegnende Fahrzeuge reicht und b) Radfahrer mitten auf die Straße zwischen LKW und PKW bewegen müssen.

Wenn die Leute im verkehrsberuhigten Bereich mal außerhalb der gekennzeichneten Fläche parken, weil sie eben ein Pakete zustellen wollen, ist das eine Sache, aber die andere Situation ist mindestens behindernd, gefährdet aber auch die Gesundheit anderer Verkehrsteilnehmer.

Andererseits wird sich ja auch oft gar nicht die Mühe gemacht, vorhandenen Parkraum zu nutzen oder die Karre wenigstens dort abzustellen, wo man weniger Leute behindert. Und es ist ja eben nicht nur der eine, der sich hier gerade über die Rücksichtslosigkeit der Leute beschwert, die ihn anmeckern, sondern es sind ja je nach Gegebenheit diverse Lieferanten (siehe oben: Kiosk, Restaurant), die dann mehrfach täglich Radwege, Schutzstreifen oder Fußgängerwege blockieren.

Ich finde schon, daß die Rücksichtslosigkeit und die gleichgültige Bereitschaft, das eigene Problem zu einem Problem anderer Leute zu machen, durchaus den Zustand der Gesellschaft widerspiegeln. Der Zeitdruck als eine der Ursachen gehört durchaus auch zu diesem Themenkomplex.

Gruß
C.

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Hallo,
na, dann wären wir ja wieder bei der Ursprungsfrage - hat sich der Eogismus gegenüber den 60er und 70er Jahren verstärkt , und wenn ja, worin liegen die Gründe ?
Gruss
Czauderna

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Er hat sich nicht verstärkt.

Rückblickend sieht man diese Zeit als die „gute, alte Zeit“, in der alles besser war.

Gruss
Jörg Zabel

Hallo,

dazu schrieb ich ja oben schon etwas - gesellschaftlich-allgemein und im Straßenverkehr:

Das ist natürlich nicht abschließend/erschöpfend, aber m.E. gab es seinerzeit noch einen anderen, stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt und nicht jeder war so darauf fixiert, sich zu verwirklichen, vor allem seinen Interessen nachzugehen. Vielleicht auch, weil die Möglichkeiten nicht so groß waren wie heute, sein Leben so zu stricken, wie man selber das gerne hätte. Und man war auch nicht so sehr damit beschäftigt, Zeit einzusparen, damit man mehr davon hat, um sie mit Belanglosigkeiten zu vertrödeln.

Diese ständige Mobilität (wer hatte in den 60ern und 70ern schon ein Auto je volljährigem Familienmitglied), die ständige Erreichbarkeit, aber auch die Möglichkeit, unterwegs alles zu erledigen, anstatt einfach mal auf den Bus zu warten oder in ihm zu sitzen, vermittelt - glaube ich - vielen die Illusion, alles müsse immer ganz schnell und effizient sein und im Zweifel sofort verfügbar. Hinzu kommt, daß praktisch alles individuell gestaltet bzw. ausgewählt werden kann: Autos, Handyhüllen, T-Shirts, Teller, Reisen, Häuser - bis hin zum "Fernseh"programm. Biste nicht individuell, biste konform, rückständig, gehst in der Masse unter.

Wenn das Individuum so in den Vordergrund gestellt wird, muß man sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft dann zunehmend in den Hintergrund tritt.

Gruß
C.

Genau das ist es. Du hast aber nicht dem Arbeitgeber asoziales Verhalten vorgeworfen sondern dem Mitarbeiter - der genau dieses Verhalten an den Tag legen muss um nicht sofort gekündigt zu werden.

Das ist genau so als wenn man den Altenpflegern vorwirft sich zu wenig Zeit für die Pflege zu nehmen während man es als gegeben hinnimmt dass man in diesen Berufen so wenig verdient und so schlechte Arbeitsbedingungen hat, dass zu wenig Menschen diesen Beruf anstreben.

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Richtig. Er macht sein Problem zum Problem anderer Leute. Das ist asozial. Und als Sahnehäubchen fordert er von denen, die er mit seinem Problem belastet, ein, daß sie nachsichtiger sein sollten.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Doch, dazu gibt es sehr viel zu sagen. Z. B. zu Deiner Einstellung. Du scheinst nicht verstehen zu wollen, dass die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zu derartigem Verhalten nötigen und die Verantwortung dafür nicht beim Mitarbeiter liegt.

Man sieht natürlich nur das Verhalten der ausführenden Mitarbeiter die in der Hierarchie meist ganz unten stehen und die für die Firmenpolitik nichts können.

Was sollte denn ein Paketbote oder anderweitiger Lieferdienstmitarbeiter tun? Soll er nur dort parken wo es erlaubt ist? Dann verliert er seinen Job, das Arbeitsamt streicht ihm wahrscheinlich die Bezüge weil er seinen Job aufgrund von Arbeitsverweigerung verloren hat.

Legal wäre es, wenn ein Mitarbeiter im Auto verbleibt und ein anderer kurz aussteigt um die Pakete zu besorgen. Wenn der Fahrer das Fahrzeug nicht verläßt und der andere Mitarbeiter nicht länger als 3 Minuten braucht ist es erlaubtes halten und nicht unerlaubtes parken. In der Praxis steht das Lieferauto genauso im Weg aber dadurch wäre es legal. Ziemlich sinnlos - oder?

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Moin,

Nicht ganz, denn https://www.anwalt-suchservice.de/rechtstipps/halten_und_parken_wo_und_wann_ist_es_erlaubt_23873.html

Was ist der Unterschied zwischen “Halten” und “Parken”?

Als “Halten” bezeichnet man eine kurze freiwillige Unterbrechung der Fahrt. Freiwillig bedeutet, dass diese nicht durch die Verkehrslage, Schilder, Ampeln oder Polizisten verursacht wird. Wer in einem Stau oder vor einer roten Ampel anhält, “hält” also nicht, sondern wartet. Auch, wer wegen einer Panne nicht weiter fahren kann, “hält” nicht, sondern bleibt liegen. Das Halten darf bis zu drei Minuten dauern. Dabei darf sich der Fahrer nicht so weit vom Auto entfernen, dass er nicht sofort wieder einsteigen und losfahren könnte.
Wer mehr als drei Minuten lang anhält, parkt. Auch wer sein Fahrzeug verlässt und so weit weggeht, dass er nicht mehr jederzeit wieder einsteigen und weiterfahren kann, parkt.

Der Begriff „jederzeit“ ist dabei der Kasus Knacktus, aber es muss kein Fahrer im Fahrzeug verleiben.

Wobei wir aus meiner Sicht als Kunden Täter und Oper gleichermaßen sind, denn der Anbieter, der seine Versandkosten minimiert, gewinnt. Ob das Kundschaft honorieren würde, wenn die Versandkosten höher lägen, aber die Fahrer dadurch entspannter ausliefern würden, kann ich nicht beurteilen, Ich vermute aber, nein, sie würde es nicht.

-Luno

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Tatsache ist, daß er da nicht stehen darf und sein Problem zu einem Problem anderer Leute macht macht, die dadurch behindert oder gar gefährdet werden. Und das Sahnehäubchen darauf ist, daß er sich darüber beschwert, daß die Menschen nicht mehr Rücksicht auf ihn nehmen. Deswegen eine Diskussion über die Rücksichtslosigkeit bzw. den Egoismus heute und damals anzutreten, ist schon irgendwie amüsant.

Ja, völlig sinnlos, weil es dann billiger wäre, keinen Platzhalter fürs Nichtstun zu bezahlen, sondern ihn für die Parkplatzsuche.

Genau das schrieb ich oben. Man darf über die Folgen der ganzen Bestellerei - ganz unabhängig von der geschilderten Problematik - gelegentlich tatsächlich mal nachdenken.

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Tatsache ist auch, dass er keine andere Wahl hat. Was würdest Du denn tun, wenn Du aus diversen Gründen auf einen Job als Paketlieferant angewiesen bist und diesen nur ausführen kannst wenn Du illegal parkst?

Wenn man Deiner Denkweise folgt ist auch der einfache Fußsoldat für Kriege und Genozide verantwortlich anstatt der Machthaber die ihn erschießen lassen wenn er die Befehle nicht befolgt.

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Doch, hat er. Auf der Straße parken, wo er keine Radfahrer behindert.

Der Vergleich ist so daneben, daß ich ihn gar nicht erst kommentiere.

Gut, dass Du das für jeden der 80 Stopps die er am Tag machen muss einschätzen kannst.

Ich frage mich, ob Du wirklich so eine Denkweise hast oder aus anderen Gründen die Verantwortung bei den unteren Hierarchieebenen suchst.

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Ich kann vor allem einschätzen, daß er das nicht macht, weil er sonst zehnmal am Tag eine Faust aufs Auge und fünfmal am Tag ein Gesprächsangebot von der Polizei bekommt. Und das ist genau der Punkt: er parkt auf dem Radweg, weil das niemanden interessiert außer den Radfahrern.

Um es klar zu sagen: ich habe keine Lösung für sein Problem, aber seine Lösung, sein Problem zu einem Problem anderer Leute zu machen und sich dann zu beschweren, daß die sich beschweren, ist keine sozial adäquate und auch keine rechtlich richtige Lösung.

Es ist nicht sein Problem sondern es ist ein politisches Problem. Würde das Ordnungsamt durchgreifen und dem Fahrzeughalter (also dem Lieferservice) für jeden Parkverstoß täglich summiert mehrere tausend Euro abknöpfen würde der Lieferservice das Problem lösen, z. B. indem es zum Standard wird, dass Pakete zu Packstationen geliefert werden. Wer es unbedingt vor der Haustüre empfangen will bezahlt dann eben extra für einen Fahrradkurier.

Die Politik hat sich aber entschieden die permanenten Parkverstöße für Lieferdienste zu ignorieren und damit ein Rechtssystem zu schaffen, in welchem nicht jeder gleich ist - das durfte ich z. B. erfahren als ich etwas schweres in einen Anhänger geladen habe und eine Strafe bekam weil ich das Auto deshalb unerlaubt für rund eine Minute parkte.

Wenn Dich die permanenten Parkverstöße sowie der Fakt, dass vor dem Gesetz nicht jeder gleich ist stören, wende Dich also an die Politik und nicht an die Menschen die nur das ausführen wozu sie gezwungen werden.

Ich wende mich an niemanden. ER hat die Frechheit besessen, sich darüber zu beklagen, daß sich Leute, die er behindert, bei ihm beklagen.

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Zurecht - weil er der falsche Ansprechpartner ist. Nicht nur Du sondern jeder andere der sich daran stört sollte sich an die zuständigen Ämter bzw. die darüber entscheidenden Politiker wenden.

Hallo,
jetzt beruhigt Euch wieder - so eine Diskussion hätte es in den 60er und 70er Jahren nicht gegeben, weil es da auch diese Probleme noch nicht gab. Ich bin Jahrgang 1953 und habe die 60er und 70er logischerweise erlebt und wiederhole mich gerne - dieser Egoismus, der heute herrscht und schon im Kindergarten anfängt, den gab es damals in dieser Form nicht und das wird sich auch nicht wieder ändern, eher verschlimmern.
Gruss
Czauderna

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Du bekommst es echt nicht hin, oder?

Hallo Guenter,

Natürlich hat es diese Probleme immer schon gegeben. Was sich geändert hat, ist - wie man hier sieht - dass jeder Furz ausufernd in den Medien diskutiert wird, so dass man den Eindruck hat, dass es heute viel mehr Fürze gab als früher. Es hat aber immer die gleichen Menschen gegeben und wird es auch weiterhin geben. Innerhalb einer oder zwei Generationen ändert sich die Menschheit nicht. Egoismus gehört zu unserem (überlebenswichtigen) Genpool und das war natürlich schon immer so und wird auch so bleiben.
Auf der anderen Seite sind wir Menschen soziale Wesen und auf Kooperation und gegenseitige Hilfe angewiesen. Sichtbar z.B. an der überaus großen Hilfsbereitschaft bei der letzten Flutkatastrophe im Westen unserer Republik und sichtbar an den kleinen Nachbarschaftshilfen, denen wir täglich begegnen, aber nicht weiter registrieren.

Dass es uns so vorkommt, als würden solche Diskussionen zunehmen liegt - wie gesagt - daran, dass wir sie früher nicht wahrgenommen haben bzw. nicht wahrnehmen konnten. Die Psychologie kennt das Phänomen als Verfügbarkeitsheuristik. Wir können halt nicht anders und fallen immer wieder drauf rein.

Gruß PF
(„Ich will Spaß, ich geb Gas“ ist auch schon bald zwei Generationen alt und nicht von heute)

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