Hallo die Expertenrunde
Meine Freundin hatte heute einen Termin bei der Hauptschullehrerin weil ihr Sohn (11) immer sagt „ich kann das nicht“. Er probiert es nicht, sondern sagt es und macht diese Übung einfach nicht.
Ich kenne ihn nun seit über 3 Jahren. Das Problem begann glaube ich in der öffentlichen Grundschule. Die ersten zwei Jahre gab es keine Noten. Wer in der Klasse schlimm war, mußte von der Lehrerin aus auf den Gang gehen, wo die Kinder spielen durften. Am Gang gab es jede Menge Spielzeug für die Kinder. Der junge Mann war täglich schlimm, zeitweise weigerte er sich Tagelang die Klasse zu betreten. Die vier Jahre ging er in den Hort der bei der Volksschule integriert war. Dort waren die Probleme die gleichen. Vor allem schafften es die zuständigen Betreuerinnen nicht das Kind zu integrieren. Es fühlte sich dort immer als Einzelkämpfer gegen die anderen Kinder und auch Betreuer.
Als ich ihn vor drei Jahren kennen lernte, begann ich mit ihm jede Woche mehrere Unternehmungen zu machen. Bevorzugt Kinderveranstaltungen wo auch andere Kinder sind. Seit drei Jahren ist es das gleiche: Es braucht 1-2 Stunden vor jedem Ausflug die er schreit, dass er nicht mit will. Der wirkliche Grund ist, dass er Angst vor dem Versagen hat. Selbst wenn es der Besuch des Kindermuseums ist. Bevor er damals mit der Schule schwimmen lernte, ging ich mit ihm schwimmen damit er es lernt. Dort wollte er dann dennoch nicht schwimmen gehen. Vor dem Schikurs ging ich mit ihm Schifahren. Als ich mit ihm einmal Sommerrodelbahn fahren wollte, stemmte er sich Stundenlang dagegen. In die Rodel wollte er auch nicht einsteigen. Die gemeinsame Fahrt machte ihm dann viel Spass. Ein paar Monate später war es dann wieder das gleiche obwohl er schon die Erfahrung hatte, dass es Spass macht.
Beim Eislaufen hatte ich ihn in den drei Jahren so weit gebracht, dass es ihm Spass machte (weil er glaubte gut Schlittschuhlaufen zu können). Doch seit dem er mit seiner Schulklasse war und sah dass andere Kinder schneller eislaufen können will er nicht mehr auf das Eis gehen. Er sagt er kann es nicht, er will es nicht. Das war letztes Wochenende so weit, dass er schreiend auf mich einboxte nachdem ich ihm sagte, dass es nur einen Punsch gibt, wenn wir auch Eislaufen.
Vor 3 Jahren sagte er, dass er es nicht kann. Da ich da immer darauf sagte, dass das nichts macht und wir es desshalb üben, sagt er jetzt immer nur mehr „er hat keine Lust“.
Wegen dem geht er seit knapp über einem Jahr in therapeutische Behandlung.
Mit dem Schulwechsel vor einem halben Jahr schickten wir ihn nicht mehr in den Hort. Meine Freundin lernt nun zu Hause mit ihm den ganzen Schulstoff ein paar Tage vorher damit er zu Hause rumschreit dass er das nicht kann / nicht will und nicht mehr in der Schule schreit. Das ganze ist natürlich auch keine perfekte Lösung, auch weil seine Mama nicht immer weiß was genau sie als nächstes durchnehmen werden. Ich habe mich mit ihm in einem Turnverein angemeldet und gehe mit ihm turnen damit er hier für die Schule ein bisschen Übung bekommt.
Tja und heute war meine Freundin in die Schule zitiert worden. Wegen dem „ich kann das nicht / ich will das nicht machen“. Die Lehrerin meinte, wenn wir ihn jetzt nicht dazu zwingen etwas zu machen, wird das in den nächsten Jahren nur noch schlimmer. Seine Therapeutin meint, wir sollen so viel wie möglich mit ihm unternehmen aber ihn nicht durch eine Belohnung zum mitmachen verlocken sollen weil er steht für die Belohnung alle qualen durch.
Schön langsam frage ich mich ob dieses „zwingen“ wirklich Sinn macht. Viel unternehmen ist schön und gut, nur das geht auch nur wenn wir ihn dazu „zwingen“. Zwingen in dem Sinne dass es für den Tag keinen Fernseher, keinen PC gibt, es nur eine Ausrede gibt nicht mitzumachen das ist die dass er Müde ist und wenn er das ist, dann muß er sich jetzt hin legen. Nur auf Dauer zwingen? Und es geht jetzt schon seit drei Jahren leider zu oft so…
Was würdet ihr machen?